Liebe Sammelfreunde
glücklicherweise wurde der folgende Artikel in den aktuellen "Preussenstudien 125 März 2011" der Bundesarbeitsgemeinschaft Preussen veröffentlicht.
Da er von mir persönlich stammt gebe ich diesen es geändert erstmal komplett wieder:
K2- Stempel
Als Heimatsammler interessieren mich alle verwendeten Stempel bis Ende 1867. Herr Walter Freye versuchte diese schon alle zu typisieren. Diese Arbeit wurde anschließend weitestgehend von dem inzwischen aufgelösten „Verein für Postgeschichte Sachsen-Anhalt“ weitergeführt.
Der K2 – Stempel ohne Jahresangabe, löste den sogenannten Fingerhutstempel ab. Registriert habe ich bisher als frühsten Verwendungszeitpunkt den 17.05.1838 und als spätesten den 02.12.1864. Der Einsatz erfolgte scheinbar auch nicht durchgehend, da selbst noch im Jahre 1840 der Fingerhutstempel nachgewiesen werden kann.
K2 – Stempel mit Jahreszahl kann ich ab dem 01.08.1863 bis 10.07.1867 nachweisen. Scheinbar abrupt wurden alle K2 – Stempel Mitte bis Ende Juli 1867 durch den grossen K1 – Stempel ersetzt, nachweisbar ab 08.08.1867.
Ursprüngliche K2 – Typen ohne Jahreszahl nach W. Freye + Verein für Postgeschichte Sachsen-Anhalt (*1)
.........................................a..........b........c........d.........e........f.........g........h
Aussendurchmesser in mm.........25,5.....26,0.....27,0....27,5
Innendurchmesser in mm..........14,5.....15,0.....15,5.....16,0.....16,5....16,75...17,0
Bogenmaß Ortsnamen in °.........160......175......180......185......190......195.....200....210
Buchstabenhöhe in mm.............3,0.......3,5
Weitere Unterscheidungen:
M gerader Anstrich / schräger Anstrich
R gerader Auslauf / geschwungener Auslauf
Da theoretisch jeder Wert mit jedem kombiniert werden kann, erhält man eine sehr große Zahl. Da es die Multiplikation der einzelnen Unterteilungen ist, ergibt sich folgende Rechnung:
4 (Aussendurchmesser) * 7 (Innendurchmesser) * 8 (Bogenmass) * 2 (Buchstabenhöhe) * 2 („M“ gerade / schrägen Anstrich) * 2 („R“ gerade + ungerader Auslauf) = 1792 möglicher Stempel.
Ursprüngliche K2 – Typen mit Jahreszahl nach W. Freye + Verein für Postgeschichte Sachsen-Anhalt (*2)
Type I - kleine Jahreszahl
Type II – große Jahreszahl
................Aussen- : Innendurchmesser.............Type..........Zusätzliche Angaben
a...................25,5 : 14,5...............................I..............Tages-, Monatszahl ohne Punkt
b...................26,5 : 14,5...............................I..............Tages-, Monatszahl mit Punkt
c...................26,0 : 15,0...............................I..............Hinter Jahreszahl einen Punkt
d...................26,6 : 14,0...............................II.............Schmales U
e...................25,5 : 15,0...............................II.............Schmales U, alle Zahlen ohne Punkt
f....................26,5 : 15,0..............................I...............Alle Zahlen ohne Punkt
g...................26,5 : 14,5...............................I
h...................27,0 : 15,0...............................II.............Mit Trennstrich Tag/Monat
i....................26,5 : 15,5...............................I..............Jahreszahl weitstehend
k...................25,0 : 15,0...............................I
Weitere Unterscheidungen:
Bogenmaß des Ortsnamen:...............a.............. b.............. c.............. d.............. e
...............................................160°..........165°..........175°..........180°..........185°
Bei den Stempel mit Jahreszahl erfolgte die Typisierung in zwei Grundtypen, welche sich auf die Größe des Jahreseinsatzes bezog. Die weitere Unterteilung erfolgte über Aussendurchmesser : Innendurchmesser (10 Werte) und dem Bogenmaß des Ortsnamens (5 Werte).
Hier ergeben sich insgesamt 50 mögliche Kombinationen, so dass insgesamt 1842 K2 - Stempel theoretisch existieren können.
Dies ist recht kompliziert und birgt etliche Fehlerquellen, wozu in erster Linie die unsaubere Abstempelung zählt. Es kommen viele verschmierte und verkantete, aber auch unvollständige Abschläge vor. Dies führt zwangsläufig zu Messfehlern und somit zu „falschen“ Zuordnungen. Desweiteren ist davon auszugehen, dass es eine Vielzahl der möglichen Kombinationen von Stempeleigenschaften einfach nicht gibt.
Festgestellt habe ich, dass Stempel mit gleichem Innen- und Aussendurchmesser immer dann deckungsgleich waren, wenn es sich um die gleiche Stundenangabe handelt. Dies trifft bisher ausnahmslos für alle Stempel ohne Jahresangabe zu. Bei den Stempeln mit Jahresangabe trifft dies ebenfalls zu, jedoch gibt es hier eine einzige Ausnahme. Somit kann bei allen diesen Stempel, von der Ausnahme abgesehen, von Stundenstempeln ausgegangen werden.
Alle K2 - Stempel mit einem „N“ in der Stundenangabe sind unabhängig der Stundenangabe bisher deckungsgleich und somit kann es sich um keinen Stundenstempel mehr handeln.
Bei den Stundenstempeln gibt es insgesamt 13 verschiedene Stundenangaben. Die bisher gefundenen verschiedenen Typen je Stundenangabe schwanken stark.
Herr A. Schmidt aus H. vermutete dies schon vor Jahren. In der DBZ 20/1996 veröffentlichte er dazu einen Artikel, dass damalige Manuskript sandte er mir zu und somit kann seine Aussage als bestätigt angesehen werden. (*3)
In die Auswertung sind ca 270 Stempel eingeflossen. Selbstverständlich kann dies somit noch nicht vollständig sein. Relativ sicher bin ich mir, dass einige Stempel noch nicht erfasst worden.
In der Tabelle 1 sind alle bisher gefundenen Stundenstempel in der Reihenfolge der Stundenangabe.
Nachfolgend versuchte ich folgende Antworten zu finden:
Können Stempelserien dargestellt werden?
In der Überlegung, dass bei der Herstellung einer solchen Serie Parallelen existieren müssen, wie z.B. ähnliche Größen, Schrift usw. stieß ich auf die nun folgenden Stempel:
Alle diese Stempel weisen die gleiche Anordnung der Stecktypen von Tag und Monat auf. Allgemein befinden diese sich in der Mitte des Innenkreises. In dieser eventuellen Serie jedoch in den oberen 2/3. Alle 13 Stundenangaben habe ich bisher noch nicht gefunden. Ähnliches gilt für die zweite Serie.Bei den Serien ist es so, dass diese scheinbar nicht gleichzeitig als „ganzes“ verwendet wurden. Tabelle 2
Wurden gleiche Stempelgeräte sowohl ohne als auch mit Jahreszahl verwendet ?
Diese Frage kann eindeutig mit ja beantwortet werden. Bisher konnte ich dies für 4 Stempel feststellen Tabelle 3
Die Ausnahme von der Regel
Der Stempel mit den Zusatz „N“ in der Stundenangabe taucht erstmalig für die Zeit 8–9 und 9–10 auf. Für beide Stundenangaben ist eine Verwendung ab 1863 möglich. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann es zu jeder Stunde einen oder mehrere entsprechende Stundeneinsätze gegeben haben. Bisher habe ich auch nur eine Type festgestellt. Tabelle 4
Weitere Anmerkungen
Die Typenbezeichung ist von mir erstmal „willkürlich“ gewählt. Alle Angaben sind als vorläufig zu betrachten. Ich habe versucht, immer den besten Abschlag zu nehmen, was leider nicht immer „klappte“, da nur einmal vorhanden. Bei der Bemassung habe ich auch auf das Bogenmass des Ortsnamen verzichtet, da er für die Zuordnung ohne Belang ist.
Folgende Angaben habe ich in der Ausstellung genommen:
Aussendurchmesser – Innendurchmesser – Höhe des Buchstaben „E“ jeweils in mm Angabe
Frühster und spätester Abschlag (ohne beim Jahr die „18“ davorzusetzen)
Verwendungszeiten der einzelnen Stempel
Bisher habe ich auf eine Trennung von Fahr- und Briefpost verzichtet. Möglicherweise kann davon ausgegangen werden, dass gleichzeitig zwei „Tagessätze“ verwendet wurden, also einer im Postamt und einer in der Packkammer. Dies ist aus heutiger Sicht mir noch nicht möglich eindeutig zu beantworten. Weiterhin ist feststellbar, dass einzelne Typen mit Unterbrechungen verwendet wurden, also nicht über den gesamten Zeitraum. Tabelle 5 an zwei Beispielen
Ziel ist es für jeden Monat/Jahr, getrennt nach Brief- und Fahrpost ein Aufstellung zu erarbeiten.
Zur weiteren Erforschung aller Magdeburger Stempel bis Ende 1867 bitte ich um Zusendungen von Scans an meine E-Mail-Adresse. Auch Kopien sind gern gesehen. Ich bitte beim einscannen um 300 DPI und als JPG (JPEG) Dateien abspeichern. Die Kompressionsrate sollte 90 Prozent betragen. Weiterhin ist die Datierung wichtig. Bei Brief-Hüllen oder unklarem Datum, bitte ich dies zu berücksichtigen, auch „schlechte“ Abschläge gehören dazu.
Quellenangaben:
*1 Mitteilungen Zur Postgeschichte Sachsen-Anhalts Heft Nr 4 von 1991
*2 Mitteilungen Zur Postgeschichte Sachsen-Anhalts Heft Nr 8 von 1992
*3 Manuskript von A. Schmidt
Mit freundlichem Sammlergruss
Ulf