Hilfe bei Taxierungen verzweifelt gesucht!

  • Hallo!

    Diese Briefhülle bereitet mir schon seit einiger Zeit Kopfzerbrechen. Wer hilft mir?

    Aufgrund des Wasserzeichens lässt sich das gute Stück auf die 1780er Jahre datieren.
    Der Brief ging nach Helmstedt, was zu dieser Zeit wohl braunschweigisch war. T&T arbeitete hier wohl auch neben der Landespost!?
    Den Absender verorte ich im kurkölnischen Raum, wo auch T&T die Post besorgte. Es gab aber auch nach 1722 preußische Stationen auf dem Gebiet, daher habe ich diese Anfrage hier bei Preußen eingestellt. Falls Kurköln stimmt, sollte der Brief mindestens 300 km hinter sich gebracht haben, bevor er seinen Empfänger erreichte.
    Wer kann mir bei den Taxierungen "5" bzw. "20" (gestrichen) und "21" helfen? Kann meine Absendertheorie stimmen?

    Danke!

  • Hallo,

    ich lese "von Herten" - wenn es 5 waren, können Gutegroschen oder Batzen gemeint sein. Herten bis Helmstedt waren ca. 270 km Luftlinie, Wegstrecke ca. 340 km damals.

    Der Faktor Ggr. und Batzen zu Kreuzer war 4 zu 1, also könnten 4 Ggr. 20 Kreuzer gewesen sein, wenn man damals (wann genau?) so dort rechnete. Aber das müsste ich im Janssen nachschauen - mit Katze auf dem Bauch nicht so leicht machbar. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Abend,
    nach Morsleben; Empfängerin war Adlige;

    An Der Frau von Veltheim Hochwohlgenbohren Gnaden
    zu Mohrsleben
    über Helmstedt
    frey

    Mehr kann ich dir leider nicht helfen. LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

    Einmal editiert, zuletzt von Filigrana (11. September 2017 um 05:55)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo uie4,

    auch wenn ich im Moment noch keine Taxen liefern kann, helfen vlt. folgende Angaben die ich einem Post-Lexicon von 1756 entnahm:
    Morsleben wird nicht erwähnt, hatte sicherlich keien eigene Postanstalt.
    Helmstedt hatte ein fürstl. braunschweigisches Postamt und Postcurse nach Braunschweig und Magdeburg.
    Vermutlich ging der Brief über Braunschweig. Von hier gab es 1x wöchentlich einen Kurs über Hildesheim, Paderborn, Münster, Unna und Düsseldorf nach Köln.
    Die Entfernung von Braunschweig nach Köln betrug 42 Meilen, nach Unna (wenn der Brief aus Herten bei Recklinghausen stammt) 31 Meilen.
    Wenn Herten der Abgangsort war, wäre natürlich die brandenburgische Post zunächst mal zuständig gewesen. Da müsste ich dann mal schauen ...

    Gruß
    Michael


  • Hallo Michael und an Euch alle,

    ich denke, jetzt wird es spannend. Danke für die Beiträge bis hierher.

    Herten sollte es eigentlich als Abgangsort nach der bisher diskutierten Literatur nicht geben. Herten wird lediglich als königlich-preußische Extrapoststation genannt.
    Allerdings ist ein Eintrag im Kasseler Hof- und Adreßkalender des Jahres 1770 aufgetaucht wie folgt: Ordinäre Fahrpost von Kassel nach Maastricht über Paderborn, Lippstadt, Hamm, Lünen, Herten, Duisburg, etc...
    Die Strecke lässt sich auch noch an verschiedenen Stellen in den 1780er/1790er Jahren nachweisen, bevor sie zu Napoleons Zeiten erstirbt. Unter anderem erwähnt Wilhelm von Humboldt die Strecke, die er 1788 und 1789 bereist hat!

    Und jetzt gibt es diese Briefhülle "von Herten". Meine Idee war herauszufinden, ob diese wirklich aus Herten stammen könnte, in dem wir die Richtigkeit der Taxierung für die Strecke Herten - Helmstedt nachweisen.
    Daran scheitere ich allerdings, daher der Thread. Die "5" könnten auch Stüber sein, was "20" Pfennigen entsprechen würde, wenn ich richtig liege. Oder auch Gutegroschen!?

    @ Bayern klassisch: Was ist der "Janssen"?

    Danke und liebe Grüße
    Jens

    Einmal editiert, zuletzt von uie4 (12. September 2017 um 12:02)

  • Laut dem Casseler Hof- und Adresskalender war die Entfernung zwischen Herten und Paderborn 14 Meilen. Im Internet habe ich die Strecke Paderborn über Holzminden nach Braunschweig mit 20 Meilen gefunden. Das macht insgesamt 34 Meilen und dann noch 4 Meilen nach Helmstedt, also vielleicht 38 Meilen.
    Hat jemand eine Idee, was der Brief an Porto hätte kosten können? Wo gibt es dazu weitere Informationen?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Jens,

    leider habe ich in meinen Unterlagen nichts zu dem in Frage kommenden Postkurs gefunden. Von der reinen Entfernung (ca. 38 Meilen) würden 5 gute Groschen passen, diese Taxe finde ich für solche Entfernungen auf anderen Kursen.
    Als Währung würde ich gute Groschen annehmen.

    Gruß
    Michael

  • Liebe Freunde,

    hier eine Neuerwerbung für meine Heimatsammlung. Da ich die meisten roten Stempel vor 1808 registiert habe, stelle ich ihn hier ein.

    Briefe in die Nachbarorte von Kleve sind in der Zeit der napoleonischen Besetzung nicht gerade häufig. Hier beschäftigt mich die Taxe: 2 Decimen für die kurze Strecke nach Xanten sind klar (einfacher Brief bis 50 km 2 Déc.). Aber was bedeutet die 5? Solch eine doppelte Taxierung habe ich noch nicht gesehen.

    Ich habe bei Wikipedia gefunden, daß die 5 vermutlich für Stüber (Stuiver) stand. Es war zu der Zeit eine im Raum Kleve übliche Münze.

    Stüber – Wikipedia
    de.wikipedia.org

    Dieter