Hallo kilke,
sehr schön, dass Du diesen prominenten und beliebten PF nicht nur mehrfach, sondern auch auf datierbarem Brief zeigen kannst - das kann ich nicht!
Besitze nur die beiden hier gezeigten Einzelmarken, wobei ich den Eindruck habe, dass zwischen deren Druck sicherlich ein Zeitraum von mindestens 1 - 2 Jahren gelegen haben dürfte. Die dunkelblaue weist ein deutlich detaillierteres Druckbild auf, auch der Fleck links oben ist (fast) noch nicht zusehen. Und die Druckfarbe im mittleren, kräftigen Blaubereich deutet auf einen Druck in 1858, vielleicht noch 1859 hin. Demgegenüber zeigt die zweite Marke mit oMR 325 - so wie die meisten Deiner losen Exemplare - klare Merkmale der Sem'schen Platte 5: milchig-hellblaue Druckfarbe, deutlicher Fleck links oben, allgemein unklareres Druckbild wie von bereits länger benutzten Klischees. Das würde auch zum datierten Brief aus dem Jan. 1860 passen.
Wie Du m.E. ganz richtig sagst, kann es technisch nicht möglich sein, den selben PF sowohl auf Platte 4 wie auch auf Pl. 5 vorliegen zu haben (wenn man mal den exotischen Fall eines Austauschstöckels mit genau diesem PF aussen vor lässt).
Da die allermeisten Merkmale der hier gezeigten Marken mit dem PF auf die Vogel'sche 2IIIb bzw. Sem'sche Pl. 5 hinweisen - eben auch der vor allem dafür charakteristische Typ 2, der zu Beginn der 60er Jahre die Sem'sche Pl. 5 dominiert - gehe ich davon aus, dass der PF nicht der 2IV zugeordnet werden kann. Interessant wäre jetzt ein möglichst früher datierbarer Brief mit diesem PF.
Denke, es ist jetzt an der Zeit, mal näher auf die 2IV einzugehen. Bei Sem wird die 2IV ja bereits ab Mai 1856 katalogisiert, wobei wir kürzlich diskutiert hatten, ob das Erscheinungsdatum der neuen, über eine neu hergestellte Matrize erzeugten Druckstöckel eher auf Aug/Sept. 1856 verlegt werden sollte. Aber selbst dann halte ich es für äusserst zweifelhaft, dass es sich dabei wirklich um die 4. Platte, wie sie v.a. in 1859 überwiegend zum Einsatz kam, gehandelt haben kann. Zum einen gibt es Unterschiede im Markenbild (die Frühdrucke aus 1856 haben sehr spitze Ecken und sind in aller Regel in einem intensiven, kräftigen leuchtenden Blauton gehalten), und zum andern fehlt gerade aus 1857 und 1858 die Masse an Belegen mit derartig detailliert und präzise gezeichneten Marken, wie es das erst ab Winter 1858/59 wieder gibt. Und warum sollte eine Platte über wenigstens 4 Jahre sporadisch "perfekte" Druckbilder und dazwischen wieder abgenutzte liefern, abgesehen davon, dass keine der MiNr 2-Platten so lange im Gebrauch war...
Halte daher die von Vogel als 2IIIa bezeichnete für eine von der 2IV (auch nach Sem) zu unterscheidende Platte. Das klare Druckbild der 2IIIa, wie es im Herbst/Winter 1856 noch belegbar ist, weicht schnell farbübersättigten dunkelblauen Marken aus 1857/58, bei denen eben keine feine Schraffur der Rauten mehr erkennbar ist, stattdessen aber eine naturgemäss fortschreitende Abnutzung der Klischees (stärker ausgeprägter Fleck, Verkleinerung bzw. Ausbleiben der Raute unter der linken unteren 3).
Meinen bislang frühesten und für mich plattierungsmässig gesicherten Beleg einer 2IV zeige ich hier: Brief aus Türkheim nach Augsburg in der 5. Gewichtsstufe, vom 7. März 1859. Bei Vogel wird bereits Okt. 1858 als Beginn der Druckzeit (Verwendungszeit?) angegeben, was ich so nicht bestätigen kann. Daher mein Aufruf: wer kann datierbare Briefe mit der 2IV aus dem Zeitraum Okt. 1858 - Feb. 1859 zeigen?
Das absolut präzise und klare Druckbild mit allen Feinheiten der Zeichnung und Ornamente, sowie mehr oder weniger spitzen, z.T. etwas abgeschrägten Ecken muss ich hier nicht nochmals betonen. Interessant noch die Feststellung, dass von meinen 17 datierbaren 2IV-Briefen gerade mal 4 den Typ 2 (mit der Raute verbundene 3 im linken oberen Wertkästchen) aufweisen, während in der Literatur zu lesen ist, dass dieser Typ "häufig" bei 2IV (2IIIb sowieso) auftritt.
In einem nachfolgenden posting zeige ich weitere 2IV-Briefe mit kleinen Besonderheiten...