MiNr. 2 - 3 Kr. blau - Druck und Plattierung

  • Hallo heku49,

    die Marke mit dem offenen MR "32" vom Bahnhof in Bamberg ist von Platte 3. Verwendungszeit ca. 1857/1858.

    Die Marke mit dem geschlossenen MR ist von Platte 2b gedruckt. Verwendungszeit ca. 1853.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • die von Dir im post 654 eingestellten Marken sind meiner Ansicht nach von Platte 4. Weil es auch Marken von Platte 4 mit spitzen Ecken gibt, ist eine Zuordnung zu Platte 4 oder Platte 5 schwierig, wenn die Marken keine plattentypischen Farben zeigen.

    Hallo kilke,
    dass es bei Platte 4 Marken mit vier spitzen Ecken gibt, steht ausser Frage. Aber die Farbgebung als alleiniges bzw. massgebliches Entscheidungskriterium für die Zuordnung zu Pl. 4 bzw. Pl. 5 zu verwenden, halte ich für nicht ausreichend. Die Farbe war über den Druck der Mi.Nr. 2 hinweg starken Schwankungen unterworfen, und sogar über einzelne Auflagen innerhalb derselben Plattenzusammenstellung gab es deutliche Farbunterschiede, wie später am Beispiel der ominösen „mausgrauen“ Variante zu sehen sein wird.
    Meiner Meinung nach muss neben der Ausprägung der Ecken unbedingt das gesamte Druckbild mit seinen Feinheiten oder eben deren Verschleiss zur Plattierung herangezogen werden. Marken von einer späten Platte 4, gedruckt von Klischees, die fast 2 Jahre ihren Dienst verrichtet haben, weisen sicher deutlichere Abnutzungserscheinungen auf als solche, die von frischen Stöckeln der neuen Platte 5 gedruckt wurden. Die Marken meiner beiden im post #654 gezeigten Briefe weisen nicht nur 4 rechtwinklig-spitze Ecken auf (was für Platte 4 eher ungewöhnlich ist, da hier häufig eine oder mehrere Ecken abgestumpft bzw. nach aussen gezogen sind), sondern zeigen auch keinen bzw. einen nur ganz schwach ausgeprägten Fleck links oben im zentralen Quadrat, ein Zeichen für wenig benutzte Klischees.
    Ich zeige hier einen Brief aus Bruchmühlbach nach Dürkheim vom 27.10.1860, mit einer Marke von Platte 4 (mit PF XIX „weisser Fleck rechts oben neben dem Kopf der grossen 3“), bei der der Fleck deutlich sichtbar ist. Zusammen mit der abgestumpften Ecke rechts oben ein klares Indiz für eine späte Platte 4.
    Daneben ein Brief aus Schweinfurt nach Hildburghausen vom 23.8.1860. Die Marke in auffälligem Grau, wie es für Briefe im Herbst/Winter 1860 mehrfach belegt ist. Auch hier 4 rechtwinklig-spitze Ecken und kein Fleck links oben im grossen Quadrat. Also eine frühe Platte 5, oder eine verfärbte und spätverwendete Platte 4? Ich tendiere zu Platte 5…
    Was ich sagen will: die Abgrenzung von Marken von Platte 4 und Pl. 5 ist manchmal schwer bis unmöglich, gerade bei losen Einzelmarken. Hat man jedoch datierbare Briefe und macht sich die Kenntnis über zum Verwendungszeitpunkt mehr oder weniger abgenutzte Klischees zunutze, so kann man aufgrund der Eckenausprägung, des Druckbildes mit seinen Details und natürlich auch der Farbe eine einigermassen brauchbare Plattenzuordnung treffen.
    Jedenfalls bin ich der Meinung, dass es sich bei den in post #654 gezeigten Marken um Drucke der Platte 5 handelt. Da ich eine wie auch immer geartete Verfärbung der Marke des Schweinfurt-Briefs (chemische Manipulation?) nicht ausschliessen kann, will ich diesen – mit dem erstaunlichen Frühdatum 23.8.1860 für Platte 5 – mal aussen vor lassen.
    Abschliessende Bitte: wenn Du die gezeigten Briefe nicht für Platte 5 hältst, dann zeig doch bitte mal Deine frühesten datierbaren Pl. 5-Belege, möglichst mit Begründung für die Plattierung und worin der Unterschied zu meinen liegt.

  • Hallo mikrokern,

    das zur Plattierung auch das Druckbild beachtet werden sollte, das ist mir auch schon aufgefallen.

    Wenn von uns zwei Marken mal nicht der selben Platte zugeteilt werden, dann ist das nicht weiter verwunderlich, ist doch die Plattierung

    der 3 Kreuzer blau oft nicht einfach. Wäre es anders, dann gäbe es keine 3 unterschiedlichen Platteneinteilungen von Herrn Sem, Herrn Vogel

    und die Einteilung hier im Forum.

    Die klarsten und saubersten Druckbilder von Marken der Platte 5 kenne ich auf Marken in graublauer Farbnuance. Eine Marke hat ahli47 im post 659

    gezeigt, eine andere Marke wurde von mir im post 434 eingestellt. Beide Marken stelle ich noch einmal zur Anschauung hier ein. Möglicherweise, vielleicht,

    eventuell sind die Erstdrucke von Platte 5 in graublauer Farbnuance. Alle mir bekannten Briefe mit Marken in Graublau sind von August 1860 bis Anfang 1861.

    Das ist die frühe Verwendungszeit von Platte 5. Ich zeige auch noch einmal den schon im post 434 gezeigten Brief mit einem Oberrandstück von Platte 5.

    Obwohl das Verwendungsjahr aus dem Briefinhalt nicht hervorgeht, ist der Brief mit hoher Wahrscheinlichkeit vom 18.8.1860.

    Gruss kilke

  • Hallo Sammlerfreunde,

    im Gegensatz zu Marken von Platte 4 sind auf Marken von Platte 5 nur wenige Plattenfehler vorhanden.

    Der auffälligste PF ist die gebrochene rechte Randlinie (Sem PF 4, siehe post 197). Dieser PF ist auf der rechten Bogenhälfte, Position 12 zu finden.

    Eine Abbildung vom kompletten Doppelbogen ist im Katalog der 102.Corinphila-Auktion.

    Der Sem PF 5 "Keil im linken oberen Wertziffernquadrat" ist ebenfalls auf der Platte 5 vorhanden. Dieser PF ist allerdings nicht auf dem Doppelbogen zu finden.

    Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass das Stöckel mit PF "Keil" ausgetauscht wurde. Ich zeige diesen PF auf 4 Marken von Platte 5, davon eine Marke

    auf Brief vom 20.März 1861. Laut Sem soll dieser PF auch auf der Mi.9, 3 Kreuzer rot vorhanden sein. Das ist so nicht richtig!!

    Auf der 3 Kreuzer rot findet sich zwar auch ein PF "Keil im linken oberen Wertziffernquadrat", aber dieser PF ist nicht identisch mit dem PF "Keil"

    auf der 3 Kreuzer blau von Platte 5. Es sind nicht die gleichen Stöckel. Der PF "Keil" kommt auf der 3 Kreuzer blau, Type 2 vor, auf der 3 Kreuzer rot auf einer Type 1.

    Den Brief vom 7.4.1866 mit 3 Kreuzer rot und PF "Keil im linken oberen Wertziffernquadrat" ist im thread der 3 Kr. rot eingestellt.

    Gruss kilke

  • Hallo kilke,
    hier sind wir wieder einer Meinung - die beiden "Keil"-Plattenfehler stammen bei MiNr 2 (Platte 5) bzw. MiNr 9 von verschiedenen Klischees. Es handelt sich lediglich um ähnliche Plattenfehler, die aber nichts miteinander zu tun haben.
    Bei 2II5 ist über dem Keil eine gleichmässig dünne blaue Linie zu sehen, während auf MiNr 9 ein sich nach rechts verbreiternder, dicker roter Zwischenraum zu erkennen ist.
    Mangels Anzahl an Einzelmarken kann ich den PF nur auf einer einzigen losen Pl. 5 zeigen, immerhin mit besserem gMR 400 aus Pleinfeld.

  • Hallo,
    zeige hier ein ganz hübsches Briefchen mit einem Paar der Platte 2a von Fürth nach Schrobenhausen vom 24. Sep. 1853.
    Man beachte die recht dünnen, mageren blauen Einfassungslinien jeweils auf der linken und rechten Seite bei beiden Marken, offensichtlich mit der Abnutzung der Klischees zusammenhängend. Im Herbst 1853 dürften - abgesehen von Liegenbleibern - die letzten Drucke der Pl. 2a zur Verwendung gekommen sein, da Verwendungen von Marken der Platte 2b bereits ab Feb. 1853 nachgewiesen sind.
    Schönen Gruss nach Lenggries... :)

  • Hallo,
    eigentlich kaufe ich ja keine losen Einzelmarken...
    Bei dieser ungebrauchten bzw. unentwertet gebliebenen Marke von Platte 6 habe ich eine Ausnahme gemacht (und auch der Preis war ziemlich gut... :D )
    M.E. gehörten Marken der Pl. 6 nicht zu den Restbeständen, die heute ungebraucht - auch in grösseren Einheiten - noch am Markt sind. Diese Restbestände bestehen in aller Regel aus Marken der Pl. 5 (meist Typ 2), während Pl. 6 wohl komplett aufgebraucht wurde.
    Kann jemand ungebrauchte Marken der Pl. 6 zeigen oder zu meiner Ansicht, dass diese ungebraucht recht selten sind, Stellung nehmen?

  • Hallo,

    passend zu den in post 670 und post 671 gezeigten Briefen, zeige ich einen Brief von "293" Rötz Op nach Regensburg vom 30.4.1853 mit

    Fingerhutstempel "Roetz 30.4." als Aufgabestempel, frankiert mit 3 Kreuzer blau von Platte 2a. Ein später Druck von Platte 2a mit ausgefüllten

    Ecken in den 4 Zierfeldern um den Ziffernkreis der "3", schmale linke Randlinie und stark abgerundeten Ecken der Randlinien.

    Gruss kilke

  • ...Ein später Druck von Platte 2a mit ausgefüllten Ecken, schmale linke Randlinie und stark abgerundeten Ecken.

    Hallo kilke,
    sehr schöner Brief!!
    Jetzt würde mich interessieren, warum die schmalen linken Randlinien vor allem gegen Ende der Druck/Verwendungszeit der Pl. 2a vorkommen. Wie könnte die Abnutzung der Klischees schmale Randlinien verursachen?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern,

    diese Frage wurde von mir schon im post 438 gestellt. Dort ist ein spätes Druckbild von Platte 2a gezeigt, das meiner Ansicht nach beweist,

    dass die schmale Randlinie nicht durch Abfeilen entstanden sein kann, sondern mit der Abnutzung des Klischees zusammenhängt.

    Ab Platte 3 kommen durch Abnutzung entstandene schmale Randlinien nicht mehr vor.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Hallo,
    hier ein Brief von Ortenburg nach Hengersberg (mal nicht aus der Salegg-Korrespondenz) vom 26. Mai 1860, frankiert mit einer relativ späten Pl. 4 mit Plattenfehler "weisser Strich rechts am Kopf der grossen 3" (PF XX nach Vogel/Peindl).
    Nun bin ich sicher kein Plattenfehler-Jäger, und schon grad gar nicht an losen Einzelmarken. Das Sammeln von PF mit dem schematischen Abhaken von "Abarten-Unternummern" und Reichrechnerei ob all der Seltenheiten und ihrer vermeintlichen Werte geht mir völlig ab. Lustig: jeder sucht "wertvolle" PF, aber niemand ist bereit, dafür wirklich mehr Geld zu zahlen. Anyway...
    Der Grund, ein besonderes Augenmerk auf Briefe mit PF-Marken zu legen, ist im Zusammenhang mit dem Druck und dem Verwendungszeitraum der Marken und ihrer Platten zu sehen. Ein PF stellt hier quasi den "Fingerabdruck" eines individuellen Klischees dar. Indem man über datierbare Briefe das Auftreten von PF dokumentiert und verfolgt, kann man Rückschlüsse auf erstmaliges Auftreten des PF, Veränderung des Druckstöckels über die Zeit und Abschätzung über Druckdauer und zeitliche Verwendung der Platte ziehen. Hier macht das Sammeln von PF als Bestandteil der Druck- und Plattierungsforschung Sinn.
    Der hiergezeigte PF liegt mir noch an zwei Einzelmarken vor, wobei die rechte Marke mit gMR 549 einen frühen Druck der Pl. 4 darstellt, wo der PF noch deutlich ausgeprägt zu sehen ist (der Kratzer reicht fast bis an die grosse 3 heran). Durch Abnutzung des Klischess wurde der Kratzer über die Monate immer mehr verquetscht, sodass er im Frühjahr 1860 deutlich "magerer" ausfällt (ähnlich wie bei der Marke mit gMR 371, die auch einer späteren Auflage entstammt).

  • Hallo mikrokern,

    was das Sammeln von Plattenfehlern angeht, hast Du genau und richtig formuliert. Noch einen Satz aus dem Band "Schwarzer Einser"

    von Helbig/Vogel hierzu: "Plattenfehlerforschung ist dann sinnvoll und hilfreich, wenn daraus weiterführende Erkenntnisse gewonnen werden können."

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Hallo,
    hier ein „Quantensprung“, was die Dokumentation von Frühverwendungen betrifft:
    Brief von Bayreuth nach Altneuhaus (Post Grünwald) vom 26. Okt. 1858, frankiert mit einer MiNr 2 von Platte 4!
    War bisher der 11.11.1858 mein frühestes belegtes Datum für die Platte 4, so kann man das mit diesem Brief endlich in den Oktober 1858 verlegen.
    PO-mässig möglicherweise interessant ist die Destination Altneuhaus, ein Ort, den man genau wie Grünwald vergeblich in Google-Maps sucht. Diese und andere Orte im Norden von Vilseck wurden in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts zugunsten der Errichtung eines Truppenübungsplatzes „Grafenwöhr“ mit zugehörigen Militäranlagen und –ansiedlungen aufgegeben; einen interessanten Überblick findet man hier:
    http://www.weber-rudolf.de/altneuhaus
    Und schliesslich der Plattenfehler III („Weisser Fleck vor B von BAYERN und in der Fussschlinge der grossen 3, sowie weisser Punkt hinter I von DREI und häufig rechts oben hinter dem Kopf der grossen 3“):
    Lustigerweise ist dies mein fünfter Brief mit einer Marke von Pl. 4, die diesen PF aufweist. Keinen davon habe ich wegen des Plattenfehlers erworben. Aber dieser „Fingerabdruck“ (s. post #678 ) hilft, das sich über die Zeit verändernde Erscheinungsbild und die Abnutzung der Druckstöckels zu verstehen und zu dokumentieren. Habe zum Vergleich daneben die Marken der anderen Briefe eingestellt, in der Reihenfolge von links nach rechts „oMR 598 Würzburg 6.12.58, oMR418 Regensburg 11.11.58, oMR 418 Regensburg 20.4.59, oMR237 Kaufbeuren 4.10.59“.
    Bei der Marke aus Kaufbeuren ist die Abnutzung des Klischees schon gut zu erkennen (verquetschte Ornamente, beginnender Fleck links oben im Zentralquadrat), auch die PF-Punkte wirken beeinträchtigt. Jetzt fehlt noch ein Beleg aus dem Sommer 1860, um möglichst ein spätes Druckerzeugnis dieses Klischees dokumentieren zu können; dann hätte man den „life cycle“ eines für Platte 4 repräsentativen, eindeutig identifizierbaren Druckstöckels und damit eine Abschätzung über das optische Erscheinungsbild dieser Plattenzusammenstellung.

  • Hallo mikrokern,

    Glückwunsch zur frühesten bisher bekannten Verwendung einer Marke von Platte 4 vom 26.Oktober 1858.

    Ein Brief mit einer Marke von Platte 4 vom 5.November 1858 kann ich zeigen. Eine frische Marke mit sauberem und klarem Druckbild,

    wie es sich für einen Frühdruck gehört. Der Brief war bei Ebay von Postgeschichte Kemser eingestellt- für den Bayernsammler eine gute Adresse.

    Gruss kilke

  • Ein Brief mit einer Marke von Platte 4 vom 5.November 1858 kann ich zeigen...

    Hallo kilke,
    ... und Glückwunsch zurück!! ;)
    Immerhin stellt der Beleg vom 5.Nov. 1858 die zweitfrüheste mir bekannte Verwendung einer Marke von Platte 4 dar - und dann noch auf einem so attraktiven Brief!

    Beste Grüsse vom
    µkern