MiNr. 2 - 3 Kr. blau - Druck und Plattierung

  • Lieber Ralph,

    danke für deine Meinung.

    Aber warum hat dann (wohl der Absender) ein Teil der Marke mit dünnem Papier hinterklebt, darauf das rechte Teil der Marke geklebt und dann erst dann das ganze auf den Brief geklebt?
    Wenn er der Marke verschnitten hätte, hätte er ja die beiden verschnittenen Stücke direkt auf den Brief kleben können. Dann hätte er sich die "Hinterkleberei" sparen können.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Wolfgang,

    die Frage ist berechtigt - vlt. ein Pedant? Keine Ahnung.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Frankiert wurde er mit einer späten Platte 4 (die aber für mich auch nach einer Platte 5 aussieht).

    Hallo bayern-kreuzer,
    zum Phänomen des weißen Striches/Schnittes kann ich nichts erhellendes beitragen.
    Es handelt sich aber um ein Paradestück einer Marke von Platte 4, mit einem Druckbild, das alle Feinheiten der Zeichnung aufweist. Auch die teilweise abgeflachten Ecken (so nicht bei Platte 5) sind gut zu erkennen. Also wirklich kein "Zweifelsfall"...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo bayern-kreuzer,

    Jetzt frage ich mich, habe ich da etwas für den Papierkorb gekauft


    meiner bescheidenen Meinung nach nicht, denn das sind doch gerade die Kuriositäten, die zum Knobeln anregen. Jedenfalls sieht der Abschlag des gMR 301 reichlich echt aus und damit ist man dann schon im Thema...auch wenn`s vorliegend wirklich nicht einfach ist. Mich würde dazu zunächst der Absender interessieren. Sieht wie ein Rechnungsbrief irgend einer Firma aus Marktbreit aus. Ferner würde mich interessieren, ob sich der mittlere weiße Balken evtl. so dermaßen tief in das Papier der Marke reingeschüft hat, dass der Stempelabdruck der großen 3 des gMR stellenweise nicht durchgeschlagen konnte (sieht von hier aus jedenfalls mal so aus).

    + Gruß !


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis


  • Hallo Bayern-Kreuzer,

    es könnte sich um eine sog. geklebte Papierbahn handeln.

    In der Druckerei wurde ein kompletter Bogen unbeabsichtigt auseinandergeschnitten. Um den Bogen zu retten, wurde der Schnitt mit einer Papierbahn hinterklebt.

    Im Sem-Katalog auf Seite 19 ist dazu folgendes angemerkt: "Geklebte Papierbahn: In Einzelstücken bekannt. Lp. Sie sind gestempelt in der Regel nur auf Brief oder Briefstück

    nachweisbar. Lose Marken müssen eindeutige Merkmale des ursprünglichen Zustandes aufweisen."

    Wäre der Brief meiner, dann würde ich den Brief prüfen lassen. Ein Brief mit einer Quadratmarke auf geklebter Papierbahn ist schon etwas ganz Besonderes.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Hallo Freunde,

    vielen Dank für eure Kommentare zu meinem doch kuriosen 3-Kreuzer-Brief.

    Um die Frage von Pälzer zu beantworten:
    Ja, es handelt sich um eine Rechnung der Firma Gebrüder Heim aus Marktbreit. Es war also kein Privater und ich nehme nicht an, dass ein Handelshaus die Marke so behandelt hat.
    Auch ein Postbetrug, bei dem man aus zwei Marken eine gemacht hat, liegt m.E. definitiv nicht vor. Beide Markenteile gehören ohne Zweifel zusammen.

    kilke könnte evtl. recht haben mit seiner Vermutung, dass eine geklebte Papierbahn vorliegt. (Das wäre mir gar nicht so unangenehm :D ).

    Ich werde den Brief auf jeden Fall mal zum Prüfen schicken.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Liebe Freunde,

    dank Köhler jetzt mir: Mannheim 9.10.1855 via Ludwigshafen mit dortiger Postaufgabe 10.10.1855 nach Feldkirch im Vorarlberg in Österreich.

    Nett finde ich die blauen Marken, aber ausschlaggebend für den Kauf waren sie nicht ...


  • Nett finde ich die blauen Marken, aber ausschlaggebend für den Kauf waren sie nicht ...

    Lieber bayern klassisch,

    sicherlich klärst Du uns noch auf. Liegt es an der bei Köhler vermerkten "wahrscheinlich in Unkenntnis der Postroute 3 Kreuzer Schweizer Transit"* oder dass von Mannheim (Baden) mal schnell über die Brücke nach Ludwigshafen (Bayern) gelaufen wurde oder, aber das glaube ich nicht, die Gesellschaftsgeschichte aus dem Inhalt ?( Sehr interessant, geht es doch um Kartoffeln :D präziser um Kartoffelstärke (Féculé). **
    Der Absender Rabus u. Stoll in Mannheim war ein Handlungshaus mit vielen Tätigkeiten, so z.B. Schiffsagentur, Versicherungsagent, Samenhandlung usw. Es findet sich sogar eine Verbindung zum berühmten Heinrich Schliemann, der bevor er Troja ausgrub, ein normaler Handlungsgehilfe war und 1844 auch durch die Verwendung seines Freundes Louis Stoll in Mannheim (war Associé des Handlungshauses Rabus & Stoll und nahm dort eine angesehene Stellung ein) eine Stellung in Amsterdam erhielt (so Schliemann in seiner Biografie).
    Dann zum Empfänger, dem Spezerei-, Farbwaaren-, Expeditions- u. Kommissionsgeschäft in Feldkirch, Firma J. J. Ganahl (Carl Ganahl). Da ist ein Eintrag in Wiki

    https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Josef_Ganahl
    wo der Sohn Carl Ganahl (1807 - 1889) mit 22 Jahren im Jahr 1829 das Kolonial-, Speditions- und Kommissionsgeschäft in der Marktgasse übernahm.

    Freundlichst grüßt Luitpold

    * kann eigentlich nicht sein, da schon vorher Briefe von Mannheim/Ludwigshafen nach Feldkirch geschrieben wurden

    ** ganz vergessen, von der Firma Welker u. Völker, Farbirkanten zu Wallersheim bei Koblenz: Hersteller von Kartoffelmehl usw.

  • Lieber Luitpold,

    du hast den Braten gerochen ... die Aufgabe badischer Briefe in Ludwigshafen ("iwwer die Brick") machte Sinn, wenn der Zielort die Pfalz war, oder der Brief reexpediert wurde über Baden und Württemberg ins rechtsrheinische Bayern.

    Badischen Korrespondenten stand aber noch - der Brief datiert ja von 1855! - selbst zu dieser Zeit der Weg über die Schweiz nach Österreich offen, also per badischer Bahnpost gen Süden, dann via Basel - Bregenz und weiter.

    Ursprünglich war der Brief sicher mit 9 Kr. frankiert worden. Dann aber bemerkte man, dass man, und das war der Fehler, wohl auch von der Pfalz aus für 3 Kr. mehr schnell via Schweiz nach dem Vorarlberg verschicken konnte. Das war leider nicht richtig, denn weder im rechtsrheinischen Bayern, noch in der Pfalz kannte man diese "badische Spezialität".

    Man hat es aber wohl so angenommen und - auf der Post? - um eine weitere 3 Kr. Marke nachgesucht, diese (mit anderer Platte) aufgeklebt und den Brief in den Briefkasten geworfen.

    Der Post in Ludwigshafen war das egal - Bayern hatte Anspruch auf 9 Kr. für einen einfachen Postvereinsbrief unter 1 Loth über 20 Meilen und die klebten ja drauf. Ludwigshafen hätte ihn auch nicht Baden im Einzeltransit über die Schweiz aushändigen könnten, weil diese Variante gar nicht gespielt werden konnte.

    Von daher hat der Mannheimer Absender, statt sich Geld zu sparen, 3 Kr. zum Fenster rausgeworfen und uns eine Plattenmischfrankatur hinterlassen, die eine (Post-)geschichte hat.

    Super, was du alles heraus gefunden hast - wäre mir nie gelungen. Vielen Dank dafür und großes Lob. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    Danke für's Zeigen und die umfangreichen Ausführungen :thumbup:

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Freunde,

    vielen Dank - hatte ich der postgeschichtlichen Eile glatt die Platten vorzustellen vergessen - gut dass ihr mitlest. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,


    Ursprünglich war der Brief sicher mit 9 Kr. frankiert worden. Dann aber bemerkte man, dass man, und das war der Fehler, wohl auch von der Pfalz aus für 3 Kr. mehr schnell via Schweiz nach dem Vorarlberg verschicken konnte. Das war leider nicht richtig, denn weder im rechtsrheinischen Bayern, noch in der Pfalz kannte man diese "badische Spezialität".

    Das verstehe ich nicht so ganz...für Unterfranken und die Pfalz galt doch diese badische Spezialität, oder nur nach der Schweiz und nicht durch die Schweiz?

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Christian,

    so ist es - von dort nur nach der Schweiz, aber nicht durch die Schweiz nach Österreich. Möglich waren 12 Kr. nur nach der Lombardei.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    ist der Brief ohne Befund oder Attest, dann ist allerhöchste Vorsicht geboten. Der Brief ist mit einer 3 Kreuzer-Marke überfrankiert.

    D.h. die Frankatur stimmt nicht! Es stellt sich die Frage, ob die untere 3 Kreuzer blau von Platte 2c 1855 geklebt wurde, oder sehr viel später um eine

    sehr sehr seltene Plattenmischfrankatur vorzutäuschen (nach Sem Platte 2 mit Platte 3).

    Der Stempelübergang und auch ein evtl. vorhandener Stempeldurchschlag sollte für einen "Meisterfälscher" kein Problem gewesen sein.

    Gelohnt hätte sich die Manipulation, ist doch eine Farbfrankatur 3 Kr. + 6 Kr. von der Pfalz nach Österreich mit 40 Euro bezahlt. Die angebliche Plattenmischfrankatur kostete ca. das Zehnfache.

    Liegt ein Befund/Attest vor, dann ist alles in Ordnung. Wenn nicht, dann ist nach meiner Ansicht Zweifel an der Echtheit der Frankatur angebracht.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber kilke und bayern klassisch,
    interessante Hypothese! Das würde auch die "ungewöhnliche" 12 kr-Frankatur in einem anderen Licht erscheinen lassen.
    Können wir bitte mal einen guten scan (wenigstens 300 dpi) der Marken allein sehen? Vielleicht hilft das bei der Erkennung einer Manipulation.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Liebe Freunde,

    ich habe keinen Zweifel an dem Stück, mache euch aber gerne Scans, wenn ich heute die Zeit finde. Wäre der Brief nicht aus Mannheim, hätte ich auch gezweifelt, so nicht. Aber selbst wenn er manipuliert wäre, bin ich sicher, dass man mir in Wiesbaden mein Geld zurück gäbe. Von daher erst die Scans, dann der Rest.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Freunde,

    Meine Meinung: da müsste schon der König aller (Ver-)Fälscher einen echten, um nicht zu sagen einmaligen, Sahnetag erwischt haben, wenn da etwas nicht stimmen sollte.

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)