MiNr. 2 - 3 Kr. blau - Druck und Plattierung

  • o k

    Hallo kilke,
    Deinen post jetzt erst gesehen...
    Sehr interessantes "Double".
    Wie ist das wohl technisch zustandegekommen - durch Schrägfeilen oder bereits bei der Klischeeprägung (und wie da genau)?
    Meiningen dazu würde ich sehr begrüssen!

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern,

    die gezeigten Marken mit abgeschrägten Randlinien sind schon aussergewöhnlich. Bei neu angefertigten Klischees kann wohl davon ausgegangen werden, dass die Randlinien gerade verlaufen. Erst nach dem Zusammensetzen der Stöckel zur Platte wurde gefeilt.

    Warum die Randlinien schräg gefeilt wurden, weiss ich nicht. Eine laienhafte Erklärung will ich aber anbieten. Das Stöckel war locker im Plattenverbund und wurde mit Keile befestigt. Dafür wurde das Stöckel schräg abgefeilt.

    Eine Marke mit schräg abgefeilten Randlinien wurde schon im post 47 gezeigt. Dort bei der Platte 2c. Ich zeige noch 4 Marken mit diesem Plattenfehler. Definition Plattenfehler lt. Michel Handbuch: "Ein Plattenfehler ist die Folge einer Beschädigung des Markenbildes auf der Druckvorlage. Diese Fehlstellen entstanden durch gewaltsame Einwirkung auf den Urstempel, den Druckstöckel, die Druckplatte oder Walze durch Schlag, Stoss, Kratzen,Ritzen oder ähnliche mechanische Vorgänge."

    Gruss kilke

  • Warum die Randlinien schräg gefeilt wurden, weiss ich nicht. Eine laienhafte Erklärung will ich aber anbieten. Das Stöckel war locker im Plattenverbund und wurde mit Keile befestigt. Dafür wurde das Stöckel schräg abgefeilt.

    Hallo kilke,
    dass das Abfeilen eines Klischees mit dem Einpassen in den Druckplattenverbund zu tun haben soll, glaube ich nicht.
    Sowohl Stöckel wie auch Trennlinienleisten waren auf etwas breiteren Holzunterlagen montiert, um besser ausgerichtet werden zu können. Davon zeugt ja auch der wenige mm breite Abstand zwischen den Druckbildern der Klischees. Es gab also überhaupt keine Notwendigkeit, etwas abzufeilen, um eine bessere Einpassung vornehmen zu können, da im druckenden Teil eh genügend Zwischenraum war. Dafür konnte mit deutlich besserem Wirkungsgrad an den breiteren Holzfundamenten herumgearbeitet werden falls nötig. Allenfalls Ecken-Abschrägungen aufgrund mechanischer Einwirkung ("Einhämmern"), um das gesamte Klischee einzufügen, sind denkbar (wurde ja auch extensiv diskutiert).
    Die Schrägbearbeitung des Druckstöckels muss andere Ursachen gehabt haben, wie z.B. unexaktes Zuschneiden eines dünnen geprägten Messing-Klischeeplättchens, was aber die Herstellung der Klischees über eben solche sehr dünnen Plättchen voraussetzt (Verwendung von Matrize und Patrize). Wurden 2-3 mm dicke Plättchen einseitig geprägt, kommt auch so etwas kaum in Frage.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern,

    es wäre schon wichtig über die Herstellung der Stöckel und der Druckplatten genaueres zu wissen. Die Literatur hierzu ist dürftig.

    Vielleicht gibt es umfangreichere Literatur zu den sogenannten Strubelmarken aus der Schweiz, die im Jahr 1854! in der Weiss'schen Universitätsdruckerei in München gedruckt wurden. Wie die Quadratmarken wurden die Strubel im Buchdruck auf Seidenpapier gedruckt.

    Grössere Unterschiede in der Herstellung dürfte es nicht gegeben haben. Vielleicht gibt es ein Fachbuch aus der Schweiz, in dem jeder einzelne Schritt, vom Klischeerohling bis zur fertigen Platte, mit vielen Detailbildern dazu, erklärt ist. Man darf ja mal träumen.

    Abgebildet ist eine Marke von der Platte 5 (Sem), ohne Plattenfehler und mit nicht abgeschrägten Randlinien, also der "Normalfall" mit gleichmässigen Randlinien und spitzen Ecken, auf einem Brief aus "250" Kleinheubach nach Marktbreit vom 3.Oktober 1861.

    Gruss kilke

  • Hallo Sammlerfreunde, hallo mikrokern,

    weil ich im letzten post geschrieben habe, dass die Quadratmarken auf Seidenpapier gedruckt wurden, richtig ist natürlich Seidenfadenpapier, zeige ich heute zwei Marken der 3 Kreuzer blau mit doppeltem Seidenfaden.

    Marken mit doppeltem Seidenfaden sind sehr selten. Ich zeige eine 3 Kreuzer blau von der Platte 1, und eine 3 Kreuzer blau von der Platte 2, mit doppeltem Seidenfaden.

    Grus kilke

  • Hallo kilke,
    ja, doppelter Seidenfaden ist doppelte Freude - mindestens. ;)
    Ich besitze so etwas nicht.
    Und eine 2I mit doppeltem SF habe ich noch nicht gesehen... :P^^:love:

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo kilke,
    kannst Du - als Besitzer vieler blauer Dreier mit PF - die Vogel'sche These, dass 2IIIb aus 2IIIa entstanden und daher identische PF aufweist, bestätigen?
    Gibt es also 2IIIa (Sem Pl. 3) und 2IIIb (Pl. 5 nach Sem) mit gleichem Plattenfehler?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern,

    ich kenne keine identischen PF auf der Platte 2IIIa und der Platte 2IIIb. Von den 9 im Handbuch aufgeführten PF kann ich nur den PF VII "rechte untere Ecke stark abgeschrägt" der Platte 2IIIa zuordnen. Alle anderen PF sind auf späteren Platten zu finden. Zwei PF "kleine Wertziffer im rechten oberen Quadrat mit Raute verbunden" und "Anstrich an "I" von DREI", die im Handbuch der Platte IV zugeordnet sind, kommen ausschliesslich auf der Platte III vor. Die Plattenzuteilung der PF ist sehr oft nicht richtig.

    Aber auch von der Platte 2IIa und der Platte 2IIb gibt es keine identischen PF. Hier vermute ich, dass durch einen leichten Abschliff der Platte 2IIa die PF auf der Platte 2IIb nicht mehr vorhanden waren. Oder die Stöckel mit PF wurden ausgetauscht. Die einzigen identischen PF sind auf der Platte 2IIb und Platte 2IIc die Doppelrauten.

    Ich habe ein paar Marken eingescannt. Einige Marken sind schon in früheren posts gezeigt. Im Bild 1 sind 2 Marken mit PF "kleine Wertziffer im rechten oberen Quadrat mit Raute verbunden" zu sehen. Beide Marken sind vom selben Stöckel, und damit nur einer Platte,

    nämlich der Platte 2III, zuzuordnen. Zu welchen Platten gehören die Marken von Bild 2 bis Bild 5? Alle Marken von Platte 2III?

    Oder siehst du Unterschiede im Druckbild, in der Farbgebung, zur Marke im Bild 1 mit MR "386"?

    Gruss kilke

  • Hallo zusammen.

    Dieser Brief lief am 10.02.1860 von Mutterstadt nach Neustadt, wo er auch am 10.02.1860 ankam.
    Die Marke ist eine Platte 2II Vb nach Sem und eine 2 IIIb nach J.Vogel.
    Von der Plattierung nichts besonderes, außer das die Ecken nicht so spitz sind und leicht abgerunden.
    Auch die rechte untere Ecke ist leicht abgeschrägt.

    Ein schönes Randstück wie ich finde.

    Viele Grüße
    Kreuzerjäger

  • Hallo Kreuzerjäger,

    Mutterstadt ist ein seltener Postort - schon ohne Randstück auf dem Brief. :)

    Hat die Marke keinen Kratzer zum Kopf der großen 3?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...
    Die Marke ist eine Platte 2II Vb nach Sem und eine 2 IIIb nach J.Vogel.
    Von der Plattierung nichts besonderes, außer das die Ecken nicht so spitz sind und leicht abgerunden.
    Auch die rechte untere Ecke ist leicht abgeschrägt.

    Hallo Kreuzerjäger,
    auch ich bin der Meinung, dass Du da einen schönen Brief besitzt.
    Nicht Deiner Meinung bin ich, was die Plattierung nach Vogel betrifft:
    Deutet bereits die rechts unten abgeschrägte Ecke auf eine 2IV hin, hat man mit der Verwendung im Feb. 1860 ein weiteres Indiz für eine 4. Platte, da die 2IIIb erst ab Herbst 1860 an die Schalter kam. Und last not least zeigt Deine Marke den bei Vogel als PF XXI für die 2IV katalogisierten PF "Schräger weisser Strich vom Kopf der grossen Wertziffer zu U von KREUZER".

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo ihr beiden.

    Danke für euren Hinweis.
    Ich hatte bei der Marke noch gar nicht auf Plattenfehler geachtet. Macht den Brief ja nicht schlechter. :)
    Dann lieber mikrokern gebe ich dir recht mit der 2 IV bei der Vogelschen Plattierung.

    Vielen Dank von
    Kreuzerjäger

    Der Öffentlickeit ist ein simple Lüge lieber als eine komplizierte Wahrheit.

    (T.R. Richmond)

  • Hallo Kreuzerjäger,
    wie schwierig die Plattierung von blauen 3ern aus den Jahren 1859-62 sein kann, zeigt dieser Brief:
    Aus Ebern an die Frau von Butler in Meiningen (Sachsen-Meiningen unter TuT-Postregie) als Postvereinsbrief bis 10 Meilen gesandt und mit einem vom Empfänger zu entrichtenden Bestellkreuzer geadelt. Der rückseitige Ankunftsstempel von Meiningen - schwach abgeschlagen, aber noch lesbar - gibt den 30.12.1859 als Ankunftsdatum an. Also eine 2IV!
    Wäre die Marke lose, hätte ich auf 2IIIb (Vogel), Pl. 5 nach Sem, getippt, da keine 2IV-typische abgeschrägte Ecke zu sehen ist und der Typ 2 - bei Pl. 5 häufig vorkommend - vorliegt.
    Manchmal ist die Plattierung halt doch crystal ball magic, oder?

  • Hallo Sammlerfreunde,

    für ein paar Groschen habe ich mir die unten stehende Mi-Nr. 2II geleistet, hpts. wegen der auffällig schmalen Randlinie rechts. Unten rechts fehlt nicht mehr viel, dann wäre die dort abgerundete Ecke ganz durchbrochen.

    Aufgrund der deutlich breiteren Randlinien links, oben und unten stellt sich nun auch mir schon sehr deutlich die Frage, wie und warum es zu derartigen Unterschieden gekommen ist.

    Ich kann mir jedenfalls kaum vorstellen, dass ein solches Druckbild von einem frisch hergestellten bzw. nie überarbeiteten Druckstöckl stammen kann.

    Gehe ich ferner recht in der Annahme, dass es sich aufgrund des geschlossenen Fußes und des offenen Kopfes der linken oberen Wertziffer 3 und den erkennbar starken Ausfällen in der Ornamentik um eine 2II Platte 2a handelt ?

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo,
    einen 3 Kr-plattierungsmässig profanen Brief möchte ich euch hier zeigen.
    Nach Vogel 2IIIb (Sem Pl. 5) vom 8. Juni 1861, gesandt von Marktbreit nach Würzburg, wo er am selben Tag noch ankam.
    Erstaunlich finde ich das Datum des Schreibens, das da den 7. Mai 1861 aufweist. Dass es kein Schreibfehler ist, zeigt die Rückseite des Briefes, wo der Absender "Marktbreit 7. May (??? Juny) angibt.
    Mir erschliesst sich hier nicht, warum der Brief ganze 4 Wochen - wohl absichtlich - liegenblieb.
    Meinungen?

  • Lieber mikrokern,

    der Fehler ist dem Absender auch aufgefallen, daher schrieb er unter das falsch Datum vom May: "Soll Juny" (sein).

    Stress und Hektik im Marktbreit des Jahres 1861? :D

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber mikrokern,

    Streichungen galten als unfein und waren teils sogar verboten, wenngleich nicht im Zusammenhang mit einem Brief. Daher rechne es dem Absender hoch an, wenn er es elegant verbesserte - wie wir das heute handhaben, hast du ja richtig beschrieben, aber der Mensch, der das damals verfasste, ging noch mit Franz Liszt zur Schule ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.