MiNr. 2 - 3 Kr. blau - Druck und Plattierung

  • Hallo kilke,

    wenn es die von dieser Plattenzusammenstellung gedruckte 3 Kr. rot sowohl mit spitzen als auch mit abgerundeten Ecken gibt, dann paßt deine Schlußfolgerung; wenn nicht, dann nicht.

    Beste Grüße

    Altsax

  • Hallo Altsax,

    genaugenommen hast du Recht. Theoretisch könnte ein nächster Druck, dann von einer überarbeiteten Platte, abgerundete Stöckel zeigen, und diese Marken wurden früher verwendet. Das ist theoretisch sicher möglich und ist auch vorgekommen. Aber nicht bei der Platte 5!

    Ein wichtiges Merkmal von der Platte 5 sind die spitzen Ecken. Ich habe das hier im post gebracht, wegen der Abgrenzung zur Platte 4.

    Und hier kann man unbedingt davon ausgehen, das Marken mit abgerundeten Ecken ab 1859/1860 immer der Platte 4 zugeordnet werden können.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

    Einmal editiert, zuletzt von Admin-S (7. Februar 2024 um 10:40)

  • Hallo kilke,
    die Essenz Deiner letzten postings, speziell #197 und #199, ist wohl "Frühere Drucke können keine abgerundeten Ecken zeigen, weil durch eine Bearbeitung der Stöckel aus runden Ecken keine spitzen Ecken gemacht werden können."
    Auf der Grundlage dieser Aussage basiert Deine These, dass Marken mit abgeschrägten/abgerundeten Ecken der Pl. 4 zuzurechnen sind, und bei Pl. 5 überhaupt keine "unspitzen" Ecken vorkommen können, da die Letztauflage selbst nur spitze Ecken aufweist.
    Was diese letzte Feststellung für Pl. 5 (Vogel 2IIIb) betrifft, stimme ich zu, da ich hier noch keine Exemplare mit abgeschrägten Ecken gesehen habe.
    Die Argumentation an sich ist allerdings nicht mit Deinen eigenen Aussagen aus post #73 und #77 kompatibel, wo Du die Abschleifhypothese bemühst, um zu erklären, wie aus 2IIb (mit runden Ecken) die spätere 2IIc mit spitzen Ecken wurde:
    "Die Stöckel der Platte 2b wurden bis zur Oberfläche abgeschliffen, Vertiefungen vom Markenbild waren noch vorhanden, dann wurde nachgeprägt. Nur so sind die spitzen Ecken bei der Platte 2c erklärbar..." (aus post #73).
    Bei 2IIb ==> 2IIc erklärst Du die Entstehung der spitzen Ecken aus den runden durch Runterschleifen, für 2IV lehnst Du aber das Auftreten von Frühdrucken mit abgeschrägten Ecken ab mit der Begründung, dass nur aus spitzen Ecken runde werden können und nicht umgekehrt.
    Warum ist etwas, das 5 Jahre früher noch möglich war, jetzt nicht mehr möglich? Das verstehe ich nicht.

    Bzgl. der Frage nach der Eigenständigkeit der Pl. 5 (Sem), deren Auftreten Du mit Beginn 1861 angibst, würde ich mir scans von Frühdrucken, am besten auf datierbaren Briefen, wünschen, möglichst mit einer Anleitung, worin genau die Unterschiede zu einer (frühen?) 2IV bzw. abgenutzten 2IV (aus 1860) liegen. Die deckweissblaue Druckfarbe und die spitzen Ecken allein könnens ja nicht sein.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern,

    meine Plattensammlung besitze ich schon einige Jahre, aber eine endgültige, schlüssige Platteneinteilung konnte ich nicht hinbekommen.

    Deshalb hat die Sammlung lange Zeit einfach nur im Schrank gestanden. Erst durch das Forum, durch den thread den du eröffnet hast, habe ich mich wieder mit den Platten der 3 Kreuzer blau beschäftigt. Dabei habe ich post für post dazugelernt.

    Es sind jetzt über 200 posts in diesem thread geschrieben. In dem einen oder anderen post würde ich heute eine andere Aussage machen.

    Ich habe wie gesagt dazugelernt.

    Wie ich gestern geschrieben, wollte ich später nochmal in einem "Korrekturlauf" auf die Platte 2 zurückkommen. Du hast es aber jetzt schon angesprochen.

    Deine Ansicht ist, dass die Platte 2c von neuem Stöckelmaterial gedruckt wurde. Das gleiche Fluidum von Marken der Platte 2a,b,c erklärt sich dadurch, dass der Prägestempel der Selbe war. Für spätere Platten wurde ein neuer Stempel geprägt. Neue Stöckel für Platte 2c deshalb, weil die Ecken spitz sind, und aus den runden Ecken bei der Platte 2b keine spitzen Ecken gezaubert werden können. Hier bin ich völlig deiner Meinung.

    Nur wird bei deiner Argumentation die Doppelraute, die auf der Platte 2b und der Platte 2c in der linken unteren Ecke zu finden ist, ausser acht gelassen.

    Deshalb war ich der Ansicht, dass die Platte 2b soweit abgeschliffen wurde, dass die spitzen Ecken wieder an die Druckoberfläche kamen, und dann wurde nachgeprägt (Doppelraute entstand durch Doppelprägung). D.h.nämlich, dass die tiefer geprägte Doppelraute auch auf der Platte 2c wieder vorhanden war.

    Hierzu wäre eine dritte und vierte Meinung wichtig. Vieleicht hat Altsax eine Ansicht hierzu.

    Zurück zu den späteren Platten.

    Es ist sicher nicht immer einfach, frühe! Markendrucke von der Platte 4 (spitze Ecken) mit Markendrucke von der Platte 5 zu unterscheiden. In der Regel war die Farbgebung eine andere. Die Platte 5 zeigt oft ein milchiges Blau; ein dünner aber doch deckender Farbauftrag. Interessant sind Briefe von Ende 1860/Anfang 1861 mit Marken die spitze Ecken zeigen. Hier müsste ein früher, klarer Druck der Platte 5 zu sehen sein.

    Ich habe mir von jeder Platte 30 Marken zusammengestellt, die ich sicher zuordnen konnte. Wenn ich eine Plattenbestimmung vornehme, dann lege ich die zu bestimmende Marke zu den schon bestimmten Marken dazu. Entweder die Marke passt, oder sie passt nicht.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

    Einmal editiert, zuletzt von Admin-S (7. Februar 2024 um 10:40)

  • Hallo,
    hier mein jüngster Neuerwerb, meine bislang früheste Pl. 2IV, fast noch aus 1858... :D .
    Brief von Nürnberg nach Henfenfeld vom 15. Jan. 1859. Interessanterweise wurde der Brief bereits am 22. Dez. 1858 geschrieben (laut datiertem Inhalt), offensichtlich aber erst 3 Wochen später expediert.
    Die Marke zeigt alle Vorzüge einer ganz frühen 2IV, sogar mit reliefartig hervortretenden weissen Buchstaben und Ornamenten. Keinerlei Abnutzungserscheinungen erkennbar.
    Nur schade, dass es sich bei der schwärzlich-blauen Farbe wohl um einen Bleisulfidschaden handelt, oder was meint ihr?

  • Hallo mikrokern.

    Ja, ich würde auch sagen, dass es ein Bleisulfidschaden ist. Schade eigentlich.
    Aber wenn man an einem vom Datum her interessanten Brief kommen möchte, dann muss man schon mal mit so etwas leben können.
    Für dich war er ja wegen der Platte wichtig.

    Viele Grüße
    Kreuzerjäger

    Der Öffentlickeit ist ein simple Lüge lieber als eine komplizierte Wahrheit.

    (T.R. Richmond)

  • Hallo mikrokern,

    es ist sicher ein Bleisulfidschaden. Gehört die Marke auch wirklich zu diesem Brief?

    Am oberen Rand sehe ich Stempelspitzen von einem anderen Stempel. Vorausentwertung aus Nürnberg? Wohl kaum.

    Die Marke hat auch keine spitzen Ecken. Auf einem Brief vom Jan. 1859 sollten bei einer Marke von Platte 4 die Ecken spitz sein.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Hallo,
    also was die Authentizität des Briefes betrifft, habe ich da keine Bedenken. Der Stempel schlägt durchs Briefpapier, und einen "stinknormalen" 3 Kr-blau-Brief aus Nürnberg würde wohl niemand verfälschen. Wo ist da der Gewinn? Man müsste eine Marke mit oMR 356 finden, der sich ebenso voll auf der Marke befindet. Und diese hier ist auch nicht optimal (oben links recht knapp).
    Ich glaube, dass es sich am Oberrand um kleine Spritzer/Flecken der Stempelfarbe handelt, da der Stempel doch recht stark und druckvoll abgeschlagen wurde.
    Und meine Meinung zur Hypothese der Frühdrucke nur mit spitzen Ecken habe ich ja bereits kundgetan...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    was mich stutzig macht - ich kenne keine Sem Platte 4 mit BSS. Ob die Marke zu dem Brief gehört, kann nur ein Prüfer feststellen - fälschungsgefährdet ist so ein 5 Euro - Brief aber nicht, wenngleich ich solche Sachen auch schon haben sehen müssen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,
    wenn Du sagst, Du kennst keine 2IV mit PbS-Schaden, bedeutet das dann, dass Du die Marke nicht für 2IV hältst? Bei welcher Platte der MiNr 2 ist PbS denn beobachtet worden?
    Oder handelt es sich bei meiner Marke gar um einen ursprünglichen, originalen Farbton (kann ich eigentlich nicht glauben)?

    Lieber kilke,
    habe hier eine kleine Herausforderung für Dich... :)
    "Ich habe mir von jeder Platte 30 Marken zusammengestellt, die ich sicher zuordnen konnte. Wenn ich eine Plattenbestimmung vornehme, dann lege ich die zu bestimmende Marke zu den schon bestimmten Marken dazu. Entweder die Marke passt, oder sie passt nicht".
    Wie sähe die Plattierung der 5 (6) Marken der angehängten scans unter Zuhilfenahme Deiner "Plattierungs-Rreferenzdatenbank" aus?

  • Hallo Freunde der klassischen bayerischen Briefmarken,

    ich kann 4 Marken der 3 Kreuzer blau mit Bleisulfidschäden zeigen. Alle Marken sind von einer späten Platte (Sem Platte 5). Ich kenne keine Marken mit BSS von Platte 1, Platte 2 oder Platte 3. Die auf dem Brief vom Januar 1859 gezeigte Marke ist eine Marke von der Platte 4.

    Meine Theorie ist die, dass alle Erstdrucke von einer Platte (ausser Platte 2a) spitze Ecken haben. Später wurde bei einer Reinigung ein minimaler Abschliff vorgenommen, um wieder ein besseres Druckbild zu erzielen und Eckgrate zu entfernen.

    Ein Erstdruck einer Marke muss also spitze Ecken zeigen, spätere Drucke zeigen abgeschrägte oder teils abgeschrägte Ecken.

    Weil bei der gezeigten Marke mit BSS die linken Ecken nicht so spitz sind wie sie ein Erstdruck zeigen müsste, handelt es sich um einen späteren Druck von der Platte 4. Das klare und saubere Druckbild ist dadurch zu erklären, dass nach einer Reinigung die Druckbilder wieder klar und sauber waren.

    Ein späterer Druck liegt näher an der Platte 5. Bleisulfidschäden sind wahrscheinlicher.

    Sollte die Marke original zum Brief gehören, dann ist das noch kein Beweis, dass die oben beschriebene Theorie nicht stimmt. Altsax hat im post 198 richtig bemerkt, dass spätere Drucke vor Erstdrucke ausgeliefert und in den Gebrauch gekommen sein könnten.

    Gruss kilke

  • Hallo mikrokern,

    die Herausforderung kann ich nicht annehmen. Wie soll ich eine im PC abgebildete Marke zu den schon plattenbestimmten Marken in meiner

    "Plattierungs-Referenzdatenbank", wie du sie nennst, dazulegen? Es muss schon das Original vorliegen. Dann kann ich in den meisten Fällen sehen,

    ob die Marke passt oder nicht passt. Druckmerkmale und vor allem auch das "Fluidum" und die Farbgebung müssen stimmen.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber mikrokern,

    dergleichen Schäden kenne ich ausschließlich von 5. Platten der Jahre 1861/62. Alle anderen Marken wurden mit reinen Mineralfarben gedruckt, wodurch sie nicht für dergleichen Probleme empfänglich sind.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    zwei Briefe aus Windsheim. Linker Brief vom 16.3.1860 ist frankiert mit einer Marke der Platte 5 (gepr. Sem) . Der rechte Brief vom 8.11.1861 ist ebenfalls mit einer Marke der Platte 5 frankiert. Hier kann etwas nicht stimmen. Die altbekannte Plattenzuteilung lt.Sem ist nicht richtig.

    Richtig ist: Die linke Marke mit abgerundeten Ecken ist eine späte Platte 4. Die rechte Marke mit den spitzen Ecken ist von Platte 5.

    Gruss kilke

  • Hallo kilke,

    sehe ich genauso - hier irrte Herr Sem.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo mikrokern,
    die Herausforderung kann ich nicht annehmen. Wie soll ich eine im PC abgebildete Marke zu den schon plattenbestimmten Marken in meiner "Plattierungs-Referenzdatenbank", wie du sie nennst, dazulegen? Es muss schon das Original vorliegen. Dann kann ich in den meisten Fällen sehen, ob die Marke passt oder nicht passt. Druckmerkmale und vor allem auch das "Fluidum" und die Farbgebung müssen stimmen.
    Gruss kilke

    Hallo kilke,
    hatte 600 dpi-scans eingestellt, die so hochauflösend sind, dass man eigentlich alle Details sehr gut erkennen kann. Auch die Farbtreue meines scanners ist sehr gut. Es sind doch schon sehr viele eingestellte scans am Bildschirm beurteilt und plattiert worden. Warum soll das bei meinen Marken nicht gehen? Du hast doch sicher auch digitalisierte Bilder Deiner Referenzmarken im PC gespeichert, da könntest Du doch gut mit meinen vergleichen? Zur Betrachtung und Analyse von Druckmerkmalen reichen 600 dpi doch aus. Könnte auch 1200 dpi nachlegen, wenn das hülfe...
    Was ist denn unter "Fluidum" zu verstehen, das da stimmen muss?
    Könntest Du mal eine Checkliste mit Merkmalen, die Du ja sicher zur Beurteilung Deiner Referenzmarken verwendet hast, hier einstellen, um die Unterscheidung von Pl. 4 gegenüber Pl. 5 (Sem) nachzuvollziehen? Das bereitet mir häufig die grössten Probleme, vor allem, wenn es sich um abgenutzte 2IV handelt. Die Deiner Meinung nach notwendig spitzen Ecken für Pl. 5 habe ich verstanden, auch das häufig anzutreffende Merkmal der deckweiss-blauen Farbgebung ist hinlänglich bekannt. Aber wie sieht eine "spitzeckige" Pl. 4, die nicht gerade einer Frühauflage entstammt, aus, und wie unterscheidet man sie von einer Pl. 5?
    Die Festlegung der Grenze zwischen später/abgenutzter Pl. 4 und Pl. 5 ist mir nicht klar, und auch nicht, wie denn nun wirklich eine frühe Pl. 5 auszusehen hat.
    Machst Du die Festlegung auf Pl. 4 der linken Marke aus Windsheim (16. 3. 1860) nur an den abgerundeten Ecken fest? Hättest Du das auch ohne bekanntes Briefdatum so gemacht?
    Dass Herr Sem z.T. anders plattiert - und auch frühe 2IIIa von Ende 1856 als 2IV einstuft - ist bekannt und seiner weiter gefassten und m.E. nicht immer zutreffenden Einteilung geschuldet.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo,

    zur Abwechslung hier ein Neuzugang meiner Pfalz-Sammlung:

    Die Mi-Nr. 2IIc mit geschl. Mühlradabschlag Nr. 158 Kirchheimbolanden und PF 7a rechte untere Wertziffer 3 verstümmelt.

    Dazu links neben der großen 3 noch eine Druckzufälligkeit (weißer Punkt), vermutl. hervorgerufen durch eine Schmutzpartikelanhaftung.

    "two in one " :)

    Schönes WE

    wünscht der Pälzer

  • Hallo Pälzer,
    in der Tat ein sehr schönes Exemplar einer 2IIc mit dem auf dieser Ausgabe typischen PF VIIa.

    Wozu die intensive Beschäftigung mit der MiNr 2-Plattierung führen kann, möchte ich hier zeigen.
    Ursprünglich im philaforum vor fast einem Jahr so beschrieben:
    "...heute ein Brief mit blauer 3 Kr.-Marke (Platte 2IIIb nach Vogel, Pl. 5 nach Sem) aus dem zur pfälzischen Expedition Bruchmühlbach gehörenden Lambsborn im Landzustellbezirk, mit Datum 27.10.? sowie Ruralstempel "B2".
    Von der Verwendung der Marke her schliesse ich auf 1860-62. Leider ist der Inhalt entfernt worden, sodass ausser dem Absendeort Lamsborn und "27.10." kein Jahr ersichtlich ist.
    Interessant der unter der Marke abgeschlagene LBT-Stempel. Offensichtlich wurde der Brief dem LBT zusammen mit den zu entrichtenden 3 Kr. übergeben, woraufhin er den Briefkastenstempel "B2" in Lambsdorf abschlug und der Brief am Sitz der Expedition in Bruchmühlbach mit der Marke beklebt und mit dem (nicht leserlich abgeschlagenen) oMR 58 entwertet wurde.
    Vielleicht hatte der LBT auch Marken dabei, sodass er selber die Marke etwas über dem zuvor abgeschlagenen "B2"-Stempel aufklebte, wer weiss...
    Im Sem-Handbuch (8. Auflage) ist übrigens weder Bruchmühlbach als Expedition mit nachgewiesenen Landpostorten, noch Lambsdorf mit Stempel "B2" bekannt."

    Der LBT-Aspekt des Briefes soll heute nicht im Fokus stehen, sondern die Plattierung der Marke dieses nicht genauer datierbaren Briefes. Wie kilke in den letzten postings ausgeführt und plausibel gemacht hat, ist das Phänomen der abgeschrägten/abgerundeten Ecken bei der 2IV bekannt und häufig anzutreffen, nicht aber bei der 2IIIb (Pl. 5 nach Sem). Nun hat die Marke hier aber zwei rundliche Ecken auf der rechten Seite. Zudem habe nach genauem Studium meiner Briefe aus 1860 festgestellt, dass ein ganz typischer hell/himmelblauer Farbton ab Frühjahr 1860 häufiger vorkam, mit einem körnigen Farbauftrag, sodass insgesamt ein sehr charakteristischer Eindruck beschreibbar ist. Die Marke meines Bruchmühlbach-Briefes hat genau diesen himmelblauen, körnigen Farbauftrag, und bei genauem Hinsehen erkennt man sogar den bei Vogel für die 2IV als PF XIX "weisser Fleck rechts neben dem Kopf der grossen 3" beschriebenen Plattenfehler.
    Nimmt man all dies zusammen, würde ich den Brief jetzt auf 27. Okt. 1860, frankiert mit einer Marke einer abgenutzten 2IV, datieren, wohl bewusst, dass die Marke theoretisch natürlich auch in den Folgejahren als Liegenbleiber hätte benutzt werden können.

  • Hallo mikrokern,

    ich bewundere schon lange, wie du über Druckfeinheiten eine Plattenzuteilung triffst. Das kann ich nicht.

    Ich kenne die typischen Plattenmerkmale und Druckbilder. Ich kenne die Plattenfehler und besitze Vergleichsmaterial. Weil du mir sicher nur Problemfälle vorgelegt hast, und keine Platte 1 oder Platte 2c, muss ich an der gestellten Herausforderung scheitern.

    Die gezeigte Marke auf Brief vom 16.3.1860 hat keine spitzen Ecken, deshalb keine Platte 5. Ab wann kann ich eine Marke der Platte 5 zuteilen? Wie sehen frühe Drucke der Platte 5 aus? Ist es eine neue Platte mit neuen Stöckelmaterial. Deine Fragen sind meine Fragen.

    Wenn Herr Sem einen PF der Platte 4 und der Platte 5 zuteilt, ist dann eventuell Platte 4 =Platte 5? D.h. wegen der spitzen Ecken bei der Platte 5, müsste die Platte 5 eine überarbeitete Platte 4 sein.

    Ich zeige 3 Marken mit klarem Druckbild und spitzen Ecken die teilweise nach aussen gezogen sind (Prägegrat). Alle 3 Marken sind bräunlich verfärbt.

    Im Sem-Katalog auf Seite 55 ist zu lesen: "Ein um 1859/1860 hergestellter Gummi mit Säureanteil führte zur Braunfärbung des Markenpapiers."

    Welche Platte zeigt diesen Frühdruck?

    Wenn ich jetzt im Frühjahr und Sommer mal 14 Tage keinen post schreibe, dann nicht deshalb, weil ich ab sofort Bierdeckel oder Überraschungseierfiguren sammele, sondern weil etwas Abstand zur doch schwierigen Plattendiskussion hin und wieder angebracht ist.

    Gruss kilke

  • Hallo mikrokern,
    ich bewundere schon lange, wie du über Druckfeinheiten eine Plattenzuteilung triffst. Das kann ich nicht.

    Hallo kilke,
    vielen Dank für die Blumen... :love:
    Ich besitze annähernd 200 Briefe der "blauen 3er", die einen ganz brauchbaren Anfang für die Plattierungsforschung darstellen. Die Plattierung (zeitliche Einordnung und Charakterisierung der Druckplattenzusammenstellungen) und damit die Zuordnung unbekannter Marken zu einer der Platten kann immer nur so gut sein wie die zugrundeliegende Merkmalsbasis und Umfang und Qualität des "Training set", um einen Begriff aus der Klassifikations- und Clustertheorie zu bemühen: um eine wirklich stimmige Plattenzuordnung gerade bei losen Marken machen zu können, ist ein grosser Grundstock an datierbaren Marken (= Briefen) zwingend notwendig, falls man - wie in unserem Fall - nicht auf gute Primärquellen wie Druckdaten und -auflagen, Druckaufträge, Produktionsunterlagen, technische Beschreibungen zu Stöckelanfertigung und Markendruck zurückgreifen kann. Eine Forschung auf rein empirischer Basis ist immer schwierig, weswegen man in Ermangelung anderer diskriminierender Fakten zumindest den Parameter "Verwendungsdatum" mit einbeziehen sollte.
    Zurück zu unserem Platte 4 / 5-Thema.
    Ich möchte mal auf meine 5 eingestellten Marken (jeweils als Ausschnitte von Briefen eingescannt) aus post #209 zurückkommen, mit denen ich Dich ein wenig fordern wollte.
    Hier die Auflösung (von links nach rechts):
    1. Brief vom 26. Mai 1860: hell/himmelblaue Farbe mit körnigem Auftrag, typisch für 1860. Linke Marke links unten abgeschrägte Ecke (die anderen überklebt). Nach kilke 2IV
    2. Brief vom 23. April 1860: Typ 1 (eher selten bei 2IIIb), rechte obere Ecke abgeschrägt. 2IV
    3. Brief vom 8. Okt. 1860: 4 absolut spitze Ecken, Typ 1. Farbe ist klares mittelblau ohne Deckweiss. Spätverwendete 2IIIa? Oder frühe 2IIIb?
    4. Brief vom 26. Dez. 1860: 4 spitze Ecke, deckweissblau mit leichtem Grünstich, Typ 2. Für mich 2IIIb (Pl. 5)
    5. Brief vom 18. Dez. 1860: 4 spitze Ecke, deckweissblau, Typ 2. 2IIIb (Pl. 5)
    Also alle aus 1860, dem für die Ablösung der 2IV durch 2IIIb (Sem Pl. 5) "kritischen" Jahr, wenn man von Vogels publizierten Druckzeiträumen ausgeht. Von besonderem Interesse mag vielleicht Nr. 3 in obiger Aufstellung sein, Brief aus Hindelang nach Immenstadt vom 8. Okt. 1860. Natürlich fände ich es prima, hier einen Brief mit einer Frühauflage der 2IIIb zu besitzen - lediglich die für 1860 untypische Druckfarbe im mittleren klaren Blaubereich ohne Deckweîssbeimischung spricht dagegegn, und vielleicht für eine spätverwendete 2IIIa. Was meint ihr?

    Übrigens, zumindest für die linke Deiner 3 gezeigten "Braunverfärbungs"-Marken aus dem letzten post habe ich eine eindeutige Meinung, nämlich Vogel'sche (nicht Sem'sche!) Platte 2V, also Letztauflage aus 1862. Dies wegen der spitz nach aussen gezogenen Ecken, ungleichmässig dicken blauen Einfassungslinien mit weissen Aufspaltungen, völlig detaillierten und präzisen Zeichnung, Typ 1.

    So, nach all diesen theoretischen Erläuterung der "letter of the day" zum Dessert:
    Brief von Würzburg nach Schweinfurt vom 28. Dez. 1859, Marke mit PF XXI "Schräger weisser Strich vom Kopf der grossen Wertziffer zu U von KREUZER". Unzweifelhaft eine 2IV, mit deutlich abgeschrägten Ecken und Typ 2.