• Liebe Freunde,

    schludrig war der 2. Vorname von Augsburg, egal ob in der Stadt, oder am Bahnhof. Hier ein Bischofsbrief vom 23.5.1874 an das kath. Pfarramt in Lenzfried.

    Korrekt wäre bei einem Dienstbrief wie hier die Notation der Geschäftsnummer, die vorgeschrieben war, wollte man die Portoportofreiheit erlangen. Bei einer Partei - Sache wie hier war das aber nicht möglich, da sie immer kostenpflichtig war. Jedoch waren Partei Sachen bei unfreier Versendung nur mit der Frankotaxe (3 Kr. unter 15g und 7 Kr. über 15 bis 250g) zu versehen.

    Entsprach eine Partei Sache aber nicht den Anforderungen, wie oben geschildert, war auch die Portomoderation dahin und Briefe kosteten 7 Kr. bzw. 11 Kreuzer unfrei.

    Jetzt können wir uns aussuchen, ob die Aufgabepost den Mangel bestraften und aus einer 3 Kr. Parteisache bis 15g einen gewöhnlichen Portobrief mit 7 Kr. Porto machte, oder ober man eine Partei Sache der 2. Gewichtsstufe einfach so abgehen ließ. Es gibt aber noch eine dritte Variante: Vlt. hat man gar nicht bemerkt, dass es eine Partei Sache war und den Brief einfach wie jeden gewöhnlichen Privatportobrief mit 7 Kr. taxiert?

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    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Von Pleinfeld und Possenheim nach Ansbach, beidesmal als ReichsSache gelaufen.
    Eine Frage hätte ich noch diese notierten Nummern sind Vorgangasnummern, oder haben die auch noch eine andere Funktion?

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    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Hallo minimarke,

    kleine Korrektur: es heißt nicht Reichssache, sondern Regierungssache.

    Dein einer Brief zeigt das Kürzel KDS für Königliche Dienstsache, das war bis 1829 die Bezeichnung für solche Dienstbriefe, ab diesem Jahr war der Begriff Regierungssache vorgeschrieben.
    Daneben gab es noch PS, die Parteisache, falls eine amtliche Stelle für eine private Partei tätig wurde.

    Aus diesem Grund waren auch die Expeditionsnummern so wichtig, weil die Postausgänge in Auslaufmanuale zur Überprüfung und zu Abrechnungszwecken eingetragen wurden. Reine Dienstsachen zwischen Behörden waren portobefreit, Parteisachen nicht. Letztere konnten frei oder unfrei aufgegeben werden. Wenn sie frei aufgegeben wurden (eher die Ausnahme), dann wurden die dafür angefallenen Kosten turnusmäßig mit der Post abgerechnet.

    Für Dienstbriefe war die Kennzeichnung als Regierungssache vorgeschrieben, die Briefe mussten eine Expeditionsnummer und rückseitig eine Dienstsiegelung aufweisen. 1871 wurde die Verpflichtung abgeschafft, die Expeditionsnummer zu notieren.

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Liebe Freunde,

    frankierte Armensachen sind nicht so häufig, wie man sie sich wünscht. Daher habe ich bei dieser zugegriffen, die am 19.1.1858 in Augsburg beim Filialamt vom katholischen Stadtpfarramt St. Georg an den lokalen Armenpflegschaftsrath in Riedlingen bei Donauwörth mit 3 Kr. frankiert worden war, denn die Portofreiheit in Armensachen war bei der Briefpost an die Armenpflegschaftsrät(h)e nicht mehr gegeben.

    Eigentlich müsste es Unmengen von diesen Dienstbriefen, in der Regel mit 1, 3 oder 6 Kreuzer Frankaturen geben - doch der Markt gibt dergleichen nicht her. Wer eine hat, darf sie mir gerne anbieten.

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Dienstbrief aus Nürnberg vom 8.1.1852 nach Ansbach, der unten links als R. S. den Vermerk trägt "Mit 1. Paß". Die Besonderheit ist nicht nur, dass ein amtlicher Paß des kgl. Landgerichts Nürnberg untergebunden war, weswegen der Brief keinen Ankunftsstempel von Ansbach aufweisen konnte, sondern dass er als R. S. portofrei lief, wie man doch eigentlich annehmen müsste, dass die Beantragung von Päßen und Ausweisen eine höchst private Sache war, die für dem jeweils Beauftragenden kostenpflichtig hätte gewesen sein müssen (und es noch heute ist).

    Aber wenn wir uns den Empfänger ansehen, die kgl. Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, geht einem vlt. ein Licht auf: Womöglich hat ein Staatsdiener eine Dienstreise ins Ausland machen müssen und benötigte dafür dienstlich einen Reisepaß. Das wäre natürlich schon ein Grund, ihm diesen kostenlos zu verpassen und mit einem Brief wie diesen auf die Reise zu schicken.

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    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    2 Dienstbriefe aus Augsburg (1852 + 1854) geben mir Rätsel auf, weil beide in unterschiedlichen Belangen vorne den Vermerk "D G" aufweisen, den ich bei Privatbriefen als "Durch Güte" kenne, was hier sinnlos erscheint.

    Hat jemand eine Idee, was mit D. G. gemeint sein könnte?

  • Liebe Freunde,

    frisch rein bekommen - frisch rein bekommen - Dienstbrief des Rentamtes (Finanzamtes) Wunsiedel vom 6.3.1862 an das Rentamt Selb, Ankunft dort via Kirchenlamitz (7.3.) am 8.3.1862. Dann retourniert von der Gemeindeverwaltung Spielberg, die inzwischen vom Rentamte Selb wohl eingeschaltet wurde, an das Rentamt Wunsiedel vom 2.6. mit Ankunft am 3.6.1862.

    Aber warum sollte ein Dienstbrief ein Vierteljahr brauchen?

  • Hallo bk,

    .

    nehme an, das ist ein Wendebrief ohne Inhalt. Manche Dinge im ÖD lassen sich nun einmal nicht so schnell bearbeiten, wie man das gerne hätte...komplexe Sachverhalte ermitteln, nach alten Akten suchen, diese erst woanders anfordern, ggf. sogar noch Gutachten/Expertisen einholen usw. usw., heute wie auch früher.

    .

    + Gruß!

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    ja, so isses wohl gewesen - alles vlt. allen zu kompliziert, ein Amt schläft und bringt keine Antworten, Abschriften gehen verloren, werden falsch verschickt, oder die Post verschlampt sie - da hätte man auch einen schicken können, der wäre nur einen Tag hin und einen Tag zurück unterwegs gewesen, wenn es daran gelegen hätte. 8o

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    nix dolles - nur eine J.P.S. = Justiz - Parthey - Sache aus Lauf vom 31.7.1851 nach Erlangen, die 6 Kreuzer Porto kostete (bis 12 Meilen und bis 1 Loth).

    Eine nette Kleinigkeit meiner Mini - Sammlung 1851, weil ich auch mal einen guten Fingerhut in dieser sehen wollte ...

  • Liebe Freunde,

    zu den festen Regeln eines Dienstbriefes gehörte die Nominierung der Franchise, wenn er denn portofrei von der Aufgabepost belassen werden sollte. Für Bayern bedeutete dies i. d. R. "R.S." = Regierungs - Sache, worunter die Expeditions - Nummer (heute: Geschäftszeigen) zu setzen war.

    Dergleichen Vorschriften für Dienstbriefe gab es natürlich auch in Österreich, wo allerdings die Franchise R.S. gänzlich unbekannt war, weil die dortigen Dienstbriefe den Vermerk "Ex offo" für "ex officio" = Aus dem Amt/Büro tragen mussten. Es war also keine Kann - Vorschrift bei beiden Postgebieten, sondern eine klare Dienstesvorschrift.

    Es war mir vergönnt, nur ganz wenige Ausnahmen trotz der schieren Masse bayerischer Dienstbriefe sehen zu dürfen und oft schwankte ihr Zustand zwischen erbärmlich und desolat.

    Nicht jedoch hier bei dieser Perle bayerischer Dienstbriefe aus dem lieblichen Landshut vom 1.8.1862 vom dortigen Bezirksgericht an den Norat Zimmermann in Dingolfing. Hier notierte man unglaublicherweise "Ex offo" und vermerkte darüber hinaus siegelseitig die Insinuation "Ins(inuirt) der Post am ersten August 1862 Unterschrift".

    Was den Sachbearbieter/Kanzlisten dazu getrieben hat, hier Ex offo zu schreiben, werden wir wohl nicht mehr heraus bekommen - aber so passt er neben der Contravention bei Dienstbriefen noch in die Bayern - Österreich - Sammlung.

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    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    vom 20.7.1873 stammt eine Regierungs - Sache als portofreier Dienstbrief vom Bezirksamt Mellrichstadt an den Herrn Bürgermeister in Fladungen, wo der Brief noch am selben Tag ankam (waren auch nur 18 km).

    Die Besonderheit lag in dem Zusatz unten links: "Dringend mit Recepisse". Nur bei Dienstbriefe galt "dringend" als Aufforderung per Express zu versenden - da es hier ein Brief in den Ort mit Postexpedition war, kostete der Expresse nichts. "Mit Recepisse" hieß mit Rückschein - dieser konnte angehängt gewesen sein (mit Bindfaden), dann wäre es eine postalische Retour - Recepisse gewesen, oder eine selbst gebastelte, die auch portofrei unter R. S. hätte laufen können, das weiß man so nicht und einen Inhalt hat der Brief auch nicht mehr - aber die Kombination von Dienst - Express und Recepisse ist schon auch bei Dienstbriefen nicht so häufig, als dass ich mir den hätte entgehen lassen wollen.

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    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    nach langer Zeit (hihi) ist mir wieder mal eine schnuckelige Armensache ins Netz gegangen. Im wunderschönen Regensburg ließ am 14.9. 1853 das dortige Kreis- und Stadtgericht eine portofreie A.S. = Armensache "Zum hochwürdigen Consistorium des Bißthums Passau in Passau" ab, also fast ein Bischofsbrief, könnte man sagen.

    Die Bestätigung als Armensache war von einem für die Richtigkeit haftenden Beamten zu unterzeichnen, was hier auch getan wurde. Am Folgetag kam das Schreiben an und wanderte in die Akten - jetzt ist das gute Stück in meine Mini - Sammlung der Armensachen gewandert.

  • Dienstbrief vom 19. März 1828, welche Dienstsache deklariert ist kann ich nicht entziffern.

    Aber der Inhalt spricht für eine Armensache, und zwar für eine Württembergische!

    Da ist wohl einer über die Donau geschwommen und hat das DIng in Illetissen zur Post gebracht.

    Portoersparnis sehe ich hier keine, lasse mich gerne aber eines besseren belehren!

  • Hallo Ulrich,

    Glückwunsch zu dem Fund! Dietenheims Pfarramt ließ seinen Boten ein paar Meter nach Osten marschieren und den Brief als K.D.S. = Königliche Dienst Sache portofrei als Ortsbrief aufgeben.

    Er hätte auch von Württemberg nichts gekostet und Bayern war es egal, da man eh nichts bekommen hätte. Trotzdem kommen diese Dienstbriefschmuggel hin und wieder von Württemberg nach Bayern vor - umgekehrt kenne ich sie nicht, aber das mag ein Bildungsmangel meinerseits sein. Ein kleines Traumstück und mit Armensache hast du natürlich Recht. Wenn du den mal nicht mehr brauchst ... ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    üblicherweise wurden Armensachen mit A.S., oder mit Armen - Sache verschickt. Causa paupera ist da schon sehr selten und auch Arm: S. kenne ich kaum, daher war mir dieser Brief aus Lauf vom 8.9.1864 recht, der nämlich erst am 13.9.1864 zur Post gebracht und am Folgetag in Schweinfurt ausgetragen wurde.

    Gerade bei Armensachen ist oft eine hohe zeitliche Diskrepanz vom Schreiben des Briefes bis zu seiner Postaufgabe zu erkennen - hier 5 Tage, die für mich nicht (immer) erklärlich ist. Den Inhalt habe ich beigefügt.

  • Liebe Freunde,

    erneut fand sich in einem Konvolut eine nette Armensache, diesmal aus Bayreuth vom 30.1.1866, an das Bezirksgericht in Hof mit Ankunft am selben Tag.

    Links lesen wir: "Armensache des k. Advokaten Herding bestätigt das k. Bezirksgericht Voigt" und daneben, ganz nach Vorschrift, das Dienstsiegel des Gerichts.

    Interessant ist noch, dass beim Bayreuther Stempel der Einsatz des Monats wohl vergessen wurde ...

    In letzter Zeit kaufe ich so viele Armensachen, dass ich selbst davon fast arm werde.

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    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    bei Dienstbriefen waren die Vorschriften multipel, jedoch galt es immer für die Absenderbehörde diese als solche zu kennzeichnen, weil sie, tat sie das nicht, von der Aufgabepost zu taxieren waren.

    Für meine Contraventions - Sammlung ist dieser Dienstbrief am Ort (!) von Bad Kissingen vom 7.11.1869 sehr geeignet, denn man vergaß die Franchise und die Aufgabe- und Abgabepost dort stempelte ihn und stellte ihn stracks zu, ohne eine 3 Kreuzer Portomarke in Anwendung zu bringen, wie es richtig gewesen wäre.

    Hätte ein Fälscher Fachwissen, so könnte er eine gummierte Porto Nr. 1 aufkleben (und diese gfs. mit alter Tinte oder Federzug entwerten) und man hätte keine Möglichkeit, gegen diese Fälschung anzugehen. Gottlob wird das nie passieren, aber gefährlich können solche falsch behandelten Briefe schon sein.

  • Liebe Freunde,

    passend für gleich 4 Mini - Sammlungen von mir (1851, Lotto in Bayern und Chargé, Recoammdation und Einschreibung und Contraventionen der Markenzeit) zeige ich einen Brief des königlichen Lottoamtes Aschaffenburg vom 26.9.1851 an das kgl. Kreis- und Stadtgericht in Würzburg, dort angekommen am Folgetag, welches unter R.S. portofrei war, aber auch eingeschrieben zu versenden war.

    Meiner Erfahrung nach sind in der Zeit ab dem 1.7.1850 dienstliche Einschreiben keine Massenware, noch dazu, wenn man ihnen keine Reco - Nr. verliehen hatte. Zum Preis eines halben Pizza - Dollars musste ich da nicht lange knobeln, ob ich mir das Briefchen "antue".

  • Liebe Freunde,

    frankierte Retourrecepissen (Rückscheine) sind von Bayern Seltenheiten und jeder, der eine besitzt, ist ein glücklicher Sammler. Mir war das Glück schon mehrfach besonders hold, denn ich habe frankierte, unfrankierte und mit Portomarken versehen Rückscheine, zu denen sich dieser gerne noch gesellen darf, denn er hat Inhalt, was immer wichtig ist bei diesen Dokumenten.

    Im Haimhausen wurde die 3 Kreuzermarke am 27.1.1874 auf ihrem Weg zurück nach Freising entwertet - wie Frau Brettl feststellt, war das kein häufiger Stempel auf keinem häufigen Dokument, womit sie in ihrem Attest natürlich Recht hat.