• Liebe Freunde,

    heute mal 2 ähnliche Briefe, die jedoch aus 1872 / 1875 stammen und doch interessant sind, hinsichtlich ihrer Adresse - P.S. als Parteisache von Eichstätt nach Heydeck mit frei - Vermerk und 3 Jahre später von Eichstätt nach Moening mit frei - Vermerk, aber P.S. gestrichen.

    Wenn ich Zeit und nichts zu tun habe, rätsle ich über die Gründe hierfür ...

    P.S. (heißt jetzt post scriptum) Es ist immer schön, eine Nr. 33 für eine Nr. 23 kaufen zu können, vor allem auf einem hübschen teilvorgedruckten Brief. :P

  • Liebe Freunde,

    für 1 Euro plus 1 Euro Versand dürfte man, reduziert man sein Augenmerkt in der Bucht auf Altdeutschland, eher weniger erbauliches finden, als Besonderheiten, Schmuckstück oder gar hin und her - Briefe.

    Eher weniger heißt aber nicht immer und so darf ich hier einen interessanten und gleichzeitig sehr schönen und lustigen Brief vorstellen, der eben jedens o. g. Preiskriterium voll erfüllte.

    Absender war das kgl. Landgericht Mitterfels und gerichtet war er an das kgl. Bezirksgericht in Straubing. Allerdings hat der Bemate in Mitterfels auch Mitterfels als Zielort vermerkt. In diesem Falle hätten wir einen Ortsbrief vor uns, der 1 Kr. bzw. 2 Kr. gekostet hätte, nicht aber 3 Kr., die ja frankiert wurden.

    Dem aufmerksamen Postexpeditor von Mitterfels muss dieses Malheur aufgefallen sein, zumal es in Mitterfels auch nie ein Bezirksgericht gab, welches bedeutenderen Orten vorbehalten war, als einem Dorf wie Mitterfels. Das blaue Fragezeichen hinter Mitterfels dürfte von ihm stammen. Es wurde Mitterfels folglich gestrichen und durch Straubing optimiert. Dies trug sich am 13.5.1871 zu.

    Am Folgetag kam er in Straubing an. Das war alles, was in der Bucht zu sehen war.

    Nicht zu sehen war, dass es sich um einen Wendebrief handelte, der zuvor schon von Straubing am 8.5.1871 nach Mitterfels geleitet worden war. Da es eine P.S. = Partei-Sache war, war der Versand kostenpflichtig - wegen des Gewichts "mit Inlage" kostete er 11 Kr. beim Landgericht, was natürlich zu viel war, denn Parteisachen sollten auch bei unfrankierter Versendung nur den günstigen Frankotarif kosten (7 Kr. über 1 - 15 Loth) und nicht den teuren Portotarif von 11 Kr., wie hier.

    So hat der Brief zwei Seiten - mal blöd beschriftet von Mitterfels, mal falsch taxiert von Straubing. Lt. Sems Stempelkatalog kosten Stempel von Mitterfels 30 Euro Aufschlag auf Nrn. 22 - 36. Da waren die investierten 2 Euro doch recht gut angelegt ... :D

  • Lieber Helmut,

    schöner kann man es nicht ausdrücken - danke dafür. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Du bist unglaublich Ralph!

    Lieber Ralph,


    Da hat Filigrana zwar recht, aber wenn Du schon einmal nicht recht hast, dann soll das auch nicht unwidersprochen bleiben. Meine Großeltern väterlicherseits stammten aus Mitterfels und ich habe dort als Bub viele Wochenenden verbracht, weil mein Vater (Jahrgang 1911) dort noch auf die Jagd ging und daher kann ich mit 100%iger Sicherheit sagen, dass es dort sehr wohl ein Bezirksgericht gab und ich kenne auch das Gebäude. Meine Urgroßeltern sollen in unmittelbarer Nähe ab Ende des 19. Jahrhunderts dort ein Wirtshaus betrieben haben, wo mein Großvater (Jahrgang 1885) als junger Mann dann auch noch ausschenkte, angeblich nicht sehr wenig auch an sich selber. Man spricht von 16 bis 20 Halben pro Tag. Er wurde dennoch 81 Jahr alt.
    Übrigens war oder ist Mitterfels nicht wirklich ein Dorf, sondern hat seit hunderten von Jahren Marktrecht.


    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    niemand schätzt so sehr lokale Kenntnis der Dinge wie ich - aber den Link habe ich gefunden, der dann wohl nicht so ganz stimmen sollte:

    https://www.google.de/url?sa=t&rct=j…M5rwQqG24IeSb7A

    Was stimmt denn jetzt? Kein Bezirksgericht, kein Marktrecht ?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    Ja, da muss ich jetzt wohl doch etwas Asche auf mein Haupt streuen. Das kann jetzt schon sein, dass das Gericht aus der Erinnerung meiner Kindheit kein Bezirks-, sondern ein Amtsgericht war. Wenn ich ganz ehrlich bin, kenne ich eigentlich bis heute den Unterschied nicht. Hieß das, was heute Amtsgericht heißt, nicht früher Bezirksgericht? Aber wie gesagt, ich habe davon wirklich keine Ahnung. Aber dass in Mitterfels ein Gericht war, das weiß ich sicher. Und dass es in meiner Jugend schon Markt war, das weiß ich auch. Von daher bin ich überrascht, dass dieses Recht erst seit 1968 beestehen soll.
    Und was lernen wir wieder einmal aus dem Ganzen: Wer nur ein Halbwissen hat, soll lieber sein Maul halten!

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    wenn die Fehlerquote dessen, was ich in meiner Jugend zu wissen glaubte, nüchtern analysierte, wäre ich suizidgefährdet.

    Stadt- und Landgerichte waren den Bezirksgerichten untergeordnet (Unter- zu Mittelbehörden). Daher durfte man von unten nach oben eigentlich nur frankieren, während man von oben nach unten porto verschickte. Quod erat demonstrandum. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,
    Wie schon gesagt: Si tacuissem, philosophus mansissem!
    Wieder was dazugelernt. Dann war dieses Amtsgericht damals also ein Landgericht genauso wie das Königlich-Bayerische im fiktiven Geisbach unter Amtsrichter August Stierhammer?

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

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  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen simplen Dienstbrief mit dem Vermerk "Armensache" (oben links) und dem Zusatz: " bestätigt Eschheim, Substitut des kgl. Adv(ocaten) Eckmüller".

    Das Landgericht Regensburg schrieb sie "An das Fürstlich Thurn u. Taxische Rentamt Sulzheim".

    Zwar mangelt ene Expeditionsnummer, doch das Siegel hat man hübsch platziert am 26.9.1867 und der Ankunftsstempel ist auch gut lesbar.

    Im Inhalt ging es um Beträge, die man in Sulzheim jemandem in Regensburg schuldete (Alimente). Dieser jemand war wohl nicht allzu begütert und durfte sich kostenlos Hilfe holen, was er auch hiermit tat.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    ein Dienstbrief des Forstamts Günzburg vom 25.1.1858 an (kann ich nicht lesen) wurde als Dienstbrief mit dem Vermerk "Sehr dringend aufgegeben. Eine Recommandation erfolgte nicht. Ob er per Express lief, kann daher nicht sicher gesagt werden, ich schließe es aber nicht aus, auch angesichts des Inhalts:

    "P.N. Wurde wegen zu spätem Einlauf ??? auf den 3ten Febr(uar) anberaumt. Am 3/2 dem Begang ange??".

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Kreuzerjäger,

    vielen Dank! Königliche Revierstelle heißt es! Klasse. Wenn ich nun nur noch den Ort heraus finden könnte ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Pälzer,

    vielen Dank - jetzt ist er geknackt. Bin einfach nicht draufgekommen - Bäume / Wald / blind ... :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    irgendwie laufen sie mir zu, ich weiß es auch nicht ... :thumbup:

    Die folgende Armen - Sache (A.S.) kann ich leider mangels Inhalt nicht datieren. Sie ist aber auch so interessant!

    Der Armenpflegschaftsrath Erlangen richtete sie an die Gemeindeverwaltung Rimbach Post Volkach. Links unten nur A. S., statt des Amtssiegels und der Unterschrift - na ja, von einem Armenpflegschaftsrath war das ja wohl die übliche Franchise, hat man sich gedacht.

    Die Aufgabe in Erlangen erfolgte am 22.11.187? um VII oder XII Uhr, das kann ich nicht genau erkennen.
    Siegelseitig sehen wir aber den gleichen Stempel von Erlangen mit dem Datum vom 23.11. und jetzt XI Uhr. Dazu ein mir nicht erkennbarer Stempelabschlag von B???? und ein blauer Ankunftsstempel von Volkach vom 23.11., weswegen ich auf 1871-1873 tippe (vorher schwarz, nachher die große Ausnahme in blau).

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    ein lustiger und interessanter Beleg zum Preis einer Bratwurst sollte man sich im Erkennensfall nicht entgehen lassen. Von außen sieht er (6.9.1853)eher harmlos aus: Vom K. Kreis- und Stadtgericht Regensburg an das K. Kreis- und Stadtgericht Regensburg. Ui, dachte ich, ein Ortsdienstbrief von der selben Behörde an die selbe Behörde? Aber man hat wohl noch vor dem Abschicken das falsche Regensburg durch das richtige Würzburg ersetzt, von daher alles gut.

    Ausweislich der Siegelseite kam er auch prompt 2 Tage später an - so weit, so gut. Aber der Inhalt ist ein spannender: Regensburg hatte dem Gericht in Würzburg in einem Rechtsstreif den hergeschickten Empfangsschein ausgefertigt zurück geschickt, wobei die Insinuation (die gerichtsverwertbare Zustellung) hier durch den Gerichtsboten und nicht etwa durch die Post vollzogen wurde.

  • Lieber Ralph,

    es handelt sich in diesem Fall um eine Requisition: Gericht A bittet Gericht B in einer Sache mit auswärtigem Beteiligten um Insinuation als Amtshilfe. Letzteres schickt seinen Gerichtsboten auf den Weg, Zustellung wird bescheinigt, Bestätigung geht ans requirierende Gericht zurück.
    Zu diesem Zeitpunkt spielte der Postbote bei Insinuationen in Gerichtssachen keine wie auch immer geartete Rolle. Das kam erst ab 1862.
    Selbst wenn ein Brief "der Post insinuiert" wurde, interessierte sich die Post nicht dafür, für sie war es ein gewöhnlicher Brief.

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!