Bergzabern - Boma 02.11.1908
Hallo Sammlerfreunde,
wer kennt nicht die Geschichte des schottischen Missionars David Livingstone (1813-1873), der bei einer seiner Kongo-Expeditionen im Jahre 1866 zunächst als verschollen galt, dann aber von dem ihm nachgesandten britischen Journalisten Henry Morton Stanley (1841-1904) am 10.11.1871 in Ujiji nahe dem Tanganjika-See erkrankt aufgefunden worden war.
Legendär dessen Begrüßung mit den Worten: „Doctor Livingstone, I presume ?” („Doktor Livingstone, nehme ich an ?“). Stanleys Ziel war, mit seinen Expeditionen den Kongo dem britischen Kolonialreich anzugliedern. Da er jedoch einen zweifelhaften Ruf hatte, als Amerikaner galt (Mitarbeiter des New York Herald) und die allgemeine Stimmung in Großbritannien seinerzeit eher gegen Kolonien war, lehnte die britische Regierung eine Übernahme des Kongo ab.
Dafür nutzte der von dem Gedanken eines Kolonialreichs faszinierte König Leopold II. von Belgien (1835-1909) die Gelegenheit des britischen Desinteresses, umwarb Stanley und schloss mit ihm 1878 eine für fünf Jahre geltende Übereinkunft: Stanley sollte das Land aufkaufen und die unschiffbaren Flussabschnitte mit Straßen umgehbar machen.
Im Ergebnis erklärte Leopold II. am 23. April 1885 die neu geschaffene Association Internationale du Congo (AIC) zur Eigentümerin des Kongo und erließ eine Verfassung für den Kongo-Freistaat. De facto handelte es sich um einen Privatbesitz des Königs, der sich damit allerdings heftig verschuldet hatte. Damit begann ab 1890 der Weg in die Katastrophe.
Es erfolgte eine systematische Ausbeutung der Rohstoffe des Landes, vor allem Elfenbein, Kupfer und Kautschuk, Palmöl und Kaffee. Die Bevölkerung wurde dazu von einer regelrechten Söldnerarmee (Force Publique) brutal unterdrückt und für Zwangsarbeit eingesetzt. Nicht einmal Landwirtschaft, Jagd und Fischerei konnten unabhängig betrieben werden, da man dies als "Diebstahl staatlichen Eigentums" betrachtete, was wiederum zu Hungersnöten führte.
1908 sorgten Berichte über die menschenunwürdigen Ausbeutungspraktiken als so genannte „Kongogräuel“ national und international für Aufsehen und Empörung, alarmierten die westlichen Nationen und zwangen den König endgültig zum Verkauf des Freistaates Kongo an den belgischen Staat. Am 15.11.1908 erfolgte die Umwandlung in die Kolonie Belgisch-Kongo.
Die Zwangsarbeit wurde am 22.03.1910 offiziell zwar abgeschafft, die Unterdrückung der einheimischen Bevölkerung blieb im Prinzip jedoch erhalten. Mächtige Konzessions- und Monopolgesellschaften übten noch ein halbes Jahrhundert lang großen Einfluss auf die wirtschaftliche und politische Entwicklung im Kongo aus, der letztendlich am 30.06.1960 seine Unabhängigkeit erhielt.
Wie klein und unbedeutend nimmt sich all dem gegenüber unsere anbei abgebildete Sammlerkorrespondenz aus dem südpfälzischen Bergzabern aus, hier in Form einer Auslandspostkarte zu 10 Pfennigen. Diese trägt erfreulicherweise auch einen Ankunftsstempel, hier von Boma, das im Feburar 1926 den Hauptstadtsitz der Kolonie an Léopoldville, dem heutigen Kinshasa abgeben musste.
+ Gruß !
vom Pälzer
verwendete Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/David_Livingstone
https://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Morton_Stanley
https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_II._(Belgien)
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschicht…_Republik_Kongo