Bayern über Sachsen nach Ungarn/Slowakei

  • Hallo Sammlerfreunde,

    heute möchte ich einen mit 9x korrekt frankierten Brief aus Nürnberg vom 14.10.1857 nach Leutschau Ungarn zeigen.

    Leutschau war bis 1918 ungarisch, anschliessend gehörte es zur Slowakei.

    Der Grund warum ich den Brief gekauft habe war natürlich der Bodenbach-Stempel auf der Rückseite, entweder der 15.oder 16.10., also 1-2 Tage von Nürnberg über Hof, Leipzig, Dresden nach Bodenbach.

    Ungarn bzw.Slowakei hatte ich bisher bei den Leitwegen noch nicht so auf dem Schirm und habe im Internet mal gestöbert und eine Eisenbahnkarte von Österreich von 1854-1858 gefunden.
    Hier wird der weitere Laufweg von Bodenbach deutlich: Prag, Brünn?, Wien, Pressburg, Waitzen (Stempel rückseitig auf dem Brief/wahrscheinlich der 17.10.)

    Dann befindet sich noch ein weiterer Stempel ??? Pest/Budapest?? vom 20.10. auf der Rückseite. Das passt aber nicht so richtig, für die Strecke Waitzen-Budapest benötigte man keine 3 Tage. Leutschau liegt ungefähr ca 300km nordöstlich von Budapest. Hat jemand dazu eine Idee?

    LG
    Christian

  • Hallo Christian,

    schön, dass du ihn bekommen hast ... :)

    An Pest glaube ich nicht, weil man das damals PESTH schrieb. Aber besser weiß ich es auch nicht.

    Bodenbach sollte der 16. gewesen sein, weil in Nürnberg erst um 19.00 Uhr am 14. annahmegestempelt. Wäre immer noch sehr schnell bei dem Weg!

    Briefe in die später Slowakei sind selten - vlt. uns Filigrana noch etwas Lokalkolorit dazu geben? Wäre schön. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... die liebe Adriana wirds wissen - ist doch ihre Westentasche! ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo und guten Abend,

    ich würde bei dem unbekannten Stempel auf die Stadt Most (deutsch Brüx) in Nordböhmen tippen.
    Die Stadt liegt auf dem Weg von Bodenbach nach Prag.

    Viele Grüße,
    Wilfried/Sys1849

  • Hallo Bernd,

    danke für die Karten. Dann ist der Stempel vielleicht doch von Budapest und 3 Tage liegengeblieben?

    Hallo Wilfried,

    aber der Stempel von Bodenbach ist der 16.10 und von Waitzen der 17.10., Most wäre dazwischen.

    LG
    Christian

  • Hallo Wilfried,
    Die Tschechische Ortspoststempel waren bis wenige Ausnahmen bis 1871 in Deutsch, danach zweisprachig Deutsch + Tschechisch usw. Most stempelte Brüx.

    Hallo Christian
    Es gab zwei mögliche Linien nach Kaschau/Kassa/Košice über Miskolz oder Rosenau. Auf die Karte von Bernd auch gut zum sehen..
    Ich finde leider keins auf dem Gebiet heutige Slowakei welches in Frage kommt mit ST.
    Was ich nicht nachkontrollieren kann - Rétság, nach Vác. Was auf dem Stempel stand weiß ich nicht. Falls dein Brief von Vác /Waitzen über Rosenau/Rozsnyo/Rožňava lief.

    Die Einkreisstempel Pesth(?) gab es sicher einige, hoffe kann dir einer bei die Suche weiter helfen.
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Hallo Christian,

    da ist das "H" von PESTH nur noch fragmentarisch erhalten. Ich kenne nicht jeden Briefpoststempel von Pest - aber die, die ich kenne, haben ein H hinten. Ich muss mal im Forum suchen, wie die aussehen und verlinke das dann.

    # 194

    Tageskalender auf ÖSTERREICH KLASSIK (1850 - 1900)

    # 26

    Tageskalender auf ÖSTERREICH KLASSIK (1850 - 1900)

    # 92

    Österreich - Ausland

    ... und viele mehr - also Pesth mit h am Ende sollte klar sein.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Ralph,
    es gab spätere Bahnstempel für die Versendung nach Slowakei bei welche die Schreibweise nur Pest vorkam, ich schließe es nicht ganz aus das auch eins in diese Zeit ohne H in Gebrauch war.
    Ich zeig sein Brief in weiterem Forum, vielleicht kennt sich jemand mit Stempel von Pest aus oder hat weiteres Vorschlag welche Post er gehörte.
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Liebe Stara,

    das ist ein weiser Vorschlag - sicher freuen sich die anderen Kollegen auf den tollen Brief und wenn wir dort weiter kommen, werden wir auch hier schlauer. Danke! :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Sammlerfreunde,

    an alle die zur Lösung des "ST"-Stempel bisher mitgewirkt haben mein herzliches Dankeschön. :)

    Bin gespannt was da noch aus anderen Foren kommt.

    LG
    Christian

  • Abend Männer,
    ich muss ganze Zeit grinsen, die Stempelfrage hab ich in einem Tschechischem Forum gestellt und die Hilfestellung kam von Pietro der auch in unserem Forum Mitglied ist! :D

    Es ist nicht ST aber SE...
    Diese Stempeltipp mit diesem Filigran war seit 1847 bis 1871 in Gebrauch. Ortsname Änderung auf Ungarisch: LÖCSE (= Leutschau ).
    In #8 zeigst genau gleichen Stempeltipp, also es war ein Zweikreisstempel als Ankunftstempel, in Leutschau am 20.10. abgeschlagen.

    Die Karte von Bernd ist sehr gut, würde ich mir auf deine Stelle ausdrucken zur deinem Brief, Christian. Meine Meinung wie ich schon mitgeteilt habe lief dein Brief nicht über Pest: Vác, Rétság (heutige Ungarn); Rimavská Sobota, Rožňava, Košice, Prešov, Levoča (heutige Slowakei).

    NB: Die erste Änderungen bei Ortspoststempel von Deutsch auf Ungarisch kamen ca. 1820.

    Jetzt bin ich zufrieden, und freut mich für dich über diesem Brief ^^
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Hallo Adriana,

    du bist ja wie ein Terrier, wenn der sich in was verbissen hat... :D

    Vielen Dank für deine Recherche, jetzt ist das Rätsel gelöst. Dann dauerte es noch 3 Tage bis der Brief aus Waitzen nach Leutschau befördert wurde.

    Danke auch an Pietro. :thumbup:

    LG
    Christian

  • Liebe Freunde,

    heute darf ich von einem in Mülheim an der Ruhr ansässigen Auktionshaus einen feinen Brief zeigen, der in mehrfacher Hinsicht interessant ist, nicht nur auf postgeschichtlicher Basis.

    Verfasst wurde er am 20.2.1856 in Altdorf bei Nürnberg von Wilhelm Holz, genannt Vestner und gerichtet war er an Herrn Wilhelm Nadler in Pesth. Bei unter 1 Loth und über 20 Meilen war er treffend mit 9 Kreuzern frankiert. Siegelseitig erkennen wir, dass er nicht direkt nach Österreich-Ungarn geleitet wurde, sondern erst über Sachsen - Bodenbach - Prag usw. sein Ziel in Ungarn erreichte (Bodenbach 22.2. und Pesth am Folgetag, wobei das schon eine außergewöhnliche Entfernung und Leistung 1856 war, Chapeau!).

    Im Inhalt lesen wir: "Ich verdanke Ihre werthe Adresse einem meiner Freunde & da ich gesonnen bin, mich jetzt nach anderweitiger Placirung umzusehen, so erlaube ich mir, Ihnen meine ergebensten Dienste anzubieten.

    Meine vierjährige Lehrzeit habe ich in dem Colonialwaaren & Speditions-Geschäfte der Herren Frey & Ringler in Regensburg bestanden & mein kaufmännisches Examen mit dem besten Erfolge gemacht. Ich bin im Stande deutsch & französisch zu correspondiren, Bücher zu führen, sowie andere Comptoir- & Magazin - Arbeiten zu verrichten.

    Sollten Sie nicht selbst in dem Fall sein, mein Offert geflissentlich berücksichtigen zu können, so ersuche ich Sie, mich gefl. bei anderen Häusern zu recommandiren, oder mir Jemanden aufgeben zu wollen, der sich dorten mit Placements beschäftiget.

    Ich sage Ihnen im Voraus einen verbindlichen Dank dafür & habe die Ehre, mich Ihnen mit vollkommenster Hochachtung zu empfehlen.

    Ihr Ergebenster Wilh. Holz, genannt Vestner per Adresse A. Hilz genannt Vestner."

    Seitlich hat der Absender später folgenden Vermerk angebracht: "Eingetreten am 5. Mai 1856 mit fl. 500 (500 Gulden) jährlichem Salair ohne weitere Vergütung".

    1. Die Leitung über Bodenbach war zwar ein großer Umweg, aber sie fand nur über die Bahn statt und daher i. d. R. 2 Tage schneller, als auf andere Weise.

    2. Interessant zu sehen, was ein besserer Angestellter verdiente damals - 500 Gulden im Jahr war etwa das Gehalt eines Postexpeditors.

    3. Aliasnamen belegbar aus Briefen des Trägers selbst habe ich zuvor noch nie gesehen - wieder etwas dazu gelernt.

  • Lieber Ralph,

    ein toller Brief mit interessantem Inhalt :thumbup::thumbup:

    Mit so einer Bewerbung würde man sich in der heutigen Zeit, bestimmt deutlich von den Mitbewerbern abheben ^^

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    das sehe ich auch so - heute können sie ohne Korrekturprogramm kaum die eigene Adresse richtig schreiben ... ;(

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.