Briefe zwischen München und Au bei München

  • Liebe Sammlerfreunde,

    in Ergänzung zum Artikel im Rundbrief 48 der Arbeitsgemeinschaft Bayern (klassisch) "München Vorstadt Au nach München, oder anders herum ......" von Sammlerfreund Ralph Bernatz, möchte ich folgenden Brief zeigen:
    Unfrankierte Parteisache vom königl. Landgericht München links der Isar (München) an das königl. Stadtgericht München rechts der Isar (Au bei München) vom 3. Februar 1866 mit 3 Kreuzer Porto, die der Empfänger bezahlte.

    Mit den besten Grüßen von VorphilaBayern

  • Hallo VorphilaBayern,
    wieder mal ein ganz hervorragender markenloser Brief von Dir, wie gewohnt... :)
    Wie könnte man den noch toppen?
    - durch 3 Kr.-Portomarke?
    - oder als R.S.-Franchise, der dann ein Expressbrief ("citissime") wäre? Oder wäre das wiederum nicht möglich, da Au bzgl. München "Lokalbezirksstatus" genoss?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    ein schöner Brief von VorphilaBayern, wie nicht anders zu erwarten. :P

    In Bayern waren Expreßbriefe in den Ort der Postaufgabe oder in den Lokalbezirk nicht anzunehmen. Es sind mir auch keine diesbezäglichen Contraventionen bekannt. Ich fürchte, deine Frage kann niemand beantworten, weil es keine rechtliche Grundlage des Postverhältnisses zwischen München und Au gab. Das hat man "intern" geregelt.

    Da man den Brief mit nur 3 Kr. taxiert hat, spricht klar für den Lokalbriefstatus, sonst hätte man ja für Briefe bis 12 Meilen mit 6 Kr. taxieren müssen. Von daher dürfte es nichts mit Express gewesen sein, egal was man auf seine Briefe schrieb. Beschwören würde ich es aber nicht.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo mikrokern und bayern klassisch,

    vielen Dank für ihre Kommentierungen.
    Die weitere Versendung des Wendebriefes möchte ich aber nicht unterschlagen, denn sie ist auch interessant, wenn auch nicht so selten wie die gezeigte Verwendung von München nach Au bei München zum Ortstarif, aber ohne Portomarke, wie es Sammlerfreund Ralph Bernatz in seinem Artikel im 48 er Rundbrief treffend darlegte.
    Parteisache als Nachnahme über 11 Kreuzer vom königl. Stadtgericht München rechts der Isar (Au bei München) an das königl. Landgericht München links der Isar (München).
    Der Empfänger bezahlte insgesamt 22 Kreuzer (11 Kr Nachnahme und 11 Kr Porto). Als Aufgabestempel wurde der Aushilfsstempel "VORSTADT.AU" in Antiquaschrift verwendet.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo Sammlerfreunde,

    das mit München und Vorstadt Au ist einfach zu erklären!

    Die Eingemeindung von Vorstadt Au in die Stadt München erfolgte am 1. Oktober 1854. Au behielt aber seine Postexpedition. Eine Hinweis im Winkler gibt an, dass Au 1862 in eine Filialpost der Hauptexpedition München umgewandelt wurde.
    Alle diese Indizien sprechen für die Verwendung des Ortstarifes, da Au ein Teil Münchens war.
    Was die Taxierung unfrankierter Ortsbriefe betrifft gab es aber Unterschiede. Da Au immer noch den Status einer Expedition mit eigenem Landpostbezirk (auch genannt Zustellbezirk) hatte, sollten laut Reglement nur die im Landpostbezirk verbleibenden unfrankierten Briefe mit Portomarken beklebt werden (Siehe 1. der VO). Der oben gezeigte Brief verlässt den Landpostbezirk von Au in Richtung München zu einer anderen dort zuständigen Postanstalt (Siehe 5. in der VO). Folglich kam ein bekleben mit Portomarken nicht in Frage. So musste im Postverkehr Au - München der Ortstarif angewandt, durch Lanpostbezirks-/Zustellbezirkswechsel das Porto allerdings angeschrieben werden.

    Siehe hierzu auch die beigefügte VO, die eigentlich alles erklärt. Hier von besonderer Bedeutung 1. und 5.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo zusammen,

    hier zeige ich einen von den vielen bekannten Standartgerichtsbriefen innerhalb Münchens. Es ist ein eingeschriebener Brief der zweiten Gewichtsstufe von München (links der Isar) an das königliche Bezirksgericht München rechts der Isar (Au). Die Einschreibgebühr in Höhe von 6 Kreuzern war bei der Aufgabe bar zu zahlen.

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo hasselbert,

    auch wenn der Brief dadurch nicht seinen Wert verdoppelt - die Reconummer wurde hier vergessen! Das trifft nach meiner Beobachtung auf < 0,5% aller Chargébriefe zu.

    Zur Verifikation kannst du gerne mal in deiner schönen Sammlung schauen, ob du einen zweiten Brief findest, bei dem diese Besonderheit zutage tritt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    hallo bayern klassisch,

    Deinen untrüblichen Adleraugen entgeht aber auch nichts :thumbup: Danke, auch nach eifriger Durchsicht meine überschaubaren Sammlung habe ich keinen zweiten eingeschriebenen Brief ohne Nummer gefunden. Da kann ich mich wirklich selbst beglückwünschen.

    Hier zur Abwechslung einmal ein Beleg in die Gegenrichtung. Ein Brief der 2. Gewichtsstufe von Au (rechts der Isar) an das königliche Handelsgericht München (links der Isar). Entgegen der Vorschrift hat der Postler - nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal - seinen offenen Mühlradstempel Nr. 25 sauber einmal in die Mitte des Pärchens abgeschlagen.
    Wir erinnern uns an die Verfügung: Die Entwertung der Franko-Marken vom 23. Juli 1850. Hier der maßgebende Auszug:
    ".... 4. Sind auf einer Briefpostsendung mehrere Marken angebracht, so muss jede einzelne Marke für sich durch einen besonderen Stempelabdruck entwertet werden.
    ......6. Jede unterlassenen Entwertung einer Marke wird mit dem zehnfachen Betrage des durch die Marke ausgedrückten Wertes bestraft."

    Ganz schön heftig, man denke nur an eine nicht entwertete 18 Kreuzer Marke, das sind 180 Kreuzer gleich 3 Gulden, fast ein halbes Haus.

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Lieber hasselbert,

    Wieder ein wunderschöner Brief aus Deiner "kleinen" Sammlung. :thumbup: :D

    Und außerdem bin ich froh, dass ich jetzt Dich bei einem Tippfehler erwischt habe, so wie mikrokern mich vor einer Stunde. :P Es muss natürlich "1850" heißen und nicht "1858". Aber das weißt Du ja selber.

    Liebe Grüße aus dem Gäuboden von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo zusammen,

    hallo maunzerle, peinlich,peinlich, und schnell berichtigt. Ich könnte ja sagen, das habe ich mit Absicht gemacht, um zu prüfen, ob es jemand merkt..... :thumbdown: . Aber einer ist immer da, der aufpaßt. Danke.

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo hasselbert,

    oben hast Du uns 2 sehr schöne Ortsriefe von München nach Au und umgekehrt gezeigt. - Beide Briefe kann man sich gar nicht lange genug ansehen!

    Der Brief von München nach Au lief als Chargébrief.
    HIerzu habe ich eine Frage:
    Ich weiss, dass Ortsbriefe, die eingeschrieben verschickt wurden, eigentlich sehr selten sind und auch teuer bezahlt werden. Trift das auch auf Münchener Ortsbriefe zu? Oder sind gerade bei den Gerichtsbriefen zwischen München und Au eingeschriebene Briefe recht häufig anzutreffen und insofern nichts Besonderes?

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Hallo zusammen,

    hallo Bayern-Kreuzer,

    da ich bei der Auswahl meiner Belege als "Ländersammler" einen anderen Blick habe, kann ich auf Deine Frage nicht antworten. Ich habe bei der 1 Kreuzer gelb lediglich zwei eingeschriebene Ortseinschreiben, jeweils in der 1. und in der 2. Gewichtstufe. Weiter habe ich auf dieser Zeit noch einen Postschein über einen eingeschriebenen Brief der 2. Gewichtstufe von München (links der Isar) nach Au. Daraus lassen sich wohl keine Schlüsse über die Häufigkeit ziehen. Da können bestimmt bayern klassisch und maunzerle mehr sagen.

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo Bayern-Kreuzer,

    es ist schon richtig, dass durch die behördlichen Schreiben links nach rechts der Isar und umgekehrt besonders viele gerichtliche Schreiben nach der Vorschrift unter Recommandation abzusenden waren.

    Was man von München also leicht findet, wird man von anderen Städten kaum einmal finden - die Preise haben für diese 1 Kr. (+ 6 oder 7 Kr.) oder 2 Kr. (+6 oder 7 Kr.) Frankaturen auch nachgegeben, sei es mit, oder ohne Recommadation.

    Bei den hier gezeigten hervorragend erhaltenen Stücken wird es aber immer einen starken Überhang an Sammlern geben, die solch einen Brief wollen und von daher werden die Preise auch relativ hoch bleiben.

    Noch nie zwischen diesen beiden PE habe ich jedoch einen Portochargébrief gesehen, auch wenn der sehr unscheinbar ausfiele ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo hasselbert,

    Du überschätzt mich wieder einmal. Ich habe zu dieser Thematik keine Unterlagen, nur ein Gefühl und das sagt mir schon, dass diese Konstellation von Au/München erheblich öfter vorkommt als von allen anderen Orten und demzufolge nicht so hoch anzusetzen ist.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Freunde,

    manchmal sieht man Briefe, bei deren Anblick man am eigenen Verstand zweifelt. Das hier ist so einer ...

    Aufgrund des Kaufpreises einer Kaufhauspizza halte ich eine Manipulation für ausgeschlossen - sie wäre auch nicht ersichtlich.

    Ohne Datum, geschrieben im März 186? am Bahnhof München vom Kgl. Landgericht München links der Isar an das Bezirksgericht München rechts der Isar lese ich:

    "frei (Expeditions-Nr. 1457) P(artei) S(ache) 2545 Mit Akten"

    Halten wir also fest - er soll frankiert worden sein, jedoch mangelt eine Marke. Also Lokalbrief hätte er 1x bis 1 Loth bzw. 2 Loth über 1 - 15 Loth gekostet.

    Als Partei - Sache war er in jedem Fall portopflichtig, wenn also keine Marke(n) verwendet wurde(n), musste er taxiert sein.

    Nun lese ich - und es mag falsch sein - 19 Loth, fo für Franko und 7x Taxe (die es nicht gab, weil unfreie Briefe einfach 3x, schwer 6x kosteten).

    Wenn mir jemand helfen möchte ...

  • Hallo Sammlerfreunde,

    hier ein Brief von AU b. München vom 7.6.1857.

    Als Absender wurde das Landgericht München l(inks) der Isar angegeben, der Empfänger war das Kreis- und Stadtgericht München l(inks) der Isar.
    Beide Behörden lagen eigentlich im Stadtbereich Münchens, mit Zuständigkeit des Stadtpostamtes.
    Dieser Brief wurde allerdings bei der Postexpedition Au b. München (also rechts der Isar) aufgegeben.
    Der als Parteisache gekenzeichnete Brief wurde mit 3 Kreuzer Porto belegt, wie es eigentlich nur innerhalb des Zustellbereiches einer Postexpedition möglich war.
    In München war dies allerdings auch zwischen Au b. München und München möglich. Au wurde bekanntlich zum 1.10.1854 nach München eingemeindet. Die eigenständige Postexpedition Au wurde irgendwann zu einer Filialexpedition der Hauptpostexpedition München, was die Anwendung des Ortstarifes für Briefe von Au nach München möglich machte. Das Datum, ab wann dies möglich war ist nicht bekannt. Es ist jedoch anzunehmen, dass dies mit der Eingemeindung von Au im Jahr 1854 erfolgte.
    Dieser Brief von 1857 wurde nach dem Ortstarif behandelt.

    Gruß
    bayernjäger

  • @ bk...
    zu deinem 19-Loth-Brief....
    eventuell Fahrposttaxe? Weil größer 15 Loth war es doch keine Briefpost mehr, oder??
    Spannender Brief!
    Gruß
    Andreas

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser (Lenin nachgesagt)

  • Lieber Andreas,

    danke für dein Feedback. :)

    Wenn es überhaupt 19 Loth heißen soll, war das hier ein Dienstbrief (P.S. waren immer Dienstbriefe). Für Private galten 15 Loth als Maximum bei der Briefpost, für Dienstbriefe aber das volle Pfund (also zuvor 32 Loth, später hatte man das Pfund in 30 Lothe geteilt, also wäre auch bei 19 Loth noch viel Luft gewesen bei der Briefpost).

    Der Nebenstempel weist ausschließlich auf Briefpost hin. Die fehlenden Manualnummern ebenfalls - er dürfte also definitiv mit der Briefpost befördert worden sein. Nur lesen kann ich das blaue Gekraxel nicht, damals wie heute. Vlt. heißt es auch nur 1 Lth 7x?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Andreas,

    das kann man so lesen - aber Franko ohne Marke gab es eigentlich nicht ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.