• Edenkoben - Peking 16.08.1902

    Hallo Sammlerfreunde,

    wer angesichts der Adressierung der anbei abgebildeten Postkarte auf den Gedanken kommen sollte den Ort Pecking zu suchen, wird beim googeln feststellen, dass es dazu nur die Begriffserläuterung für den englischen Begriff pecking - das picken eines Vogels mit dessen Schnabel gibt. Spaß bei Seite: Zum Zeitpunkt der Aufgabe hatte sich im Zielort Peking die Situation nach Beendigung des Boxeraufstandes wieder beruhigt.

    Der Kaiserliche Hof mit der Regentin Cixi war seit Januar 1902 wieder dorthin zurückgekehrt. Um von den eigenen innenpolitischen Problemen abzulenken, hatte sie am 11.01.1900 die sog. Boxerbewegung erlaubt, welche aufgrund weit verbreiteter Erwerbslosigkeit durch Importwaren, fremde Maschinen und technische Einrichtungen entstanden war.

    Damit nahm der Aufstand seinen Verlauf, welcher auch in der Hauptstadt zu heftigen Ausschreitungen gegen ausländische Einrichtungen führte. Als die europäischen Entsatztruppen am 14.08.1900 die kaiserliche Hauptstadt erreicht hatten, floh Kaiserin Cixi als Bäuerin verkleidet in einem Karren heimlich aus der Stadt und verlagerte ihren Hof nach Sianfu, der alten Reichshauptstadt in Zentralchina.

    Nachdem letztendlich auch sie die Niederlage der Boxer eingestehen musste und sich auf das Äußerste gedemütigt mit den Europäern über das weitere Vorgehen geeinigt hatte, kehrte die Regentin am 07.02.1902 mit großem Pomp wieder nach Peking zurück. In Folge des am 07.09.1901 unterzeichneten Boxerprotokolls hatte sich die Regierung u.a. verpflichtet Aufständische zu bestrafen.

    So wurde bspw. vier Tage vor Aufgabe der abgebildeten Auslandspostkarte ein Aufstand in der Provinz Szetschuan gegen die Vereinnahmung Chinas durch ausländische Mächte von Truppen der kaiserlichen Regierung in Peking niedergeschlagen. Auch lange Zeit danach ist es deswegen in der chinesischen Provinz noch zu Aufständen gekommen.

    + Gruß

    vom Pälzer


    verwendete Quellen:
    https://books.google.de/books?id=EhRFb…%201902&f=false
    http://chroniknet.de/extra/was-war-…datum=12.8.1902
    http://chroniknet.de/extra/ereignisse/juni-1907/

  • Hallo liebe Sammlerfreunde,

    so wie das nachstehend ausschaut, unterlagen auch Sendungen an Angehörige der Streitkräfte in China offenbar dem Inlandstarif, d.h. bis zum Marine-Postbureau in Berlin, dessen Durchgangsabschlag man vorne links vorfindet. Vielleicht kann ja hierzu jemand noch etwas vertiefend beitragen. Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine in Ludwigshafen am Rhein von einer "Grußgesellschaft" abgesandte Postkarte, die an einen Angehörigen der II. Kompanie des III. Kaiserlichen Seebataillons adressiert war.


    Mit Besetzung der Kiautschou-Bucht am 14.11.1897 durch die Landungskorps der ostaiatischen Kreuzer-Division am 03.12.1897 erfolgte die Bildung eines Marine-Infanterie-Bataillons aus Abgaben des I. Seebataillons (1. und 2. Kompanie) und des II. Seebataillons (3. und 4. Kompanie). Nach Abschluss des Pachtvertrages mit dem chinesischen Kaiserreich am 06.03.1898 wurde das Bataillon in am 07.11.1914 in III. Seebataillon umbenannt, dessen Garnison in Tsingtau lag.

    Das III. Seebataillon nahm an zwei großen Auseinandersetzungen teil: Schutz der deutschen Gesandtschaft in Peking zum Ausbruch des Boxeraufstandes sowie Entsatz der Eingeschlossenen in der Provinz Petschili. Darüber hinaus war das Bataillon auch an kleineren Auseinandersetzungen in der Provinz Schantung beteiligt.

    Mit der Kapitulation der Festung Tsingtau am 07.11.1914 nach fast zweimonatiger Belagerung durch die Japaner im I. Weltkrieg kam auch das Ende für das III. Seebataillons. Von Oktober bis November 1914 erfolgte die Verlegung der Gefangenen in 20 Lager nach Japan, welche bis 1918 auf 6 Lager reduziert wurden. Die letzten deutschen Gefangenen kamen von dort im Jahre 1919 frei.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    verwendete Quellen:

  • Hallo Pälzer,

    Traumkarte - großen Glückwunsch zu dem tollen Stück! :P:P:P

    Leider erinnert mich Pfalz und Tsingtau an eine kleine, philatelistische Tragödie in meiner Familie: Ein Onkel meines Großvaters war dort stationiert (und es waren wohl einige Pfälzer damals in China dabei!), der über einen langen Zeitraum nach Hause schrieb. Diese Korrespondenz (Briefe + Karten) lag geschlossen und seit Jahrzehnten, also damals, unberührt in einem großen Schuhkarton in Schifferstadt wohl verwahrt, ehe man sie nicht mir, sondern einem anderen gab, der der Ansicht war, als gelernter Bund + Berlin - Sammler Briefstücke aus ihr machen zu müssen. Es sollen auch Halbierungen dabei gewesen sein, die entsorgt wurden, weil so kaputte Marken natürlich keinen Wert haben konnten, schon gar nicht auf ihrer angestammten Unterlage ... ;(

    Mit den Tarifen liegst du richtig - ich denke, dass hierfür die Inlandstarife des Reiches galten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • der der Ansicht war, als gelernter Bund + Berlin - Sammler Briefstücke aus ihr machen zu müssen.


    ...die dann in die Lagerbücher wandern, wo sich die ausgeschnippelten Werte dann zumeist stauen wie auf der Autobahn...

    Herrijeee :pinch:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen,

    .

    anbei schon wieder ein Postkartenbeleg an den Seesoldat Karl Adolph, diesmal aus Speyer. Man sieht im Vergleich zum Beleg aus post4, dass man daheim oft nicht wusste, dass man nur den Inlandstarif zu kleben hatte. Dafür hat es vorliegend dann vom Marine-Postbureau auch sehr adrette Abschläge gegeben ^^

    .

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Man sieht im Vergleich zum Beleg aus post4, dass man daheim oft nicht wusste, dass man nur den Inlandstarif zu kleben hatte.

    ... vlt. eine Karte in der 2. Gewichtsstufe? :D

    Schbaß - gerade solche Überfrankaturen zeigen, dass das Publikum und ggf. auch die Postler mit dieser Problematik nicht vertraut waren.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    .

    der anbei so wie in den posts 4 und 7 schon wieder (!) an den Seesoldat Karl Adolph adressierte Beleg führt mich jetzt zum einen in ziemliche Verlegenheit, zum anderen zu einer der so ziemlich kuriosesten und damit erfreulichsten Seiten, die man damit nun für die Sammlung aufziehen kann.

    .

    In Verlegenheit deswegen, da aufgrund des Tatbestandes der Militärangehörigkeit des Adressaten im Gegensatz zu post 4 und 7 offenbar GAR KEINE Frankierung nötig war. Ich dachte immer, dass allein die Adressierung an einen Militärangehörigen noch nicht automatisch zur Gebührenfreiheit führt, sondern zwingend der Zusatzvermerk FELDPOST erforderlich gewesen ist.

    .

    Das scheint hier wohl in der Tat nicht so gewesen zu sein. Der Frage werde ich auf jeden Fall noch über den BPP auf den Grund gehen. Egal aber wie jener das letztendlich beantwortet, mit den drei hier nun völlig verschieden behandelten, aus aller Welt zusammengetragenen Belegen hat man jetzt eine richtig nette Geschichte zu erzählen.

    .

    Viele Grüße

    vom Pälzer 8o

  • ... na, wenn diese Kollektion nicht einen Rundbriefartikel wert ist? Ganz nett so etwas mal zu sehen (jetzt noch den/die Gegenläufer und der Tag ist gerettet). :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Morgen zusammen,

    anbei einmal ein neuer Name als Adressat, der wohl aus Germersheim stammende Seesoldat Ferdinad Dirolf in der IV. Kompanie des III. Kaiserl. Seebataillons. An dem vollständig nachgewiesenen Postdurchlauf klar zu erkennen, die Dauer der Beförderung von etwas mehr als 5 Wochen.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Morsche Tim,

    tolles Stück. :P :P

    Wenn wir wieder zusammen sind, spreche mich doch bitte mal auf H.W. in Schifferstadt an, dann kann ich dir noch etwas dazu erzählen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.