Salegg-Korrespondenz, Hengersberg

  • Hallo liebe Freunde,

    hier ein Neuzugang für die Mühlradstempelsammlung : Bayreuth - Hengersberg v. 17.6.1860 - nichts außergewöhnliches ...

    Ernst, ich habe dir mal den kompletten Inhalt mit eingescannt - der Bleistiftvermerk auf Scan 5 ist meine interne Briefregistratur.

    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

  • Lieber Volker!
    "Nichts Besonderes" kann es gar nicht geben für jemanden, der auf die doch recht "besondere" Idee gekommen ist, die Salegg-Korrespondenz zu rekonstruieren! Ein schöner Beleg, noch dazu der erste mir bekannte Bayerlein-Beleg aus dem Jahre 1860. Auch der durchschnittliche Umfang von Saleggs Fakturenbuch lässt sich daran ("FB pag. 842") recht schön ablesen. Ich danke Dir ganz herzlich fürs Mitteilen! Mit besten Grüßen von der Salegg-Front! :)
    Ernst

  • Hallo in die Runde,

    ja, so wird die Korrespondenz mit jedem Beleg weiter erforscht...schönes Stück @bayern nerv, danke fürs zeigen... :thumbup:

    Donauwalzer in der Corinphila Auktion ist auch mal weider ein Einser der Salegg Korrespondenz zu sehen :)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Bayern Social, vielen lieben Dank für den Hinweis! Ich habe mittlerweile einen Scan von besagtem Schwarzen Einser - ist ein schöner Reise-Avis der Gebr. Wisflecker & Bittl in Neuötting, die Salegg sowohl belieferten als auch bei ihm immer wieder mal eine Kleinigkeit bestellten. Daneben habe ich heute noch eine weitere kleine Nachfrage an alle bezüglich der beigefügten Abbildung: Ist da etwas beim Stempeln schiefgelaufen? Oder sehe ich nur schlecht - was bei meiner Seh-"Stärke" kein Wunder wäre? :whistling:
    Liebe Grüße vom
    donauwalzenden Ernst

  • Hallo Donauwalzer,

    Schief gelaufen ist bei dem Brief zwar schon etwas, aber nicht beim Stempeln. Dein Brief stammt vom 1. August 1865. Ab diesem Datum kosteten Briefe bis 1 Loth bayernweit unabhängig von der Entfernung nur noch 3 Kreuzer. Tags zuvor hätte er bei einer Entfernung von
    etwa 17 Meilen bis Deggendorf noch 6 Kreuzer gekostet. Irgendein Postmensch hat das aber anscheinend noch nicht gewusst und den Brief nachtaxiert. Die dafür vermeintlich fällige "Nachgebühr" ist mit "noch 6" angeschrieben. Da diese auch später nicht gestrichen wurde, ist davon auszugehen, dass Salegg die 6 Kreuzer bezahlt hat, entweder weil er von der Frankoreduzierung auch noch nichts wusste oder weil er wegen 6 Kreuzern keinen Streit anfangen wollte. Ich kenne keinen aussagekräftigeren Beleg zur diesem Frankowechsel am 1.8.1865. Der Brief ist ein postgeschichtliches Juwel.
    Ansonsten sind die Stempel alle korrekt angebracht. Was allenfalls etwas auffällt ist, dass von dem Brief, der in Regensburg bei der Durchgangsstempelung im Bündel auf diesem lag, sich hier sozusagen ein Abklatsch des Regensburger Zweizeilers auf der Vorderseite befindet. Aber so etwas kommt gar nicht so selten vor.

    Viele Grüße donauabwärts von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

    Einmal editiert, zuletzt von maunzerle (30. April 2018 um 18:28)

  • Ein "Abklatsch" also, maunzerle! :D Danke, das ergibt freilich Sinn. Ob Salegg sich über die 6 x wohl geärgert hat? So wie ich ihn mittlerweile kenne (ein echter Pfennigfuchser - pardon, Kreuzerfuchser), dürfte er ordentlich darüber geschimpft haben ...
    Liebe Grüße vom
    Donauwalzer!

  • Lieber donauwalzer,

    zu der Zeit war es Usus, dass bei unterfrankierten Briefen der Empfänger beim nächsten Mal dem Absender das Nachporto in Rechnung stellte. Wenn er ein Pfennigfuchser war, und das glaube ich dir gerne, passt das schon, weil die Münzen aufsteigend damals Heller, Pfennige, Kreuzer, Gulden und Dukaten waren. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    Das kann ich mir nicht vorstellen, dass der Absender die 6 Kreuzer herausgerückt hat, denn er hat ja nichts falsch gemacht.

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    er hat etwas falsch gemacht - indem er nur mit 3x frankierte, statt mit deren 6. Ich stelle morgen mal - off topic in diesem Thread - einen Brief ein, dessen Inhalt genau dies zeigt.

    Schaue gerade Columbo an - der hätte mir das geglaubt. :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    Bitte lies zuerst meinen editierten Beitrag noch einmal. Die Ursprungsfassung war falsch.

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

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  • Lieber Ralph, lieber Peter,
    kalt erwischt mit den Pfennigen - die's natürlich auch damals schon gegeben hatte. Schade nur um das schöne Wortspiel ... ^^
    Und schöne Grüße bitte auch an Columbo, den man als Mitglied dieses Forums doch einfach bewundern muss! :!:

  • ... und gerade lese ich maunzerles "Nachtaxierung" seiner Ursprungsfassung: ein Juwel, hurra! Wer hätte das gedacht! Da hat sich das Einstellen schon wieder rentiert, herzlichen dank für Deinen zweiten Blick! Darauf wäre ich wahrlich nicht gekommen. :thumbup:

  • Lieber Peter,

    dass es ein eindrucksvoller Brief ist, der vom Datum her eine Wende der bayer. Postpolitik einläutete, ist ohne Zweifel richtig.

    Aber die Postler wussten schon längst, dass sich am 1.8.1865 etwas großes tun würde und Briefe innerhalb Bayerns und der Pfalz nur noch 3 Kr. bis 1 Loth und 6 Kr. über 1 bis 15 Loth kosteten, denn es war ihr Tagesgeschäft.

    Hätte man bei der Aufgabepost diesen Termin verschlafen und noch nach alter Väter Sitte taxiert, wäre die Abgabepost an der Reihe gewesen festzustellen, ob diese Nachtaxierung ihre Richtigkeit hatte. In diesem Falle hätte man "noch 6" streichen und die Briefkarte nach Hengersberg korrigieren müssen. Dass sich 2 Postexpeditionen irrten, ist möglich, aber unwahrscheinlich.

    Dass ein Handelshaus wie Salegg, der ja Hunderte von Briefen schrieb und empfing, dieses Datum übersehen hätte, glaube ich nicht, denn es war ja wie alle Handelshäuser damals gut informiert. Hätte Salegg ungerechtfertigterweise 6 Kr. für "nichts" zahlen müssen, wäre das damals sicher eine etwas lautere Diskussion geworden.

    Ich denke daher eher, dass er wirklich über 1 Loth wog und die Poststellen richtig taxiert bzw. nicht gestrichen haben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde der gepflegten Firmenkorrespondenzen,

    anbei die ersten beiden Seiten der Verordnung vom 20.07.1865 mit den Angaben der neuen Tarife, veröffentlicht am 22.07.1865 mit dem 33. Verordnungsblatt, welches sicherlich 1 bis 2 Tage später bei allen Postexpeditionen vorlag und studiert wurde.

    Dazu ein Brief aus Augsburg von der Baumwollspinnerei Senkelbach vom 04.04.1867 an ihren Kunden C. Schurr Sohn in Aalen. Die Entfernung betrug nur knapp 79 km und lag somit etwas über den 10 Meilen Maximo für die 1. Entfernungsstufe. Daher wurde gerechnet im Postverein: 9 Kr. unfreier Brief abzüglich des Wertes der Marke von 3 Kr. = 6 Kr. Nachporto.

    Im Inneren des Briefes sehen wir die Rechnung unseres sparsamen Augsburgers, die 285 Gulden und 50 Kr. ausmachte (und 2% Sconto waren da schon weg!), aber da hatte man die Rechnung ohne den Aalener Wirt gemacht, der notierte:
    "Porto 6 xr weil nur 1/2 frankirt am 14. Juni zahlt".

    Hier sieht man also, dass sich der Augsburger ins eigene Fleisch geschnitten hatte und der Empfänger seine 6 Kr. Nachporto vom Rechnungsbetrag abgezogen hatte.

  • Lieber Ralph, liebe Freunde,
    bin beim Blättern in meinem gerade entstehenden Quellenanhang auf folgenden Eintrag gestoßen, der das obige vollauf zu bestätigen scheint:

    Hengersberg, 30. Dezember 1858. Salegg bittet den Augsburger Kaufmann Kühn um Erstattung von durch die Post erhobenen Nachnahme- und Prokurakosten:
    Ihre Sendung vom 17ten laufenden Monats wurde mir unterm 26ten, die Faktura jedoch erst unterm heutigen, und hatt sich beim dortigen Postamte ein Versehen in der Art eingeschlich-en, daß das Paquet an der Aufgabsstation sogleich als Nachnahmestück behandelt wurde, obwohl solches weder auf mitfolgenter Adresse noch der Faktura angegeben war, daher Sie meines Erachtens nach den Nachnahmebetrag von der Post nicht ausgezahlt erhielten. Ich nahm zwar beim ersten Eintreffen des Paquets unter Nachnahme solches nicht an, allein es wurde bei der Retoursendung deßselben mir von hiesiger Postexpedition erklärt, daß solches am Aufgabeort bereits unter Nachnahme fortging und zahlte daher gegen Quittung (welche beilege) den Betrag von fl. 18, 30 kr. nebst der Prokura Gebühr von 19 kr., welche letztere mir auf neue Rechnung gutzubringen & den anderen Betrag zur Ausgleichung des Postens vom 17. Dezember zu verwenden bitte.
    Beifolgente Quittung belieben Sie zur Erlangung Ihres Geldes bei dortiger Aufgabstation zu benützen.

    Es handelt sich in diesem Fall zwar um etwas mehr als gerade 6 x, aber auch hierfür hätte sich Salegg (und da bin ich mir ganz sicher!) jederzeit eingesetzt ...
    Liebe Grüße!
    Ernst

  • Lieber Ernst,

    das ist natürlich eine wunderbare Quelle und wer weiß, wie oft damals um jeden Kreuzer gekämpft wurde, gibt uns beiden sicherlich Recht in der Annahme, dass kein Kaufmann 6 oder 19 Kr. zu verschenken hatte.

    Es wäre natürlich weltklasse, wenn sich ausgerechnet solch ein Beleg bei Salegg finden ließe ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo liebe Freunde,

    auf dem heutigen Tauschtag gab es ein paar "einfache Briefe, nichts Besonderes,die Stempel hast du sicher schon,schau mal, ob du was davon brauchen kannst" (Originalton des Verkäufers).

    dieser hier gefiel mir auch gut, deshalb nahm ich ihn mit: GMr. 224 Immenstadt + Rahmenstempel - vom 06.02.1868 - Absender war Gebr. Herz in Humbach bei Immenstadt.

    Wie es sich gehört ;) , lieber Ernst, kompletter Inhalt incl. Registraturvermerk von Salegg gescannt.

    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

  • Tja, lieber Volker, was "besonders" ist und was nicht, das liegt halt doch vielfach im Auge des Betrachters! Danke für den wirklich schönen Beleg, der mir einmal mehr auf mustergültige Weise aufzeigt, wie Salegg versuchte, seine Ausgaben beständig zu minimieren - getreu dem Motto: Jetzt ziehn wir die Summe erst einmal ab, und dann sehen wir schon, ob ich sie noch bezahlen muss! Nur so hat's funktiniert, ganz offensichtlich! ;) Wer so viele Kinder zu versorgen hatte wie er, der darf sich halt nicht genieren ....
    Mit herzlichem Gruß!
    Ernst

  • Hallo liebe Freunde, hallo Donauwalzer,

    .... ich denke, man konnte die Marke vielleicht noch ein wenig kleiner schneiden - vom Schnitt her so häßlich, dass er schon fast wieder schön ist .. :)

    26.04.1862 von Deggendorf ( Schwaighofer) nach Hengersberg.

    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker