Salegg-Korrespondenz, Hengersberg

  • Hallo Heribert,
    das sind zwei wirklich tolle Stücke, die sicherlich Seltenheitswert haben. Eine Briefmarke als Verschluss bietet sich bei einer Drucksache aber doch eigentlich an, wenn man nicht will, dass der Inhalt gelesen wird - wenngleich ich hier keinen großen Geheimnisbedarf erkennen kann ... Für mich dennoch ein großer Gewinn, denn keiner von den beiden Absendern war bisher auf meiner Liste von Saleggs Handelskontakten vertreten, herzlichen Dank dafür!
    Nur eine Kleinigkeit fehlt mir noch: Die Ankündigung aus Pfersee ist leider nicht datiert, und ob Stempeldatum und Absendedatum übereinstimmen, kann ich auch nicht sehen. Ich sehe dafür eine Datierung von Saleggs Hand auf der Rückseite durchscheinen; könntest Du mir diese bitte noch übermitteln?
    Beste Grüße!
    Ernst

  • Hallo zusammen,
    hallo Ernst,

    Dein geschultes Adlerauge hat Dich nicht getäuscht. Handschriftlich ist auf der gefalteten Vorderseite das Jahr 1855 angegeben. In Einem muss ich Dich verbessern. Die Marke diente nur auf den circa 2 cm dazu, die Drucksache zusammenzuhalten. Hier sollte die gefaltete Drucksache zusammengehalten werden aber dennoch jederzeit für die Post nachprüfbar zu lesen sein. An eine Geheimhaltung war nicht zu denken. Verschlossen hätte der Beleg als Brief gegolten und hätte drei Kreuzer gekostet.

    Lieber Dietmar danke für Deine treffliche Suche. :thumbup: Am 5. November 1856 gab es also eine "Domicil-Veränderung". Gleichzeitig mit einem Umzug von Pfersee nach Augsburg hat sich auch die Firma geändert von "Hirsch et Comp. En-Gros-Geschäft" in Hirsch und Dick, St. Anna Straße.

    Grüße aus Frankfurt
    Heribert

  • Hallo Heribert, lieber Erdinger!
    Danke für die Hinweise - eine eigenartige Markennutzung in der Tat! Die Firma von Simon Hirsch & Comp. zählte, wie ich herausgefunden habe, zu den nicht wenigen Firmen Augsburgs in, wie es damals heißt, "iraelitischer" Hand. Der Name erscheint auch schon bei Rotraud Ries, Die jüdische Wirtschaftselite im 18. Jahrhundert (2002), was auf eine lange Familientradition schließen lässt. Salegg hatte daneben etliche weitere jüdische Handelspartner, die vor allem in Augsburg und in München (mit einer Filiale in Wallerstein) ansässig waren. Vor allem durch sie kamen auch "großstädtische" Waren in die "Provinz" nach Hengersberg, darunter Uhren und seltene Stoffe.
    Übrigens: Das "Adlerauge" trägt seit über 30 Jahren eine Brille, aber mittels der bei Salegg verlässlich angebrachten rückseitigen Vermerke - das weiß ich aus Erfahrung - steht man auch bei undatierten oder gar inhaltslosen Belegen immer noch ganz gut da; man muss halt nur hinschauen!
    Mit herzlichen Grüßen!
    Donauwalzer

  • ... toller Link, liebe Adriana - erstaunlich, was es alles gibt und dass du es immer im Internet findest. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Zu den posts 65 - 67:

    Ich will hier niemandem zu nahe treten, aber habt Ihr Euch da nicht im Thread vertan? Diese posts gehören doch eigentlich in den Glashütten-Thread, oder?

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo
    falls es unklar sein sollte das Beispielweise der Benedikt Poschinger ein Glasfabrikant war/was der Salegg bei ihm einkaufte, Geschäftliche Beziehung usw.
    Salegg-Korrespondenz, Hengersberg
    Bei Korrespondenzen tauchen immer neu viele neue Nahmen in dem Link sind einige Poschinger aufgelistet und kann damit behilflich sein..
    Falls es für Donauwalzer nicht weiterführent oder uninteressant ist, kann ich es natürlich löschen
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Liebe Filigrana,

    Ich schweige sofort und hätte besser vorher auch geschwiegen. Ich, der ich mit der Materie wieder mal nicht so vertraut bin und der den Link auch nur hastig durchgesehen hat, habe keinen Zusammenhang mit Salegg gefunden. Aber Du kannst das sicher besser beurteilen.

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo Filigrana,
    vielen herzlichen Dank für den Hinweis! Die Poschingers sind in der Tat wichtige Kunden Saleggs, sowie überhaupt ein wichtiger Handelspartner zahlreicher Gewerbe entlang der Donau. Ich werde mir die Darstellung sehr gut durchlesen!
    Beste Grüße,
    Donauwalzer

  • Hallo liebe Freunde, hallo Donauwalzer,

    diesen Brief aus der Salegg-Korrespondenz habe ich vom heutigen Tauschtag zum Preis einer Viertel-Pizza mitgenommen.

    2IIPl.2b - 27.3.1853 von Regen nach Hengersberg -Inhalt hat er keinen...


    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

  • Lieber Bayern-Nerv,
    danke für das schöne Tauschprodukt! Dass Du in der Fastenzeit auf ein Viertel Deines Mittagessens verzichtet hast (und das auch noch zu meinen Gunsten!), muss ich Dir hoch anrechnen! :D
    Auch ohne Inhalt ist der Brief wertvoll, der Absender steht schließlich hinten drauf. Den kannte ich noch nicht!
    Beste Grüße,
    Donauwalzer

  • Liebe Sammlerfreunde,
    anbei ein neuer Beleg aus unserer Salegg-Korrespondenz, den mir ein liebes Forumsmitglied (danke, Ralph! ;) ) "zugeschustert" hat. Es ist rundherum ansprechend, sowohl philatelistisch (wenn auch der Seidenfaden in Sammlerkreisen nicht mehr viel zählen mag, so macht er sich doch recht spitzbübisch bemerkbar) als auch inhaltlich - und umfasst Auskünfte über Zahlungsmethoden, Lieferpraktiken und die Regeln des Marktes, ausführliche Rechnung inklusive. Da zu Bayerlein in Bayreuth praktischerweise ein Teilnachlass im Bayreuther Stadtarchiv vorliegt, der auch Salegg-Briefe aus den Jahren 1871/72 umfasst, kann man anhand dieses speziellen Briefwechsels viel aussagen über die genaue Ausgestaltung so einer Geschäftsbeziehung. Und hingucken ... :D
    Liebe Grüße,
    Donauwalzer

  • Liebe Freunde,
    bei folgendem Beleg bin ich wirklich ins Schwitzen gekommen und bitte um zahlreiche Meldungen: Ich habe ihn, ganz unbedarft, vor einigen Tagen für einen kleinen Preis im Handel erstanden, nachdem ich ihn anhand eines Handschriftenvergleichs als zur Salegg-Korrespondenz zugehörig erkannt habe (gemeint ist der Vermerk des Empfängers auf der Rückseite). Weil ich in der selben Schachtel schon eine Reihe anderer Salegg-Belege entdeckt hatte, konnte ich mir wenigstens diesbezüglich sicher sein. Doch kaum zu Hause, fing ich an, das schöne Stück noch genauer zu betrachten:
    1. Am oberen linken Ende sind eindeutig Rest-Spuren eines wieder entfernten Schwarzen Einsers auszumachen - ohne vorherige Stempelung. Auch der Nürnberger Stempel ist nur zur Hälfte übergegangen, d.h. hier hat sich wohl jemand auf dem Nürnberger Postamt umentschieden und das (noch nicht adressierte, aber bereits frankierte) vor dem Postmeister liegende Reiseavis "einkassiert" und auf anderem Wege ausliefern lassen bzw. als Beilage verschickt. Oder?
    2. Das Datum: Der Empfänger vermerkt als Absende-Datum den 3.10. (also ein ganzes Monat vor Einführung der Briefmarke!) - während ich innen als Absende-Datum den 31.10.1849 lese (!!!), wenn auch mit nachträglicher Streichung der "1", weshalb wohl auf der Rückseite dann auch der 3. Oktober vermerkt wurde. Der ergäbe aber doch wohl keinen Sinn!!! Habe ich hier etwa einen "missratenen Ersttagsbeleg" ergattert?!
    Über Eure fachkundigen Mitteilungen würde ich mich sehr freuen, und lasse mich als "Stümper vom Fach" auch gerne belehren.
    Besten Dank!
    Donauwalzer

  • Lieber Donauwalzer,

    es handelte sich um eine Drucksache, um die eine Adressschleife umgelegt war. Die Adresse und der untere Teil des Ortsaufgabestempels befanden sich auf der Schleife, die Marke wurde übergehend auf Schleife und Drucksache geklebt, um beides zusammenzuhalten.

    Zur Datierung: Ich könnte mir vorstellen, dass das Stück auch erst 1850 lief - wie auf einer der Klappen vermerkt.

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo Freunde,

    Der Erklärung von Erdinger ist nur noch hinzuzufügen, dass links von der Marke wohl eindeutig die Reste eines Mühlradstempels erscheinen, was das Jahr 1849 automatisch ausschließt. Auch erscheint mir die Marke auf dem Scan eher blau als schwarz, was aber sicher eine Täuschung ist, denn dann wäre die schöne Drucksachentheorie sehr unwahrscheinlich.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber maunzerele, lieber Erdinger,
    da sieht man wieder, wie einfach die Dinge liegen können - wenn man halt nur bescheid weiß! Klingt wirklich sehr plausibel, und vor allem die mit scharfem Blick entdeckten gMR-Reste (die ich im Leben nicht bemerkt hätte) würden den Empfänger ins Recht setzen statt des Absenders. Das heißt also: Beim Abreißen des Bandes ist die Marke (leider!) mit abgerissen worden - oder? Immerhin: Dadurch konnte ich mir den Beleg wenigstens leisten ... :P
    Besten Dank für die fachkundige Auskunft und liebe Grüße!
    Donauwalzer