Postvorschuß ab August 1852

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    anbei eine Postvorschußsendung über 2 Thaler 18 Groschen (unterzeichnet von einem Gerichtsbeamten) vom Königlich Preußischen Landgericht zu Elberfeld an den Notar Euler im benachbarten Remscheid.
    Der Brief stammt von 1861 oder einem späteren Jahr, da ab 1.1.61 die Prokura-Gebühren auf 1/2 Sgr. je Taler Vorschuß gesenkt worden waren. Mit 4 7/10 Loth Gewicht fiel der Brief in die 2. Gewichtsklasse, die Entfernung Elberfeld -Remscheid beträgt unter 10 Meilen.
    Zu den in Auslage genommenen 78 Groschen kamen 1 1/2 Groschen Prokura und 2 Groschen Briefporto hinzu. In Summe hatte Notar Euler 81 1/2 Groschen zu bezahlen.

    Viele Grüße
    Michael

  • Liebe Sammelfreunde

    manchmal machen mich auch 0815-Belege glücklich, wie dieser:
    Es ist zwar nur eine Briefhülle vom 25.04. morgens zwischen 9 bis 10 Uhr aufgegeben und "An die Witwe Schernekow geb. Nagel in Gr(oß) Salze" gesendet. Unten links: "7 1/2 Silbergroschen Postvorschuß entnommen vom Consist. Rath Dr. Friedrich für ein kirchliches Attest"

    Gr. Salze liegt um die "Ecke" - heute Bad Salzelm bei Schönebeck und hier überlegte möglicherweise der Beamte, ob eine Portofreiheit vorlag. Zum Postvorschuß kann jeweils ein Sgr Procura und Briefporto.

    Datieren würde ich diesen Beleg um bzw. nach 1860, denn diese Stempelform ist mir erst zu dieser Zeit bekannt.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Jörgen,

    ich lese da "accopi" für accopi(e)rt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber BK

    Danke für Dein Antwort.
    Ich habe versucht "Accopi" oder "Accopiert zu finden für überzetsung, aber leider ohne glück.
    Weisst Du was es bedueten? Ich glaube das Lateinisch sind.

    Viele schöne Grüße
    Jørgen

  • Lieber Jörgen,

    mir ist das Wort auch nicht gekäufig - vlt. ergibt es einen Sinnzusammenhang mit dem Vorschuss? Dann müssten unsere Fahrpostexperten mal drüber schauen ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo

    Zu dem Wort "Accopi:
    Ich habe der Google übersetzung versugt. Wenn ich einsetzen das dänisches Wort "MODTAGET" (erhalten) kommt dieser auf latein "ACCIPIET".
    Ich glaube das das Wort bedeutet Erhalten.

    Liebe Grüße
    Jørgen

    Einmal editiert, zuletzt von Baldersbrynd (25. Mai 2013 um 13:26)

  • Eine weitere Briefhülle, leider wieder ohne Jahresdatierung.

    Da bereits ein Thread zum Thema Auslagen besteht und ich denke, dass mein Beleg hier rein passt, zeige ich ihn euch einfach mal hier.

    Bisher kannte ich nur solche Auslagenstempel, in deren Mitte man den ausgelegten Portobetrag einträgt. Dies hier ist jedoch eine andere Stempelform?

    Bevor es an das Postalische geht, erst einmal zur Handschrift auf der Briefhülle:

    "An den
    Herren Heckel (?)
    wohlgebohren
    königl. Notar
    in
    Rheydt"

    sowie unten links:

    "Postvorschuss
    10 1/2 ___ (?)
    W. H. ________ (?)"

    Ich bitte um eine überprüfende/vervollständigende Transliteration. :D

    Stempel:

    Aufgabestempel Grevenbroich 2.3. o.J.
    Feuser 1233-1? Ich bitte um eine Bestätigung/Verneinung. Der Strich zwischen den Zahlen ist im Feuser nicht vorhanden, sonst ist der Stempel identisch.
    sowie ein roter Auslagenstempel (Nierenstempel?) und ein rückseitiger Ausgabestempel 3.3. o.J. No. 1

    Taxierungen:

    10,5 (Auslage?)
    rückseitig eine kleine 3 (Franko?)
    13,5
    unten rechts -10,5

    Welche Währungen liegen hier vor und wie ist der Brief gebührenmäßig zu erklären?
    In welche Zeitspanne lässt sich der Beleg einordnen?
    Ich meine gelesen zu haben, dass der rote Auslagenstempel 1848 eingeführt wurde? Bis wann wurde er benutzt? Bis 1878?
    Eingrenzung somit 1848 bis 1878?

  • Hallo Stefan

    Die Taxierung:

    10 1/2 Sgr Postvorschuß
    1 Sgr Procura
    2 Sgr Porto Brieftaxe

    Die Entfernung zwischen Grevenbroich und Rheydt sind knapp 2 Meilen und innerhalb Preussen kam hier die Brieftaxe für die Entfernung zur Anwendung. Um auf 2 Sgr Porto zu kommen, muß der Brief mindestens 1 Loth gewogen haben. Ab 01.05.1861 gab es in Preussen nur noch zwei Gewichtsstufen. Eine Gewichtsnotierung war nicht mehr erforderlich.

    Eine Verwendung ab 01.01.1868 kann ausgeschlossen werden, da dann die Fahrposttaxe 1 1/2 Sgr betragen hätte.
    Damit läßt sich die Verwendung auf 1862 bis 1867 begrenzen.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Danke für die Taxierungserklärung. Wie sieht es mit dem Stempel aus?
    Ich bin mir da immer unsicher, ob die Stempel 1:1 dem Feuser entsprechen sollten, um den Stempel der entsprechenden Feuser-Nummer zuzuordnen.

    Warum ist der Postvorschuss so hoch und wer hat diese Gebühr weshalb bezahlt? Was sagt die Procuragebühr aus? Wieviel musste der Empfänger nun genau bezahlen?
    Fragen über Fragen.. :S

    Beste Grüße,
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Stefan,

    dieser Auslagen-Stempel hat nichts mit dem deines Würzburg-Briefes zu tun.
    Hier handelt es sich um einen Postvorschuß-Brief, mit dessen Hilfe Geld vom Empfänger eingezogen wurde. Die Taxierung von solchen Belegen setzt sich aus dem Auslagen(Vorschuß)-betrag + Versicherungsgebühr (Procura) + Porto zusammen.
    Solche Postvorschußbriefe gehörten zur Fahrpost (im Unterschied zur Briefpost). Die Fahrposttaxen berechneten sich teilweise deutlich komplexer als Briefposttaxen.

    Dies nur zur Abrundung von Ulfs Beitrag ...
    Stempel muss ich noch nachschauen ...

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Stefan

    Postvorschuß = Nachnahme.
    Meist wurde in Preussen der Begriff Postvorschuß verwendet, in Baden eher Nachnahme. Prinzipell ist es das gleiche. Michael hat noch einiges ergänzendes dazu geschrieben.
    10 1/2 Sgr Postvorschuß ist nicht so hoch. Im DÖPV (Deutsch-Österreichischen Postverein) war der Postvorschuß auf 50 Thaler begrenzt.

    Zu den Stempelabbildungen im Feuser ist zu sagen, dass diese nicht immer dem Original entsprechen. Dies liegt einerseits daran, dass es Typen gibt, teilweise auch "schlechte" Vorlagen nur vorhanden waren.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Stefan,

    Ich bin mir da immer unsicher, ob die Stempel 1:1 dem Feuser entsprechen sollten, um den Stempel der entsprechenden Feuser-Nummer zuzuordnen.

    berücksichtige beim Vergleich immer, dass die Stempel im Feuser von Hand nachgezeichnet sind. Teilweise - bei seltenen Stempeln - von genau einem vorliegenden Abschlag, der dann evtl. auch noch krumm/unvollständig war.
    Für Grevenbroich ist nur ein K2 bekannt. Bei den Datumseinsätzen kann es immer zu variierenden Abschlägen kommen, je nachdem wie korrekt und fest diese eingesetzt wurden.
    Also stimmt deine Zuordnung.

    Warum ist der Postvorschuss so hoch und wer hat diese Gebühr weshalb bezahlt? Was sagt die Procuragebühr aus? Wieviel musste der Empfänger nun genau bezahlen?

    Den Postvorschußbetrag bestimmte der Absender. Beispiel: Zeitungsverlage versandten damals häufig ihre Abonnementsrechnungen per Postvorschuß. Oder auch wenn jemand ein Inserat aufgegeben hatte, wurde diese Anzeigengebühren per Postvorschuß eingezogen.
    Ebenso haben sich Ämter des Postvorschußes bedient, um z.B. Gebühren für die Ausstellung von Urkunden oder Bescheinigungen einzuziehen. Vorteil in diesem Beispiel für beide Seiten: Keiner trat in Vorleistung und musste hinter seinem Geld herlaufen. Die Bescheinigung war dann in dem Postvorschußbrief eingelegt, der Empfänger bekam sie erst nach Bezahlung des Betrages ausgehändigt.

    Die Procuragebühr ist eine Art Versicherungsgebühr, die die Post für die Abwicklung von solchen Geld-/Wertgeschäften berechnete. Es bedeutete ja schließlich einen erhöhten Aufwand, diese Gelder einzuziehen, zu verbuchen und dann wieder auszuzahlen. Neben dem Verlustrisiko natürlich. Die Höhe der Gebühr richtete sich nach der Höhe des Geldbetrags, bei Wertbriefen (eine weitere Briefspezies, die der Fahrpost zugeordnet war) war auch die Art des Geldes bzw. der Wertpapiere zu berücksichtigen.

    Der Empfänger deines Briefes musste 13 1/2 Sgr. bezahlen.
    Davon gingen 10 1/2 Sgr. (der Postvorschuß) an den Absender.
    Die Brieftaxe gehörte der Post (als Institution), das Procura wurde nach bestimmten Schlüsseln zwischen den beteiligten Post-Ämtern aufgeteilt.

    Gruß
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    anbei ein Postvorschuß-Brief aus dem Jahre 1865. Aufgegeben in Elberfeld ging es in das benachbarte Wald - heute Solingen-Wald, Post-Exp. zum Postamt Solingen gehörig.

    Ausgelegt wurden 25 Sgr., dazu kam 1 Sgr. Procura und 2 Sgr. Porto (Entfernung < 10 Meilen, Briefgewicht 1 1/20 Loth), so dass Notar Blumberg 28 Sgr. zu zahlen hatte.
    Besonderheit hier die oben notierte Bestätigung des Gerichtsvollziehers Friedrich mit Unterschrift:
    Empfangen fünf und zwanzig Groschen Postvorschuß.
    Der Gerichtsvollzieher
    Friedrich.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael

    die Besonderheit dürfte sicherlich nicht sehr häufig sein! - Bisher habe ich soetwas noch nicht geschafft, einen solchen Beleg zu finden.
    Glückwunsch für diesen schönen Brief!

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Postvorschuß-Brief von 1855 aus Stralsund nach Bergen auf Rügen.
    Für Inserate wurden von der Zeitungs-Expedition 4 Thaler 10 Sgr. 6 Pfg. erhoben, die Per Vorschuß eingezogen wurden.
    Postvorschuß für 4 Th. 10 1/2 Sgr. oder 130 1/2 Sgr. fielen 9 Sgr. Procura an (1 Sgr. je halbem Thaler)
    Porto (einfacher Brief, < 10 Meilen) : 1 Sgr.
    Ergibt den vom Empfänger zu zahlenden Gesamtbetrag von 140 1/2 Sgr.

    Gruß
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Postvorschußbrief von der Koen. Pr. Berg-Amts Casse Saarbrück(en) nach Trier von 185x. (Bei Münzberg wird der Ra2-Stempel ab 1853 geführt)

    Hier wurde der Postvorschuß schon im Vorfeld quittiert:
    Sieben Thaler 11 Sgr. 3 Pfg. per Postvorschuß erhoben. Kgl. BergamtsRäthe G. Müller Hein?ach

    Der Brief wog 1 4/10 Loth (damit 2.Gewichtsstufe), die Entfernung betrug <10 Meilen. Daher ergeben sich folgende Beträge:
    221 1/4 Sgr. Postvorschuß
    + 2 Sgr. Porto
    + 15 Sgr. Procura (1 Sgr. je halben Thaler)
    238 1/4 Sgr. Gesamtforderung

    Leider kann ich die Adresse nicht vernünftig entziffern: An das Fürstlich ????
    Vor Zustellung wurde noch die Vorschuß- wie die Gesamtsumme bestätigt (rote Tintenstriche) und ganz unten notiert bestellgeld 6 Pfg.
    Bestellgeldnotierungen auf Postvorschußbriefen sind meines Wissens ungewöhnlich.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    Leider kann ich die Adresse nicht vernünftig entziffern: An das Fürstlich ????

    ich lese: "An das Gräflich Kesselstadtsche Majorat zu Trier".

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Michael,

    so siehts aus - ein Terminus, der heute nicht mehr vorkommt, wie so viele, wenn man unsere Briefe zugrunde legt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.