• Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    oftmals werden Briefe mit der Beschreibung "vermutlich Postbetrug" angeboten, die bei näherer Betrachtung auch alternative Erklärungen zulassen.
    Heute konnte ich einen Beleg erwerben, bei dem dieser Sachverhalt tatsächlich gegeben ist.

    Ein mit 1 Sgr. frankierter Brief aus Barczyn (RB Posen) nach Ryszewo.
    Die Entwertung der Marke erfolgte mit dem Nummernstempel "69". Der Detailscan zeigt deutlich einen darunter befindlichen, relativ schwach abgeschlagenen, Nummernstempel 1118. Sowohl die Nummer als auch die Kreise des ersten Stempels sind zu erkennen und gehen nicht auf den Brief über. Da der 69er Nummernstempel auffällig "fett" drüber gesetzt wurde, gehe ich hier davon aus, dass der Postbeamte in Barczyn diesen Postbetrug beging.
    Die Postler im übergeordneten Durchgangspostamt Schubin wie auch am Zielort bemerkten den Postbetrug anscheinend nicht.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    herzlichen Glückwunsch zu dieser wunderschönen Seltenheit! Viele wird man nicht finden bei Preußen - um so besser, einen eindeutigen Postbetrug zeigen zu können. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...ach Du lieber Himmel !

    Das ist ja nun wirklich außergewöhnlich eindeutig. Man muss zwar erst ein bischen suchen, dann macht`s Herzerl aber richtig dabba-dabba-bumm.

    Einfach nur noch krass ! Hammer ! Glückwunsch !

    + Gruß !

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    danke.
    Ich bin bei solchen Belegen (egal von welcher Postverwaltung) immer wieder verwundert, dass Postler derartiges riskierten. Bei diesem Beleg hatten den Brief mindestens zwei weitere Beamte den Brief in Händen, so dass durchaus die Möglichkeit der Entdeckung bestand.
    Barczyn hatte damals nur ca. 730 Einwohner, die Bewertung des Nummernstempels deutet an, dass es aber ein relativ großes Postaufkommen aus diesem Ort gab. Vielleicht gibt es noch weitere Belege dieser Art ...
    Interessant wäre, ob es damals seitens der Post Schätzungen gab, wie oft Postbetrug vorkam.

    Gruß
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    bei diesem Beleg muss man ein oder mehrere Fragezeichen hinter das Wort "Postbetrug" setzen.
    Ein solches Übereinanderkleben von Marken ist bei preußen absolut ungewöhnlich, selbst bei markenfrankierten Fahrpostbelegen mit 10 oder mehr Marken war man stets bemüht, die Marken ordentlich nebeneinander (zur Not dann auf der Rückseite) zu verkleben.
    Und dann so etwas:

    2 Marken auf einem sehr übersichtlich beschriebenen Umschlag, auf dem ausreichend Platz für ein großzügiges nebeneinander von Kopf- und Wappenausgabe gewesen wäre. Das "riecht" schon sehr nach einem versuchten/gelungenen Postbetrug. In der Durchsicht erkennt man, dass die Kopfausgabe vollständig und sogar gut gerandet ist - es entfällt also die Variante, dass nur ein Markenfragment verklebt wurde. Es bleibt die Möglichkeit, dass die 2 Sgr.-Kopfausgabe im oberen Bereich einen relativ schwachen Stempelabdruck von einer vorausgegangenen Entwertung zeigen würde.
    Aber auch bei längerem Suchen im Durchlicht, ist da nichts mit Sicherheit zu behaupten.
    Wie sollte man mit so einem Beleg umgehen? Vor einem Ablösen (ggf. durch einen Prüfer) scheue ich immer zurück, da man den Beleg nie wieder in einen "Original"-Zustand bekommt. Mindestens bleibt im Attest die Formulierung "Marken wurden zur Prüfung gelöst ..."
    Was meint ihr dazu?

    NB: Ich habe keine vergleichbare 1 Sgr.-Wappenmarke mit einem so satten Farbton.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,
    Ich würde nicht ablösen, sondern mich über ein solches Ausnahmestück freuen. Interessant ist ja auch, dass die Post es so anerkannt hat. Übrigens, wo findet man solch ein Stück? GLÜCKWUNSCH von
    Erwin W.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Michael,

    bitte, bitte, bitte niemals ablösen (lassen), weil das irreparabel ist.

    Glückwunsch zu diesem Hammerbrief - wenn bei der Durchsicht keine Stempelfragmente zu sehen sind, ist und bleibt es immer noch eine potentielle Contravention des Absenders (durfte das so nicht kleben), bzw. der Aufgabepost (durfte das so nicht akzeptieren).

    Die Farben sind wirklich bemerkenswert frisch, vor allem die rote ist eine kleine Schönheit. Guter Kauf! :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Dieter,

    Qualität und Ästhetik ist keine Frage des Sammelgebietes. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Micheal,

    Nur drei Worte: Eine phänomenale Augenweide!

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    danke für die freundlichen Kommentare.

    Zu dem gezeigten Brief kann man aber noch etwas mehr sagen:
    Der Brief ist mangels Inhalt leider nicht datierbar. Hier hilft dann aber die Adresse weiter. Diese lautet
    Dem Königl. Lieutenant im Regiment der Garde du Corps Herrn Grafen von Zeidlitz Trützschler
    Dank dem Internet ist eine Recherche heutzutage schnell und erstaunlich oft ergiebig. Das Geschlecht der von Zeidlitz ist gut zu finden, umfasst aber verschiedene Linien, so dass auch mangels eines Vornamens die Suche zunächst kompliziert scheint. Hier gibt dann aber die Nennung des Regiments die entscheidende Zusatzinformation. Das Regiment der Gardes du Corpes war DAS preußische Elite-Regiment, das immer dem preußischen König selbst unterstellt war. Der Dienst in diesem Regiment war eine Auszeichnung und so findet man dann auch hierzu, dass Robert Graf von Zedlitz und Trützschler, späterer deutscher Kultusminister, dort 1856-62 als Offizier diente.
    Wenn man diese Daten als verläßlich annimmt, kann der Brief nur aus dem Jahr 1862 stammen, da für die verwendete 1 Sgr.-Wappenmarke nach Handbuch der 1.12.1861 als früheste Verwendung belegt ist.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    ich freue mich sehr zu lesen, dass es dir gelungen ist, deinen tollen Brief präzise zu datieren. Jetzt wird ein Schuh draus! :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Michael,

    da zeigt, wozu das oftmals so geschmähte Internet nützlich ist. Da haben wir es heute doch viel besser als noch vor 10-15 Jahren. Einfach unglaublich, was mittlerweile im Netz an Informationen verfügbar ist.

    beste Grüße

    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein versuchter Postbetrug, frei nach dem Motto man kann es ja mal probieren ...

    Von Potsdam sollte es frei an das Fräulein Lucie in Kanthen bei Preußisch Holland gehen.
    Der Absender klebte den 3 Sgr.-Ausschnitt einer schon verwendeten Ganzsache auf, wobei der Entwertungsstrich eigentlich nicht zu übersehen ist.
    Dies tat der Postbeamte dann auch nicht und notierte ??? schon gebraucht, daher ungültig
    Nachdem dies doppelt unterstrichen und eine große 3 für die Portoforderung notiert wurde, ging es dann an das Fräulein, das hoffentlich die 3 Sgr. erübrigen konnte.

    Kann jemand das erste Wort entziffern?

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    wundervolles Stück! :P:P:P

    Das 1. Wort lautet "Anscheinend".

    Vor über 30 Jahren hatte ich mal eine Ganzsache mit 3 Sgr. Eindruck, die nach 1. Verwendung umgefaltet wurde und wegen des starken Abklatsches nochmals verwendet wurde. Hat man aber auch auf der Post als Betrugsversuch erkannt und nachtaxiert. Was wäre das für ein Pärchen geworden ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,

    Das 1. Wort lautet "Anscheinend".

    danke. Ich war verwzeifelt auf der Suche nach einem Wort, das mit Marke/Freimarke/Couvert/... zu tun hat 8o
    Muss da noch offener werden ...

    Vor über 30 Jahren hatte ich mal eine Ganzsache mit 3 Sgr. Eindruck, die nach 1. Verwendung umgefaltet wurde und wegen des starken Abklatsches nochmals verwendet wurde. Hat man aber auch auf der Post als Betrugsversuch erkannt und nachtaxiert. Was wäre das für ein Pärchen geworden ...

    Ich meine, so einen Umschlag mal vor einiger Zeit gesehen zu haben. Ja, wäre eine prächtige Seite. :rolleyes:

    Gruß
    Michael

  • liebe Sammlerfreunde,
    diesen Brief konnte ich nicht liegen lassen. Aus der 1 Sgr.-Marke ist rechts oben ein Viertel der Marke herausgerissen und so aufgeklebt worgen. Die Post hat es so abgestempelt und nichts bemängelt.
    Interessant ist auch der handschriftliche Vermerk links unter Carlsruhe "Handschrift Hundeshagens".

  • Lieber Erwin,

    der Brief hat was - ich finde ihn außergewöhnlich. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.