Österreich - Russland

  • Hallo Nils,

    was hat man denn in Österreichs Gebieten gemacht, die bayerisch waren und die bayerische Chargéstempel führten? Wurden die von den Bayern mitgenommen, oder haben die Österreicher sie weiter vewendet?

    Braunau war ja mal bayerisch, aber Asch?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ralph

    Die Postämter dürften meist selbst entscheiden welche Stempel die benutzen wollte. Es war also sehr wenig von oben bestimmt. Daher gibt es ja ein Unzahl von Stempelformen, Stempelfarben und Schreibweise. Erst gegen die 40-50-er Jahren war es etwas strenger geworden aber noch mit einer grossen Freiheit.
    Einige Bestimmungen gab es schon die aber mehr Richtung die Staatlich administrierten Postämter, also nur die wenige Grossen.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    wenn die Chefs der jeweiligen Poststellen einen hatten, der in Bayern günstig und gut Stempel schnitt, kann das schon mal vorgekommen sein.

    Aber wie war das in Tirol, wo Bayern mit Chargé stempelte und später Österreich das Sagen hatte? Die Stempel (Einzeiler, Rayonstempel usw.) verblieben ja in österreichischem Besitz, auch die Chargéstempel?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ralph

    Es ist eine gute Frage, wer waren die Besitzer dieser Stempel von bayerischen Zeit.

    Wenn ich Müller richtig verstehe, sind es Stempel die geblieben sind wenn es um Tirol geht.
    Sollte glauben dass Liball oder Hermann einige Briefe habe, habe selbst keine glaube ich. Aber wie Müller auch schreibt, gibt es Chargestempel von Orten die niemals bayerisch waren. Es ist unsere Pech dass er nicht geschrieben hat wo die Charge Stempel benutzt waren ausser die ehemals bayerische Orte.

    Was dein Brief zeigt ist dass es auch später neue Chargestempel gekauft waren die nichts mit einer bayerischer Zeit zu tun hat sondern eher eine wegen ein bayerischen Einfluss, oder sogar französischer Einfluss.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo in die Runde,

    aus den bayer. Gebieten Tirols gab es damals schon wenige Chargébriefe. Man müsste halt schauen, wie die 1815ff aussahen. Sicher werden sie irgendwann eigene Reco - Stempel bekommen haben. Bei Bayern waren alle Stempel inventarisiert - ob sie dort belassen wurden, als man abzog und Österreich das Land überließ, weiß ich nicht, könnte es mir aber vorstellen.

    Ich denke, dass Bayern erst mit Napoleon Chargéstempel einführte, zuvor unter Taxis gab es ja die Reco - Zeichen, die ja sehr lange noch benutzt wurden. Als Bayern dann Chargé - Stempel bekam, dürften auch Orte in Österreich mit diesen Stempeln Bekanntschaft gemacht haben und, siehe Asch und Braunau (vlt. noch mehr?), sich auch solche beschafft haben.

    In Braunau kenne ich aber auch einen Einzeiler Recomandirt aus den 1850er Jahren und die zusätzliche Kennzeichnung mit Rötelgitter!

    Unsere Wuselmaus Adriana hat tatsächlich in fremder Sprache gefunden, was wir vergeblich gesucht haben - also dürften die Chargéstempel von Asch sein!

    Super gemacht, Stara. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,
    ja man könnte sich Stundenlang mit die Postgeschichte von Asch beschäftigen.. :) Der Postmeister welchen ich erwähnte, unten welchem die Taxische und Ö. Post vereint war - Langheinrich ist noch nach 1823 erwähnt (Goethe Briefe). Dann wissen wir jetzt wer dieses Brief behandelt hat.
    Zwar gehörte Stadt Asch Österreich, aber blieb autonom mit viele Privilegien. Das könnte auch der Grund sein warum die Taxische Post so lange hier bestehen könnte..
    LG Stara

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • zu Asch:
    im neuen Buch von Horst Diederichs "Die Umgestaltung des deutschen Postwesens zwischen der Französischen Revolution (1792) und dem Wiener Kongreß (1814/1815)", das vom Auktionshaus Christoph Gärtner kostenfrei gegen eine Spende an die Deutsche Philatelisten-Jugend e.V. bezogen werden kann, steht im Artikel "Die kaiserlich-taxissche Reichspost in österreichischen Grenzstationen" folgendes:
    Nahe der sächsisch / bayerischen Grenze, in Asch, bestand mindestens seit 1773 eine kaiserliche Reichspostanstalt und kgl. böhmische Postmeisterei
    in der Herrschaft des Barons von Zedtwitz. Der Rayonstempel "ASCH.R.4." wurde noch bis 1808 verwendet. Die Thurn und Taxissche Postanstalt bestand dort bis zum Jahre 1818.
    Ob es im österreichischen Grenzgebiet weitere Reichspoststationen gab, ist mir nicht bekannt.
    Quellenhinweis: In seinem Beitrag "Zur Geschichte des Postwesens in Bayreuth" in Archiv für Postgeschichte in Bayern Heft 1/1933 S.25 berichtet Georg Rennert: Der Kaiserlich-Königliche und Reich-Postverwalter Langheinrich zu Asch schickte (1805) jeden Sonntagabend den Postillion in Reichspostmontur nach Hof zur Übernahme der Post.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

    Einmal editiert, zuletzt von VorphilaBayern (26. November 2016 um 13:57)

  • Abend Hermann,
    dieses Buch ist wirklich hervorragend! Bin gerade auf die Seite 113..
    Eine Bemerkung zur Asch – die ersten Angaben zur Post sind aus dem J 1698. Das hier ein Reichspostkurs lief können wir in Internet noch zur früheren Jahren als 1773 finden
    Beispiel 1746
    https://books.google.de/books?id=5FlcA…cqmDbwQ6AEINzAJ

    Charge´ Stempel aus dem Gebieten heutige Tschechei – nur von Asch und Prag bekannt.
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Liebe Sammlerfreunde,

    zum Brief von Achim in Abschnitt 1, habe ich folgenden Brief zur Ergänzung:
    Brief aus Allstedt (Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, Exclave in Preußen, seit 1825 war in Allstedt eine preußische Postexpedition) vom 10. November 1843, bei der Briefaufgabe "franko Grenze" mit zusätzlich "Aisch", ich denke er meinte Asch in Böhmen, aufgegeben. Der Absender bezahlte 6 Silbergroschen Franko bei der Briefaufgabe. In Österreich fielen 12 Kreuzer C.M. Porto für den Empfänger in Preßburg (Ungarn - Österreich) an.

    Ich denke, daß aus Sachsen und Preußen in Richtung Österreich bis zur Grenze in Asch frankiert werden konnte und dementsprechend galt dies auch in der Gegenrichtung, wie dies der Brief von Achim zeigt.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • noch eine Anmerkung zu Asch:
    In dem Berliner Protokoll zwischen Bayern und Thurn und Taxis im Jahr 1815 wurden eine Reihe von Transiten geregelt und geschlossene Transitpakete vereinbart.
    Dort heisst es im Verhandlungsprotokoll:

    b. Antrag auf geschlossene Pakete Asch-Hof-Schleiz-Gera-Lobenstein vorläufig noch nicht genehmigt durch Bayern; also muss noch das bisherige Transitporto bezahlt werden.

    Das heisst, dass wohl bald darauf diese geschlossenen Pakete eingeführt wurden, so dass Bayern gar nicht mehr in Erscheinung tritt und nur noch eine ?? Gebühr pro Loth brutto bezahlt wurde. Jetzt sind wir weider einen Schritt weiter und brauchen nur noch die Aktennotiz zur Einführung dieser Pakete.

  • Liebe Forenmitglieder,

    nach einigen Jahren der Ruhe kann der von mir gezeigte Brief (zwar 10 Jahre jünger) vielleicht dazu dienen, die Diskussion obiger Expertenrunde neu zu entfachen.

    Auch wenn der Brief noch im Transit zusätzlich durch Sachsen lief, denke ich doch einige Gemeinsamkeiten in der Behandlung zu entdecken, die evt. weiterhelfen können.

    Als Amateur und Neuling in diesem Forum bitte ich Fehler meiner kurzen Beschreibung zu entschuldigen und gegebenenfalls gerne zu korrigieren.

    Österreich 1832, Auf- und Abgabe Rezepisse im Transit Sachsen/Preußen nach Riga

    Der Brief (ohne Inhalt) wurde wie handschr. vermerkt aus dem böhmischen Schönlinde (heute Krásná Lípa/Tschechien) bei Rumburg (Rumburk) aufgegeben, mit den Vermerken „Franco, Recomandirt mit auf und Abgabs Rezepisse, Inlieg. Bittschrift“.

    Da hier anscheinend Stempel absolute Mangelware waren, fehlt auch hier ein R-Stempel.

    Er wurde teilfrankiert mit „42“Kr.CM bis zur Grenze X(?). In gleicher schwarzer Tinte finden sich o.r. eine „2“ und „4“ angeschrieben (die wurden ja anscheinend in obiger Diskussion vermißt).

    Er lief dann am 8.4. über Herrnhut (ca.25km von Schönlinde entfernt) in Sachsen und Hoyerswerda (10.4.) in Preußen bis nach Russland (Ankunft Riga 5./17.April).

    Über die weiteren Taxierungen, Reduktionen etc. hülle ich mich aber in Schweigen.

    Die Angaben „1 1/8“Loth sowie „per Stettin“ und „citto citto“ sind ja gut ersichtlich.

    Was einen Teil der Taxierungen betrifft könnte dieser Brief (1827) von MisterTP (Sachsen – Russland) auch hilfreich sein.

    Gruß - Werner

    Einmal editiert, zuletzt von Taxen-Tueftler (12. Januar 2024 um 18:47)