Das preussische Ober-Postamt in Hamburg

  • Hallo,

    zu Zeiten des DÖPV war das preussische Postamt in Hamburg außer für die Post nach Preussen zuständig für Vereinspost nach Limburg, Luxemburg, Mecklenburg-Strelitz (östlicher Teil), Österreich (nieder der Enns), Sachsen und Ungarn. Später kamen noch Braunschweig, Hannover, die Taxis´schen Postgebiete sowie Schleswig, Holstein und Lauenburg dazu.

    Bei der Briefpost von Hamburg ins Postvereins-Ausland war das preussische Postamt u.a. zuständig für Griechenland, Russland (mit Finnland und Polen) und Türkei (über Österreich). Ab 1.7.1867 kamen noch die Länder dazu für die bis dahin das Taxis´sche Postamt zuständig war, z.B. Italien, Frankreich, Portugal und Schweiz.

    Einmal editiert, zuletzt von senziger (14. März 2011 um 23:33)

  • Hallo,

    der erste Brief den ich hier zeige lief am 24.7.1866 von Hamburg nach Eybau in Sachsen. Das Franco von 3 Sgr. dargestellt durch ein Paar sowie eine einzelne Nr. 16.

    Zu diesem Brief habe ich eine eher "sächsische" Frage: warum sind siegelseitig die Stempel von Ebersbach und Bautzen abgeschlagen? Eybau ist keine seltene Destination, und auf anderen Briefen, die ich gesehen habe waren diese Stempel nicht vorhanden.

    Gruss

    senziger

  • Hallo senziger,

    ein schöner Brief mit üblicher oder kriegsbedingter Laufzeit von 2 Tagen?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    meine Vermutung ist, dass der Lauf des Briefes durch den Krieg beeinflußt war, zu einen wegen der Laufzeit, zu anderen wegen der siegelseitigen Stempel. Leider kann ich nichts Genaues sagen, vielleicht hat ja Altsax eine Meinung zu diesem Brief.

    Gruss

    senziger

  • Hallo senziger,

    das wäre auch meine (allerdings unmaßgebliche) Meinung zu dem Brief. Dann hoffen wir mal auf Altsax.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    bei folgendem Brief habe ich etwas mit mir gekämpft; kaufen oder nicht? Die Marken sind "suboptimal" aber der Gesamteindruck des Briefes ist sehr schön. Ich habe mich dann für "kaufen" entschieden, da mir klar wurde, dass der Brief mich ansonsten noch Jahre in meinen Träumen verfolgen würde und die Mängel immer kleiner aber die Vorzüge immer grösser werden würden.

    GSU 13 B, auffrankiert mit Nr. 11 und Nr. 12 = 8 Sgr für einen Einschreibebrief der zweiten Gewichtstufe in den Postverein nach Prag.

    Gruss

    senziger

  • leider haben wir bisher vergebens auf Altsax gehofft, daher hier zum Vergleich ein "normaler" Brief von Hamburg nach Eybau vom 15.10.1863.

    Hallo senzinger,

    den Beitrag habe ich leider erst jetzt gesehen. Die Thematik wurde ja bereits bei stampsx behandelt. Weil mich die Oberlausitz besonders interessiert, habe ich zwischenzeitlich ein wenig recherchiert:

    In der "Alten Sachsenpost" von Milde/Schmidt wird ohne Quellenangabe eine Unterbrechung der Strecke Löbau - Zittau - Reichenberg durch Kriegseinwirkung vom 15.6. bis zum 16.9.1866 angegeben. In den Postverordnungsblättern findet sich dazu nichts.

    Eine sehr detaillierte Schilderung der Beeinträchtigungen des Bahnverkehrs ist aber in der "Geschichte der preußischen Invasion in Zittau und der südlichen Oberlausitz im Jahre 1866" von C.A.Tobias (erschienen 1867) enthalten.

    Darin wird von einem Abtransport von Lokomotiven und einer teilweisen Zerstörung von Bahnanlagen durch sächsische Bahnangehörige berichtet. Allerdings sei der Bahnbetrieb bereits am 19.6.1866 auf Druck preußischer Besatzungstruppen wieder aufgenommen und sehr intensiv fortgeführt worden. Brief- und Fahrpostsendungen seien "unter Conducteursbegleitung" befördert worden.

    Man kann also davon ausgehen, daß es keine grundsätzliche Unterbrechung des Postverkehrs auf dieser Strecke gab, wohl aber kriegsbedingte Verzögerungen und Unterbrechungen.

    Beste Grüße

    Altsax

    Einmal editiert, zuletzt von Altsax (22. April 2011 um 19:48)

  • Hallo Altsax,

    ich hatte schon vermutet, dass du den Beitrag nicht gesehen hast und habe den Brief deshalb noch einmal bei StamsX gezeigt.

    Vielen Dank für die neuen Informationen; es ist schon toll, was man an einem einfachen Brief alles lernen kann, von der "großen Lokomotivflucht" habe ich zuvor nie gehört.

    Gruss

    senziger

  • Hallo senziger,

    den 3er habe ich schon oft gesehen, aber den 6er kaum. Es gibt sicher eine herrliche Seite, das glaube ich wohl. Schöne Briefe - und für uns Bayern kaum zu glauben, dass man keinen Portozuschlag erhoben hat, nur weil sie innerpreußisch liefen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo senziger

    ich muß ehrlich gestehen, solche Stempel noch nie vorher gesehen zu haben. Möglicherweise ist dies auf meine "Einseitigkeit" zurückzuführen.
    Kannst Du hierzu mal genauer sagen?

    Ein fragender

    Ulf

  • Hallo,

    ja, der 3´er wird öfter mal angeboten, der 6´er ist mir hier das erste Mal "vor die Flinte" gekommen. Zum Glück war es gleich ein "Fangschuss".

    Zu den Stempeln kann ich leider nur Meyer-Margreth zitieren: "Auch die preußische Post benutzte 3,5 cm hohe Taxstempel, bekannt sind die Zahlen 3 und 6. Nach Übernahme der Thurn und Taxi´schen Post wurden deren Taxstempel von der preußischen Post weiter benutzt."

    Das Stempelhandbuch der ARGE habe ich leider noch nicht, möglicherweise ist dort mehr zu erfahren. Ich glaube ich habe diese Stempel nur von Hamburg gesehen, aber das kann auch selektive Wahrnehmung sein. Wenn ich mich richtig erinnere waren die Stempel auch alle aus der "späteren Markenzeit".

    Gruss

    senziger

  • Hallo senziger,
    hallo zusammen,

    hier ein paar ergänzende Informationen aus dem Stempel-Handbuch der ARGE (@ senziger: das Handbuch solltest Du Dir als Hamburger Sammler unbedingt zulegen!)
    Taxstempel "3":
    Preuss. O.P.A.: Nr. 58, 6.1.1861 bis 26.3.1862 (blau) und xx.10.1861 bis 31.12.1867 (schwarz). Weiterverwendet vom
    NDP Oberpostamt: Nr. 21, 3.8.1869
    Taxstempel "6":
    Th.&T. O.P.A. : Nr. 34, 2.8.1849 bis 7.3.1867(?) (schwarz)
    Preuss. O.P.A.: Nr. 59, xx.10.1861 bis 31.12.1867 (schwarz)
    NDP Oberpostamt: Nr. 22, 8.12.1868 bis 20.12.1873 (schwarz)

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,

    danke für die Info´s, das Handbuch steht schon seit längerem auf der Liste ..... aber irgendwie... :( .

    Eine Frage zur Stempelfarbe: Ich lese so häufig "schwarz", alles was ich habe und gesehen habe waren blaue Stempel.

    Gruss

    senziger

  • Hallo DKKW,

    danke für die informative Aufstellung.

    Der 6er soll also schon 1849 eingesetzt worden sein? Da gab es den DÖPV aber noch gar nicht. Hat man diesen 6er Stempel verwechselt mit dem französischen Portostempel 6 Decimes für Briefe von TT nach dorthin?

    Könnte ich mal einen 6er bis 1851 sehen?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    meine Angaben sind Zitate aus dem aktuellen ARGE-Handbuch. Die Weiterverwendung der Stempel im jeweils folgenden Postamt ist ausdrücklich erwähnt. Deshalb macht machen mich das Enddatum des Th.&T. Postamts und das Frühdatum des preussischen Postamts etwas stutzig. Das Th.&T. Postamt wurde 1867 von den Preussen übernommen, den Stempel werden die Preussen also kaum 1861 vom Th.&T. Postamt erhalten haben.
    Die Antwort darauf kann sicherlich die ARGE geben, für die Hamburg Stempel ist Kurt Simonsen aus Hamburg zuständig.
    Das 1849 der DÖPV noch nicht bestanden hat ist selbstverständlich. Eine naheliegende Theorie wäre, dass die Th.&T. Postbediensteten den Stempel nach Gründung des DÖPV "umgewidmet" haben. Also nicht mehr Verwendung als decimes-Stempel für Post nach Frankreich, sondern als Sgr.-Stempel für Post nach Preussen. Wie gesagt, eine Theorie.
    Die Hamburg Stempelspezialisten haben sicher auch ein Belegarchiv, mit dessen Hilfe sich Stempelfarben und Verwendungen nachweisen lassen.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Lieber DKKW,

    vielen Dank für deine Antwort. Da hatte ich mich etwas unglücklich ausgedrückt: Der 6 Decimes - Stempel, der vergleichbar aussieht/aussah, wurde immer in Frankreich abgeschlagen, nie in deutschen Landen. Wenn man das aber nicht wusste, dann könnte man ihn auch für einen deutschen Taxstempel halten, das ist es, was ich sagen wollte. Diese franz. Taxstempel gibt es noch viel länger als 1849.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (22. Mai 2011 um 19:35)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo senziger,

    Glückwunsch zu dem Brief mit dem wirklich seltenen 6er-Stempel !
    Zu diesen preußischen 3 Sgr.- und 6 Sgr.-Stempeln sammel ich seit einiger Zeit Belegdaten, da die veröffentlichten Angaben hierzu zwischen unvollständig und unsinnig schwanken. Irgendwo (vdL ??) stand mal, dass er von Preußen für DÖPV-Post verwendet wurde. Ich kenne ihn sowohl auf innerpreußischer Post als auch nach Nicht-Postvereinsländer.
    Wer also solche Belege hat, kann mir gerne einen 300dpi-Scan der Briefvorderseite schicken - möglichst mit Verwendungsjahr. :)

    Die Bremer Variante dieses Stempels werde ich mal unter Bremen einstellen. Er ist deutlich von dem Hamburger Stempel zu unterscheiden.

    Die Zitate von DKKW aus dem Arge-Handbuch kann ich nicht nachvollziehen.
    In schwarz ist mir dieser Stempel noch nicht untergekommen. Möglicherweise tatsächlich eine Verwechslung mit dem bekannten 6 Decimes-Stempel von Frankreich - es müsste aber an Hand der Belege schnell zu überprüfen sein, ob es sich um eine Silbergroschen- oder Decimes-Taxierung handelt.
    Die bekannte Verwendungszeit liegt zwischen 1861 und 1866.

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,

    Die Zitate von DKKW aus dem Arge-Handbuch kann ich nicht nachvollziehen.
    In schwarz ist mir dieser Stempel noch nicht untergekommen. Möglicherweise tatsächlich eine Verwechslung mit dem bekannten 6 Decimes-Stempel von Frankreich - es müsste aber an Hand der Belege schnell zu überprüfen sein, ob es sich um eine Silbergroschen- oder Decimes-Taxierung handelt.
    Die bekannte Verwendungszeit liegt zwischen 1861 und 1866.


    Ich kenne die preussischen Taxstempel von Hamburg auch nur in blau.

    FRAGE: Die bekannte Verwendungszeit von was liegt zwischen 1861 und 1866 ... ?( ?

    Gruss

    senziger