Schweiz - Russland

  • Werte Freunde,

    Vielleicht hat in diesem Thread jemand eine Idee zur Portoberechnung bei diesem Beleg.

    Ich gehe davon aus, dass der Brief bis zur österreichischen Grenze bezahlt wurde. Das Porto ab österreichischer Grenze bis Vevey bleibt für mich ein Rätsel.
    Aber vielleicht liege ich auch daneben und die Notierungen weisen auf einen anderen Transportweg hin.

    Hoffentlich haben die Spezialisten hier Ideen. Ich bin für jeden Hinweis sehr dankbar.

    Herzliche Grüsse,
    Simmerer

    PS auf der Rückseite befindet sich ausser der (Kartierungs)Nummer nichts.

  • Hallo Simmerer,

    ein wunderschöner, aber auch ungewöhnlicher Brief. Ich schaue mal zu Hause nach, ob ich über die Hände und Farben etwas heraus bringen kann. Einfach ist anders ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Simmerer,

    voraus schicken möchte ich, dass ich bei diesem Brief fast völlig ahnungslos bin, weil er 1) mit Bayern nichts zu tun hatte und ich 2) noch keinen Brief aus Russland in dieser Zeit via Österreich in den Kanton Waad jemals gesehen habe.

    Er war wohl auf russischer Seite bezahlt worden bis zur Grenze Österreichs (Grenzfrankozwang, bilateral). Alternativ war der Absender vlt. portobefreit, jedenfalls kann ich kein russisches Franko ausmachen.

    Für Österreich galt er als einfacher Transitbrief bis 1/2 Wiener Loth (8,75g), der gemäß PV von 1817 mit 14 Kr. Conventionsmünze für die weiteste Entfernungsstufe plus 6 Kr. CM speziellen Transitzuschlages für die Schweiz = 20 Kr. CM auszuweisen war.

    Diese Auslage finden wir oben links als Ligatur "20x". 20 Kr. CM entsprachen 28 Schweizer Kreuzern, die darunter notiert wurden. Soweit zu Österrreich.

    Vevey gehörte zum Kanton Waadt, dessen Postregal bis 1831 an Fischer verpachtet worden war, aber dein Brief stammt ja aus 1834. Daher hatte Zürich den Brief als 1,5fach gewogen und für die Strecke Schweizergrenze (ja, das ist ein Wort!) via Postgebiet (nicht Kanton!) Zürich in die Waadt mit 8 Kr. + 4 Kr. = 12 Kr. taxiert. In der Schweiz galten andere Lothe, als in Österreich oder Bayern, daher war er einfach in Österreich, aber 1,5fach in der Schweiz.

    Wie so oft hat man dann die Addition unterlassen - der Empfänger zahlte folglich 40 Kr.. "Ma tutto cum grano salis ...".

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    Das ist ja phantastisch ! Vielen Dank ! :thumbup: Da wäre ich wohl selbst in Jahren nicht draufgekommen.

    Zum russischen Porto. Da es sich um private Post eines Dienstmädchens aus der Schweiz an ihren Onkel handelt, gab es sicher keine Portofreiheit. Das inländische Porto wurde in Russland ja praktisch nie notiert. Den mir bekannten Portotabellen nach sollte der Brief ab Estland bis zur Grenze 60 Kopeken gekostet haben.

    Nochmals vielen Dank ! :thumbup:

    Herzliche Grüße,
    Simmerer

  • Hallo Simmerer,

    so weit ich weiß, waren 10 Silberkopeken ca. 3,5 Sgr. wert, also hier bei anzunehmenden 60 Kopeken = 21 Silbergroschen. Das war für ein Dienstmädchen ein kleines Vermögen (für die Bayern unter uns fast 1 1/4 Gulden).

    Die Schrift stammt aber von einem Mann und verrät durch Duktus und Aufbau einen sehr routinierten Schreiber. Hat sie vlt. schreiben lassen? Den Inhalt zu sehen wäre nicht schlecht (das gilt eigentlich für alle Briefe), weil Dienstmädchen eher nicht schreiben konnten und wenn, dann sah man diesen Briefen die ungeübte Hand sofort an.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    leider kann man auf scans des Inhalts nichts erkennen, da alle Seiten doppelt beschrieben sind (zuerst horizontal dann vertikal) und das Papier so dünn ist, dass die Rückseiten durchscheinen.

    Aber zum Inhalt, Dienstmädchen trifft es dann tatsächlich doch nicht. Die junge Dame war Hauslehrerin auf Gut Uddrich bei der Familie von Rehbinder. Das erklärt sicherlich die Schrift.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Rehbinder_(Adelsgeschlecht)

    https://de.wikipedia.org/wiki/Udriku

    In diesem Brief beschreibt sie Ihre Anreise ab Lübeck (es sollte einen Brief von dort an dieselbe Adresse geben) mit dem Schiff nach Riga, von dort per (Post)Kutsche nach Walk, wo sie ihre Dienstherren abholen liessen. Sie beschreibt auch die Formalitäten sowie ihr Leben auf dem Gut.

    Zum Porto: Im Brief beklagt sie sich über das Porto ab Lübeck in die Schweiz, erwähnt aber nicht das russische Porto. Vielleicht übernahmen ihre Dienstherren dies.

    Herzliche Grüsse,
    Simmerer

  • Hallo Simmerer,

    danke - ja, Hauslehrerin sieht schon ganz anders aus - die mussten ja lesen und schreiben können, i. d. R. auch in mehreren Sprachen. Von daher ist das schon mal geklärt.

    Es war möglich, dass man in seinen Kontrakt schreiben ließ, dass 1 Brief im Monat (oder eine alternierende Kadenz) von der Herrschaft ohne Kosten abzuspedieren war, was natürlich eine tolle Sache wäre, wenn man dies nachweisen könnte (und gehört ja auch zur Postgeschichte, wie ich finde).

    Aber Lübeck (hier zuständig für das Zielland Schweiz war Taxis) kannte auch schon in dieser Zeit reine Portobriefe. Von daher hat sie vlt. bis zur Schweizergrenze von Lübeck aus frankiert oder frankieren wollen und war überrascht, wie viele ß der Spaß gekostet hat (waren so um die 8 - 9 Silbergroschen bei einfachen Briefen). Ganz Franko wäre auch möglich gewesen, kam aber so gut wie nie vor, weil die innerschweizerischen Taxen extrem schwierig zu berechnen waren.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    dieser Brief aus Genf nach St. Petersburg stammt vom 16.5.1841.
    Ich zeige diesen Brief deshalb, da es ein äußerst später Brief mit einer Kop. Ass. Notierung ist, da ich von Michael in Erfahrung bringen konnte, dass der Silberrubel 1839 zur alleinigen Währung erhoben wurde und die Papierscheine langsam eingezogen wurden.
    Preußen forderte von Russland 76 1/2 Pr. Gr. Dies waren umgerechnet 459 Kop. Ass. + 66 Kop. Ass Inlandsporto bis St. Petersburg = 525 Kop. Ass.

    Grüße von liball

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    heute traf ein kleines Briefchen (10,7 x 6 cm) bei mir ein, das 1839 aus Bern auf die Reise über Baden und Preußen nach St. Petersburg an Monsieur Ménétrié Inspectur au Musée Impérial d'histoire naturelle geschickt wurde.

    Für die Schweiz wurden 6 Kr. und für Baden 12 Kr. notiert, die in Preußen in 5 1/4 Sgr. reduziert wurden.

    Rückseitig notierte Preußen seine Forderung von 71 1/2 in der noch gültigen Verrechnungswährung Preußische Groschen (die darüber notierten 4 1/4 kann ich nicht einordnen). Dies ergibt 429 Kop Ass., mit dem Inlandsporto bis St. Petersburg von 66 Kop. Ass. ergeben sich die rs. links notierten 495 Kop. Ass.

    Gruß

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,

    könnte 4x für Bern und 2x für Basel sein, die dann die 6x Auslage ergaben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.