Preußen - Polen nach der Post-Convention von 1827

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    Briefe nach Polen über die kleinen Grenzpostämter Stallupönen, Lyck, Neidenburg, Gollub oder Lublinitz sind nur vereinzelt zu finden.
    Hier ein Brief aus Memel nach Warschau von 1836

    Dieser Brief, dessen Inhalt hier vorgestellt und teilweise entziffert wurde, wurde von einem über die kurische Nehrung Reisenden in Memel zur Post gegeben. Man stempelte ihn am 27.8. mit dem, eigentlich für eingehende Auslandspost vorgesehenen, P.MEMEL-Stempel und taxierte ihn mit 7 Sgr. Portobelastung: 6 Sgr. für die 37 Meilen zum Grenzpostamt Neidenburg + 1 Sgr. Grenzporto.
    Am 2.9. erreichte der Brief Neidenburg und noch am gleichen Tag das gegenüberliegende polnische Grenzpostamt Mława. Dort erhielt er den Taxierungsstempel für einen ausländischen Portoanteil Porto Zagr Gr. und reduzierte die 7 Sgr. in (aufgerundete) 45 polnische Groschen. Hierbei kam die typische (vorgeschriebene) grüne Tinte zum Einsatz.
    Der Empfänger hatte insgesamt 90 polnische Groschen zu zahlen (schwach vorderseitig links), da das polnische Inlandsporto ebenfalls 45 poln.Gr. betrug.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    und taxierte ihn mit 7 Sgr. Portobelastung: 6 Sgr. für die 37 Meilen zum Grenzpostamt Neidenburg + 1 Sgr. Grenzporto.

    es mutet sonderbar an, dass man ein Entfernungsporto ansetzte und dazu ein Grenzporto. Damit waren solche Briefe ja benachteiligt im Vergleich zu normalen Auslandsbriefen nach Polen ohne Grenzporto.

    War das im umgekehrten Fall auch so?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,

    ein Grenzporto war zu dieser Zeit aber noch verschiedentlich zu finden, z.B. auch gegenüber T&T.
    Polen hatte sowieso schon einen sehr hohen Tarif von 7 1/2 Sgr., selbst bei Nahdistanz-Briefen aus Grenzpostämtern. Ein explizites zusätzliches Grenzporto in Höhe von 1/2 Sgr. war nur für besonders schwere Briefe oder Wertbriefe mit höheren Beträgen vorgesehen.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    vielen Dank für deine Erklärung - also eher ein Relikt aus vergangenen Zeiten, das den Korrespondenzfluß eher hinderte, als ihn zu befördern.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief aus dem Jahr 1833 aus dem schlesischen Warmbrunn ins polnische Kalisch.

    Die preußische Strecke lag in der Stufe 20-30 Meilen, so dass hierfür 5 Sgr. anzusetzen waren. Für Briefe von 1-1,5 Loth fiel die doppelte Taxe an, so dass 10 Sgr. Briefporto anfielen. Laut Post-Convention wäre nun noch 1 Sgr. Grenzporto dazugekommen. Warum hier nur 1/2 Sgr. berechnet und somit insgesamt 10 1/2 Sgr. notiert wurden, ist unklar.
    Diese 10 1/2 Sgr. wurden rückseitig richtig in 63 poln. Gr. reduziert. Das polnische Inlandsporto betrug einheitlich 7 1/2 Sgr., dies wurde auch hier berechnet, obwohl Kalisch Grenzpostamt zu Preußen war. Die polnische Gewichtsprogression war etwas anders als die preußische, so das hier nur die 1,5-fache Taxe mit 68 poln. Gr. angesetzt wurde. Die notierten 4 poln. Gr. könnten das Chaussee-Geld sein, so dass insgesamt 135 poln. Gr. vom Empfänger zu bezahlen waren.

    Gruß
    Michael

  • Guten Abend ins Forum,

    ein kleiner Blick in meine Vergangenheit:
    Mein Vater kam aus dem Kreis Neidenburg und hatte in den 70igern beginnend eine Heimatsammlung Neidenburg gesammelt. Darin auch enthalten ein paar Briefe aus Königsberg über Neidenburg Richtung Warschau.
    Zu dem Brief oben im ersten Post. Achtet doch mal bitte auf das jeweilige Datum in den Stempeln.
    Neidenburg 2. Sept. und Mlawa ebenfalls 2. Sept. :love:
    Der Brief ist nicht am gleichen Tag in Mlawa gewesen....

    Rolf- Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Rolf-Dieter,

    Zitat

    Darin auch enthalten ein paar Briefe aus Königsberg über Neidenburg Richtung Warschau.

    die hast Du nicht zufällig noch in einer Wühlkiste? :D

    Zitat

    Zu dem Brief oben im ersten Post. Achtet doch mal bitte auf das jeweilige Datum in den Stempeln.
    Neidenburg 2. Sept. und Mlawa ebenfalls 2. Sept. :love:
    Der Brief ist nicht am gleichen Tag in Mlawa gewesen....

    Warum nicht? Die Entfernung zwischen diesen beiden Grenzpostämtern betrug gerade mal 5 Meilen.

    Gruß
    Michael

  • Zur Klarstellung:

    Neidenburg: Preußen = Julianischer Kalender
    Mlawa: Russisch Polen = Gregorianischer Kalender
    Ich meine die Abweichung war zu jener Zeit noch 6 Tage (berichtigt mich, wenn es nicht stimmt)
    Demnach war der Brief fast eine Woche unterwegs.

    Nur so nebenbei:
    Über die Heimatsammlung Neidenburg bin ich überhaupt zur Philatelie gekommen.
    Mein Vater hatte da einen Brief, der nach dem Datum früher in Mlawa war, als er in Neidenburg abgegangen war. Lag eben am abweichenden Kalender.

    Rolf- Dieter