Grenzübergangsstempel BAD.Oe.

  • Hallo zusammen,
    ein kleines Briefchen aus dem Jahr 1849 ist mir zugeflogen, das einen in meiner Sammlung "neuen" Stempel zeigt - den Grenzübergangsstempel "BAD.Oe."
    Auf dem Weg von Heidelberg nach Meran wurde es zunächst per Bahnpost bis nach Haltingen - damals der Endstation der Rheintal-Bahn - transportiert, von dort aus sicher ohne Schweiz-Transit nach Lindau und/oder Bregenz (?) und weiter … ???
    Heute würde ich von dort aus über den Arlberg und über den Rechenpass in den Vinschgau fahren, aber wie war das im Februar 1849? Ga es da neben dem Brenner andere offene Alpenpässe?
    Viele Grüße
    balf_de

  • Hallo Balf
    Konstanz über St. Gallen, Schweiz hat 3x Rh. Transit verlangt...würde ich vorschlagen.
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Hallo balf_de,

    erstmal Gückwunsch zu diesem sehr interessanten Brief.

    Der BAD.Oe-Stempel ist von Konstanz (Verwendung 1843-1852), das ist, wie filigrana auch schon gesagt hat, gesichert.

    Wahrscheinlich ist, dass der Brief dann über St.Gallen durch die Schweiz nach Feldkirch gelaufen ist. Ob die Transittaxe zu jener Zeit 3x war kann ich nicht sagen, der Postvertrag vom 1.9.1849 regelte diese Transittaxe über Feldkirch dann mit 3x. Dein Brief ist ja vom Feb.1849.

    Von Feldkirch denke ich mal ist der Brief über den Arlberg nach Landeck und dann über den Reschen in den Vinschgau und weiter nach Meran gelaufen.

    Der Empfänger zahlte 12xCM, wie sich das Porto im Detail zusammensetzte, weiss ich leider nicht ( 3xCM Transittaxe Schweiz?/3xCM Portozuschlag?).

    Viele Grüsse
    Christian

    Einmal editiert, zuletzt von Leitwege (1. Mai 2016 um 07:54)

  • Hallo balf-de,

    der Brief wurde mit dem direkten Paketschluss Konstanz-Feldkirch über St. Gallen spediert und weiter über den Arlberg.
    Nach dem Postvertrag Baden-Österreich vom 17.3.1843 handelt es sich bei den angeschriebenen 12 Kr. C.M. um eine Gemeinschaftsgebühr (einfacher Brief über 10 Meilen).
    Nachdem die Schweiz eine Transitgebühr von 3 Kr. verlangte, wurde eine neue Verordnung am 23.8.1849 vereinbart, worin der bisherigen Gemeinschaftsgebühr dieser Transit zugeschlagen wurde.

    Grüsse von liball

  • Hallo Freunde,
    vielen Dank für euere wertvolle Hilfe! Ich habe wieder etwas dazugelernt: dass der "BAD.Oe."-Stempel in Konstanz in Gebrauch war, wusste ich bisher nicht. Jetzt ist mir klar, dass mein Brief ein kurzes Stück durch die Schweiz befördert wurde. Und da das im geschlossenen Paket geschah, erklärt auch, dass kein Schweizer Transit-Stempel zu finden ist, wie ich ihn sonst auf meinen Briefen in die Schweiz gewohnt bin. Das Porto von 12 Kreuzern CM. entsprach dann auch den Gebühren in der Markenzeit, wo 9 Kr. für die "Langstrecke" im Postverein plus 3 Kr. für den kurzen Transitweg an die Schweiz abzugeben waren. Schön, dass ich mein Briefchen jetzt beschreiben kann!
    Viele Grüße
    balf_de

  • Liebe Balf,
    ich glaube noch nicht ganz richtig.. Denke das die 3x erst nach dem neuen Postvertrag da zu kamen?
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Lieber balf_de,

    die 12x deines Briefes waren halbscheidig zu teilen.

    Später, also im Postverein, haben wir eine ganz andere Gebührenaufteilung bei Frankobriefen: 9x rh. Baden und 3x rh. für die CH. Österreich: Null. Briefe von Österreich via CH nach Baden: Österreich 9x CM, CH 3x CM und Baden Null.

    Im Portofall werden aus Kreuzern rh. nur Kreuzer CM.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch, hallo Freunde,

    Später, also im Postverein, haben wir eine ganz andere Gebührenaufteilung bei Frankobriefen: 9x rh. Baden und 3x rh. für die CH.

    klar, wir haben es hier ja mit einem Portobrief zu tun - der hätte zwei Jahre später 3 Kreuzer mehr gekostet. Dafür hätte er aber auch doppelt so schwer sein dürfen: in den "Tiefen des Netztes" habe ich den hier schon zitierten Postvertrag aus dem Jahr 1843 gefunden. Damit ist der Unterschied zur DÖPV-Zeit klar.
    Was mir an dem Text auffällt: von einem Transit durch die Schweiz ist nicht die Rede, wohl aber von einer eventuellen Beförderung durch Bayern, wobei in diesem Fall 4 Kreuzer an Bayern abzugeben waren.

    Viele Grüße
    balf_de

  • Lieber Alfred,

    ich zeige dir morgen mal einen 12+4 Brief aus Baden via Bayern nach Österreich, denn auch die gab und gibt es von Heidelberg, wenngleich sie seltener sein dürften, als deiner jetzt, weil man natürlich Geld sparen wollte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Alfred,

    machmal geht es schneller, als man denkt ...

    1. Brief aus deiner Heimat: Sinsheim vom 10.1.1843 grenzfrankiert bayer. - österr. Grenze mit 24x für Baden und 12x für Bayern. Österreich hatte 24 vortaxiert, strich sie aber wieder ab und verlangte für den Brief "mit amtlichen Schriften" nichts, weil die Behörde der Stiftsherrschaft Jedlersdorf diese benötigte.

    2. Brief aus Schopfheim vom 2.11.1845 via Schweiz nach Steyr (da wäre Bayern schon besser gewesen als Transitland) zeigt auch die 12x CM als Gemeinschaftsporto beim Empfänger.

    3. Dass es auch mal in die andere Richtung gehen konnte belegt der Brief aus Peterwardein nach Freiburg im Breisgau, der 24x CM und 8x CM für Bayerns Transit kosten sollte, die bei einem Portobrief nach Baden natürlich erst in rheinische Kreuzer zu reduzieren waren, womit wir auf 29x rh. Gemeinschaftsporto Österreich/Baden und einen bayerischen Transit für 10x rh. kommen, in summa die mittig notierten 39x rheinisch.