Französisch Kongo

  • Gabun - Neustadt a.d.H. 07.09.1893

    Hallo Sammlerfreunde,

    es nicht nur erfreulich wieder einmal einen der "etwas exotischeren" Übersee-threads eröffnen zu dürfen, in diesem Fall tritt etwas dazu, was den Überseepostverkehr mit am besten verkörpert, nämlich ein - ganz hervorragend abgeschlagener - Paquebot-Stempel.

    Hier handelt es sich um einen der Schiffe der französischen Reederei Compagnie Maritime des Chargeurs Réunis. Ausgehend vom Basishafen Le Havre erstreckte sich das Fahrtgebiet des 1872 gegründeten Unternehmens von Westafrika, über die südamerikanische Ostküste bis in die Vereinigten Staaten.

    Ab dem 10.07.1889 wurde eine regelmäßige Verbindung von Bordeaux nach Französisch-Kongo, d.h. die am Golf von Guinea  gelegene Hauptstadt Loango (Libreville) über das am Unterlauf des Kongo gelegene Boma nach Luanda in Angola unterhalten. Bis 1899 waren es zwei Schiffe, ab da dann drei und ab 1901 vier. Der Absender in Gabun schreibt:


    L(ieber) F(reund)
    trafen gestern hier ein und gehe heute schon
    wieder nach São Tomé von da nach Kamerun zurück und werde gegen Ende Oktober abgelöst.
    Hier ist wenig los und werde höchstens in São Tomé etwas Abwechslung finden.
    Wie geht es Dir eigentlich ? Bis jetzt habe ich noch nienals eine Antwort erhalten.
    Mit den herzlichsten Grüßen auch an die Frau
    Unterzeichner


    São Tomé und Príncipe ist ein kleiner Inselstaat im Golf von Guinea, etwa 200 km vor der Küste Afrikas westlich vor Äquatorialguinea und Gabun. Zur Geschichte von Französisch-Kongo, dessen Hauptstadt bis 1903 Libreville und ab da dann Brazzaville war, sei auf die nachstehenden Quellen verwiesen.

    + Gruß

    vom Pälzer

    verwendete Quellen:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Republik_Kongo
    https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Gabuns
    https://de.wikipedia.org/wiki/Chargeurs
    http://www.congoposte.be/bateau_obliteration.htm

  • Hallo Pälzer,

    großes Kino - Bedarf, perfekter Stempel und dann noch die Destination Pfalz ... Sammlerherz, was willst du mehr?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Moin, moin liebe Sammlerfreunde,

    in der ganzen Welt zuhause, während unsereins Briefe und Stempel aus der tiefsten bayerischen Provinz bevorzugen.

    Letztere sammle ich linksrheinischerseits ja zwar auch, aber ich gebe Dir Recht: Der Hauch von alle Welt ist manchmal so faszinierend, dass der Heimatsammler sein "Kerngeschäft" droht zu vernachlässigen. :D

    Es sein dennoch schon mal angekündigt: In den nächsten Tagen werden noch weitere, gänzlich neue Exoten folgen.

    + Gruß

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    Die Schiffe der Linie "L" Loango nach Bordeaux gingen tatsächlich nach Luanda (Angola). Jedoch der Postagent einstieg oder ausstieg in Libreville. Den Datum Deiner Karte betrachtend, hat das Schiff " Ville de Maranhao " die Reise ausgeführt. Abfahrt von Libreville am 7. September 1893, in Bordeaux am 9. Oktober angekommen.

    Viele Grüsse.

    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    ich bin immer wieder bass erstaunt, was du alles weißt und heraus findest, egal worum es geht (und dieses Thema hier ist ja sicher keines, auf das du dich spezialisiert hast).

    Chapeau! :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    zunächst allen Dank für das positive feedback auch von Hornet785. Zu dem von vals59 dankenswerter Weise recherchierten Paquebot-Schiff, die Ville de Maranhao findet man auch recht schnell ein paar nette links:


    http://colnect.com/en/stamps/stam…hip-Ivory_Coast
    http://www.histarmar.com.ar/LineasPaxaSA/4…geursReunis.htm
    http://postcards.canalblog.com/archives/2009/07/11/14365485.html

    Das ist alles schon ganz schwer Klasse !

    + Gruß

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo pälzer,

    Das ist ein derart schöner Beleg, dass man bei seiner Betrachtung am liebsten in die Kniee gehen möchte. Da waren drei Schönstempler am Werk.
    Aber nach allem, was ich über Paquebot-Stempel weiß - das stammt allerdings fast schon aus einem anderen Leben -, kann ich auf Deiner Karte keinen entdecken. Paquebot-Stempel heißen nämlich Paquebot-Stempel, weil sie das Wort "Paquebot" auch deutlich zeigen. Sie dienten der Kennzeichnung von Belegen, die an Bord mit Marken des Landes beklebt wurden, unter dessen Flagge das Schiff fuhr. Der Paquebot-Stempel zeigte dann den Postlern im nächsten angelaufenen Hafen an, dass der Beleg auf Hoher See aufgegeben worden war und sie diese fremde Frankatur mit ihren Tagesstempeln entwerten durften. Manchmal wurde der Paquebot-Stempel an Bord aber auch gleich zur Entwertung hergenommen.
    Hier wurde die Karte ganz offensichtlich in Libreville aufgegeben (was der Schreiber ja auch angibt) und erhielt dann noch am gleichen Tag diesen Stempel "Loango à Bordeaux", bei dem es sich meiner Meinung nach um einen Schiffspoststempel handelt, aber nicht um einen Paquebot-Stempel.
    Gerne lasse ich mich eines Besseren belehren, meine aber Recht zu haben. Vielleicht checkst Du das noch einmal ab!

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Guten Abend maunzerle,

    Vielleicht checkst Du das noch einmal ab!


    ich dachte eigentlich, das längst erledigt zu haben, denn in post 1 hatte ich eine Quelle angegeben, aus der hervorgeht, dass es sich um einen Abschlag eines Paquebot francais einem französischen Postschiff handelt. Hier noch einmal der link, es steht mit dem Beispiel des Stempels ein Stück weiter unten:

    http://www.congoposte.be/bateau_obliteration.htm

    Dass - wie Du angesprochen hattest - der Paquebot-Stempel an Bord z.T. auch gleich zur Entwertung hergenommen wurde, sieht man z.B. an dem des nachstehend verlinkten Belegs:

    http://www.delcampe.net/page/item/id,3…language,G.html

    An diesem dürfte es dann also ziemlich eindeutig werden, dass es sich um einen Paquebot-Stempel handelt...exakt die gleiche Stempeltype, wie bei dem in post1 gezeigten Beleg. Zugegebenermaßen irritiert dabei der Abschlag Libreville in Französisch-Kongo. Dazu kann ich nur auf den nachstehenden Auszug aus Artikel 11 Nr. 3 des UPU-Vertrages vom 04.07.1891 verweisen.

    Darin geht es nicht nur um das von Dir erwähnte Postaufkommen, das auf hoher See anfiel, sondern auch um jenes, das in Zwischenhäfen anfiel. Im letzteren Fall waren nicht wie auf hoher See Postwertzeichen des Landes, unter dessen Flagge das jeweilige Paquebot fuhr zu verwenden, sondern jene der Nation des Zwischenhafens (hier Französisch-Kongo).

    http://www.xochipilli.eu/seefahrt-paquebot.html

    Wie schließlich aus nachstehender Quelle hervorgeht, hatte man für solche Fälle in manchen Häfen mit hohem Postaufkommen sogar direkt einen Paquetbot-Stempel in der Verwendung:

    Die PAQUEBOT-Stempel - Paquebot.Info

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo pälzer,

    Das hätte ich mir eigentlich denken können, dass ich da aus meiner 30 Jahre alten Erinnerung nicht besser Bescheid weiß als der König der Googler. Ich war damals bei weitem nicht so weit in die Materie eingdrungen wie Du und hätte daher besser meinen Mund gehalten. Der Schuster hätte halt doch bei seinem Leisten bleiben sollen. Ich hoffe, die Du kannst mir das nachsehen.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo maunzerle,

    ganz im Gegenteil, mich treibt es seit Deinem post eher noch mehr an, jetzt ganz genau rauszukriegen, was da gelaufen ist. Denn ich gebe offen zu: Über den Hergang der Dinge bin ich mir noch nicht sicher.

    Der Absender schreibt am 26.08.93 irgendwo im Staate Gabon (Gabun), dass er "hier" eingetroffen sei (vermutlich mit einem franzöischen Schiff) und gleich weiter auf die Insel São Tomé weiter fahren würde (was auch nur per Schiff möglich war).

    Auf der Postkarte wurde dann erst am 07.09.93 der Tagesstempel von Libreville und der Paqebot-Stempel angebracht. Ich sitze da doch noch arg auf dem Schlauch wann und von wo der Absender die Poka abgegeben hat. Hast Du evtl. eine schlüssige Erklärung ?

    Beste Grüße !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    schöner Beleg - er müßte nur noch etwas älter sein.... dann würde ich ihn Dir "abjagen".
    Zu dem Thema.
    Die Post von der Westküste Afrikas ist ein sehr interessantes Gebiet, welches leider noch nicht vollständig erforscht ist.
    Hierbei ist auch die Geschichte dieser Region zu betrachten.
    Ursprünglich gehörte es nach päpstlichem Erlaß zum portugiesischen Bereich.
    Viele Namen zeugen von der portugiesischen Herkunft: Gabun > port. Gabaun = der Mantel, gemeint war der Nebel vor der Küste, der sich wie ein Mantel über das Meer legte.
    Kamerun > Camerou = kleine Schalentiere (Krabben), die dort vor der Küste gefischt wurden.
    Sierra Leone > Berge in Gestalt eines Löwen = vom Schiff aufs Land aus gesehen.
    Sao Thome e Prinzipe war portugiesischer Umschlagsplatz für die Sklaven nach Brasilien (bis 1856)
    In der Konferenz von Berlin Anfang der 1880iger Jahre wurde der Kontinent unter den Kolonialmächten aufgeteilt, Frankreich erhielt auch Gebiete wie ebenfalls Deutschland.
    Vor den französischen Schiffen waren die Portugiesen mit der Reederei Companhia Uniao Mercantil in den Gewässern unterwegs. Schiffe: Donna Estephania und Donna Stephanie.
    Von Lissabon startend bis Angra Pequena, dem späteren Lüderitzbucht.
    Anbei 3 Briefe aus Luanda, bzw. nach Luanda.

    Rolf - Dieter Wruck

  • Hallo Pälzer,

    Der Absender hat irgendwo im Gabon seine Karte geschrieben, aber tatsächlich, fand er sich in Libreville, wenn er sein Brief postiert hat. In 1893 bildet Gabon und Congo dieselbe Kolonie; Gabon-Congo.
    Libreville war ein guter Ausgangspunkt nach Sao Tomé.

    Viele Grüsse.

    Emmanuel.

  • Hallo vals59,

    ok, aber wo hat er die Karte abgegeben ? Auf einem Schiff ?

    Kamerun > Camerou = kleine Schalentiere (Krabben)


    Donnerwetter, man lernt nie aus ...und sehr schöne Übersee-Seiten ! 8o

    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo pälzer,

    Dann war mein gepflegtes Halbwissen wenigstens für etwas gut. Ich möchte mich aber jetzt heraushalten, denn es fehlt mir einfach am nötigen Hintergrundwissen, um da noch mitzubabbeln!

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo Pälzer,


    ok, aber wo hat er die Karte abgegeben ? Auf einem Schiff ?
    vom Pälzer


    Nein, der Absender hat diese karte im Postamt Libreville abgelegt. Dieses Postamt hat eine Briefkarte mit der ganzen für Europa bestimmten Post und hat sie dem Postagenten an Bord des Schiffes " Stadt von Maranhao " übergeben. Dieser Postagent hat die Briefkarte geöffnet und hat sein Stempel auf der ganzen Post angebracht.
    Wenn die Karte an Bord postiert wurde, gäbe es kein Stempel des Postamtes Libreville.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.