Die Pariser Sternstempel (étole chiffrée)

  • Die Einführung der Briefmarken sorgte in Frankreich für eine weitere Neuerung, die Einführung der Entwertungsstempel. Die französiche Postverwaltung machte sich größte Sorgen um die Wiederverwendung von Briefmarken. Zahlreiche Erlasse zeugen davon.

    "Aus den zahlreichen Vorschlägen, die zur Sicherheit gegen wiederholte Verwendung von Briefmarken im Lauf der folgenden Jahrzehnte allen Ernstes gemacht wurden, seien der Kuriosität halber einige hier angeführt: Verwendung von Ätztinte, die "die Marken auffrisst" (und den Brief darunter); Perforierung der Marken, um bei Auslieferung des Briefes einen Teil der Marke abreissen zu können. Einschluss eines Fadens, der nach Aufkleben der Marke herausgerissen wird und so die Marke zerreisst. Halbseitige Gummierung, um die nicht gummierte Hälfte der Marke bei der Zustellung abreissen zu können. Anbringen einer kleinen Pulverkapsel auf der Rückseite jeder Marke, Entwertung durch Hammerschlag, wobei das explodierende Pulver die Marke zerreisst (wirklich praktisch l)," 1)

    Die Pariser Postämter verwendeten für eine sehr kurzen Zeitraum einen Rautenpunktstempel und danach den sechszackigen, aus Punkten zusammengesetzten Stern. 1863 wurden die Stempelnummern neu verteilt (woher kennen wird das? ;) ) und auch die Pariser Postämter neu geordnet. Die Rautenpunktstempel jetzt mit großer statt mit kleiner Ziffer wurden in Paris nicht verwendet. Stattdessen benutzte man den punktierten Stern mit den Nummern 1 - 39.

    Verzeichnis Der Postämter: 

    " 1 Pl. de 1a Bourse, 4
    2 R. Saint Lazare, 11, later rue. Milton 1
    3 Pl. de La Madeleine
    4 R.d 'Enghien, 21
    5 R.de Bondy, 28,later b Magenta. 3
    6 R.de Vaugirard, 36.
    7 R.des Vieilles-Haudriettes, 4.
    8 R.d 'Antin, 19.
    9 R.du faubourg Saint-Honore 75, later r. Montaigne, 26
    10 R.du Cherche-Midi, 53.
    11 R.Saint-Honore I 202,later place du Theatre-Francais
    12 B Beaumarchais , 83.
    13 Hotel-de-Ville, rie Lobau, later r. de 18 Tacherie, 4.
    14 R.de Strasbourg, 2, pius 10.
    15 R.Bonaparte, 21.
    16 R.de Palestro,5, later r. Turbigo, 7
    17 R.Tirechappe, 1, later r. du Pont-NeuF, 17.
    18 R.de Londres, 30,later r. d'Amsterdam, 19.
    19 R.d'Angouleme-du-Temple, 48,later b Richard-Lenoir, 136.
    20 R.Saint-Dominique, 56.
    21 R.Saint Antoine, 170.
    22 R.du Helder,24, later r. Taitbout, 46.
    23 R.du Faubaurg-Saint-Antoine, 174, later r , d'Aligre, 32.
    24 R.de Clery, 28.
    25 R.de 18 Harpe, 42, later r Serpente, 18.
    26 Gare du Chemin de Fer du Nord.
    27 R. Saint-Dominique, 148, later 164.
    28 R.du Cardinal-Lemoine,22, later 28.
    29 R.Pascal,4,later r. Monge, 88.
    30 B Mazas, 19.
    31 Palais Bourbon.
    32 R. de la Sainte-Chapelle, 15, later quai des Orfevres,14.
    33 Gare d'Orleans, later b de l'Hopital, 26.
    34 Avenue Josephine, 42.
    35 A la Salpetriere, b de I.' Hopital, later r. de Luxembourg, 9.
    36 B Voltaire , 105.
    37 B Malesherbes, 68.
    38 R.des Feuillantines,93.
    39 R.des Ecluses-Saint-Martin 4" 2)


    1) Wilhelm Hofinger, Mongraphie der französischen Briefmarke, Burg & Rhein Verlag, Düsseldorf, Seite 7
    2) Peter Boner, Frankreich 1849-1900, Rödermark, Seite 152 


  • Als erstes möchte ich zwei Belege des Postamtes Nr. 13 im Rathaus von Paris vorstellen. Die Belege sind nichts besonderes; dennoch halte ich sie für ganz interessant.
    Der 1. Beleg:
    Frankatur: Paar der Freimarke Napoleon III, 10 centimes gelbbraun, Ausgabe 1862, Michel Nr. 20a, aufgegeben am 2. März 1865, gelaufen nach Meaux an der Marne im Departemen Seine et Marne. Absender war die Firma P. Bablot - Huiles en Gros (Großhandel mit Ölen.)

    Der 2. Beleg:
    Frankatur: Paar der Freimarke Napoleon III, 10 centimes mattbraun, Ausgabe 1862/70, Michel Nr. 27, aufgegeben am 25. November 1869, gelaufen nach Rosieres

  • Hallo.

    Ich möchte noch einen Brief mit der Aufgabe Nr. 13 zeigen,

    Frankatur: Freimarke Napoleon III, 10 centimes mattbraun, Ausgabe 1862/70, Michel Nr. 27 und 20 Centimes, blau, Michel Nr. 28, aufgegeben am 28. Februar 1866, gelaufen nach Riehen bei Basel in der Schweiz. Was das Posto betriefft und den "port paye jusqu' à destination, bin ich mir nicht ganz sicher.

    Liebe Grüße

    Christian

  • Hallo Christian,

    zuerst einmal Danke für diesen Thread - ich werde später versuchen, etwas hier zu zeigen.

    Dein Schweizbrief war mit 30 C. korrekt frankiert - 20 C. für Frankreich und 10 C. für die Schweiz. P.D. stempelte die Aufgabepost in Paris.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    bis wir uns auf einen Beleg von bayern-klassisch freuen dürfen hier noch ein Blege vom Postamt Nr 15 in der Rue Bonaparte 21, aufgegeben am 27. Mai 1865, gelaufen nach Lizy-sur-Ourcq im Departement Seine et Marne, frankiert mit einer Freimarke Napoleon III, 20c Blau, Michel Nr. 28a.

    Liebe Grüße

    Christian

  • Hallo Christian,

    aus meiner kleinen Sammlung Frankreich mit bayerischer Relevanz kann ich leider nur kümmerliche 4 Briefe zeigen.

    Die Beschreibung zielt auch weniger auf die Stempel von Paris, denn auf allgemein postgeschichtliche Belange zwischen beiden Staaten ab.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Hallo Ralph,

    danke für deine Belege,

    wie vieles von dir eine Augenweide. Damit es nicht nur "Lobhudellei" bleibt, noch ein Beleg vom Postamt Nr. 26, Gare du Nord. Leider kann ich den Destinationsort nicht lesen, vermute aber aufgrund des Portos, dass der Brief in die Schweiz ging?

    Herzliche Grüße Christian

  • Hallo Christian,

    der Brief ging nach Aix la Chapelle Prusse rhenane = Aachen "rheinisches Preussen"

    Gruss

    senziger

  • Hallo Christian,

    anhängend ein Gruss aus dem schönen Aachen. Bei dem Brief handelt es sich um eine Doppelfrankatur, d.h. der Absender frankierte innerhalb des dem Deutschen Reich ""zugesprochenen" Elsass und Deutsch-Lothringen 20 Centimes, sowie das französische Inlandsfranko von 20 Centimes. Entwertet wurde die französische Marke (in Strassburg verklebte der Absender vermutlich noch Restbestände Napoleon III. mit Lorbeerkranz) mit dem blauen Pariser Sternpunktstempel ohne Ziffer. Wenn es die Zeit erlaubt, zeige ich dir in den nächsten Tage weitere Briefe mit Sternstempel mit Bezug auf 1870/71.

    Beste Grüße
    1870/71

  • Liebe Freunde,

    14 Rue de Strasbourg auf Brief mit 40 C. nach Nürnberg vom 15.2.1870, also gut 5 Monate vor der Kriegserklärung. Nicht berühmtes, aber ich wollte es mal gezeigt haben ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    Also hier einen Brief aus der Postamt, rue de Strasbourg.
    Sie ist in der " Ville d'Orléans" eingeschifft gewesen das am 24. November 1870 um 11 Uhr 40 abfliegt. Der Wind nimmt diesen Ballon zu weit in Richtung der Nordsee mit. Am 25. November um 11 Uhr 55 die Mannschaft des Ballons versucht, eine norwegische goelette zu bringen. Diese Bedienung scheitert, und die Mannschaft ist gezwungen, am Meer einen Postsack von 60 Kg zu werfen. Der Ballon ist in Norwegen am 25. November um 14 Uhr 25 gelandet.
    Dieser Brief gehörte der Postsack der am Meer geworfenen Tasche.Er ist vom norwegischen goelette wiederbekommen gewesen.
    Eine andere Eigentümlichkeit: sie ist in Kalifornien geschickt.

    Ah ich vergaß! ...... sie ist Dir für 10.000 Euro.
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Lieber Emmanuel,

    für 9000 hätte ich das Stück gekauft, auch wenn die Marke heute fehlt, aber Nils hat ja bei norwegischen Briefen das Recht des 1. Zugriffs ... :thumbup::thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    P.S. Der hier von mir war etwas günstiger. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Emmanuel

    Eine sehr interessante Geschichte die ich nur sehr gering kenne.

    Obwohl bk das Angebot mich überlassen habe, fürchte ich dass der Brief in Frankreich bleibt ;) :D

    Danke für Zeigen dieser aussergewöhnliche Brief mit sonderbaren Laufweg :P :P

    Viele Grüsse
    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

  • Hallo Ralph und Nils,

    Das ist sicher ein seltenes Bestimmung für ein Ballon monté und dazu ein beschädigt Ballon.
    Jedoch wenn die Briefe, auf das Höchstgewicht 4 g beschränkt gewesesen sind, stellt eine 60 Kg Postsack dar, dennoch ungefähr 15000 Briefe. Wessen, den Wert eines solchen Stückes zu relativieren.....
    Aber wieviel diese Briefe bis zu uns heute angekommen sind ?
    @ Ralph: tatsächlich fehlt die Marke auf dem Brief, weil sie Wasser genommen hat. Mit einer Marke sollte der Preis von diesem Brief 10.000 Euro überschreiten.Es ist zu bemerken, daß viele dieser Briefe versehentlich nachtaxiert gewesen sind, weil die Marken genau fehlten.
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    sicher etwas für den Liebhaber von Katastrophenpost - dort passt es auch gut mit der abgewaschenen Marke rein und macht es vlt. sogar noch besser. ^^:D

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Zockerpeppi,

    ein sehr attraktiver Brief mit toller Abstempelung - ist es so, wie bei z. B. München et altera, dass man von diesen Stempeln 95% relativ leicht bekommt, aber ein oder zwei so gut wie nie auftauchen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • @BK

    Das wird wohl so sein ! Ich sammele die Sternenstempel nicht gezielt. Es ergibt sich einfach wenn eine der Banken in mein Sammelgebiet passt. Die Nr 1 dürfte es sehr häufig geben. Alleine der CL hat (davon muss man ausgehen) jeden Tag Post verschickt. Das Angebot ist heute recht breit gefächert, allerding nicht unbedingt für 1€.

    Der nächste Stempel ist fast schon Massenware! Nr 4 Paris rue d’Enghien. Im näheren Umkreis hatte der Comptoir d’Escompte seinen Sitz. Belege gibt fast wie Sand am Meer.

    Faltbrief abgestempelt am 7.6.66 nach Vervins. Frankiert mit 40cts, Portostufe vom 1.1.1862 für Briefe von 10 bis 20gr. Verso: Ambulant Paris Erquelines vom 7 juin 66, Ankunftsstempel Vervins vom 8 juin

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Hallo Zockerpeppi,

    auch ein schönes Stück und wenn der Stempel häufig ist - Hauptsache ist doch, dass der Brief so lecker aussieht. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.