Mein Sammelgebiet: Portugal - Südatlantik 1798 - 1877

  • Guten Morgen ins Forum,

    nachdem die Frage aufkam, was denn genau mein Sammelgebiet ist, möchte ich (kurz) mein Sammelgebiet vorstellen:

    Portugal - Süd- Atlantik 1798 - 1877
    1. Teil
    Segelschifflinien
    Geschichtliche Einleitung
    1.1. Postsammelstellen und -aufnahme mit Segelschiffen
    1.2. Einrichtung erster Postanstalten
    1.3. Desinfektionsbriefe
    1.4. Ende der Zeit der Segelschiffe
    2. Teil
    Dampfschiffspostlinien 1841 - 1877
    Geschichtliche Einleitung zur technischen Revolution
    und sich daraus ergebender Veränderungen der Postbeförderung
    2.1. Englische Reedereien
    2.1.1. Royal Mail Steam Packet Company
    2.1.2. Royal Mail Steam Ship Company
    2.1.3. Pacific Steam Navigation Company
    2.1.4. South American and General Steam Navigation Com.
    2.2. Französische Reedereien
    2.2.1. Gauthier Freres & Cie., French Comptoir
    2.2.2. Compagnie des Services Maritimes de Messageries Nationale
    2.3. Portugiesische Reedereien
    2.3.1. Companhia de Navegacao a Vapor Anglo Brasileira
    2.3.2. European and American Steam Shipping Comp.
    2.3.3. Companhia Lloyd Lusitano
    2.3.4. Companhia Uniao Mercantil
    2.4. Deutsche Reederei
    2.4.1. Hamburg Südamerikanische Dampfschiffahrtsgesellschaft

    Es ist nicht mehr das Exponat, welches ich zuletzt in Sindelfingen gezeigt hatte.
    Im Vergleich zu Sindelfingen habe ich mich jetzt auf das Ende der Segelschiffe und den Beginn der Dampfschifffahrt im südlichen Atlantik konzentriert. Dabei zeige ich auch den Aufbau der ersten regelmäßigen Postverbindungen an die Westküste Afrikas.
    Bei den Verbindungen nach Südamerika steht natürlich Brasilien im Vordergrund.
    Die Kapitanien der Kolonialzeit mit dem Zentrum Bahia, aber auch das Vereinigte Königreich Portugal mit der Hauptstadt Rio de Janeiro incl. der transatlantischen Inlandsbriefe.
    Mit dem Beginn der Dampfschifffahrt gehe ich auch auf die Reedereien und die entsprechenden Schiffe ein. Gerade die Leitvermerke auf den Briefen entsprechen nicht immer den Schiffen, die den Transport durchgeführt hatten. Die Verwendung der Schiffsposteingangsstempel in Portugal für eingehende und durchlaufende Briefe wird anhand von Belegen dokumentiert.

    Soweit ein kurzer Abriss, der es hoffentlich verständlich macht, was ich eigentlich zeige.
    Dabei tangiere ich natürlich immer wieder auch andere Länder. Beispiele: Briefe aus Hamburg per Schiffspost nach Portugal und weiter nach Brasilien oder auch aus Hamburg über Land nach Portugal und weiter nach Brasilien. Briefe aus Südamerika via Lissabon nach Spanien, Frankreich und nach Italien. Diese Transitbriefe sind nicht alltäglich, da die großen Reedereien die Briefe bis Frankreich oder England mitnahmen und dann erst in die entsprechenden Empfangsländer weitergaben.

    Von den weltweiten Schiffsverbindungen habe ich mich getrennt, denn ich habe erkannt, dass das Thema incl. Port. Indien bis Macao ausgeufert ist. Die Briefe habe ich z.T. verkauft. Ebenso habe ich die Schiffspostverbindungen innerhalb Europas nicht mehr im Exponat. Auch diese Briefe gebe ich ab.

    Mit freundlichen Grüßen

    Rolf- Dieter

  • ... und manchmal geschehen vor Weihnachten kleine Wunder.
    den angehängten Brief habe ich im Nachverkauf erworben. Der Ausruf war relativ hoch und ich hatte das Glück, das niemand darauf geboten hatte. Er war in einer Auktion in New York - und Dank des Zeitunterschiedes habe ich kurz nach Veröffentlichung der Ergebnisse mein Untergebot abgegeben und den Zuschlag erhalten. Der Brief kam dann mit Fed Ex innerhalb von 2 Tagen aus den Staaten hier an - Heiligabend.
    Wie gefällt er euch ?

  • Hallo SETUBAL,

    der muss einem ja gefallen, weil mit ausdrucksstarken Werten in markant schwarz-blauer Kombination. Nur die "Betriebsanleituung" habe ich - mea culpa - noch nicht verstanden. Da nimmt jemand in Brasilien für einen Brief nach Italien eine 25 Reis Ganzsache und läßt sie mit weiteren 180 Reis auffrankieren. Letztere werden für die Inlandsbeförderung in Brasilien und den Seeposttarif verbraucht.

    Aus dem geschlossenen Briefpacket in Lissabon entnommen, wird dann der 25 Reis Wertstempel für die Inlands-Weiterbeförderung bis an die spanische Grenze entwertet. Das wäre schon recht außergewöhnlich.

    Und wenn die 25 Reis nur für die Inlandsbeförderung durch Portugal gereicht haben (so lese ich es jedenfalls in der Beschreibung), dann müsste ja für den offenen Transit durch Spanien via Nizza nach Genua irgendwo noch sowas wie ein Weiterfranco in bar entrichtet worden sei, oder nicht ? Hat die vorderseitig angebrachte Notierung evtl. etwas damit zu tun ?

    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ...uups, sehe gerade der 25 Reis-Wert ist eine Marke, also dann höchstwahrscheinlich vom Forwarder appliziert. Die übrige Frage bzgl. der Weiterleitung über Spanien nach Italien habe ich mir allerdings immer noch nicht erklären können.

    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    der Empfänger in Genua musste auf jeden Fall 14 Decimi bezahlen. Darum denke ich es ist ein Teilfrankobrief.

    Zu jener Zeit wurde doch oft bis zur französisch-spanischen Grenze frankiert. Die 14 Decimi waren dann noch das Porto für Frankreich und Sardinien, nur so aus der Hüfte geschossen.

    Auf jeden Fall ein geiler Brief, Glückwunsch Setubal. 8o

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Leitwege,

    leider hab`ich mich mit bis zur französisch-spanischen Grenze frankiert noch nicht beschäftigt, deswegen auch die laienhafte Frage meinerseits. Wenn`s so wäre, wie Du`s aus der Hüfte läßt, dann wäre es selbstverständlich ein Gedicht...sollte dann aber auch umso mehr wert sein in eine Beschreibung aufgenommen zu werden, oder ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    sollte dann aber auch umso mehr wert sein in eine Beschreibung aufgenommen zu werden, oder ?


    ...auf jeden Fall.

    Es sollte aber auf jeden Fall geklärt werden, ob meiner Hüfte zu trauen ist. Waren die 25 Reis die Gebühr für Portugal und Spanien, oder nur für Portugal? Das müsste uns Setubal beantworten können.

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo zusammen,

    ehrlich gesagt verstehe ich an diesem Brief nicht, dass keine Adresse des Forwarders in Lissabon zu finden ist, zu dem der Brief ja zunächst einmal geschickt worden sein muß, bevor dieser ihn als Teilfrankobrief nach Genua weitergeleitet hat.

    Viele Grüße,
    nitram


  • Hallo in die Runde,

    also zu den Fragen:
    Der Stempel des Forwarders ist vorderseitig unten links aus Lissabon. Der hat die portugiesische Gebühr bis zur spanischen Grenze von 25 Reis (Marke) bezahlt. Der spanische Anteil waren 2 Peseta (von Badajoz bis La Jonquera) - Frankreich und dann Italien = 14 Decimi vom Empfänger in Genua zu zahlen.
    Für mich stellt sich die Frage, wo und von wem der Forwarding Agent in Lissabon sein Geld bekam.
    (Lt Zertifikat Morgoulis sind nur wenige Belege bekannt)

  • Hallo SETUBAL,

    Der Stempel des Forwarders ist vorderseitig unten links aus Lissabon.


    Ja, aber der ist doch erst in Lissabon abgeschlagen worden. Mein Punkt war ja, mit welcher Adresse der Brief nach Lissabon gekommen ist.

    Für mich stellt sich die Frage, wo und von wem der Forwarding Agent in Lissabon sein Geld bekam.


    Das wird sich wohl nicht mehr klären lassen, zumindest nicht an diesem Brief selber, da die Vereinbarungen zwischen Absender und Forwarder keinen Niederschlag auf dem Brief gefunden haben.

    Viele Grüße,
    nitram


  • Guten Morgen Nitram,
    und Guten Morgen ins Forum,

    mittlerweile gehe ich davon aus, dass der Schiffsposteingangsstempel P.Transatlantico in den Büros der Reedereien genutzt wurde. Die Beförderung des gezeigten Briefes erfolgte mit einem Schiff der Royal Mail. Der Transport war bezahlt. Ungewöhnlich ist, dass die Royal Mail den Brief nicht bis England beförderte. Wahrscheinlich lief er im Paket mit anderen bezahlten Briefen bis Lissabon. Nach der Übergabe an die portugiesische Post wurde dann erst festgestellt, das keine weiteren Gebühren bezahlt waren - und der Brief blieb fast einen Monat liegen. Ich habe noch einen Brief, allerdings nach Dänemark, wo dann erst ein Forwarder die portugiesische Gebühr von 25 Reis bis zur spanischen Grenze mit einer Marke bezahlt hat, um so den Weitertransport zu ermöglichen. Spanien kaufte Briefe durch Portugal kommend nur für das eigene Hoheitsgebiet, nicht für Weiterbeförderungen. Auch Frankreich ersetzte keine portugiesischen Portoanteile, sondern nur den spanischen Anteil.

    Setubal

  • Hallo Setubal,

    der Militärbrief nach Detmold kostete bis dorthin 320 Centimes = 3 Francs 2 Decimes, die später in 24 Gutegroschen reduziert wurden. Weil der Empfänger der regierende Fürst war, wurden sie abgestrichen auf Kosten der Staatskasse und Frankreich bezahlt, weil der Fürst nichts für seine Post zu zahlen hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Danke für die Erklärung.
    Das der Fürst Portofreiheit hatte ergibt sich ja auch aus der Franchise - und dem Debourse Vermerk für die zurückgenommene Portobelastung.

    Rolf- Dieter

  • Hallo Rolf-Dieter,

    was hat "deboursé" mit Portofreiheit zu tun?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo BK,
    der Debourse hat natürlich nichts mit Portofreiheit zu tun.
    Der Vermerk wurde als Bestätigung der nicht zu erhebenden Gebühren vermerkt.

    Der "Debourse" (hier als Vermerk) Stempel wurde auf Briefen angebracht, wenn die empfangende Postanstalt die Gebühren nicht einziehen brauchte oder konnte. Er steht für die Entlastung der Gebühren. Ich hatte ja mal eine Sammlung französischer Feldpostbriefe. Hier gab es etliche Stempel dieser Art, wenn der Empfänger z.B. gefallen oder in Gefangenschaft geraten war. Eine Zustellung war nicht mehr möglich und die Gebühren waren nicht mehr einzuziehen. Ein weiteres Feld waren Briefe, die zum verminderten Soldatenporto (anfangs 15, ab 1810 25 Centimen) aufgegeben waren, aber voll belastet wurden. Hier wurde eine Portominderung vorgenommen, um die die empfangene Postanstalt "entlastet" wurde. Noch ein Beispiel: ein Soldat war unter der angenommenen Adresse nicht erreichbar, weil die Einheit mittlerweile (z.B.) einem anderen Corps unterstellt war. Auch hier wurde das Porto verrechnet. Die erste Postanstalt entlastet und die (neue) andere Postanstalt wurde belastet.

    Mit freundlichen Grüßen

    Rolf- Dieter

    Einmal editiert, zuletzt von SETUBAL (30. Januar 2016 um 19:43)

  • Hallo Rolf-Dieter,

    so ist es ja auch richtig - aber mit Portofreiheit (Portofreitum) hatten Deboursé - Stempel doch prinzipiell nichts zu tun, sondern damit, dass das angelastete Porto einer anderen Poststelle anzulasten war (der tatsächlichen Zielpost nämlich).

    Hier hatte man ja die fremde Gebühr von der franz. Währung in die heimische reduziert. Der Deboursé - Stempel stammt ja nicht von der Zielpost, sondern von einer zuvor. Daher denke ich, dass das Debousé nichts mit dem Empfänger zu tun hatte, sondern zu ermitteln war, wie hoch die Gebühr war, die man erstatten und nicht weiterbelasten musste.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Rolf- Dieter ,

    herzlichen Glückwunsch zu Deiner ausserordentlichen Sammlung Portugal-Südatlantik, die wohl kaum Wünsche offen lässt-Super :thumbup::thumbup:

    Die gezeigten Seiten konnte ich bisher erst kurz anschauen, aber alleine der letzte Brief,im Kontext des ersten Übersee Telegraphen ist für mich ein Traum von Postgeschichte UND Social Philately :)

    Danke fürs zeigen :)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

    Einmal editiert, zuletzt von Bayern Social (31. Januar 2016 um 17:43)

  • Hallo Bayern Social,

    danke für Deine Bemerkungen.
    Nach Sindelfingen habe ich ja das Exponat völlig neu gestaltet - umgebaut - abgebaut, mich auf die Verbindungen in den Südatlantik begrenzt. Jetzt ist es mir möglich vieles eingehender zu zeigen und zu beschreiben. Übrigens - der "letzte Brief" auf der letzten Seite war ein absoluter Glücksgriff. Ich habe den wegen der Adresse in Lisboa gekauft - und dann erst bei den Recherchen nach dem Warum und Wieso die Geschichte hinter dem Brief gefunden. Und wie der Zufall will paßt der natürlich als hervorragender Abschluß für meinen gewählten Zeitraum.
    Ich habe auch etliche Seiten dabei, bei denen man nach strenger Auslegung der Ausstellungsbedingungen sagen kann, dass die nicht in ein Exponat passen. Ist völlig richtig - aber - gerade diese Seiten gehören zur Gesamtdarstellung des Themas meiner Meinung nach mit hinein.
    Nachdem ich für mich den Entschluss gefasst habe nicht mehr nach Auszeichnungen auf Ausstellungen hinterher zu rennen, erlaube ich mir eben den Luxus, dass zu zeigen, was aus meiner Sicht, zur Darstellung meines Themas mir wichtig erscheint.

    Ich wünsche mir, dass noch mehr Betrachter von dem gezeigten Material und der dahinterstehenden Geschichte, begeistert sind.

    Rolf- Dieter

  • Guten Morgen ins Forum,

    ich habe wieder einen Brief erhalten, der im Transit aus Rio de Janeiro kommend (16.11. 1855) über Lissabon (17.12. 1855) nach Zürich in die Schweiz gelaufen ist. Ankunft 29.12. 1855.
    Der Brief wurde in Rio bei dem Forwarding Agent Sammenn & Co aufgegeben. Dieser ließ den Brief mit dem Schiff "Donna Maria 2°" (Companhia de Navegacao a Vapor Anglo Luso Brasileira) an einen weiteren Forwarder nach Lissabon befördern. Dieser übergab den Brief unter Zahlung des portugiesischen Inlandsportos von 25 Reis (belegt mit Marke, entwertet mit N° 1 Lisboa) an die portugiesische Post. Der Brief war also in Brasilien bis zur spanischen Grenze bezahlt.
    In Badajoz (20.12. 1855) übernahm ihn Spanien und beförderte ihn über St. Jean de Luz (28.12. 1855) nach Frankreich. Der spanische Anteil waren 2 Reales (rechts neben der Marke.
    Wie alle Auslandsbriefe lief er über Paris und dann die Schweizer Grenze ???? nach Zürich (29.12. 1855)

    Meine Frage ist, wie hoch war das Porto aus Spanien über Frankreich in die Schweiz ??

    Danke für eure Hilfe.

    Rolf- Dieter Wruck