Südafrikanische Union

  • Windhuk - Haardt 10.07.1919

    Hallo Sammlerfreunde,

    Kenner der Geschichte Südafrikas werden es sofort feststellen: Vom eigentlichen Staatsgebiet der Südafrikanischen Union (Unie van Zuid-Afrika) aus wurde der nachstehend abgebildete Auslands-Zensurbeleg zu 2 1/2 d (eigentlich) gar nicht aufgegeben. Die Union entstand am 31.05.1910 durch Vereinigung der vier britischen Kolonien Transvaal, Natal, der Oranjefluss-Kolonie und Kapkolonie. Als selbst regiertes Dominion des Empire verblieb die Union durch einen Generalgouverneur repräsentiert weiterhin unter der britischen Krone.

    An der Spitze der Unions-Regierung mit Sitz in Pretoria stand ein Premierminister, der ehem. Burengeneral Louis Botha (1862-1919), welcher trotz seiner Teilnahme am Burenkrieg immer als Befürworter eines friedlichen Ausgleichs zwischen Buren und Briten galt. Nach Eintritt Großbritanniens in den ersten Weltkrieg im August 1914 bot Botha sofort militärische Unterstützung an und schickte Truppen in die nordwestlich an die Kapprovinz grenzende Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Diese Maßnahme war im eigenen Land unpopulär und führte zur pro-deutschen Burenrebellion 1914.

    Botha führte, nachdem er den Aufstand niedergeschlagen hatte, den Feldzug gegen Deutsch-Südwestafrika selbst an, der zur Kapitulation der deutschen Truppen Mitte des Jahres 1915 führte. Bereits am 19.09.1914 besetzten südafrikanische Truppen in Stärke von rund 1.800 Mann die Lüderitzbucht. Die Landeshauptstadt Windhuk wurde am 12.05.1915 durch die Stadtverwaltung kampflos übergeben. Dabei wurden in der Poststation die Stempel erbeutet und noch einige Zeit danach in aptierter Form weiter verwendet, wie beim nachstehend abgebildeten Beleg.

    Die deutschen Truppen, in Stärke und Ausrüstung den der Union hoffnungslos unterlegen zogen sich immer weiter nach Norden zurück (s. Foto). Am 19.06.1915 traten rund 35.000 Soldaten der Union zur finalen Offensive Richtung Norden an. Ihnen standen insgesamt lediglich noch 3.500 Deutsche und deutschfreundlich gesinnte Buren entgegen. Zum 09.07.1915 mussten Gouverneur Seitz und Oberstleutnant Franke die Übergabe des gesamten Schutzgebietes unterzeichnen, ab 16.08.1915 war die gesamte Kolonie Deutsch-Südwestafrika durch Unionstruppen besetzt.


    Mit dem Treaty of Peace and South-West-Africa Mandat Act, Act 49 - 1919 wurde der britische Generalgouverneur ermächtigt Südwestafrika per Proklamation zu regieren. Das Ende von Deutsch-Südwestafrika wurde mit dem Versailler Friedensvertrag vom 28.06.1919 besiegelt. Gemäß dessen Artikel 119 verzichtete Deutschland „...zugunsten der alliierten und assoziierten Hauptmächte auf alle seine Rechte und Ansprüche bezüglich seiner überseeischen Besitzungen“. Aus dem Schutzgebiet Deutsch-Südwest wurde das Mandatsgebiet Südwestafrika unter südafrikanischer Verwaltung.

    Art. 22 VV des South-West-Africa Mandat Acts 1919 erlaubte alle Angehörigen des ehem. Feindsaats auszuweisen. In der Zeit vom 10.04.1919 - 19.11.1919 kehrten insgesamt 6.347 deutsche Staatsangehörige zurück (hpts. Angehörige der Streitkräfte, Polizei und Verwaltung), dennoch blieben ca. 7.800 zurück. Einerseits um die mit den Verhältnissen des Landes vertrauten Deutschen als ökonomische Stütze beizubehalten, andererseits um einen Gegenpol zur schwarzen Bevölkerungmehrheit zu bilden, von welcher aus Befreiungsaktivitäten zu befürchten waren.

    Das Kriegsrecht bestand insofern noch bis ins Jahr 1921 fort, deswegen auch die Zensur. Südafrika hielt das Land noch bis zur Unabhängigkeit Namibias am 21.03.1990 besetzt, entgegen intensiver internationaler Bemühungen und eines zwei Jahrzehnte andauernden bewaffneten Kampfes gegen die 1960 gegründete Südwestafrikanische Volksorganisation (SWAPO). Die südafrikanischen Vorkriegspläne zur endgültigen Eingliederung der ehemaligen deutschen Kolonie in das Kernland der Union waren somit letztendlich nicht aufgegangen.

    + Gruß

    vom Pälzer


    https://de.wikipedia.org/wiki/Erster_We…_S.C3.BCdafrika
    https://books.google.de/books?id=I90Q3…%201919&f=false

  • Hallo Pälzer,

    ein Hammerteil - klasse! :P:P

    Und ein Postfach hatte der Absender auch noch dort - unfassbar.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo in die Runde,

    Post aus Südafrika nach Bayern, noch dazu nach dem ersten Weltkrieg, gehört sicher nicht zur Massenware.
    Deshalb möchte ich nachfolgenden Brief zeigen:

    Brief vom Bankhaus S. Oppenheim & Co. aus Senekal (heute eine Kleinstadt in der Südafrikanischen Provinz "Freistaat" im Osten des Landes mit gerade mal 3.466 Einwohnern im Jahre 2011) an die Oppenheim-Niederlassung nach München vom 8. Dezember 1919.
    Es fällt auf, dass der Brief nur die Devisenzensur im Deutschen Reich durchlief. Möglicherweise war der Brief aufgrund Absender-/Empfänger-Gleichheit von der (eigentlich üblichen) südafrikanischen Zensur ausgenommen. Vielleicht kann ja jemand von den Zensurspezialisten etwas dazu sagen.

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser