Informationen zu Magdeburg...

  • Liebe Sammelfreunde

    zur Zeit "schreibe" ich im Landeshauptarchiv in Dessau einiges aus Acten ab. Zur Zeit bin ich bei einer Acte zu einem Posthaus, welche auf Schreibmaschinen-Seiten übertragen wurde.

    Dabei war unter anderem dieser Brief des damaligen Magdeburger Post-Meisters Justus Bulcke an dem AmtsCammerRath und HoffRenthmeister Michael Mathaissen vom 4.November 1668

    "...wohnte ich in einem großen Gasthoff, genöße Wirthschaft und außspannung, tractirte die Paßagire, schenkte Bier, darauff billig zu andworten habe, daß zu der Zeit daß große Haus, weil ich am Breiten Wege (ist die wichtigste Strasse) kein anderes bekommen kont wieder meinen willen conduciren, und davor 120 Rtlr miethe versprechen müßen, welche ich doch mit großem Schaden abtrage, ich gleich große Stuben und Stallung habe, so bleiben Sie mir doch leer, welches mit jedermann und mit den täglichen Ambtszeddeln, so der Commendant und regierende Consul auß meinem Hauße abholen laßen, beweisen kann; wegen Tractirung der Paßagire wehre zu andworten, waß vor Paßagire ich tractiren könte? Die Clevisch als reitende bringet keine mitsich, die Halbersteder und Helmsteder, wenn mit solchen ja noch etzliche komen und künfftig mit der Berlinischen Post fortreysen sollen, auch hingegen so von Berlin mit der Post ankommen und nach Halberstadt wollen, von einen Wagen ab= und den anderen aufsteigen, und also keine Zeit haben zu speisen. Der Leipziger und Hamburger Bothe clagen nicht geringe über unsere Gutzscher, daß wegen Sie ganz leer fahren müßen, und conseqventer ich meine darauff zugerichtete Speise nicht bezahlt bekomme. Der Wittenbergsche Gutzscher und Bothe, welcher die meisten Paßagire bringet und mit wegnimmt, legt in güldenen Arm (war damals ein Gasthof) ab, davon habe ich gar keinen genus...."

    Viel Spass beim lesen wünscht

    Ulf

    P.S. Es ist in der Akte "LHASA,DE, G 6,Nr 815" zu finden

  • Lieber Magdeburger,

    schöne Beschreibung der Zeit - hier kommt Leben in die Zeilen, weil man deine Briefe sich dazu denken kann. Schwere Zeiten und 120 Thaler Miete war nicht eben wenig; die wollten erst einmal verdient sein.

    Ich hoffe, das war nicht der letzte Beitrag dieser Art. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    leider habe ich den Original-Brief noch nicht gesehen, wie ich auch im Archiv dort bisher noch nichts in dieser Richtung gesehen habe. Glücklich war ich, überhaupt soetwas zu finden. Es sind dort noch edliche Abschriften, für mich lesbar, also per Schreibmaschine übertragen worden. Natürlich übernehme ich damit Fehler und "baue" bestimmt noch einige ein.
    Ich bin relativ sicher, dass die Originale im Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem liegen.

    Ich werde hier noch einiges zusammenschreiben in Form von kleineren Abhandlungen und Teile der Briefinhalte so hier einfügen.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    ist schon klar - ich mag die alte Semantik und Orthographie einfach. Ob von Magdeburg, oder anderswo ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammelfreunde

    heute habe ich es endlich geschafft, mich durch eine interessante Akte zu "kämpfen".
    Das einleitende Posting hat zwar weniger mit den nun hoffentlich interessanten Teilen zu tun, fand ich jedoch interessant, weil er zu mindestens etwas zu den damaligen Postkursen aussagte.
    Vielleicht finden sich auch bei anderen Sammler solche Quellenauszüge an...

    In den nächsten Postings möchte ich die "Geschichte", welche ich dort gefunden habe, zum Erwerb, Erhaltung, Verkauf und eines Posthauses und letztlich dem "Ende" des Hause darstellen, soweit ich dies dort gefunden habe.

    Ich bitte hier und da um ein wenig Geduld, da ich noch einige Kopien benötige, welche ich erst noch bekomme und die vielen Briefe sowie Auszügen von solchen entsprechend aufarbeiten muß, damit es auch nicht zu lang wird, was jedoch nicht vermeidbar sein wird. Ich bitte daher um ein wenig Verständnis. Danke :)


    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    beginnen möchte ich mit der Vorbereitung zum Kauf des Posthauses:

    Der Post-Meisters Justus Bulcke schlägt dem AmtsCammerRath und HoffRenthmeister Michael Mathaissen am 18.November 1668 den Kauf eines "gebrauchten Hause vor", der Bürgermeister Otto von Gueriken ist jedoch der Ansicht ein "neues Haus" zu bauen und wird durch ein Schreiben des Königs darin bestärkt.
    Nach kurzer Zeit, schliesst sich der Bürgermeister von Guericken der Meinung des Postmeisters an und schrieb am 22. Januar 1669 an dem Herrn M. Matthais:

    "Wohledler pp Besondes Hochgeehrter Herr p. Sehr geehrter Freund.

    Nachdem wegen ermäldeter Brandtstätte an der Breiten Straße wen man zum Sudenburger Thore hereinkömbt, weiter erkundigungen eingezogen, So befindet sich, daß eine ansprache von seiten des Dom Capituls will gemacht werden, alß wehre an dem orthe, da ein klein häuschen hingesetzet ist, zu weith hinausgerücket worden: Zu dem auch diß häuslein zu diesem pro-pos gantz nicht nütze, sondern mit schaden, da es doch uff 200 Thlr kosten soll, abgebrochen Undt etwa an einen anderen orth müste hingestezet werden, Darumb dan die Städte im Kauff desto höher, Undt der Verkäuffer sie uff 800 Thlr helt davon nicht viel abzudingen; Wogegen ich verstehe, daß man nicht gewillet, so forth ein ansehnliches Posthauß uffzubauen, welches dan auch mehr den ein Jahr Zeit erfordern würde, so hatt vor diesen schon hiesiger Herr Postmeister, weil daß Posthauß uff der Freiheit sein soll, des Canonici Senioris Herrn Münsichts hauß in augenschein genommen; Dahin ich auch vorgestern garben Undt es nebst ihm besehen, haben beyde befunden, daß es zwardt nicht den Raum, so wie es solte, auch nicht alles fertig gebauet, theils wände nicht fache, noch unbeworffen, daß wohl noch 250 Thlr darin zu verbauen; Jedoch aber weil es schon ein solch erbauetes hauß, so man beziehen undt in Kürtze gebrauchen kan, undt der Postmeister so viel gelaß von stuben undt Kammern alß er meinet, vor sich undt die durch reisende Paßagiers nötig zu haben, darin befindet, Auch der Preiß nicht übergroß. als 743 Thlr ist, So bin ich mit ihm gleicher Meinung, daß dieses hauß zu erhandeln stünde.
    Eß liegt hinter des Herrn Gouverneuren wohnung zur rechten handt im winkel, doch gerade wegen der Domkirche undt den großen Platz; Erb und eigen wirdt daß Capitul zu St. Nicolai wohl nicht zu verkauffen consentiren können, weil es eine Canoniken Curia, allein alles des von Minsichts rächt undt waß künfftig daran gewendet wirdt, wiederumb einen anderen zu cdiren, müßen sie billig verwilligen ( gestalt ich auch wohl vermuthe, daß über langes ein ordentlich ander Posthauß werde erbauet werden). Eß könte der Contract entweder uff des H. Postmeisters oder Meines hochgeehrten Herrn nahmen gerichtet werden; Diese unter Stiffter kommen dergestalt in abnahme, daß keiner kommen undt daß außgezahlte geldt zu erstatten begehren wirdt. Undt weil dan hinten noch ein großer lediger Raum, so könte solcher auch wohl von diesem Stiffte zu erbauung mehr ställe undt wagenschub erhandelt werden, welches sich künfftig alles geben wirdt.
    Wan nuhn mein hochgeehrter Herr mit diesem werke also zufreiden, könte der Herr Postmeister die handelung vollenziehen, einen KauffContract errichten undt selbigen vom besagten Capitule S. Nicolai verConsentiren lassen.
    Welches nebst ergebung Göttlicher Obhut zur diensahmen antworth zu vermälden meine schuldigkeit erfordert hatt, der ich allstäts bin undt verbleibe

    Meines insbesonders hochgeehrten Herrn dienstergebenster Otto von Guericke"

    Der Postmeister Justus Bulcke schrieb am 24.Januar 1669 an Amts-Kammer-Rath Matthias unter anderem:

    "Ihro Churfürstl. Durchl. gnädigsten Verordnung nach hat Herr Bürgermeister von Guericke sich fleißig bemühet, mit mir die vorhandene wüste Stellen auff der Freyheit durchzusehen, ingleichen auch die Curie des von Mynsichts, da wir dann befunden, daß ietzogedachte Curie die in etwaß gebauet, auch zu den darzugehörigen Gebäuden, alß eine Stube und FewerMawer (Feuermauer) in der Küchen auch zu einem Stall mit geringen Costen könte aptiret werden, zu dem Postbeambte am allerdienstlichsten sey; Beydes wegen des geringen prcby alß da man umb 743 Thlr das jus erhandeln und mit 250 Thlr zuschub Sie gantz im stande bringen könne, also daß auff 10 Pferde Stallung und 4 gute Stuben im Wohnhause können werden, zu geschweigen das schöne Keller, Brunnen, ein kleiner Garthen vorhanden, auch soviel Platz auff dem Hoffe bleiben kann, daß etzliche Wagen darauff stehen mögen....
    Begehret demnach der von Mynsicht laut hierbey befindl. Dokumento seyn jus umb 743 Thlr 18 G 10 Pf....Alß erwartet der von Mynsicht einige Andtwort und Bezahlung, und wolte gerne auff Faß-Nacht räumen...
    Diese Curie lieget sonsten auff dem DombPlatz, und wenn Sie zum PostHause solte kommen, dürffte des Stiffts nahe angrentzender wüster Kreutzgang den KauffLeuthen an stadt einer Börse dienen.
    Solches habe zu des Herrn AmbtsCammerRaths fernerer deliberation und offertuirung meiner schuldigkeit unterdienstl. referiren wollen, mit nochmahliger freundl. Bitte, mein großgeneigter Patron, dieser Sache bey Ihro Churfürstl. Dhl. bestermaßen zu recommandiren, zu verbleiben, welches hinwieder zu verdienen, werde nichts an mir erwinden laßen, der ich nebst empfehlung Gottes Schutz bin und verharre
    Meines Großgeneigten Herrn und Patroni Stets dienstschüldigster Justus Bulcke"

    Am 28. Januar 1669 schrieb der Herr Matthias an den König und teilte diesem in dem Brief mit, dass ein Neubau nicht möglich ist und ein Kauf des vorgeschlagenen Hauses (des Hauses von Mynsichts) ideal wäre und schlußendlich so zum Kauf des neuen Posthauses kann.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammlefreunde

    hier noch der Kaufvertrag zum Erwerb des Posthauses:

    "Wir Friderich Wilhelm, von Gottes Gnaden Marggraff zu Brandenburg, des Heyligen Römischen Reichs ErtzCämmerer und Churfürst, in Preußen, zu Magdeburg, Jülich, Cleve, Berge, Stettin, Pommern, der Caßuben und Wenden, auch in Schlesien, zu Croßen und Jägerndorff Hertzog, Burggraff zu Nürnberg, Fürst zu Halberstadt, Minden und Cammin, Graff zu der Margk undt Ravensberg, Herr zu Rabenstein und der Lande Lauenburg undt Bütow thun kund:
    Nachdem auff Unsern gnädigsten Befehl mit Frantz Ernst von Mynsicht zu Uhrendorff, Senioren Unseres Collegiat Stiffts Nicolai zu Magdeburg, wegen der von Ihm mit Consens Unseres Capituls daselbsten auff gewiße maaß erbauten Wohnung zu behufs eines Posthaußes, ein gewißer Contract auff Unsere gndste Ratification, abgehandelt undt beschloßen worden, welcher von Wort zu Wort lautet, wie folget:
    Zu wißen, Demnach der Durchlauchtigste Fürst undt Herr, Herr Friderich Wilhelm Marggraff zu Brandenburg, des Heyligen Römischen Reichs ErtzCämmerer und Churfürst, in Preußen, zu Magdeburg, Jülich, Cleve, Berge, Stettin, Pommern, der Caßuben und Wenden, auch in Schlesien, zu Croßen und Jägerndorff Hertzog, Burggraff zu Nürnberg, Fürst zu Halberstadt, Minden und Cammin, Graff zu der Marck undt Ravensberg, Herr zu Rabenstein und der Lande Lauenburg undt Bütow, Unser gnädigster Herr, gnädigst entschloßen, zu beßerer auffnahme des Postwesens ein gewißes Posthauß in Magdeburg zu bebestetigen, undt aber alsoforth keine andere gelegenheit sich ereignen wollen, außer des ( :Tit: ) Herrn Frantz Ernst von Mynsichts uff Uhrendorff Erbgeseßen, undt Senioren des Collegiat Stiffts St. Nicolai, nach Consens E. Wohlehrw. Capituls, de dato Magdeburg, den 19. July ao 1653 erbauete Wohnung, wann dann ( :Tit: ) Herrn Dechant und Capitularen nach genommenem augenschein, abgelegter undt justificirter Rechnung der Baukosten, 743 Thlr 18 gr. 10 Pf. vermöge schriftlicher Vergewilligung vom 2. November (October?) anno 1668 paßiren = auch nachmahls dem Herrn Seniori seiner dießfals habenden jura an jemandt anders zu cediren, anderwerts freygelaßen, Alß hat wohlgemelter Herr Seniori der von Mynsicht vor sich, seine Erben undt Erbnehmer an Sr. Churfürstl. Durchl. Post=Ambt zu Magdeburg, alles solch sein davon erlangt= undt habendes Recht hinwiederumb überlaßen undt übereignet, auch demselben Kraft dieses solhanes sein Hauß undt Hoff, sambt aller pertinentien, Recht undt
    Gerechtigkeiten in bester Form des rechtens. Solches alles gleich Er alß Cedens befugt gewesen, hinfort nach gefallen zu bewohnen, zu genießen, anzurichten undt zu gebrauchen, wie Er dann alsofort bey außzahlung des geldes daß Hauß sambt allen dem waß Nieth= undt Nagelfest darin zu befinden, zu räumen undt die gemelte originalia sambt denen Baurechnungen außzuandtworten, auch mehrgedacht sein hinwieder cedirtes Recht vor ansprach zu gewehren, sich anheischig gemacht. Dahingegen hat Sr. Churfürstl. Durchl. PostAmbt versprochen, Sobald Sr. Churfürstl. Durchl. ratifiction hierüber einkommen wirdt, die in Rechnung justificirte undt passirte SiebenhundertDrey und Viertzig Thlr acht gr. zehn Pf. dem Herrn Cedenten bey der Übergabe, in einer unzertrennten Summa, zu deßen eignen händen alhier baar zu entrichten undt gegen genugsahmer seiner quitung zu bezahlen, Alles getreulich sonder gefärde.
    Zu UhrKundt deßen ist dieser Vergleich sowohl von dem Churfürstl. Brandenburgischen Postmeister alhier, Herrn Gusto Bulcken wie auch mehr wohlnambten Herrn Seniore als Cedenten eigenhändigst unterschrieben undt mit deren Petschaften bekräftiget, Actum Magdeburg, den 20. Febr. ao 1669

    Frantz Ernst von
    Mynsicht, Senior ------------------------------------ Justus Bulcke
    undt Cellarius des ----------------------------------- Postmeister
    Stiffts St. Nicolai ------------------------------------ (L.S.)
    hierselbst
    (L.S.)

    Alß thun Wir hiermit undt Krafft dieses, obinserirteten Vergleich undt Contract, nicht allein in allen puncti und clauseln in gnaden ratificiren undt confirmiren, Sondern befehlen auch hiermit Unserem AmbtsCammerRath und HoffRenthmeister Michael Matthaißen in Gnaden, die versprochene Summa der Siebenhundert Drey undt viertzig Thlr 18 gr. 10 Pf. Baukosten dem von Mynsicht bey der Übergabe alsofort baar undt gegen genugsahme quitung zu bezahlen, dergestalt dan auch Unser Gouverner daselbst solch Unser Posthauß in gebührenden schutz zu nehmen undt dahin zu sehen hat, damit obigem Contract in allem gebührent nachgelebt werden möge,
    Uhrkundtlich haben Wir diese Unsere Gnädigste ratification undt confirmation eigenhändig unterschrieben undt mit Unserm Churfürstl. Insiegel wollwißentlich bekräftigen laßen,
    So geschehen undt gegeben in unserer Residentz Königsberg in Preußen, den 25./15. Marty ao 1669
    Friderich Wilhelm
    (L.S.)"

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    P.S. die langen blauen Striche gehören da nicht hin, aber wegen der Darstellung eingefügt...

  • Lieber Magdeburger,

    PO für einen Heimatsammler vom feinsten. Danke für deine Mühewaltung und bitte weiter so.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammelfreunde

    nur kurze Zeit später, möglicherweise am 20. Juli 1688 machte die Kaufmannschaft von Magdeburg eine Eingabe an den Kurfüsten und bat um eine Verlegung des Postamtes zum Allten Markt. ( in der Abschrift wurde Berlin + Datum genannt, ohne weitere Angabe, ob es sich um einen Präsentationsvermerk handelt )

    "Duchlauchtigster Großmächtigster Churfürst, Gnädigster Herr!
    Es ist Dero Stadt Magdeburg, und sonderlich der daselbstigen Kauffmannschaft, bißhero sehr beschwer= und hinderlich gefallen, daß das PostHauß aus der Stadt uff den Neumarkt verlegt, und sie also bey Bestell= und Abforderung ihrer Briefe und Sachen, soweit schicken und laufen müßen. Dahero den (denn?) bey Io Churfürstl. Durchl. Hochseel. Herrn Vater die Stadt im Monat Martio jüngsthin unterthänigst angehalten, daß doch das Post-Hauß in die Stadt, worinn es vor diesen iederzeit gewesen, wieder verleget werden möchte, welches den (=denn) auch der seeligste und glorwürdigeste Herr, also, wie Mann nicht anders weiß, gnädigst soll beliebet haben; Wann aber, Gnädigster Churfürst und Herr, die Bewerckstellung deßen wegen des sobald erfolgten Todesfals behindert worden und die gute Stadt ihr hierunterführendes unterthänigstes Verlangen doch gerne erfüllet sehe; Alß ersuchet und bittet Ew. Churfürstl. Durchl. sie dieses ihres unterthänigsten petiti umb solvirt und de.. eher und mehr fehig zu werden, weil Ew. Churfürstl. Durchl. zu der desiderirten Verlegung Dero Post-Hauses in die Stadt gar leicht und ohne sonderbahre große Kosten gelangen können, maaßen hierzu mitten, am Marckte ein bequemes, von des Raths Jurisdiction und allen Bürgerlichen Oneribus gantz excimirtes Hauß sich findet, so da umb die 1200 – ia wohl gar umb die 1000 Thlr zu erhalten stehet, und dargegen daß alte PostHauß am Neumarckte wieder verkauffet werden kann; Ew. Churfürstl- durchl. erhören demnach Dero getreue Stadt auch in diesem ihren demüthigsten desir gnädigst, es bleibet dieselbe dafür in schuldigster devotion iederzeit dankbahr und auch wir verbleiben allewege
    Ewr Churfürstl. Durchl.
    unterthänigst gehrsombste Dero
    Stadt Magdeburg Abgeordnete Friedrich Andreas
    Eggeling Henn. Wesche, Martin Richter"

    Damit dies auch ein wenig deutich wird, habe ich einen Stadtplan von 1896 genommen und die Grenzen der Stadt um 1750 eingezeichnet. Flußseitig war die Elbe die Grenze. Der "grüne" Kreis zeigt in der Mitte die Postion des Posthauses im Kreuzgang 6. Leider bin ich ein schlechter Zeichner....

    Dazu findet sich in "Geschichte der Stadt Magdeburg“ von Friedrich Wilhelm Hoffmann auf Seite 343 folgende Passage:

    "Durch Bauaufführung von drei der Domkirche gegenüberliegenden Gebäuden (zwischen 1717 und 1731) steht dazu weiter geschrieben: Durch letztere ward das bisher ganz frei dem Blicke sich zeigende Posthaus verdeckt. Dann – 1731 – wurde die neue Poststraße (Jetzt blos Poststraße geheißen. Vormals führte der, die Krümmung nach Osten bildende, in die Regierungsstraße einmündende Theil derselben den Namen Bläsgasse von der früher dort belegenen Blastuscapelle) angelegt vom alten Parat her – einem alten confusen Winkelwerke – bis an das Posthaus. Von diesem führte nach dem Breitenwege hinaus, an der Nikolaikirche weg, ein dunkler, tiefliegender Kreuzgang; man mußte sechs bis sieben Stufen hinunter und an der entgegengesetzten Seite wieder eben so viele emporsteigen. Dieser Kreuzgang umschloß, gleich dem Domkreuzgange, einen höherliegenden Kirchhof. Auf des Fürsten (Leopold von Anhalt-Dessau) Befehl mußte das Ganze weggerissen und geebnet werden, worauf denn die Reihe Häuser bis an das Postamt erbauet ward, welche mit der gegenüner liegenden Kirche die jetzige Kreuzgangstraße bildet."

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    um die Geschichte ein wenig abzukürzen, wurde der Vorschlag gemacht, das Haus "Zum güldenen Arm" als Posthaus zu erwerben. In einem Aktenvermerk ist dazu folgendes vermerkt worden (etwa aus dem Jahre 1710):

    "Die Magdeburgische Kauffmannschaft hatte vor vielen Jahren hier angehalten, daß Se. Churfürstl. Durchl. das Posthaus von dem Neuen Mark in die Stadt verlegen laßen möchte, undt ist es ohnestreit, daß dieses Hauß zum güldenen Armb an dem allergenembsten orth in der Stadt lieget."

    Jedoch kam es nie zu einem solchen Kauf.

    Im Jahre 1715 wurde folgender Brief an das Generalpostamt geschrieben:

    "Königl. Preuß. zum General Postambte Hoch= und Wohl Verorndteste Gerneral Postmeister und Räthe, Hochwohlgeborener, Wohl und HochEdelgebohrener Gnädiger, und Hochgeneigter Herr.

    Es hat der Herr Geheimbte Raht von Alvensleben unlängst einen platz vom Stiffte Nicolai gekaufft, so hinten an die Mauer vom PostHoffe stößet, worauff derselbe itzo ein Gebäude aufführet, und besagte Mauer vom PostHoffe sich dabey zu eigen, und Balken darauff legen laßen will, zu solchem ende auch bereits würklich angefangen, die Steine von derselben abzubrechen. Weil ich aber nicht weiß, ob derselbige dazu genugsahm berechtiget, maßen selbige dem absehen nach ehr zum PostHauße, alß zu dessen erkaufften platze gehöret, obgen. Stifft auch, daß ich dieser wegen bey demselben angefraget, mir durch den Stiffts-Cämmerer zur Antwort werden laßen,: Wie daß es zwar den platz, keines weges aber die Mauer an bemerkten Hern Geheimbte Raht von Alvensleben verkaufft hätte, nebst den beyfügen, wie daß es dahero mit bewunderung verneme, daß derselbe sich solche zueignen wolle, Dahero ich dann nötig zu seyn erachtet, genannten Herrn von Alvensleben mit aller Höflichkeit und geziehmenden respect ersuchen zu laßen, daß mit weiterer abreißung der Mauer eingehalten werden möchte, indehm ich dieses, alß eine Sache, worauß nicht .......... Beantwortung zu ........................ könnte, nahre Hoffe berichten und informationen darüber einhohlen müßte; welches ich dann hiermit gehohrsambst ...................... und dabey gebehten haben will, daß der KauffBrieff vom Posthause mir mit nasten communiciret werden möge; Falls aber wider alles vermuthen keine gründliche nachricht sich dieserwegen darinnen befunden solte, so würde alßdann ohnmaßgeblich nötig seyn, ....... daß hiesige Bau-Collegium .......................... des Herrn Gen= .......................... von Stillens Excellenz pravidiren, zu sescribiren, daß diese Mauer von demselben besichtiget, und nebst pflichtmäßigerer observierung des Königl. intereße, einen gründlichen schluß abfaßen möge, ob benandte Mauer dem Posthause oder dem Herrn von Alvensleben zuständig oder aber beyderseits respective Gemeinschaftlich sey, wobey schließlich noch dieses mitanzufügen vor nöthig zu sein erachtet, daß zur sicherheit des PostHoffes dem Herrn von Alvensleben bedeutet werden möge, keine Fenster oder Luken in den PostHoff zu machen; Der ich mit allen rühmlichsten respect beharre

    Meines Gnädigen und Hochgeneigten Herrn ppp gantz unterthänister Knecht
    Conradt
    Magdeburg, den 2. August 1715"

    Nach Rüchfrage bei der Familie von Alvensleben, bekam ich als Antwort, dass es sich bei dem geheimen Rat von Alvensleben, um den späteren hannoverschen Minister Johann Friedrich II. aus Hundisburg ( 1657-1728 ) handeln dürfte.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    Einmal editiert, zuletzt von Magdeburger (18. März 2011 um 19:37)

  • Liebe Sammelfreunde

    etwas sehr umfangreich, jedoch sicherlich nicht uninteressant. Es ist die frühste Beschreibung des Posthauses:

    Teil 1:

    "Beschreibung des Königl. Posthauses in Magdeburg, verfertiget anno 1733

    Actum Magdeburg den 27ten July 1733

    Nachdem bey jetztiger Untersuchung des Post=Amts zu Magdeburg unter anderem der Punct vorgekommen, welchergestalt das Post=Hauß, so Sr. Königl. Majestät zugehöret, von dem Postmeister bewohnet, und in baulichen Würden unterhalten werden, und dahero bey denen hiesigen Post=Actis nachgesehen worden, ob sich kein Inventarium und Beschreibung vom Post=Hause, welchergestalt es dem jetztigen Postmeister Conradt bey seinem Antrit übergeben, und in was für Zustande es danach befunden worden, finden möchte, sich aber selbiges so wenig hier als bey der General Post=Amts Registratur in Berlin finden wollen, sondern vielmehr der Postmeister Conradt bezeuget, daß Er niemahlen dergleichen Inventarium und Beschreibung des PostHauses gesehen, noch dergleichen bey seinem Antrit wäre verfertiget worden, vielmehr das PostHauß in schlechtem Zustande gefunden, und dahero verschiedene Reparationes und Änderungen hatte darinnen vornehmen müßen, so daß es sich jetzo in weit beßeren Zustande als vormahls befinde.
    Als ist vor nöthig erachtet worden, eine ordentliche Untersuchung des Post=Hauses vorzunehmen und eine Beschreibung davon zu verfertigen: Zu dem Ende der hiesige Königl. Land Baumeister des Hertzogthumes Magdeburg H. Fiedler von mir dem Geheimen Rath Selig ersuchet worden, diese Untersuchung mit beyzuwohnen, und zu examiniren, in welchen Würden dieses Königl. Post.Hauß sich anitzo befinde, und etwa für Reparationen vonnöthen habe.
    Es ist demnach dato von mir dem Geheimen Rath Selig und dem Herrn Land Baumeister Fiedler diese Sache in Beysein des Herrn Postmeister Conradt vorgenommen und folgendergestalt befunden worden:
    Das Königl. Post=Hauß ist am Dohm=Platz, nahe am Stifft St. Nicolai, hinter des Obrist von Walraven Hause, zwischen des Kauffmann Brauns und der neuen Post=Straße, so vor zwey Jahren westlich angeleget und dagegen ein stück von der Curie, so anitzt dem Herrn Obrist=Lieutenant v. Münehau zugehöret, weggebrochen worden, belegen, hat 24 Fuß in der Vorder Fronte, in der Länge am Hoffe und Garten herunter 110 Fuß: An der Straße, ingleichender gantzen Seite nach dem Hoffe und Garten, wie auch am Giebel gegen Mitternacht, so an des Cammer=Bothen Hasen Hauß anstoßet, ist das Hauß gantz maßiv, die Seite an der neuen Post=Straße aber ist nur 56 Fuß gantz maßiv, und das übige Stück an 48 Fuß ist nur unten Mauer= und oben Fachwerk. Daß Hauß ist sccessive angebauet worden: Das erste Gebäude von der Straße an, bis zu Ende der Paßagirs=Stube ist das älteste, und von da bis zu Ende das Gebäude, so zu Zeit des p. von Stillen gebauet worden. Von der Straße gehet der Thorweg zum Hoffe auf der Ecke vom Post=Hause nahe an das Kauffmann Braun Hause, ist von Dannen=Brettern mit Haften, Haken, 2 Riegeln versehen. Vom Hoffe kommt der Eingang zum Post=Hause mit einer Einfaßung von gehauenem Sandsteine, die gebrochenen Thüre davor ist von einfachen Dannen=Brettern, mit ein Paar Heften und Haken, 4 Bändern zur gebrochenen Thüre, 2 Riegeln und Klinke beschlagen. Der Vor=Fluhr ist 13 fuß breit 20 Fuß lang mit Platten von SandSteinen beleget, so doch ziemlich ausgetreten, nach dem Hoffe zu ein Fenster von 2 fachen. Der boden über den Haus=Fluhr ist nicht ausgewunden, allein mit Brettern überleget, solchen auswinden und die Balken überziehen zu laßen, würde wohl nöthig seyn.
    Zur Rechten ist die Thüre zur Post=Stube mit Heften, Haken, Schloße und Riegel versehen. Beym Eingange zur Linken Hand ist ein eiserner mit schwarzten Kacheln besetzter Ofen, so in gutem Zustande, und vom Fluhr geheitzet wird; Die Post=stube ist 22 Fuß lang, 20 Fuß breit, nach dem Hoffe zu ein Fenster von 4 Fachen, nachder Straße zu ein Fenster vier und eines von sechs Fachen; Nach dem Hoffe ist ein Fenster=Laden aus einem Stück mit Heften, Haken und Schraube und vor die Fenster nach der Straße gebrochene Laden, mit Heften, Haken und Schrauben. Der Fußboden ist mit Brettern beleget und vom langen Gebrauch sehr abgetreten; Aus der Post=Stube gehet eine kleine mit Brettern verschlagene Treppe zur Wohn=Stube hinauf. Zur linken Hand auf der Seite von der neuen Gaße (Poststraße), hat, als dieselbe geöffnet nur das dagegen gestandene Gebäude wegnommen worden, zur Sicherheit unter dem dritten Balken eine Säule gesetzet werden müßen. In der Ecke am Fenster vorgedachter Seite äußern sich einige Riße an der Mauer, welches wohlnäher examiniret, und allenfalls mit anderen verwahret werden müße. Zur linken Hand des Hauß=Fluhrs ist die Paßagir=Stube 16 Fuß lang, 12 Fuß breit, davor ist eine eingefaßte Dannen=Thüre, mit Futter und doppelter Bekleidung, Heften, Haken, Schloße, Handgriffe und Überwurffe; die Wand durch welche vorgeschriebene Thüre gehet ist Bleichwerk. In der Paßagir=Stube, sind nach den Hoffe zu drey Fenster, jedes mit vier Flügeln und Gewänden von Sand=Steinen, die Fenster Rahmen von Sand=Steinen mit gehörigen Beschlägen. Zur Rechten ist ein Fenster von vier Flügeln zur Küche, in der Stube ein eiserner mit schwarzten Kacheln übersetzter Offen, so noch gut. Der Fuß=Boden ist mit Gips begoßen am Eingange aber ziemlich ausgetreten. Neben der Paßagir=Stube ist die Küche, vor derselben eine schlechte Dannen=Thüre mit Heften, Haken und Schloße versehen, Sechs Fuß breit vom Eingange sind nicht gewölbet. Hienachst hängt sich der gewölbte Schornstein an, so 14 Fuß in der Länge und 9 Fuß breit. In der Mitte der Küche ist der Feuer=Heerd. Das Pflaster von Mauersteinen, in der Küche ein BogenFenster mit zwey langen und neun kurtzen eisernen Stäben. Sodann folget die ScheuerCammer davor eine schlechte Dannen=Thüre mit Heften und Haken, in derselben ist ein Fenster mit zwey eisernen Stäben und darunter ein ausgehauener Goßen=Stein. Ferner komt alhier die Speise=Cammer, davor eine schlechte Dannen=Thüre mit Heften, Haken, Handgriffe und Schloße. In derselben ein kleines Fenster mit sechs Stäben. als drey stück in die Länge und drey Stück in die Quere. Der Fußboden ist von Mauersteinen, die Wand zwischen der Scheuer= und Speise=Cammer sowohl als die zur Ende der letzten, ist Fachwerk. Aus der Paßagir=Stube ist der Eingang in die so genannte Grüne Stube, die Thüre ist von DannenHoltze, mit Heften, Haken, Schoße und Handgriffe, inwendig in zwey Fächern gemahlet; die Stube hat drey große und an der Vorlage ein klein Fenster, die großen Fenster sind mit vier Flügeln von EichenRahmen und dergleichen Futter nebst gehörigen Beschläge, das kleine Fenster ist von zwey Fachen, in der Stube ein großer eiserner mit schwarzten Kacheln besetzter Offen, in gutem Stande. Der FußBoden von guten Dannen=Brettern, die Länge der Stube ist 21 Fuß die Breite 17 Fuß. Die Wand zwischen der Paßagirs= und der grünen Stube ist maßiv, die andere aber nach dem kleinen Fluhr von Fachwerk. Die Thüre aus der grünen Stube nach den kleinen Fluhr ist von DannenHoltze mit Futter und doppelter Bekleidung mit Heften, Haken, Schoße und Handgriffe versehen, inwendig an der Thüre 2 flache grün bemahlet. Der Kleine Fluhr ist 22 Fuß lang, 6 ½ Fuß breit, der Ausgang zum Hoffe, mit einer gebrochenen Dannen=Thüre mit 2 starken Heften und Haken, Riegel, Klinke und Speerhaken versehen, über der Thüre ein kleines rundes Fenster. Der Hoff=Thüren entgegen ist eine gebrochene Dannen=Treppe mit Geländer zum obern Cammern. Der Fußboden ist mit Mauersteinen gepflastert. Der Grünen Stübe gegenüber sind zwey Tühren zur Garthen=Stube von Dannen=Holtze, mit doppelter Bekleidung, Heften, Haken, Schlößern und Handgriff. In der Garten=Stube zwey Fenster jedes mit vier Flügeln, Eichen=Rahmen und dergl. Futter auch Beschlägen. In der Mitte zwischen beyden Fenstern eine gebrochene Thüre in einem EichenFutter mit 2 Fachen oben und so viel unten. Der Fußboden ist von Dannen=Brettern und noch ziemlich gut. Die Seitenwand nach den kleinen Fluhr ist Fachwerk, die drey anderen Wände aber maßiv. Die Garten=Stube ist 22 Fuß lang und hinterwerts 14 Fuß breit.
    Hiernechst ein kleiner Gärthgen 30 Fuß lang, 28 Fuß breit; die Wand gegen des Krieges=Rath Schraders Garthen ist maßiv und gehöret zum Post=Hauße, die Wand gegen den Herrn von Alvensleben ist gleichfalls maßiv, gehöret halb zum Garthen und auf der anderen Hälfte stehet das Lust=Haus des Herrn von Alvensleben. Nach dem Hoffe zu ist der Garthen mit einem kleinen Stacket geschlossen."

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    hier Teil 2

    "Continatum den 28 July:
    Vom HaußFluhr gehet eine gebrochene Treppe zur zweyten Etage.
    Unter derselben ist die Keller=Treppe mit Brettern verschlagen. Die Treppe zur zweyten Etage ist sehr schlecht.
    Zur linken des oberen Fluhrs ist die Thüre zur Wohn=Stube von DannenHoltze mit den Futter, Heften, Haken und Schlße auch Handgriffe. Auf der Stube sind 5 Fenster von eichen Rahmen und mit gehörigen Beschlägen davon 3 Stück nach der Straße (*Kreutzgangstraße) Einfaßungen von SandSteinen haben. Der eiserne Offen ist mit schwartzen Kacheln übersetzt und wird durch einen Camin vom oberen Fluhr geheitzet. Die Wohn=Stube ist eben so groß als die darunter befindliche Post=Stube und dergestalt an der Seite der neuen Straße mit einer Säule und Unterzuge verwehret. Der Fußboden ist von Dannen=Brettern und gut.
    Der oberste Vor=Fluhr ist 10 Fuß breit, 20 Fuß lang darauff ist nach dem Hoffe ein Fenster mit 2 Flügeln.
    Zur rechten Hand gehet der Gang zu den neuen Gebäude. Zur linken Hand dieses Ganges ist eine kleine Stube nach dem Hoffe 12 Fuß lang, 9 Fuß breit, die Thüre davon ist von Dannen=Holtze mit doppelter Bekleidung und Futter, Heften, Haken, Schloße und Hangriffe. Auf der Stube ein klein und ein groß Fenster nach dem Hoffe ein töpferner Offen von großen Kacheln und der Fußboden mit Brettern beleget.
    Dieser Stube gegenüber ist ein Cabinet nach der neuen Straße, 12 Fuß lang 7 Fuß breit. Die Thüre davor von Dannen=Holtze mit Futter, Bekleidung, Heften, Haken und Schloße. Nach der neuen Straße ein Fenster von Eichen=Holtze mit gehörigen Beschlägen, und der Fußboden mit Brettern beleget.
    Weiter zur linken auf dem Gange wieder eine kleine Stube mit einem töpfernen Offen von großen Kacheln. Davor eine schlechte Thüre mit Futter, doppelter Bekleidung, Heften, Haken, Schloße und Handgriffe. Auf der Stube zwey Fenster in gewänden von Sand=Stein stehend. Der Fußboden ist mit Brettern beleget.
    Dieser Stube gegenüber ist eine Rauch=Cammer, durch welche der Küchen=Schornstein mitten durchgehet. Vor derselben eine schlechte Dannen=Thüre mit Heften, Haken und Überwürffe.
    Zu Ende des Ganges hänget sich das neuere Stück des Gebäudes an, und gehet man über vier Stuffen zu einen kleinen Fluhr, darauff der Fußboden mit Brettern beleget. Nach der neuen Straße ist ein Fenster von vier Flügeln
    Dem Gange gegenüber ist eine Stube, von welche eine Thüre von Dannen=Holtze, Futter, doppelter Bekleidung, Heften, Haken, Schloße und Handgriffe. Auf der Stube zwey Fenster nahe beyeinander nach der neuen Straße mit Eichen=Rahmen, Futter und Bekleidung und gehörigen Beschlägen! Der Fußboden von Brettern. Die Stube ist 20 Fuß lang an einem Ende 12 Fuß am anderen 9 Fuß breit. Auf der Stube ein töpferner Offen von schwartzen Kacheln.
    Zur linken Hand ist der Fluhr mit Brettern abgeschlagen, die Thüre darum mit Heften und Schloße.
    Auf der anderen Hälfte des kleinen Fluhrs ein klein und ein groß Fenster nach dem Hoffe, den Fußboden von Dannen=Brettern. Zur Rechten ist eine Stube über der sogenannten Grünen und von ebenderselben Größe. Die Thüre ist von Dannen=Holtze mit Futter, doppelter Bekleidung, Heften, Haken, Schloße und Handgriffe. In der Stube sind drey Fenster mit Eichen=Rahmen und dergleichen Futter auch gehörigen Beschläge. Der Fußboden ist mit Bretter beleget und gut.
    Hinter dieser Stube ist eine Cammer, worauf ein eiserner Offen ohne Aufsatz und gehet die Cammer über den unteren Fluhr und Garthen=Stube bis am Giebel. Die Thüre von Dannen=Holtze mit Futter, doppelter Bekleidung,
    Heften, Haken, Schloße und Handgriffe. Auf der Cammer sind nach den Garten zu drey Fenster mit Eichen=Rahmen und dergleichen Futter, davon anitzo eines verschlagen ist. Der Fußboden ist von Brettern und gut.
    Aus dieser Cammer gehet eine Dannen=Thüre mit Futter, doppelter Bekleidung, Heften und Haken zu einem Fluhr auf welchen zwey Camine zum einheitzen, Fenster nach der neuen Straße und der Treppe zur unteren Etage.
    Von den Fluhr übern Hause gehet eine gerade dannene Treppe zum Boden, auf demselben mit einem Geländer versehen.
    Auf dem Boden sind zwey Cammern abgewirkt (?) auf deren einen im Giebel. Nach der Straße zu zwey Fenster sind.
    Von diesen Boden über den neuen Gebäude gehet man vermittelst einer kleinen Treppe auf welchem alles ziemlich gut außer einigen Stellen am Dache so gleich repariret werden sollen, wie dann sonst überhaupt die Dächer ziemlich dicht befunden, diejenigen Stellen aber, so schadhaft angezeiget, und daß solches ohne Zeitverlust repariret werden müßte, verordnet werden.
    Unter den gantzen alten Gebäude gehet ein tieffer, räumlicher und guter gewölbter Keller durch, welcher in der Mitte durch eine Mauer getheilet ist.
    Die Kellertreppe ist zur Hälfte mit Brettern an den Stuffen beleget, zur Hälfte sind die Stuffen von Stein und gut.
    Der Hoff ist gepflastert. Ohnweit der Einfahrt ist ein Brunnen. Dem Wohnhause gegenüber stehet ein Gebäude von 10 Gebind, von Fachwerk, mit Ziegeln gedecket, darin ein Stall auf 4 Pferde, Remise zu drey Wagen und ein WaschHauß, über denselben gehet ein Heu=Futter=Boden durch.
    Hinter des Kauffmann Brauns Hause ist der Hoff mit einer Mauer geschloßen.

    actum ut supra
    Selig Conradt Fiedler"

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    vielen Dank für diese Fleißarbeit. Sie gibt einen beredten Einblick in die damalige (oft nicht wirklich gute) Zeit wider, was ich sehr beeindruckend finde.

    Ich hoffe, noch vieles davon lesen zu dürfen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Sammelfreunde

    in der Zwischenzeit waren nun fast 70 Jahre vergangen, und die Reparaturen am Posthaus waren von jeweiligen Postmeister aus "eigener Tasche" zu bezahlen. Dafür durfte er "kostenlos" im Posthaus wohnen.

    Dies war jedoch nicht immer einfach, wie uns der Briefwechsel zwischen dem Postmeister Conradt und dem Generalpostamt zeigt:

    "Königl. Preuß. zum Hochpreisl. Gerneral=Postamte Hochverordnete Herren Würckliche Geheimte Etats= und Kriegsministri, auch General=Postmeister und Geheimer Rath, Hochwürdiger, Hochwohl= und Wohlgebohrene Herren, Gnädige und Hochgebietende Herren,

    Des Postamts zu Magdeburg unterthänigste Vorstellung und Bitte,
    samt Beylagen sub. litt. A.B.C.et D.wegen vergeschoßener ohnumgänglich
    nöthiger Reparatur Kosten bey den hiesigen Königl. Posthauße.

    Bey Einsendung der 4 ten QuartalRechnung verwichenen Jahres habe die von dem LandBaumeister Fiedler umständlich attestirte und gehorsamst beygefügte Rechnung und Belege sub. litteris A.B. et C. wegen hochstnöthiger Umlegung des Dachß auf hiesigem Königl. Posthauße auf 24 Thaler 16 Gr 3 Pf Beträge der Gerneral=PostCaße mit angegeben; Da aber der Herr Hoff=Rath Haenel mir solche laut Beylage sub D. unterm 8 ten Mrty remittiret und dabey gemeldet: Wie dergleichen Reparatur=Kosten ohne Special=Ordre nicht paßiret werden könnten; so habe Ew. Excellence Excellence hierdurch unterthänigst bitten wollen, in Gnädigster Erwegung, daß diese Reparatur des Dachß zu Conservation aller Boden und des gantzen Königl. hiesigen Post=Haußes, wie solches der Herr LandBaumeister Fiedler in seinem darüber ertheilten eigenhändigen Atteste mit mehrereren angezeiget, ohne ferneren Aufschub und sonder gäntzl. ruin das gantzen Gebäudes weggenommen werden müßen, diese aus hiesiger Königl. Post=Caße nach Anweisung der Rechnung vom 4 ten Quartal p.a. vorgeschoßene 24 Thlr 16 Gr 3 Pf in Rechnung paßiren, und dem Herrn Hoff=Rath Haenell darüber gemeßene Gnädige Ordre ertheilen zu laßen geruhen, der mit gehorsamsten Respect lebenslang verharre
    Ew. Excellence Excellence Meiner Gnädigen und Hochgebietenden Herrn
    unterthänigster Knecht Conradt

    Magdeburg, den 16. April 1737"

    nur kurze Zeit schrieb er folgenden Brief:

    "Königl. Preuß. zum Hochpreisl. Gerneral=Postamte Hochverordnete Herren Würckliche Geheimte Etats= und Kriegsministri, auch General=Postmeister und Geheimer Rath, Hochwürdiger, Hochwohl= und Wohlgebohrene Herren, Gnädige und Hochgebietende Herren,

    Ew. Excellence, Excellence habend nach eine gnädige Ordre vom 5 ten und praesenteto den 7 ten Curr. m. hiesigem Postamte anbefohlen: die der General=Postcaße vom 2ten und 3ten Quartal p.a. noch schuldige 25 Thlr 16 Gr 6 Pf bey Vermeydung der würcklichen Land=Reiterlichen Execution längstens binnen diesem Monath ohnfehlbar zu bezahlen. Da nun hiesigem Postamte dergl. Reste gar nicht erinnerlich gewesen, woher selbe eigentlich rühre, da es sich doch bey Einsendung jeder Quartal=Rechnung die zum abschluß noch gehörige Gelder soforth mit übermachet, die gezogene wenige Defecte auch längstens berichtiget worden, als habe mich diesewegen bey der General=Post=Caße zuforderst melden, und nach deßen Beschaffenheit erkundigen müßen, da mir sodann zur Antwort geworden: Daß solcher von denen bey der 4ten Quartal=Rechnung p.a. vor Umlegung des Daches auf dem Königl. Post=Hauße hierselbst mit in Ausgabe gebrachten 24 Thlr 16 Gr 3Pf, so ohne expreße Ordre eines Hochpreisl. General=Postamts in Rechnung nicht paßirt werden könnten, hauptsächlich herkomme; Wie aber hiesiges Postamt bereits im Majo c. die darüber gefertigte und von dem LandBaumeiser Fiedler, so bey dermahligen Hierseyn des Herrn Geheimten Rath Seelig das Königl. Post=Hauß inventiret umständlich und pflichtmäßig attestirete Rechnung mit dazugehörigen Belegen sub Litteris A.B.C. et D. Einem Hochpreisl. General=Postamt in tiefster Submission eingesandt und dabei unterthänigst gebethen worden, in Gnädigster Erwegung, da die Sturm=Winde das gantze Dach auffgedecket und dergl. ohne ausführlich beygebrachten eigenhändigen darbey eingesandten Atteste des Herrn Land=Baumeisters, ohnumgänglich fordersamst vorgenommen werden müßen, in Rechnung paßiren und darüber den Herren Hoff=Rath Haenseln die gewöhnliche ordre ertheilen zu laßen geruhen, also lebet es der ungezweiffelten Hoffnung: Ew. Excellence Excellence werden bey so gestalten Umständen hiesigem Post=Amte nicht ungnädig werden, sondern vielmehr, da, wie dem herrn Geheimten Rath Selig sattsahm bekannt, schon so viele ja fast tägliche höchst nöthige Bau= und Beßerungs=Kosten in diesem alten Gebäude dem Post=Amt zur Last fallen, diesen sogenannten Rest als eine aus der Königl. Post=Caße und in dem Königl. Hauße verwannte höchstnöthige Ausgabe, wie auch bey allen anderen Königl. Gebäuden als Proviant=Häußer geschiehet, niederzuschlagen und von der General=Post=Caße annehmen zu laßen; wogen (wogegen?) mit aller devotster Treue ersterb Ew. Excellence Excellene untertjänigster Knecht
    Magdeburg, den 12 August 1737 Conradt"

    Die Antwort war niederschmetternd:

    "Dem General=Post=Amt ist mit mehren vorgetragen worden, waß da Post=Amt zu Magdeburg auf die sub dato den 5. huj. ergangene Verordnung wegen der der General=PostCaße vom 2. und 3. Quartal ap: annoch schuldigen 25 Thlr 16 Gr 6 Pf. und dagegen vor Umlegung des Daches auf dem dortigen Königl. Posthause in Ausgabe gebrachten 24 Thlr 16 Gr 3 Pf unterm 12. huj. berichet und gebethen: Weilen nun die PAA. nach der Verordnung vom 13. Dec. 1698 gehalten seind, die Posthäuser auf eigene Lasten in Baul. Würden zu unterhalten; So hat eingangs benandtes Post=Amt Suchen nicht statt, sondern dasselbe dahin zu sehen, daß für ablauf dieses Monaths ohnfehlbar die restirende 25 Thlr 16 Gr 6 Pf an die General=PostCaße eingesandt werden mögen.
    Sig. Berlin, den 22. Aug. 1737"

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    der Postmeister Conradt hatte nach meiner bisherigen Kenntnis kein "Glück", er mußte alle Reparaturkosten selbst übernehmen.

    Nach ihm kam der Postmeister Westphal. Vom ihm und dem Gerneral-Postamt einiges nun aus dem Briefwechsel:

    "Königl. Preuß. zum Hochpreißl. General Postambt Hochverordneter Herr wirklicher Geheimter Etats= Krieges und dirigirender Ministre, GeneralPostMeister, auch Geheime Kriegesrähte, Hochwürdiger, Hochwohl und Wohlgeborene Gnädige und Hochgebietende Herren.

    Der KriegesRaht Westphal stattet unterthänigen Bericht ab, daß ihm das Magdeburgsche Postamt von dem PostMeister Heidberg übergeben, und daß das PostHauß in sehr baufälligen Stand sey, und dahero bittet, zu solcher großen Reperatur einige Gelder gnädigst zu accordiren.

    Ew. Excellenz, Hochwürden, Hochwohl= und Wohlgebohrene Meine Gnädige und Hochgebietende Herren habe in aller Unterthänigkeit melden sollen, wie daß mir von dem PostMeister Heidberg nach der von dem Hochpreißl. GeneralPostambte an ihm ergangenen gnädigster ordre das hiesige Postamt den 11ten hujus übergeben worden, und habe ich nach der von dem PostMeister Heidberg dieserhalb eingesandten Specification alles richtig empfangen, wie meine daruntergesetzten Bescheinigungen besagen werden. Dabey aber soll Ew. Excellenz, Hochwürden, Hochwohl= und Wohlgebohrene Meine gnädige und Hochgebietende Herren Allergehorsamst melden, daß ich das PostHauß in sehr schlechten und baufälligen Stande gefunden, und zwahr so daß es mit einer kleinen reparatur gar nicht mehr zu helfen ist, sondern man befürchten muß, daß es gäntzlich über einen Haufen fallen möchte, indem es bereits so löchig und ruiniret, daß man auch bey naßen Wetter nicht mehr trocken in der PostStube sitzen kann. Alß habe bey Ew. Excellenz Hochwürden, Hochwohl= und Wohlgebohrene Meine gnädige und Hochgebietende Herren Unterthänigster Ansuchung thun wollen, daß dieselbe zu solcher Höchnothwendigen großen Reparation einige Gelder zu accordiren gnädigst geruhen möchten, weilen ich nicht im Stande bin, solches ex propriis auszuführen. Ichgetröste mich gnädigster Resolution und verharre mit aller Veneration

    Ew. Excellenz unterthänigtser Knecht
    Westphal
    Magdeburg, den 19. Januar 1746"

    Die Antwort des General=Postamts vom 24.1.1746 war dies:

    "Nachdem das Gerneral=PostAmt aus des KrRahts und Postmeister zu Magdeburg Westphals Bericht vom 19. hujus ersehen, daß Ihm von dem p. Heidberg das dortige Postamt ordentlich übergeben worden, alß zweifelt das General=PostAmt nicht, Er werde selbigem mit allen Fleiß und der so nöhtigen accuratesse in allen stücken pflichtmäßig vorstehen: So viel aber die reparation des dortigen Posthaußes betrifft; so liegt allen denen Postmeistern so Königl. Posthäußer frey bewohnen nach dero Königl. Verordnung, so noch kürtzlich von Sr. itzigen Königl. Majestät erneuert worden, ob, die Posthäußer zu repariren und in bauliche würde zu halten, folglich ist das General=PostAmt nicht befugt, dieserhalb vorstellung zu thun, sondern bemeldter Westphal wird wohl thun, die nöthige reparation des Posthaußes auf seine Kosten baldt möglichst vorzunehmen und den ferneren verfall vorzubeugen, welches Ihm umb so weniger schwer fallen wird, weil er dieses ansehnliche PostAmt gratis erhalten."

    Erneute Eingabe des Postmeisters Westphal vom 28.4.1746

    Ew. Excellenz, Hochwürden, Hochwohl= und Wohlgebohrene Meine gnädige und Hochgebietende Herren werden sich gnädig zu erinnern geruhen, wie daß ich gleich bey Antritt des hiesigen Postamts unterthänig einberichtet, daß das hiesige PostHauß dermaßen ruiniret sey, daß man fast seines Lebens in denselben nicht sicher mithin eine Haupt Reparatur vorgenommen werden müße. Nun habe zwahr Ew. Excellenz, Hochwürden, Hochwohl= und Wohlgebohrene Meine gnädige und Hochgebietende Herren mir hierauf gnädigst beschieden: daß, da hiesiges PostAmt von der Königlichen Majestät mir gratis conferiret worden, ich um so eher die reparatur ex propriis zu thun mich nicht entbrechen werden. Ich erkenne Sr. Königlichen Majestät Allerhöchste Gnade in tiefster Unterthätigkeit, glaube aber zugleich Ew. Excellenz, Hochwürden, Hochwohl= und Wohlgebohrene Meine gnädige und Hochgebietende Herren werden, wan hiedurch meine pauverte anzeige und die wahre Unmöglichkeit solches auszuführen, unterthänigst vorstelle, eine andere Verfügung machen, und ohnmöglich von mir verlangen, daß was meine antecessores negligiret und mit leichteren Kosten hätten repariren lassen können, ich nun mit einen Neuen Bau auf meine Kosten in Stand setzen soll; zumahlen da kein Ziegel auf den gantzen Gebäude mehr gut, alle Mauern zerborsten, sonderlich die eine Seite nach der Poststraße so gefährlich ist, daß, wenn anders der gäntzliche ruin und Einfall des PostHaußes zu vermeyden, ich den Anfang zum Bau habe machen müssen; Und muß auf die Seite ein Neues Mauerwerk von etwa 60 Fuß breit gezogen werden, so laut gemachten Anschlag, welchen mit Nechsten einschicken werde, unter 400 ........... nicht gemachet werden kan. Ew. Excellenz, Hochwürden, Hochwohl= und Wohlgebohrene Meine gnädige und Hochgebietende Herren habe dahero aus obigen angeführten Umständen nochmals unterthänigst ersuchen wollen, diese Sache in gnädige Erwegung zu ziehen, auch die gnädige Verfügung zu treffen, daß mir einiges Geld zu den nunmehro angefangenen Bau gnädigst accordiret werde. Wäre es nicht ein so starker Bau, so würde mich nicht einmahl gemeldet, sondern alles ohne vorher davon etwas zu berichten, schuldigts repariret haben. Und sollte Ew. Excellenz, Hochwürden, Hochwohl= und Wohlgebohrene Meine gnädige und Hochgebietende Herren dennoch Bedenken tragen meinen billigen Sachen gnädig zu defeniren; So ersuche gehorsambst diese Sache höheren Ohrts vorzustellen, und mit dero Hohen Bericht zu begleiten; oder gnädig erlauben, daß mich immediater melden dürffte. Der ich in tiefer Submission verharre
    Ew. Excellenz, Hochwürden, Hochwohl= und Wohlgebohrene Meine gnädige und Hochgebietende Herren

    Magdeburg, den 28.April 1746 unterthäniger Knecht Westphal

    P.S. Den Augenblick da ich dieses schreibe, fällt die gantze bruchfällig Seite in der Poststraße ein. Wäre nun vorhero nicht durch gute Unterstützung des Giebels procaviret, so hätte ein groß Unglück entstehen können. So aber ist es Gott sey Dank ohne ferneren Schaden abgelaufen; Und weil alle Materialien schon herbeygeschaffet, soll der Bau guten Fortgang gewinnen.

    Dazu existiert hierzu folgender Vermerk als Antwort:

    Der im vorstehenden Gesuch angekündigte, am 8.5.48 vorgelegte Kostenvoranschlag lautet auf 229 Thlr 19 Groschen. Nach einer Verfügung des Generalpostamtes vom 12.5.46 haben „Se. Königliche Majestät in Preussen, Allergnädigster Herr, dem Rentmeister Albrecht befohlen, an den Postmeister zu Magdeburg, KriegsRaht Westphal, zu nöthiger Reparation des Posthauses Einhundert Thaler als Beyhülfe zu übermachen.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    kurze Zeit später schrieb er am 22.6.1746 folgendes:

    "Ew. Excellenz, Hochwürden, Hochwohl= und Wohlgebohrene Meine gnädige und Hochgebietende Herren statte gantz unterthänigst Dank ab, daß HöchDieselbe so gnädig gewesen, und mir zu Wiederaufbebauung des auf einer seite eingefallenen Königl. PostHaußes 100 Thlr als eine Bey=Hülfe zu haben gnädigst zu accordiren geruhet; Wann zuvor nochmahlen den genauersten Überschlag, waß der sämbtl. Bau mit der Höchnöthigen Reparatur zu stehen komme, und verdrungen worden; zu des HochPreislichen General=PostAmts gnädigen approbation unterthänigst eingeschicket. Ich überreiche dahero Ew. Excellenz, Hochwürden, Hochwohl= und Wohlgebohrene Meine gnädige und Hochgebietende Herren hiebey den gemachten Überschlag und wie solches alles aufs genauste verdrungen, in aller Unterthänigkeit; Und daß solches unumgänglich und zur höchsten Nohtdurft gemachet werden müße, versichere HöchstDieselbe auf meiner Pflicht; Und wan es erfordert würde, so will von hiesiger Regierung und Cammer so wohl alß der ganzten Stadt Zeigniße darlegen, die solche Nohtwendigleit nicht allein bezeugen, sondern auch darthun, daß der gantze bisherige und noch fortdauernde Bau nicht etwa zu meinen plaisir oder commodite, sondern nur eintzig und allein zur Alerhöchstnöhtigen Erhaltung des Posthauses geschehen ist und continuiret wird. Ew. Excellenz, Hochwürden, Hochwohl= und Wohlgebohrene Meine gnädige und Hochgebietende Herren werden alß nach der Gerechtigleit mir die Gnade wiederfahren laßen, und diese specificirte BauUnkosten gnädigst accoriden, weilen ich sonsten ohne mein Verschulden durch diesen Bau ein ladirter Mensch werden müße. Ew. Excellenz (, Hochwürden, Hochwohl= und Wohlgebohrene Meine gnädige und Hochgebietende Herren) halten es mir zu Gnaden daß meine Blöße höchstderselben entdecke, die Noht treibet mich dazu, Sie seynd ein Gnädiger Herr zu welchem das Vertrauen habe daß Sie mir nicht sinken laßen werden; Hätte ich es in Vermögen oder ich wüßte woher mir solche Kosten zufließen möchten; So versichere Ew. Excellenz (, Hochwürden, Hochwohl= und Wohlgebohrene Meine gnädige und Hochgebietende Herren) auf mein honneu... ich würde HöchstDieselben mit meinen vielen Schreiben nicht behelligen; Ich bin ein lediger Mensch und verlange nichts alß Nohtdürftig und dabey alß ein ehrlicher Mann zu leben; wozu hier gewiß, wan alles gehörig abgegeben, und ein jeder das Seine bekomt, gute Wirtschaft getrieben werden muß; Ich kan Ew. Excellenz, Hochwürden, Hochwohl= und Wohlgebohrene Meine gnädige und Hochgebietende Herren mit Wahrheit sagen, daß die Reparatur, welche ich bereits seit meines Hierseyns vorherr biß zu diesen Bau, unumgänglich habe thun müßen, über 80 Thlr gekostet, denn allein den Hof zu reinigen über 30 Thlr (?) zu stehn gekommen ist; Und dahero ist mein gantzes Vertrauen zu Ew. Excellenz, Hochwürden, Hochwohl= und Wohlgebohrene Meine gnädige und Hochgebietende Herren bekanter Gerechtigkeit und GroßMuht gerichtet, selbige laßen mich auch ungezweifelt hoffen, HöchDieselbe werde mir dero Gnade güthigst angedeyhen und mein so dehmütigst alß gerechtes Suchen stat finden laßen; Der ich solches Zeit Lebens erkennen und mit der allergrößten Submission verharren werde

    Ew. Excellenz, Hochwürden, Hochwohl= und Wohlgebohrene Meine gnädige und Hochgebietende Herren

    Magdeburg, den 22.Juny 1746 unterthäniger Knecht Westphal"

    Dazu gibt es diesen Vermerk:

    "Auf diese Eingabe hat das General=PostAmt unterm 17.6.46 entschieden, daß, da keine Gelder vorräthig seien, das General=Postamt künftig sehen wolle, ob dem referenten noch mit etwas geholfen werden könne. Inzwischen soll Westphal zusehen, daß nur höchnöthige Kosten aufgewendet werden. diese Kosten haben sich nach neuerer Veranschlagung auf 427 Thlr 14 Gr erhöht. auf eine erneute Eingabe des Westphal vom 13.9.1746 verfügte das General=PostAmt unterm 15.9.1746 daß dem Westphal noch 327 Thlr 14 Gr vergütet werden sollen und fügt hinzu:
    Nun sind solche Kosten noch nicht beleget und justificiret und wan solches künftig erfolge, So kann ged. Westphal alle Jahr 20 Thlr davon abwohnen und was bey seinen künftigen Abgang vom PostAmt oder Absterben dovon annoch übrig bleiben wird, solches soll ihm oder seinen Erben von dem Successore vergütet werden, weil sonst kein fonds weiter dazu vorhanden ist."

    Diese Antwort ist sehr interessant, da hier in der Antwort ein "kostenloses" Wohnen in Frage gestellt werden kann!!!

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    die weitere Entwicklung kann einleitend mit einem erneuten Schreiben der Magdeburger Kaufmannschaft gesehen werden:

    "Hochgebohrener Freyherr, Hochzuverehrender Herr Geheimer Etats-Ministre, Gnädigster Herr,
    Es ist seit langer Zeit eine allgemeine Klage der hiesigen Kaufmannschaft und des gantzen Publici gewesen, daß das hiesige Posthaus nicht, wie billig, mitten in der Stadt, sondern gantz an dem einen Ende derselben liegt, und dadurh von jeher, und noch beständigfortdauernde große Unbequemlichkeiten entstanden seyn. Die gantze Lage des jetzigen Posthauses ist auch an sich so beschaffen, daß sie sich nicht elender denken läßt, da lauter enge Straßen die freye Fahrt dahin versperren, und es vor demselben gäntzlich an hinreichenden Raum fehlet. Zur Bequemlichkeit und Beschleunigung der Post-Expeditionen ist es nothwendig, daß ein Posthaus in jedem Ort, wo nicht an einem öffentlichen Markt-Platz, doch wenigstens in einer geräumigen Straße und mitten in der Stadt belegen sey. Jetzt bietet sich die allerbequemste Gelegenheit dar, nicht nur diesen heilsamen Endzweck in hiesiger Stadt gantz vollständig zu erreichen, sondern auch noch eine andere hiesige Handlung dadurch zugleich zu befördern.
    Der hiesige Magistrat hat mit unserer Beyhülfe jetzt ein ehedem den Erben des verstorbenen Schuster Müller gehöriges und zunächst am hiesigen Kaufhofe gelegenes sehr geräumiges Haus gekauft, damit die jetzt noch im Kaufhofs-Gebäude befindlichen Accise-Expeditionen dahin verlegt werden sollen. Diese Verlegung ist allerhöchsten Ortes bewilliget, und hat sich bey einem gemachten Überschlag gefunden, daß noch so vieler und vollkommen hinreichender Raum vorhanden sey, daß nicht nur der jedesmalige Accise-Director daselbst mit wohnen, sondern auch das gantze Directions-Comtoir. die Accise-Caße und alles war zur Accise gehörig bisher in dem sogenannten alten Accise-Gebäude hierselbst gewesen ist, dahin mit verlegt werden könne. Der Vortheil und die Bequemlichkeit, welche durch diese Veränderung selbst der Accise-Direction hierselbst, der hiesigen Handlung, ja der gantzen Stadt erwüchsen, wenn ale Verificateurs, die Caße das Directions-Comtior, ja die Wohnung des Directors selbst, mit den Accise-Expeditions-Stuben am KaufHofe verbunden wären, und dadurch nicht nur jenen die Aufsicht auf letzterer bequem gemacht würde, sondern auch das bisherige Hin- und Herschicken vom Kaufhofe nach der Direction im alten Accise-Hause und von hier wieder zurück, ein Ende hätte.
    Durch diese Veränderung würde das bisherige alte AcciseHaus am breiten Wege völlig geräumt werden, und welche Gegend der Stadt, ja welches Haus könte zum Posthause bequemer und besser seyn, als dieses alte, mitten in der Stadt, am Breiten Wege belegene große und weitläufige Accise-Gebäude? Unten in dem großen VorderHause dieses weitläufigen Gebäudes ist alles zu den Post-Expeditions-Zimmern, zur PostKammer pp schon aptirt, und das auf den ersten Hof rechter Hand daran stoßende Neben-Gebäude könte dazu allenfalls noch mitgebraucht werden. Wegen der so geräumigen Ausfahrt könten die Posten sogar im Hause auf dem großen HausFluhr, auf dem Hofe oder vor dem Hause auf der Straße, wo überall großer Platz ist, expedirt werden. In der ersten Etage über den Post-Expeditions-Zimmern findet sich eine der allerbequemsten Wohnungen für den jedesmahligen Herrn Post-Director, und in der oberen Etage sowohl als in den Seitengebäuden, so insgesamt schon zu Wohnungen aptirt sind, bliebe noch so viel Platz, daß neben dem Herrn Post-Director noch fast alle hiesige Post-Officianten daselbst wohnen, und dadurch das Mieths-Geld ersparen könten, welches sie bey der jetzigen Einrichtung für Wohnungen außerhalb des Posthauses bezahlen müßen.
    Wir sind überzeugt, daß Ew. Excellence der große Vortheil und die vorzügliche Bequemlichkeit, welche durch diese Abänderung dem hiesigen Königl. PostAmt erwachsen würde, sehr auffallend in die Augen leuchten werde, und dafür wir daher nicht zweifeln, daß Höchstdieselben alles anwenden werden, diesen von uns aus wahrer Überzeugung zum allgemeinen Besten gethanen Vorschlag zur Ausführung bringen zu laßen.
    Ew. Excellence gnädigsten Beurtheilung müßen wir es unterthänigst überlaßen, ob nicht, um den hiesigen Magistrat, wegen der durch jene Einrichtung in dem erkauften Müllerschen Hause noch über den bisherigen Plan mehr zu verwendenden wenigen Kosten eine Vergütung dadurch zu verschaffen seyn würde, daß demselben das bisherige alte Posthaus zur Disposition überlassen werde.
    Und wollte man endlich glauben, daß vielleicht das Durchfahren einiger Müller nach der am Ende des Hofes in alten Accise-Gebäude befindlichen Mehl-Waage des Magistrats der Pfältzer Colonie hierselbst den Post-Expeditionen in der Folge nur im geringsten hinderlich fallen mögte, so könte diese Mehl-Waage, da solche jetzt für Rechnung der Cämmerey gedachten Magistrats administriret wird, nach einem von einem sechsjährigen Durchschnitt auszumittelnden Ertrage an den Magistrat der hiesigen Altstadt verpachtet werden, und dieser jene Mehl-Waage mit einer seiner eigenen Waagen verbinden.
    Wir verharren mit dem vollkommenen Respect
    Ew. Excellence

    Magdeburg, den 27. Decembr. 1786 unterthänigste die Kaufmannschaft hierselbst"

    In den Akten ist nun folgendes zu finden:

    "Verfügung des GPA vom 5.1.1787 an den Postmeister Pauly

    Aus der abschriftlichen Anlage wird der Post-Director Pauli zu Magdeburg mit mehreren ersehen, was für Vorschläge die dortige Kaufmannschaft wegen Vertauschung des dasigen Posthauses gegen das bisherige Accise-Haus, und der darauf bewürckten Verlegung des dortigen Post-Amts in eine beßere und dem Publicum sowie dem dasigen Postwesen selbst gelegenen Gegend, unterm 27ten m.et. a. pr. bey dem General-Postamt angebracht hat.
    Diese Vorschläge scheinen bei der bekannten sehr unbequemen Lage des dortigen Posthauses nicht verwerflich zu sein, und der Postmeister Pauli hat dahero alle dabey vorkommenden Umstände in nähere und sorgfältige Erwegung zu ziehen, besonders aber zu untersuchen,

    1.ob das Accise-Haus alle die von gedachter Kaufmannschaft angerühmten Bequemlichkeiten habe
    2. auch noch in guten baulichen Würden sey und vor der Hand keiner besonderen Reparaturen bedürfe und
    3.ob in sothanem Fall der Magistrat sich auf eine gäntzliche Vertauschung beider Häuser gegen einander einlaßen wolle und könne,

    und alsdann darüber gutachtlich und ausführlich zu berichten."

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    es folgte noch ein längerer Briefwechsel zwischen dem Postdirektor Pauli und der Generalpostamt. Geändert hat sich jedoch nicht.
    Erst in den Jahren der französischen Besetzung änderte sich einiges.

    Das Accise-Haus wurde immer wieder vorgeschlagen auf grund seiner zentralen Lage. Auch zu Zeiten des Königreich Westphalen, sollte das Post-Haus in der Mitte der Stadt liegen.
    Jedoch sprach edliches dagegen. Es kristallisierte sich jedoch der Kauf der sogenannenten Buschen Curie (Breiter Weg 205) heraus.

    Dazu einiges aus dem Schriftwechsel:

    Geschrieben in Cassel am 8tem Juny 1812 an den Herrn Voigtel der Kriegs- und Domänenkammer in Magdeburg

    "Im Verfolg meines Schreibens vom 28tem Febr. c. Nr. 1715 beehre ich mich, Sie zu benachrichtigen, daß des Herrn Finanzministers Excellenz sich veranlaßt gefunden haben, der Post=Administration, statt des sogenannten alten AcciseGebäudes in Magdeburg, die dortige von Buschesche DomCurie zur Dienstwohnung des dortigen Postdirectors und zur Etablirung seiner Bureau zu überlaßen. Ich ersuche Sie daher, dem gedachten Postdirector solche auf dem Grund eines davon anzufertigenden vollständigen, von demselben durch NamensUnterschrift als richtig anzuerkennenden Inventariums, zur Benutzung sofort zu übergeben, und eine Abschrift davon anhier einzusenden.
    Die angeordnete Uebergabe der v. Knesebeckschen Curie an dem Director der indirecten Steuern ist übrigens hiernach nun nicht mehr erforderlich. Empfangen Sie pp
    Die General Direction der Domainen Fein. "

    Die Antwort darauf erfolgte am 11. Juny 1812 an General-Direktion der Domänen in Cassel

    "Gleich nach Eingang des verehrlichen Reskripts vom 8. d. M. habe ich sowohl den Herrn Postdirektor Faure als auch die jetztige Mieterin des gedachten Hauses, die Frau General-Commissaire Moisez mit dem Inhalt desselben bekannt gemacht und den Herrn Ober-Inventar Stegemann um die vorgeschriebene Inventarisierung ersucht.
    Einer hochlöblichen General-Direktion glaube ich indeß bemerken zu müssen, wenn sie sofort aus ihrer Wohnung vertrieben werden sollte, da die gewöhnliche Miethszeit Ostern und Michaellis fällt, und es ihr doch sehr schwer werden würde, sey es nun hier oder in Halberstadt, wohin sie dem Herrn General-Commissaire zu folgen gedenkt, sogleich ein für sie und ihre Familie passendes Quartier zu erhalten. Zur Zeit der Aufnahme des in Abschrift überkommenden Mieths-Contracts war der Herr von dem Busche völlig zu diesem Act berechtigt; und es ist daher nichts billiger, als Madame Moisez Zeit zu lassen, sich eine andere anständige Wohnung zu beschaffen.
    Wie ich äußerlich vernommen, soll Herr Moisez sich dieserhalb an den Herrn Finanzminister Exc. gewandt haben; und sollte ich glauben daß da, wo die Post so lange Zeit verwaltet worden ist, dies während der wenigen Monate bis Michaellis d. J. auch noch würde geschehen können, umsomehr, da das jetztige Posthaus eine anderweitige Bestimmung noch nicht erhalten hat. Diese Umstände sind vielleicht einer hochlöblichen General-Direction nicht bekannt gewesen; ich bitte daher ganz gehorsamst um hochgeneigte Entscheidung, ob Madame Moisez ihre bisherige Wohnung sofort zu räumen verbunden bleiben soll, worauf der Herr Post-Director Faure, ich weiß nicht aus welchen Gründen, sehr drängt."

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    da es jetzt doch recht turbulent zugíng, die folgenden Briefe:

    "An den hochlöblichen General-Director der Domainen zu Cassel
    Nro. 3305 ..................................... Direction der Domainen
    des Ordnungs-Registers..................... des Elb – Departements.

    Die Überlassung der von Buschschen....... Magdeburg, den 19ten Juny 1812
    Curie an den Postdirector Faure betreffend.

    In Verfolg meines ganz gehorsamsten Bericht vom 11. d. M. Nr. 3116, den nebenstehenden Gegenstand betreffend, überreiche ich, sub petito remissionis, ein mir so eben zugestelltes, von dem hiesigen Districts-Notair Herrn Nitze am 17ten d. M. aufgenommenes Protokoll, woraus hervorgeht, daß der Herr Postdirector Faure, ohne abzuwarten, daß die ihm zur Dienstwohnung von Sr. Excellenz dem Herrn Finanz-Minister, überlassene, ehemals von Buschensche Curie, den höheren Befehlen zufolge, nach geschehener Aufnahme eines vollständigen Inventariums vor mir ihm übergeben worden, bereits am 16. d. M. diese Curie selbst und zwar auf eine, wie es scheint, sehr tumultuarische Weise, in Besitz genommen hat, ohnerachtet ich ihm, am 11. d. M. schriftlich gemeldet, daß ich, nach der ihm in vidimirter Abschrift mitgetheilten Reskripts Eine Hochlöbliche General-Direction vom 8. d. M. die Curie, sobald das befohlende Inventarium davon angefertigt worden, danach übergeben würde und ohnerachtet ich ihm bemerklich gemacht, daß man dem Herrn General-Commissaire Moisez, als Miether der Curie, Zeit lassen müsse, sich eine andere Wohnung zu beschaffen, umsomehr, da er den Gesetzen nach nicht gezwungen werden könne, die Wohnung vor Michaelis zu räumen, der Herr Faure auch füglich bis dahin in den bisherigen, so viele Jahre zu dem Post-Bureau tauglich befundenen alten Posthause verbleiben könne, weil Seitens der Domainen-Administration über dieses Haus doch nicht eher anderweit disponiert werden würde, und ihm endlich bewußt gewesen ist, daß ich am 11. d. M. mir die Bescheidung Einer Hochlöblichen General-Direction der Domänen darüber erbeten habe, ob Herr p. Moisez verbunden sey, die von ihm gemiethete Wohnung sofort zu räumen. Diese Bescheidung und die Übergabe der Curie durch mich hätte Herr Faure doch wohl abwarten müssen, und wenn jene Entscheidung gegen seine Wünsche ausgefallen und ihm die Curie solcher zufolge von mir nicht übergeben worden wäre, würde er sich deshalb doch nur an die ihm vorgesetze Behörde habe wenden können, keineswegs aber sich erlauben dürfen, selbst, am wenigsten aber auf eine so tumultuarische Weise, als nach dem Protokoll des p. Nitze wirklich geschehen, die Curie in Besitz zu nehmen. Es scheint aber, als wenn Herr Faure, ich weiß nicht auf welche Authorität gestützt, in der Meinung stehet, als ob er in dieser Angelegenheit keine anderen Rücksichten, als seinen Willen zu beachten habe; da ich indessen hierunter anderer Meinung bin, so werde ich ihm, nachdem er sich jene Unregelmäßigkeiten erlaubt hat, auch die Curie nunmehr nicht eher übergeben als bis ich auf einen Bericht vom 11. d. M. und der gegenwärtigen von Einer Hochlöblichen General-Direction beschieden seyn werde, so wie ich bei den obwaltenden, in meinen beiden Berichten gezeigten Umständen dann auch ganz gehorsamst darauf antragen muß, bey des Herrn Finanz-Ministers Excellenz hochgeneigt zu bewirken, daß Herr Faure wegen jener strafbaren Unregelmäßigkeiten zur Verantwortung gezogen wird. Herrn Moisez wird außerdem überlassen bleiben müssen, den Herrn Faure wegen der sich gegen ihn erlaubten gesetzwidrigen Störung im Besitz, auf dem gerichtlichen Wege zu verfolgen und auf Entschädigung und Satisfaction zu bestehen.

    Der Director der Domainen des Elb-Departements Voigtel"

    Das Protokoll dazu:

    "Magdeburg, den siebzehnten Juny Achtzehnhundert Zwölf Morgens um acht Uhr begab sich der Unterzeichnete Königl. Westphälische District Notar Nitze wohnhaft zu Magdeburg, auf den Antrag der Madame Moisez geborenen Maillard, Ehegattin des Gènèral Commissair der Hohen Polizey des Elb-Departements jetzt zu Rothensee wohnhaft, Mietherin der vormahls v. Buschschen Curie am breiten Wege West Cantons der Stadt No 205 in gedachtes Haus, wo Madame Moisez persönlich gegenwärtig anzeigte:
    Ihr bis jetzt abwesender Ehemann habe die v. Buschsche Curie besage Contracts mit dem Herrn Dom-Capitular von dem Busche vom Funfzehnten März des Jahres Achtzehnhundert Eilf an, auf drey nach einander folgenden Jahren gemiethet. Nachdem das Domstift aufgehoben, die Domcapitularen ihrer Rechte auf die Curien verlustig gegangen und auch die von Buschsche Curie dem Königl. Westphälischen Gouvernement anheimgefallen, so habe sich ihr Herr Ehegemahl von selbst beschieden, die Curie zu räumen, sobald das Gouvernement darüber disponirt und ihnen davon Anzeige gemacht haben würde. Am verwichenen Freytag mithin am Zwölften Juny dieses Jahres sey sie von dem Herrn Domainen Director Voigtel benachrichtigt worden, daß die von Buschsche Curie dem Post=Director Herrn Faure zum Post Bureau überlassen worden, und sie ersucht, die Einrichtung zu treffen, daß am nächstfolgenden Montag, als den Funfzehnten Juny die Zimmer des Hauses geöffnet würden, um das Inventarium des Hauses aufnehmen zu können. In dieser Absicht sey sie am Montag Morgen um Neun Uhr hierher nach Magdeburg gekommen, habe den Herrn Domainen Director Voigtel von ihrer Ankunft, und daß sie die Aufnahme des Inventarii erwarte, sofort benachrichtigt. Herr DomainenDirector Voigtel habe ihr sagen lassen, daß er sogleich zu dem Herrn Ingenier Stegemann, welcher mit der Aufnahme des Inventarii beauftragt sey, senden und ihn die Ankunft der Madame Moisez wißen lassen werde. Nachdem sie zwey Stunden vergebens gewartet, sey der Herr Post Director Faure zu ihr gekommen, habe ihr angezeigt, daß der Herr Ingenieur Stegemann sich nicht in der Stadt befinde und mithin mit der Aufnahme des Inventarii nicht werde verfahren werden können. Bey der Gelegenheit habe er sie im Laufe des Gesprächs gefragt, wenn eher sie das Haus räumen werde, und sie habe darauf nichts weiter erwidern können, als daß sie dies thun werde, sobald das Inventarium aufgenommen und sie wegen Räumung des Hauses von der Domainen Direction aufgefordert worden, indem sie hoffe, daß man ihr die nöthige Zeit gestatten werde, die im Hause habenden Meublen nach einem anderen Local zu bringen. Um ein Uhr Mittags sey sie wieder zurück nach Rothensee gefahren, habe jedoch die Schlüßeln des Hauses in den Händen des Herrn Bachelet, Employè im Bureau des Herrn Maillard mit dem Auftrag zurückgelassen, sobald sich Herr Stegemann oder jemandanders an seine Stelle zur Aufnahme des Inventarii finden würde, die Zimmer zu öffnen.
    Nach der Anzeige des Herrn Bachelet, welcher ebenfalls mit gegenwärtig war, hat sich gestern Vormittag um Neun Uhr der Herr Post=Director Faure mit einem Mann, der sich für einen Abgeordneten des Herrn Stegemann ausgab, eingefunden. Beyde hätten die Öffnung der Zimmer verlangt, und nachdem er sofort diesem Verlangen genügt, hätten sie das Inventarium in seiner Gegenwart aufgenommen. Nach Beendigung desselben hätten sie die Schlüßel des Hauses verlangt, auch von ihm gefordert, daß er sofort die Zimmer räumen solle. Er habe in Rücksicht der Abwesenheit der Madame Moisez, und da sie zur Räumung des Hauses von Seiten der Domainen Direction bis jetzt nicht aufgefordert worden, solches verweigert, dabey aber wiederholt, daß Madame Moisez sich den Verfügungen des Gouvernements auf keinen Fall entgegensetzen würde, auch den Abend, als gestern zur Stadt komme, und mit dem Herrn DomainenDirector Voigtel die erforderliche Vereinigung darunter gewiß treffen werde. Bey dieser seiner Erklärung, welche in den Protocoll über das Inventarium mit aufgenommen worden hat der Herr PostDirector Faure sofort erklärt, daß er Besitz vom Hause nähme, und hat ohne allen Umständen durch sämtliche im Haus gegenwärtigen Postillions alle der Madame Moisez zugehörige in den Zimmern befindlich gewesene Meublen fort, und in den oberen Saal bringen lassen, wo sich solche bey der Ankunft des unterzeichneten Notar sämtlich durcheinandergeworfen befanden.
    Auf Verlangen der Madame Moisez ist hierüber dieses Protocoll aufgenommen, um dessen schleunige Ausfertigung sie bat.
    So geschehen an dem oben bezeichneten Orte, Jahre und Tage und nachdem dieser Act der Madame Moisez und dem Herrn Bachelet in Gegenwart des Capitaine der Gensd armerie Herr Christian von Hendorff und des Gardisten der Departemantal Compagnie Johann Andreas Göldner beyde zu Magdeburg wohnhaft, als gesetzlich zuläßigen Instrumentszeugen wieder vorgelesen und in französischer Sprache erklärt worden, haben sich solchen Genehmigt und nebst Zeugen wie folgt

    Henriette Moisez nèe Maillard....................Bachelet
    Wilhelm Christian Arnold von Hendorff
    Johann Andreas Göldner

    eigenhändig unterschrieben, welches von dem Notar durch dessen Unterschrift versichert wird.
    Peter Friedrich
    N i t z e"

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    die Inbesitznahme der Buschschen Curie traff nicht unbedingt auf Gegenliebe, wie der nachfolgende Brief noch zeigt:

    "Königreich Westphalen.................... Ministerium der Finanzen, des Handels
    ................................................... und des öffentlichen Schatzes
    .......................................................... Cassel, den 3. July 1812

    Mein Herr Generaldirector.

    Aus den hierbey zurückerfolgenden Original-Beilagen Ihres Berichts vom 30. v. M. Nr. 6752 habe ich misfällig ersehen, daß der Postdirector Faure zu Magdeburg, ohne die verordnete Übergabe der Buschschen Dom-Curie durch den dortigen Domänen-Director abzuwarten, sich auf eine ordnungswidrige und unanständige Weise eigenmächtig in den Besitz derselben gesetzt hat.
    Der gewesene Domcapitular von dem Busche war zwar nicht berechtigt, nach geschehener Aufhebung des Domstifts noch den mit mitgetheilten Mieths-Contract über die gedachte Curie abzuschließen und kann daher das Gouvernement dadurch von der freien Disposition über jenes Gebäude nicht behindert werden, indessen gereicht das nicht zur Entschuldigung des durchaus vorschriftswidrigen höchst unschicklichen und strafbaren Benehmens des Herrn Faure. Ich habe die General-Direction der Posten angewiesen, denselben sofort zur Verantwortung zu ziehen, und mir zur gebührenden Ahndung zu übersenden, zugleich aber den Befehl zu erteilen, bis zur erfolgten Übergabe aller Dispositionen über gedachte Curie, in welche er vorher nicht einen Schritt weiter zu setzen hat, sich zu enthalten, und ihm zu eröffnen, daß er für die Folgen der gegen den General-Commissaire sich erlaubten gesetzwidrigen Störung im Besitze ohne Concurrenz des Gouvernements ganz allein verantwortlich und verhaftet bleibe.
    Übrigens wollen Sie die Verfügung treffen, daß die Übergabe der qu. Curie ohne weiteren Verzug geschehe und zugleich den Domänendirector Voigtel anweisen, das dasige alte Postgebäude von der zu dessen Überlieferung instruirten Postdirection zu übernehmen, wegen dessen Benutzung ich demnächst ihren gutachtlichen Vorschlag entgegensehe.

    Genehmigen Sie die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung
    Der Minister
    Malchus"

    Diese widerechtliche Inbesitznahme, zog auch nach dem Königreich Westphalen einen weiteren "Rattensachwanz" nach. Möglicherweise führte auch die Aktion des Postdirektor Faure dazu, dass sein Vorgänger Bluhm wieder eingesetzt wurde.
    (Bei der Ermittlung der genauen Daten der einzelnen Postdirektoren, bin ich noch dabei...)

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf