Informationen zu Magdeburg...

  • Lieber Magdeburger,

    stellvertretend für viele andere hier möchte ich mich herzlich bei dir bedanken für diese hochinteressanten, historischen Einblicke in wechselvoller Zeit.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    in der Zwischenzeit sind etwa 160 A4 Seiten zu diesem Posthaus, dass in der Kreuzgangstrasse 6 / Ecke Poststrasse, zusammengekommen.
    Vieles schönes und interessantes ist zu erfahren. Einiges werde ich hier noch zum Besten geben können und ganz am Ende bin ich auch noch angelangt.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    im letzten eingestellten Brief ging es im letzten Absatz und die Übergabe des "alten" Posthauses an die Kriegs- und Domänen Kammer.

    Einen Eindruck über den Zustand des Hauses kann hier noch geonnen werden:

    "Nro 3798..................................... Direction der Domainen des Elb-Departements.
    des Ordnungs-Registers............................ Magdeburg, den 14ten Juli 1812

    In Verfolgung des hochgeneigten Rescripts vom 5ten d. M. Nr. 7356 ist die vormalige von Buschesche Curie dem Herrn Post-Director Faure von mir übergeben worden. Hinsichtlich des ehemaligen Posthauses aber ist die Übergabe von Seiten des Herrn p. Faure an mich noch nicht erfolgt, weil, die mir derselbe unterm 8ten d. M. meldet, hierzu noch keine Authorisation der General-Post-Direction bey ihm eingegangen sey, welche erst alsdann erfolgen werde, wenn des Herrn Finanz-Ministers Excellenz über die künftige Bestimmung des quest. Gebäudes disponiert haben würde, wie Eine Hochlöbliche General-Direction das quest. Haus zu benutzen beabsichtigt.
    Zum Verkauf kann ich jetzt nicht rathen; es ist zu alt, befindet sich in einer abgelegenen Gegend nahe bey dem Militair-Hospital und ist nur für etwa einen Fuhrmann brauchbar. Da sich der Miethswert nicht bestimmen läßt, so würde zur Bestimmung eines Einsatz-Preises bey meistbiethender Vermiethung eine Taxe aufgenommen werden müssen. Wenn dieses geschehen, soll, da mir für jetzt allerdings eine Vermiethung auf ein oder zwei, höchstens 3 Jahre das rathsamste zu seyn scheint, so bitte ich ganz gehorsamst, mich baldigst dazu zu authorisiren, und mich zugleich hochgeneigt zu bescheiden, ob ich das quest. Haus in obriger Art öffentlich ausbiethen soll, wobey es, da die Einwohner jetzt Miether suchen, welche sie Michaelis beziehen können, nöthig seyn wird, bey der zu beschleunigenden Resolution mich zugleich zu authorisiren, dem Meistbiethenden den Zuschlag unter den gewöhnlichen Bedingungen sogleich ertheilen zu können.
    Ebenso ist es die höchste Zeit, daß über die Curien disponiert wird, da solche zum Theil leer stehen, und alle Lasten, selbst die so ganz außerordentlich drückende Einquartierungslast davon getragen werden muß.

    Der Director der Domainen des Elb-Departements.
    Voigtel"

    Diesen Vorschlag wird zugestimmt, der Postdirektor Faure wurde aufgefordert das alte Posthaus zu übergeben.
    Schlußendlich noch die entgültige Übergabe des Posthauses...

    "An Eine Hochlöbiche General-direction der Domainen
    zu Cassel

    Nro. 4316...............................Domainen Director des Elb-Departements.
    des Ordnungs-Registers.................. Magdeburg, den 14. August 1812

    Die Übernahme des alten Posthauses allhier betreffend.

    In Verfolg meines Berichts vom 14ten v. M. Nro 3798 beehre ich mich, Einer Hochlöblichen Gerneral-Direction der Domainen hierdurch ganz gehorsamst anzuzeigen, daß der Herr Post-Director Faure mir nunmehr am 13ten d. M. besage des in Abschrift anliegenden Protokolls von demselben Dato das ehemalige Posthaus allhier übergeben hat, und werde ich auch wegen dessen Benutzung nach dem heute eingegangenen Rescripte vom 11ten d. M. Nro 8815 achten, bemerke jedoch vorläufig, daß die innere Einrichtung dieses alten Gebäudes von der Beschaffenheit ist, daß ohne Verwendung einiger Baukosten kein erwünschtes Mieths-Gebot zu erwarten ist.
    In Ansehung der Wohnung des Einnehmers der indirecten Steuern im Nebenhaus habe ich bey dem Herrn Steuer Director Villaret auf dessen Räumung angetragen.
    Der Director der Domainen des Elb-Departements

    Unterschrift"

    und das Protokoll hierzu:

    "Königreich Westpahlen...................................Geschehen zu Magdeburg den dreyzehnten
    Departement der Elbe............................................August Eintausend Acht-Hundert und Zwölf

    Nachdem von des königl. Westphäl. Herrn Finanz-Minsters Excellenz die Verfügung getroffen worden, daß das bisherige hiesige Posthaus der königl. Domainen Administeration allhier Statt den der königl. Post Administration bereits übergebenen vormals von Buscheschen Curie abgetreten werden sollte, so ward zur Übergabe des gedachten ehemaligen Posthauses der heutige Termin verabredet und dieses Geschäft von dem Unterzeichneten und durch das Schreiben der Hochlöblichen General Direction der Posten vom 10. July d. J. authorisirten Post-Director Faure, ingleichen von dem vermöge Decretes des Herrn Domainen Directors Voigtel hierselbst dazu beauftragten Domainen Inspector Faber folgendergestalt bewirkt.
    Man begab sich nachmittags um drey Uhr in das ehemalige unweit des Domplatzes an der Ecke der Poststraße belegene Posthaus, von welchem durch den königl. Bau-Conducteur Herrn Rohde bereits in verwichenem Monat ein Gebäude Inventarium aufgenommen worden war, und nochdem letzteres nochmals durchgegangen, und mit der baulichen Beschaffenheit des zu übergebenden Hauses übereinstimmend befunden worden, so überlieferte der unterzeichnete Post-Director Faure Nahmens der königl. Post-Administeration den ebenfalls mit unterschriebenen Domainen Inspector Faber die nach dem erwähnten Inventario verhanden seyn sollenden sämtlichen Schlüssel zu dem Wohnhaus und dessen Nebengebäuden und erklärte, daß er von jetzt an die königl. Domainen Direction allhier nach Innhalt des als richtig anerkannten Inventarii in den Besitz des gedachten bisherigen Posthauses nebst allen Zubehör setze und derselben die freye Verfügung darüber, bloß mit Vorbehalt der ihm und den vorigen Post-Directoren Herrn Blume und Pauli darin nach Ausweisung des Inventarii noch eigenthümlich zustehenden kleineren Pertinenzien einräume.
    Der Domainen Inspecteur Faber acceptirte vorstehende Erklärung, nahm die ihm ausgehändigten Schlüssel in Empfang und bekannte, daß solchergestalt die Übergabe des in Rede stehenden Posthauses an die königl. Domainen Parthie vollzogen sey, worauf das in duplo ausgefertigte Inventarium von beyden Theilen durch Unterschrift genehmigt und von jedem Theile ein Exemplar davor übernommen wurde.
    Zu bemerken ist nur noch, daß das im Inventario sub B erwähnte Locale des sonstigen Bureau für die Steuer-Einnehmer heute nicht geöffnet werden konnte, da der Steuer-Einnehmer seine Effecten darin noch verwahrt, und soll daher von Seiten der königl. Domainen Direction dessen Räumung so wie die Auslieferung der Schlüssel urgirt werden.
    Hiermit ist dieser Übergabe Act beschlossen und vorstehendes darüber aufgenommenes Protokoll noch erfolgter eigenhändiger Unterschrift dreyfach in originaliter angefertigt worden.

    So geschehen, wie oben.
    Faure.................................................Faber
    Direct. des Postens.................Domainen-Inspecteur im Elb-Departement."

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    nach bewegten 143 Jahre (1669 - 1812) versuchte man dieses Haus irgendwie nun es einen neuen Zweck zukommen zu lassen. Interessant dazu fand ich dazu noch diesen Brief:

    "An eine Hochlöbliche General-Direction
    der Domainen zu Cassel

    Nro 4733...........................................Domainen-Direction des Elb-Departements
    des Ordnungs-Registers.............................. Magdeburg, den 8ten September 1812

    In Verfolg meines ganz gehorstamsten Berichts vom 1ten d. M. Nro 4654 beehre ich mich Einer Hochlöblichen General-Direction ganz gehorsamst anzuzeigen, daß sich jetzt nach dem Licitations-Termin ein Miethsliebhaber zu dem ehemaligen Posthaus in der Person des Gastwirts Fricke zu Brandenburg gefunden hat, welcher dasselbe mit Übernahme aller Lasten auf 3 Jahre pachten will, jedoch nur unter der Bedingung, daß man ihm die Erlaubnis erteile, Freudenmädchen dain halten zu dürfen. Wenn nun gleich ich bezweifle, daß man ein Gebäude, welches so lange dem staatlichen Dienste gewidmet gewesen ist, zu dem von Fricke beabsichtigten Zweck benutze, so habe ich doch nicht unterlassen wollen, bey Einer Hochlöblichen General-Direction ganz gehorsamst anzufragen, ob ich mich in weitere Unterhandlungen mit dem Fricke hinsichtlich der Vermiethung des quest. Gebäudes einlassen soll oder nicht, und bemerke nur noch, wie der Fricke bey der nicht kleinen Anzahl solcher öffentlichen Häuser in hiesiger Stadt wohl nicht leicht die Erlaubnis zur Etablirung einer solchen Wirtschaft von der Mairie erhalten wird.

    Unterschrift."

    Naja, daraus wurde dann doch nichts und so kam es zu einer Schenkung an die Stadt Magdeburg.

    Eine weitere Notiz habe ich noch gefunden:

    "Aus den Akten I A P 273 des Stadtarchivs Magdeburg

    In einem in dem vorgezeichneten Aktenstück eingehefteten Stück (Nr 27) der Magdeburgischen Zeitung vom 1820 bezw. des Magdeburger Intelligenzblattes befindet sich folgende Bekanntmachung:

    „(Hausverkauf) Das der Stadt gehörige ehemalige Posthaus, an der Ecke der Kreuzgang- und Poststraße belegen, soll in Termino den 25ten März dieses Jahres, vormittags um 11 Uhr, auf hiesigem Rathaus zum öffentlichen Verkauf augeboten werden; weßhalb wir Kauflustige hierzu einladen, mit dem Bemerken, daß die Verkaufs-Bedingungen in unserer Registratur einzusehen sind.
    Magdeburg, den 23. Febr. 1820 Der Magistrat der Stadt Magdeburg Francke" "

    Naja, mal sehen, ob ich noch einiges aus der Zeit danach in Erfahrung bringen kann...

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    Zitat

    Naja, mal sehen, ob ich noch einiges aus der Zeit danach in Erfahrung bringen kann...

    das hoffe ich doch!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ulf,

    das ist phantastisches Material, dass du da ausgräbst !
    Danke für deine Mühe hier und bitte mehr davon !

    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Liebe Sammelfreunde

    ich möchte mich erst mal für das Lob recht herzlich bedanken.

    Leider waren nur wenige postalische Informationen in dieser Acte enthalten. Jedoch sind in der Zwischenzeit einige weitere „Sachen“ bei mir eingeflogen.

    Das Haus in der Kreuzgangstrasse 6 kann als erstes „echtes“ Posthaus angesehen werden.

    Davor gab es einen städtischen und später noch einen kurbrandenburgischen Postmeister. Im Juni 1666 kam es zur „Zwangvereinigung“ beider Postämter und der bisherige städtische Postmeister Jobst Böckmann führte dieses bis zu seinem Tode am 22.11.1666. Er wohnte im dem Hause „Zum Lindwurm“ (Breiter Weg 141)

    Dazu habe ich aus dem Buch „Häuser mit Hauskennzeichen in der ehemaligen Altstadt von Magdeburg“ von Günter Hammerschmidt und Angaben, welche mir von der Familie Alemann zur Verfügung gestellt wurden, einiges zusammengestellt:

    "Das Haus wurde nach der Zerstörung im Mai 1631 für mehr als 1000 Thaler neu aufgebaut. Das Erdgeschoß bestand aus einem Landen und mehreren Wohnstuben, im Obergeschoß gab es einen großen Versammlungsraum. Anfang des 16. Jhd. gehörte das Haus dem Kämmerer Ebeling Alemann, welcher 1543 starb (nach der Familienangaben 1573), welcher den Buchdrucker Michael Lotther aus Wittenberg „überredete“ nach MD zu kommen und gewährte der Druckerei um 1529/31 Quartier in seinem Hause und gehörte zu dem Herausgebern und Förderung der "Magdeburger Centurien".
    Danach gehörte es ab 1550/51 dem Kämmerer Moritz Alemann, um 1560 wurde es von der Magdeburger-Brüderschaft übernommen. Im Jahre 1664 entstand die "Magdeburgische Zeitung" durch das Zusammenwirken der Buchhandlung des Jakob Ficke und der Poststelle des Kaufmanns und städtischen Postmeisters Jobst Böckmann"

    Magdeburger_Centurien

    Magdeburgische_Zeitung

    Der Postmeister Justus Bulcke hat darin gewohnt für 120 Thaler Miete jährlich zumindestens bis zum Kauf des Posthauses in der Kreuzgangstrasse.

    Das Bild "Zum Lindwurm" wurde mir freundlicherweise von der Familie Alemann zur Verfügung gestellt wofür ich mich bedanke.

    Auf der Karte, welche ich für 1 Euro bei Ebay erstanden habe, zeigt Magdeburg um 1590. Der Ausschnitt zeigt nur noch Magdeburg und ich habe die Positionen der beiden Häuser eingetragen.

    Noch die Seite der Familie von Alemann
    von Alemann

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    Ehre, wem Ehre gebührt! Die Karten und die Photographie machen Postgeschichte lebendig, auch wenn die geschilderten Ereignisse schon lange zurück liegen. Prima - bitte weiter machen. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    ich habe mir nie träumen lassen, dass ich einmal alte Postkarten oder Foto von Magdeburg suche. Glücklicherweise ist die Suche begrenzt. Habe heute noch einen Fotoverein in MD angeschrieben. Eventuell gibt es dort Personen, welche solche von mir gesuchten "Bilder" haben. Zumindestens wurde meine Anfrage beantwortet und darin hieß es, dass man sich meinem Problem annehmen wird. :):):)

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    das klingt alles sehr positiv. PO hört nicht auf, sie ändern nur ihre Erscheinung. Alte Ansichtskarten können auch helfen, noch ältere PO - Fragen zu benatworten.

    Viel Glück bei deinen weiteren Unternehmungen!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammelfreunde

    Zum Posthaus in der Kreuzgangstrasse noch einigw Anmerkungen:

    Die Postmeister wohnten wahrscheinlich von Erwerb an „kostenlos“ in dem Hause, spätenstens jedoch ab 1698. Dafür mußten sie jedoch daß Haus aus eigener Tasche in „Königlichen Würden“ halten, was sicherlich sehr schwer war. Einiges ist dazu auch schon hier geschrieben wurden. Zwei "Anmerkungen" aus den fast letzten Jahren dazu noch:

    Auszug aus dem Bericht des Postdirectors Pauli vom 21.6.1794

    "Das hiesige alte Posthaus droht an verschiedenen Stellen der Einsturz. .... Eure Excellenzen kann ich auf das gewißenhafteste versichern, daß es gar nicht mein Antrieb ist, daß diese (vom Geheimen Rath Stegemann) veranschlagte Reparaturen vorgenommen werden sollen; die Bausachverständigen dringen aber darauf, weil Lebensgefahr bey deren ferner Unterlaßung zu besorgen ist."

    Auszug aus dem Bericht des Postdirectors Pauli vom 1.9.1795

    ".... Kaum aber hatten die Werkleute die erste Hand angelegt, so stürzte die ganze nach dem Post-Hause zu stoßende maßive Wand in dem VorderHause, gerade an dem Orte, wo das Post-Comtoir etabliert ist, ein. Eben dieses ist schon vor mehreren Jahren der Vorder-Mauer nach der Poststraße zu begegnet, welche darauf neu aufgeführet werden müßen. Die Ursach dieses Einsturzes entdeckte sich gar bald, denn man fand in der eingefallenen Mauer verbrannte Balken-Köpfe und mehreres eingebranntes Holz, woraus man deutlich abnehmen konnte, daß dieses Haus im dreißigjährigen Kriege im Jahre 1631 mit abgebrannt gewesen, daß man bey dem Wieder-Aufbau desselben die alten ausgebrannten Mauern stehen gelaßen und nur so viel mit neuen Mauerwerk verstärkt habe, als nöthig erachtet worden, neue Balken zur Decke aufzubringen. (* eingefügt : Da nunnach den Regeln der Baukunst, ein solches Mauerwerk einmals eine solide Festigkeit erhalten kann,) So war es auch ganz natürlich, daß solches (Mauerwerk) bey der geringsten Erschütterung zusammenfallen mußte, und ist es für kein geringes Glück anzusehen, daß dieser Vorfall ohne jemandes Beschädigung abgelaufen ist."

    Zum Haus selbst existierte noch dieser Eintrag:

    "Ein Stifts-Curien-Haus gegen die Stiftskirche ueber, so jetzt das königl. Post-Amt besitzet. Nahme des Besitzers: Capitulum Sti. Nicolai in Magdeburg. Rubrica I (Titulus professionis): ist zwar Eigentümer dieses vormaligen Curien-Hauses, welches dessen Senior Franz Ernst von Mynsicht auf eine wüste gelegenen, von ihm optierten Curien-Stäte gegen die ihm vom Capitulo unter 16. Juli 1653 erteilte Versicherung wieder aufgebaut, daß ihm und seinen Erben solange, bis die verwendeten Baukosten bezahlt, das Recht zum Besitze verbleiben, ihnen auch solches einem anderen abzutreten zustehen solle...."

    Weiterhin wurde mir noch folgendes mitgeteilt:

    Kreuzgangstrasse 6
    "Kurie des Stiftes St. Nikolai, dann Postamt - Vor 1631 war das Haus ein Kuriengebäude des Nikolaistiftes, dann nach der Zerstörung 1631 lag es brach und wurde ab 1653 vom Kanonikus und späteren Stiftssenior v. Mynsicht bebaut, der es 1669 an den preußischen Staat übergibt, welcher es zum Postamt macht. Der Postmeister Bulke und seine Nachfolger sorgen für den weiteren Ausbau des Hauses. Es gab wohl einigen Streit um das Haus (so wegen des brandtgefährdeten Strohdaches), insbesondere aber versuchte das Stift mehrfach sein Vorkaufsrecht einzuklagen und das Haus zurückzugewinnen, was immer mißglückte."

    Zum vorläufigen Schluß noch eine Karte, welche das Posthaus von der Giebelseite her zeigt......

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    das neue Posthaus in dem Breiten Weg 205 befand sich fast gegenüber vom Domplatz (also vom bisherigen Posthaus nur wenige Meter entfernt). Eine zentrale Lage war somit auch nicht gegeben.

    Einige Zeit später wurde das Haus Breite 204 mit dazu gekauft und erst zu Reichspostzeiten das Haus der No 206. Insgesamt war dieses Gebäude bis zum Verkauf vor einigen Jahren das Postamt dieser Stadt.

    Bereits in einem Schreiben an dem Präfekten Schulenburg-Emden vom 19. Octbr. 1810 wurde die No 206 zu Kauf angeboten. Es ist zwar nicht mehr mein "Zeit", jedoch denke ich, dass es hier mit dazu paßt.

    "Hochgebohrener Herr Graf, Höchzuverehrender Herr Präfect!

    Ich höre, daß Euere Hochgräfl. Gnaden ein beßeres Locale für die hiesige Post=Expedition suchen und bin deshalb so dreiste, Demselbem mein am breiten Wege gelegenes Haus Nro 206 neben d. Herrn Domherren v. d. Busche für Rtlr 9000 Gold baar unterthänigst anzubieten.
    So wenige Häuser sich zur Post=Expedition eignen, so glaube ich doch daß sich das meinige ganz darzu paßt.
    1. hat es eine bequeme Auffahrt und einen ziemlich großen Hof
    2. hat es eine bequeme Ausfahrt nach dem Sudenburger und Ullrichsthor hin
    3. können en patterre recht füglich vier bureaux an und nebeneinander angebracht werden,
    4. die mittlere Etage enthält eine so schöne Wohnung, sowie die dritte gut und für 100 Rtlr Gold vermiethet ist,
    5. enthält es ein sehr großes und ein kleines Hinter=Haus nebst einem Hintergebäude sowie
    6. alle nöthigen Hauseinrichtungen.
    Wenn Dieselben darauf reflectiren sollten, so werden Sie mein Haus untersuchen lassen, und das gute desselben näher kennen lernen.

    Mit der größten Ehrerbiethung beharre Ew. Hochgräflichen Gnaden
    unterthänigster Diener
    Der Kaufmann C. J. Steinbeck."

    Und noch einpaar Karten mit dem "neuen" Postamt

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    irgendwann komme ich sicherlich nochmals auf die verschiedenen Posthäuser sowie den Postmeister zu sprechen.
    In letzter Zeit sind bei mir noch eine Menge an Informationen eingetroffen und müssen erstmal alle durchgearbeitet werden.

    Heute mal einige wenige Informationen zum Bahnhof am Fürstenwall-Ufer.
    Als erstes endete dort die Eisenbahnverbindung von Leipzig. Die von Berlin endete anfangs auf der anderen Seite der Elbe. Erst durch den Bau der "Königsbrücke" war ein Anschluß an diesem Bahnhof gegeben.

    Zur MD - Leipziger Strecke zeige ich auch hier eine Zeitungsseite, welche ich in vier Teile zerlegen mußte.

    Nach langen Suchen habe ich dann endlich eine Karte zum Elbebahnhof bekommen.
    Leider war zur Zeit der Karte der neue Bahnhof schon in Betrieb. Dazu hier folgender Link:

    Bahnhof

    Auf der Karte erkennt man noch in Höhe der Brücke das alte Bahnhofgebäude.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Hallo Taxis107

    interessant ist die Seite 65 sowie die Einlagen zu den Postkursen.
    Ich habe es als Reprint und hoffe demnächst auch aus den späteren Jahren die Namen der Postangestellten zu bekommen.
    ( Ein befreundeter Sammler kümmert sich darum... )

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    ich möchte mal ein paar allgemeine Worte zu dieser (meiner) Stadt schreiben. Schön finde ich in diesem Zusammenhang die Worte, welche F.A. Wolter in dem Buch "Geschichte der Stadt Magdeburg" niederschrieb:

    Wer die erste Hütte am Ufer unserer Elbe genaut, des Namen nennt keine Chronik, aber weit zurück in das vaterländische Altertum gehen die Spuren des Anbaues, und die Sage von dem Tempel, einer Jungfrau geheiligt, ist es, um den sich der Ursprung dreht.

    Eine Gründung durch die Römer wird zwar hier mit erwähnt, jedoch für sehr unwahrscheinlich gehalten.
    Weiter heißt es dann:

    Wahrscheinlicher als die sonstigen über Ursprung und Namen der Stadt aufbehaltenen Sagen und Vermutungen ist die durch gleichzeitige Schriftsteller allerdings auch nicht beglaubigte Angabe, Magdeburg sei im sechsten Jahrhundert von den Sachsen erbaut, welche sich von Holstein über Westfalen verbreitet und, nachdem sie in Gemeinschaft mit den Franken 531 das thüringische Reich zerstört, in dem zwischen Unstrut, Saale und Elbe belegenen Teile Nordthüringens, ihnen zugefallenen Gau eine Stadt begründet und dieser zu Ehren der jungfräulichen Freya, der altsächsischen Gottin der Liebe und Führerin der Walküren, oder der Ostara, der Frühlingsgöttin, welche bei ihnen besonders verehrt wurden, den Namen Magdeburg gegeben hätten. Unterstützt wird diese Annahme durch eine aus dem zehnten Jahrhundert stammende, auch in der Rathsmannschen Geschichte der Stadt Magdeburg erwähnte und neuerdings weiter ausgeführte Nachricht, daß sich von hiesiger Gegend aus zwischen Elbe und Weser bis nahe an die Ausflüsse beider Ströme ein großer "Magetheide" genannter Wald erstreckt, nach welchem sowohl die Stadt als der ganze Landstrich seinen Namen erhalten habe. Fände sich ein Anhalt dafür, daß die Magetheide Sitz und Heiligtum der jungfräulichen Walküren und ihrer Führerin, der Freya, gewesen, so würde dadurch die Angabe, daß der Name der Stadt auf die Göttin Freya zurückzuführen sei, an Wahrscheinlichkeit gewinnen, denn die Ehre der deutschen Götter wohnte nicht in Tempeln oder Burgen, sondern in der freien Natur, in welcher nur die Stille des Hains besonders geheiligt war.

    Magdeburg wird 805 erstmalig mehrfach urkundlich erwähnt.
    Soweit bekannt, dürften die ersten Ansiedlungen südlich vom Domfelsen gelegen haben.
    Auf dem Felsen selbst wurde ein Kastell, später das Königpfalz von Otto I. errichtet und der eigentliche "Handelsplatz" zog zeitgleich in nördlicher Richtung, was heute als "Alter Markt" bezeichnet wird. Dieser Platz blieb jedenfalls das Zentrum der Altstadt.
    Der Domfelsen ist dem "Neuen Markt" zuzuordenen und war später die südliche Grenze. Entfernungstechnisch sind die beiden Plätze etwa 800 Meter voneinander entfernt. Insgesamt erreicht die Altstadt um 1250 etwa ein Größe von 2 km^2. Schließlich wurde sie durch eine Festungsanlage umgeben, welche dann eine weitere Flächen-Expansion für sehr lange Zeit verhindet.

    Der Ort zeichnete sich durch die Teilung der Elbe aus, so daß hier ein leichter Übergang möglich war. Es wird auch berichtet, das die Furt vom "Domfelsen" zum "Alten Markt" verlegt wurde. An deren Stelle trat die spätere Strombrücke.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf