Berlin-Marken und Ganzsachen in Bayern verwendet

  • Hallo stampmix,

    4.8.51 die Sondermarke, aber 7.8.51 die Notopfermarke - dass die Post das so noch akzeptiert hat? Aber du hast schon Recht, es ist ein Beleg, der zwei Seiten hat, im wahrsten Sinn des Wortes.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • 4.8.51 die Sondermarke, aber 7.8.51 die Notopfermarke - dass die Post das so noch akzeptiert hat?
    Aber du hast schon Recht, es ist ein Beleg, der zwei Seiten hat, im wahrsten Sinn des Wortes.

    hallo bayern klassisch,

    diese Ereigniskarten waren damals sehr beliebt und wurden als Blanko-Karten verkauft. Manch eine wurde später zuadressiert um eine Verwendung zu dokumentieren. Als Drucksache ohne Text war keine Notopfermarke erforderlich, so daß die Postbeförderung möglich, aber nicht nachweisbar ist. Ähnlich verhält es sich mit zuadressierten Auslandskarten ohne Bearbeitungs-, Zensur- oder Ankunftstempel.

    Die adressierte, glaubhaft beschriftete und mit Notopfermarke frankierte Ereigniskarte spricht allerdings für eine Bedarfsverwendung. Ist dann die Notopfermarke auch noch mit einem Tagesstempel entwertet, ist die Postbeförderung als gesichert anzunehmen. Dabei sind diese Tagestempel in der Regel nicht datumgleich mit dem Gelegenheitsstempel und kommen bis eine Woche später vor. Leider habe ich keine Informationen finden können, ob und wie das geregelt war.

    Bei der gezeigten Karte ist der Gelegenheitsstempel vom Samstag, 4.8.51 und die Kartenverwendung mit Tagesstempel vom Dienstag, 7.8.51. Vielleicht war Tante Hilde samstags nach der Götterdämmerung zu erschöpft und hat die Karte vergessen, oder die Karte lag dienstags vor Parsifal auf der Festspiel-Resterampe und musste schnell verwendet werden. Das allerdings werden wir wohl nicht mehr klären können; den gelobten Neffen wird sie aber mit ziemlicher Sicherheit auf dem Postwege erreicht haben.

    mit bestem Gruß
    stampmix

  • Hallo stampmix,

    danke für deine Erklärung(en) - ich dachte immer, das die Frankaturkraft einer Marke mit ihrer Entwertung (ob dafür eine Beförderungsleistung erbracht wurde, oder nicht) erloschen war. Aber auch ich lerne hier bei modernen Zeiten ständig dazu. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Zitat

    Hallo stampmix,
    danke für deine Erklärung(en) - ich dachte immer, das die Frankaturkraft
    einer Marke mit ihrer Entwertung (ob dafür eine Beförderungsleistung
    erbracht wurde, oder nicht) erloschen war. Aber auch ich lerne hier bei
    modernen Zeiten ständig dazu. :)


    Hallo Ralph,

    es gäbe noch eine weitere Möglichkeit der korrekten Anwendung der Postvorschriften. Wenn der Gelegenheitsstempel der Bayreuther Festspiele wie viele andere Stempel dieser Art auch eventuell mehrere Tage mit feststehendem Datum eingesetzt wurde, dann erklärt sich die Tagesdifferenz mit der bedarfsmäßigen Verwendung der Karte am 07.08.1951 und damit drei Tage nach dem erstmaligen Einsatz des Stempels.
    Vielleicht hat jemand den Bochmann zur Hand und könnte das einmal nachschlagen.

    Beste Grüße
    Rüdiger

    Beste Grüße

  • Hallo Rüdiger,

    das wäre auch eine Möglichkeit, die ich jetzt sehe.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • hallo zusammen,

    der Gelegenheitsstempel zu den Wagner-Festspielen Bayreuth ist der Bochmann Nr.13, der zu den Festspielen 1951-1956 verwendet wurde. Er hat eine frei einstellbare Datumswalze und ich habe für 1951 bisher folgende Daten registriert: 29.7.; 4., 6.-8.,10., 12., 15.-17., 22. und 26.8.1951. Ich vermute eher, dass die Belege nach Aufbringen der Briefmarke/-en bündelweise abgestempelt und dann abverkauft wurden. Aber wer weiss ...

    Ein einfacher Bedarfsbrief des Regensburger Briefmarkenhauses Decker&Haslach, der am 10.5.1951 als Einschreiben nach Frankfurt am Main gesandt wurde; frankiert mit 2 Marken 30Pf. Friedensglocke I. Rückseitig AKS(16) Frankfurt (Main) Rödelheim vom 11.5.51

    mit bestem Gruß
    stampmix

  • hallo zusammen,

    Marken der Berliner Dauerserie Bauten findet man nicht allzu häufig als Bund-Verwendung.

    Hier hat ein Exil-Berliner am 26.4.1951 seinem Kusinchen eine Glückwunschkarte gesandt, die er mit der 15Pf. Marke für die Flugpostbeförderung nach Berlin freigemacht hat. Die 15Pf. Marke der Berliner Bautenserie - für die Portostufe Flugpostkarte - zeigt sinnigerweise auch den Flughafen Berlin Tempelhof. Bei Postkarten nach Berlin war keine Notopfermarke zu verwenden.

    mit bestem Gruß
    stampmix

  • Hallo stampmix,

    feines Stück - als Liebhaber 5beiniger Schafe habe ich dazu mal eine Frage: Was wäre gewesen, wenn der Empfänger nicht mehr in Berlin, sondern im Bundesgebiet residiert hätte und man ihm den Brief hätte nachsenden müssen?

    Wäre dann der Wert einer Notopfermarke nachzufordern gewesen, oder hätte man das mit dem höheren Franko verrechnet?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern klassisch,

    Musst Du denn jetzt mit Deinen klassischen Spitzfindigkeiten auch noch die Modern-Sammler ganz Ga-Ga machen? :D
    Spaß beiseite - ich weiß die Antwort nicht. Aber eine Verrechnung mit dem Zuviel an Porto war sicher nicht möglich. Das Geld ging ja in ganz verschiedenen Kassen. Außerdem war für die 5 Pfennig die Luftpostleistung in dem von Dir konstruierten Fall ja schon erbracht. Ich glaube, dass es keine diesbezügliche Regelung gab und man großzügig auf die 2 Pfennige verzichtete, lasse ich aber gerne eines Besseren belehren.

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo stampmix,

    feines Stück - als Liebhaber 5beiniger Schafe habe ich dazu mal eine Frage: Was wäre gewesen, wenn der Empfänger nicht mehr in Berlin, sondern im Bundesgebiet residiert hätte und man ihm den Brief hätte nachsenden müssen?

    Wäre dann der Wert einer Notopfermarke nachzufordern gewesen, oder hätte man das mit dem höheren Franko verrechnet?

    hallo Bayern klassisch,

    du hast schon den richtigen Riecher zum Ganz-Reich-Werden. Mit deinem philatelistischen 5beinigen Schafs-Hammelsprung hätten sich Unmengen Zwangszuschlagsmarken sparen lassen. Und wie das die Druckereien entlastet hätte!!!

    Also wenn ich dich richtig verstanden habe: Man schickt seine Zwangszuschlagspflichtige (echtes Beamtendeutsch) Inlandspost an eine Berliner Korrespondenzadresse (also raus aus der Zwangsabgabenpflicht). Ganz korrekt ohne Notopfermarke frankiert, wo dann festgestellt wird, dass der Empfänger dummerweise in die Bundesrepublik (also wieder rein, jetzt ohne Zwangsabgabe) verreist ist und lässt sich die Post - wieder ganz offiziell und korrekt - ohne Notopfermarke nachsenden. Das macht pro Brief 2Pf., oder 10% aus und das hätte sich über die 7 Jahre und anschließend nochmal 60 Jahre Zins- und Zinseszins... ich stelle mir jetzt gerade mein Bad im Goldtaler-Tresor vor.

    Leider kann ich einen solchen Beleg nicht zeigen, was egal wie, nichts Gutes vermuten lässt...

    Grüsse aus Entenhausen
    stampmix

  • Hallo stampmix,

    ja, so habe ich gedacht. Wenn der Faktor Zeit nicht Priorität hatte, brauchte man ja nur einen, der in Berlin die Post umadressierte und 10% zu sparen war in dieser Zeit der knappen Finanzen doch ganz ordentlich. Gut, dass ich damals noch nicht gelebt habe ... ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,
    ich weiß, Du bist ein großer Fan von Ulm - Neu-Ulm oder Mannheim - Ludwigshafen und allen möglichen anderen Portoersparnissen - ich ja auch, wenn auch nicht ganz so groß. Aber Du glaubst doch bitte nicht im Ernst, dass die hier von Dir /Euch diskutierten Portoersparnisse damals von irgendjemandem systematisch betrieben wurden. Ich kann mir das jedenfalls beim besten Willen nicht vorstellen. Das glaube ich erst, wenn ich mindestens drei solche Belege gesehen habe. Und ich habe mich, wie Du weißt, früher durchaus auch mit jüngeren Briefen beschäftigt.

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber maunzerle,

    ich halte das auch für fraglich - es ging mir ja primär darum heraus zu finden, ob die durch die Nachsendung fehlenden 2 Pfg. noch nacherhoben wurden. Das war offensichtlich nicht der Fall.

    Aber meine Gedanken (Contra - Slg. wir danken dir) gehen halt immer unisono in die gleiche Richtung: Was wäre, wenn ...

    Daher bitte ich nach meinem cerebralen Outing um Milde in der Beurteilung.

    Vlt. findet sich ja doch einmal solch ein Brief, auch wenn ich dann ahne, wer ihn sich zuerst schnappen wird. :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • hallo zusammen,

    ein Brief von Deggendorf nach Unterföhring wurde am 14.7.1953 mit der Berliner Lortzing Marke nebst Notopfermarke frankiert und erhielt den schönen Sonderstempel (13b) DEGGENDORF / die Perle am Donaustrand.

    Den Blick sollte man aber auf die kleine Zwangszuschlagsmarke richten, die auf diesem Brief nicht hätte verwendet werden dürfen. Es handelt sich dabei um die (ausschließlich) in Württemberg vom 1.7.-31.12.1949 vorgeschriebene Wohnungsbau-Abgabe Marke, eine Berliner Notopfermarke mit dem roten (Aulendorfer) Aufdruck "Wohnungsbau- / abgabe".

    Diese mißbräuchliche Verwendung liesse jedes Sammlerherz höher schlagen, wäre die Marke nur vom Stempel erfasst worden. So aber läßt sich nicht feststellen, ob sie ursprünglich auf dem Brief verwendet wurde, oder aber nachträglich angebracht wurde - Schade!

    mit bestem Gruß
    stampmix

  • Hallo stampmix,

    ich gehe doch recht in der Annahme, dass eine 2 Pfg. Marke aufzukleben war und, hätte man dies vergessen, der Brief heute anders aussehen würde, als dieser.

    Demzufolge bliebe nur die eine Verfälschungsmöglichkeit, dass man eine gewöhnliche 2 Pfg. Notopfermarke abgelöst hatte, um diese hier zu platzieren.

    Wenn aber eine aufgeklebte Marke abgenommen worden wäre, um diese hier applizieren zu können, sollte man das in der Durchsicht des Briefes sehen können, zumindest kann das ein Prüfer allemal.

    Gab es eigentlich eine Vorschrift, die 2 Pfg. Marken nicht zu entwerten?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • lieber bayern klassisch,

    du hast mit deinen Überlegungen in allen Punkten recht. Aber....
    das , leider nicht ausschließbare, worst-case Szenario sähe so aus:

    Blanko-Umschlag mit Lortzing Marke beim Postamt mit dem schönen Sonderstempel versehen. Jahre später wird eine Adresse dazugeschrieben und der Beleg mit der Württembergischen Wohnungsbau-Abgabe Marke aufgehübscht. Und fertig ist die Bedarfspost-Rarität.

    Weniger drastisch, aber genauso möglich: durchgerutschter Brief ohne Zwangszuschlagsmarke, später mit der Wohnungsbau-Abgabe Marke versehen.

    In Anbetracht der Möglichkeiten nehme ich den Brief wie er ist und lasse es gut sein.

    NB, die Zwangszuschlagsmarken mussten auch entwertet werden, sonst hätte man mit der Zweitverwertung ja reich werden können.

    mit bestem Gruß
    stampmix

  • Lieber stampmix,

    diese Alternativen hatte ich schon befürchtet - eine Prüfung macht hier keinen Sinn? Ich könnte mir vorstellen, dass bei der gut möglichen Echtheit das Stück einen netten Wert hat, oder kann wer ein zweites Exemplar aus den Hut zaubern?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo stampmix,
    Nur zur Richtigstellung: Das ist kein Sonderstempel, sondern ein Handwerbestempel.
    Zur Unterscheidung siehe Scan (Quelle: Peter Zollner, Die Sonder- und Werbestempel von Straubing. Straubing, 1987, S.4f)

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    Bilder

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo zusammen,
    hallo maunzerle

    das Werk liegt zusammen mit anderen Büchern von Peter Zollner natürlich in der Bücherei des Vereins für Briefmarkenkunde Frankfurt am Main von 1878 vor. :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • diese Alternativen hatte ich schon befürchtet - eine Prüfung macht hier keinen Sinn? Ich könnte mir vorstellen, dass bei der gut möglichen Echtheit das Stück einen netten Wert hat, oder kann wer ein zweites Exemplar aus den Hut zaubern?



    lieber bayern klassisch,

    es gibt Hoffnung. Die Prüfung ist ein Fall für die Philatelistische Forensik, die hier mittels DNS-Analyse-Speichel-Verfahren (DASV) feststellen müsste, ob beide Marken vor 64 Jahren vom selben Täter abgeleckt wurden.

    mit bestem Gruß
    stampmix