Ellipsensegmentstempel, sog. Nierenstempel

  • Liebe Sammlerfreunde,
    Preussen führte ab 1824 in der Vormarkenzeit den Ellipsensegmentstempel, besser unter dem Namen Nierenstempel bekannt. Nur etwa 60 Orte hatten diesen Stempel, so dass in diesem Zusammenhang auch von einem Versuchsstempel gesprochen wird. Diese waren fast alle in der Markenzeit ausgemustert. Nur ganz wenige Briefe sind bekannt, die neben einer Marke auch noch einen Nierenstempel tragen. Entsprechend teuer sind die Belege.
    Hier zeige ich einen Brief, der von Zeitz nach Chemnitz ging. Dieser Brief bereitet mir bezüglich der Taxierung Schwierigkeiten. Zunächst ist eine blaue 2(Groschen) mit rot gestrichen. Dann befindet sich rechts oben was wie 4 1/2 aussieht und darunter nochmal eine rote 4, aber ein anderes Rot. Oberhalb des Stempels befindet sich noch eine kleine schwarze 3. Wer hilft weiter?
    beste Grüße
    preussen_fan
    Erwin W.

  • Guten Morgen Erwin,

    ich kenne den Zeitzer Stempel nur als Paketausgabestempel etwa 1825 bis 1832, also auch schon als recht frühe Dokumentation.

    Es gab mal einen Kurs von Zeitz über Meuselwitz nach Altenburg - ob es von dort auch noch nach Chemnitz ging kann ich nicht sagen.

    Die kleine 3 ist sicher eine Kartierungsnummer und ohne ein PV Preussen - Sachsen kann ich nichts zu Taxierung sagen. Persönlich erscheint diese mir recht hoch. Damit könnte oben 4 Loth stehen - 2 Sgr. für Preussen - 4 Gute Groschen insgesamt.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • lieber Ulf,
    danke für deine Antwort. 4 Loth, das ist stimmig, allerdings sind dann die 2Sgr. wohl zu wenig. Der preußischen Portotaxe von 1824 entnehme ich, dass bei 4 Loth die4 1/2 fache Briefgebühr anfällt.
    beste Grüße
    Erwin W.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber preussensammler,
    danke für den Link zu dem Brief aus Gefell. Aus diesem Ort habe ich auch einen frankierten Nierenstempelbrief, den ich nachfolgend zeige. Laut Angabe Preussenstudien Heft 45 Seite 52 sind folgende Orte mit Frankatur/ Ganzsache bekannt:
    Gefell, Gemünd, Guttstadt, Löbau, Niedersfeld, Potsdam (wobei meines Wissens in Potsdam der Nierenstempel dabei nur als weiterverwendeter Ausgabestempel verwendet wurde), Schleiden und Winterberg.

  • Lieber Erwin

    Das Portohandbuch hilft hier nicht weiter, da der Brief aus Preussen nach Sachsen lief. Von Zeitz nach Meuselwitz ist es nicht allzu weit. Vielleicht kann hier Michael mehr sagen...

    Zur Verwendung des Nierenstempel in Magdeburg hatte ich hier schon einmal etwas geschrieben.
    Ortsstempel von Magdeburg

    Ich müßte nur irgendwann mal Daten überprüfen.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier kann ich den Nierenstempel von Dirschau zeigen, verwendet bei der Paketausgabe.

    1837, von Pr. Stargard nach Dirschau
    Paketbegleitbrief für Akten in einer Pupillen Sache (hatten wir schon einmal ... ;) , betrifft Waisenkinder).

    Gruß
    Michael

  • lieber Michael,
    schön, dass du den Brief datieren kannst. Die meisten meiner Nierenstempelbriefe sind ohne Inhalt und leider nicht in der Jahreszahl festzulegen.
    Einen weiteren Dirschaubrief zeige ich hier (leider nicht datierbar)
    viele Grüße
    Erwin W.


    Hallo,

    so wie dieser Stempel aussieht, würde ich ihn auf jeden Fall nach 1837 datieren. Die Ausbrüche der Rahmenlinie sind ja auch bei anderen dieser Stempel bekannt.

  • liebe Sammlerfreunde,
    ich zeige hier einen Brief von POTSDAM nach COEPENICK. Abgeschlagen ist der Nierenstempel von Potsdam. Leider werde ich aus dem Brief gar nicht schlau. Die Adresse lautet: An den Magistrat zu Coepenick, Cito. Ganz unten zwischen Cito und Coepenick, das kann ich nicht lesen.
    Es muss sich wohl um einen Portobrief handeln, da der Freivermerk fehlt, oder uneten fehlt ein Teil des Briefes. Links ist in roter Tinte 31 3/4 ausgeworfenund wieder gestrichen. Rechts steht 38 5/12. Die Entfernung Potsdam - Cöpenick betrugca 6 Meilen. Wer kann den Brief interpretieren?
    beste Grüße
    preussen_fan
    Erwin W.

  • Hallo Erwin

    dort steht 1 R(eichsthaler) a?Courant - es ist ein Postvorschußbrief

    Allerdings finde ich keine Lösung zur Taxierung. Schon allein 31 3/4 ergibt kein Sinn, da dem aufgebenden Postamt nur 1 1/2 Sgr. ProCura zustanden. Schon ein Pfennige mehr Postvorschuß hätte 2 1/4 Sgr. gekostet.
    Ein einfacher Brief kostete 2 Sgr. - das Geldporto noch dazu weitere 2 Sgr. + die restlichen 1/2 Sgr. ProCura für das ausgebende Postamt ergeben unter normalen Bedingungen 6 Sgr. + Postvorschuß.

    Selbst wenn mit dem 1/4 Sgr. weiter gerechnet worden wäre, ergibt sich 36 1/4. Sgr. Eine Gewichtsnotierung ist nicht vorhanden...

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • lieber Ulf,
    ich habe mal im Buch "Preussische Porto Taxe" auf Seite 49 nachgelesen. Da stehen die Prokura - beträge so wie du beschrieben hast. ber darunter in den Beispielen würde bei 1 Reichsthaler Postvorschuss folgendes berechnet:
    Porto für den Vorschuss = 5 Sgr.
    Porto für den Brief = 5 Sgr.
    Procura = 2 Sgr.
    macht zusammen 12 Sgr.
    Das verstehe ich gar nicht.
    beste Grüße
    der leicht verwirrte Erwin W.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Guten Morgen Erwin

    siehe mal dazu auf Seite 1 im gleichen Buch.
    Das Beispiel bezieht sich auf genau dieser Briefbeschreibung.

    Beim ProCura war es üblich die Taxierung in 75% + 25% aufzuteilen. Dies gibt auch die Tabelle wieder. Bei dem Taxierungsbeispiel hat man das GesamtproCura genommen.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • liebe Sammlerfreunde,
    ich zeige hier einen Brief mit dem Nierenstempel von GEMÜND. Frankiert wurde eine 1Sgr.- Marke lilarosa Mi 2d, die mit dem Nummernstempel 475 entwertet wurde.
    Der Brief ging am 20.11.1850, also nur 5 Tage nach der Ausgabe der Marke nach Neuwied. (Die lilarosa Farbnuance entstammt den ersten Papierlieferungen aus dieser Zeit.)
    Entfernung Gemünd – Neuwied = 9 Meilen = 1.Entfernungsstufe zu 1Sgr.
    Nierenstempel als Aufgabestempel neben Marke sind sehr selten. Sie kommen vor von:
    Gefell, Gemünd, Löbau, Münster, Niedersfeld, Schleiden, Winterberg, von Potsdam nur als Packkammer-Ausgabestempel. Insgesamt ca 25 Belege.
    Siehe auch hier.
    beste Grüße
    preussen_fan
    Erwin W.

  • liebe Sammlerfreunde,
    ich zeige hier einen Brief mit dem Nierenstempel von SANGERSHAUSEN. Er wurde am 6.10.1826 versandt. Eigentümlich für den Nierenstempel von Sangershausen ist, dass der untere Rand fehlt.
    Ich komme mit dem Porto nicht klar. Es ist eine3/4 in roter Tinte geschrieben, in schwarzer Tinte durchgestrichen.
    Die Entfernung Sangershausen – Goslar betrug 11 Meilen = 5. Entfernungsstufe zu 3 Sgr. Wie ist die 3/4 zu verstehen?
    Links unten befinden sich noch drei Vermerke. Der untere lautet Porto notirt. Wer kann die anderen beiden lesen?
    beste Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan