Bayerische Postablagen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nils, so intensiv habe ich mich mit der Materie noch nicht befasst. Schwierig ist immer relativ, ich finde es aber einfacher etwas zu erlernen, wenn man mit anderen dikutieren kann und so Fehler aufgezeigt werden, denn aus Fehlern lernt man.
    Als Literatur finde ich hilfreich die "Allgemeinen Bestimmungen über die Benützung der königlichen Posten in Bayern" von 1858, da sind zumindest mal die grundlegenden Begriffe erläutert. Das einzige mir bekannte Werk das sich umfassend mit der Fahrpost beschäftigt, ist Fahrpost in Deutschland 1808-1923 unter besonderer Beachtung von Bayern und Preußen" von Christian Hörter.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Liebe Freunde,

    vor weit über 20 Jahren (hier spricht der Rentner! 8o:thumbup: ) habe ich mich für das Sammeln der Brief- und gegen das Sammeln der Fahrpost entschieden - das habe ich keine Sekunde bereut.

    Nachdem ich ein paar Tausend Seiten bayerische Verordnungen studiert hatte, war mir klar, dass man mit der Fahrpost mangels Masse keine Traumsammlung würde zusammenstellen können und diese Meinung habe ich bis heute nicht revidiert. Inland - kein Problem. Postverein - seltener, manches gar nicht zu beschaffen. Europäisches Ausland - bis auf die Schweiz und Frankreich praktisch kaum etwas zu bekommen und vom Rest der Welt reden wir besser nicht.

    Die Strukturen sind erlernbar, das ist weniger das Problem. Aber wenn es einem an Material mangelt und man nicht immer nur Nürnberg - Augsburg in Dutzenden von Facetten darstellen will, dann kann man das akzeptieren und etwas anderes sammeln, wie es die allermeisten machten und machen, oder man verschweißt sich in dieses Sammelgebiet und versucht nach ein paar Jahren Expertenstatus zu erlangen.

    Das Problem mit dem Buch von H. ist einfach, dass ich damals 2 oder 3 Dutzend toller und interessanter Fahrpostbelege hatte und nur die Hälfte war beschreibbar. Die anderen entzogen sich jeder Interpretation. Das ging aber nicht nur mir so, sondern vielen anderen Sammlern auch. Gerade deswegen bewundere ich diejenigen, die bei der Sache geblieben sind und sich durch kämpfen. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassischl

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Jeder muss nicht unbedingt ein Traumsammlung zusammentragen, oder wir haben verschiedenen Masstaben wenn wir eine Traumsammlung beschreiben wollen. Ich freue mich sehr über Briefe die ich nicht ganz beschreiben kann und die immer noch mit einige Geheimnisse "belastet" sind. Nürnberg-Augsburg mit Fahrpost ist vielleicht wie normalen Briefpost, schnell gelöst ;)
    Und wo man zwischenstaatliche Verkehr mangelt, kann man auch über den Teller gukken und andern "Tiefen" besuchen ;)

    Hauptsache - es macht Spassssssss :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo zusammen,

    mir geht es genauso wie bayern klassisch. Auch finde ich nicht den richtigen Zugang zur Fahrpost. Meine einzigsten Berührungspunkte derzeit sind die Postvorschüsse, da habe ich nämlich Belege, die mit Marken frankiert sind. Das dürfte es ja eigentlich gar nicht geben.

    Hallo Kreuzer, da ist wohl ein kleiner Tippfehler passiert. Das von Dir zitierte Werk von Christian Hörter lautet richtig: "Fahrpost in Deutschland 1808-1923 unter besonderer Beachtung von Bayern und Preußen" .

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo mal in die Runde

    bayrische Fahrpost ist leider nicht mein Gebiet...

    Für die Zeit des DÖPV mal einige Angaben, soweit diese auch innhalb dieser liefen:
    Nachnahmen konnten auch frankiert aufgegeben werden, jedoch war das Procura und die Fahrposttaxe dann auch komplett von Absender zu zahlen. Dies war bei baaren Einzahlung genauso, also Einzahlungsgebühr + Fahrposttaxe.
    In der Masse sind Nachnahmen eher porto gelaufen und baare Einzahlungen franco - das Gegenteil ist möglich, aber deutlich seltener. Dies gilt zumindestens bis zum Ende dieser Zeit so.

    Paketbegleitbriefe waren bis zum Gewicht eines einfachen Briefes portofrei, schwere wurden ebenfalls mit der Fahrposttaxe belegt.

    Die Verwendung von "Marken" zur Frankierung solcher Belege ist unterschiedlich in den Posthoheiten geregelt wurden.

    Ein großes Problem bei der Fahrpost ist, dass häufige fehlen von Instruktionen bei den Postverträgen. Viele Verträge werden leider unvollständig oder sind z.Z. gar nicht veröffentlicht. Dies erschwert ungemein. Man kann sich nur langsam daran heran tasten und muß versuchen mit Hilfe vorhandener Verträge auf andere zu schliessen.

    Allgemein galten im DÖPV die Bestimmungen des PV. eigentlich ist nur die Zeit vom Beginn bis 31.12.1957 recht kompliziert. Danach gab es edliche Vereinfachungen. So sollte am Aufgabepostamt bspw. die Entfernungsprogressionssufe siegelseitig notiert werden. Beginnend mit P. oder P.S. + Zahl.

    Innerhalb einer Posthoheit konnte es immer Unterschiede geben. In Preussen gab es wärend der gesamten Zeit eine andere Taxierung. So wurde dort immer von 5 zu 5 Meilen die Progressionsstufe bestimmt. Die Gewichtsstaxe berechnet sich anders usw.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    Einmal editiert, zuletzt von Magdeburger (14. Februar 2012 um 11:50)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!
    Hier also nochmal der bei der Postablage Stamsried aufgegebene Brief vom 19.4.1864. Die zuständige Expedition Roding schlug ihren Halbkreis als Aufgabestempel am 20.4. ab. Weitere Stempel sind nicht vorhanden.
    Beim angegebenen Gewicht von 1/2 Loth verbunden mit der Nachnahme wäre der Brief per Fahrpost zu befördern gewesen.
    Die Entfernung zwischen Stamsried und Adlkofen beträgt gut 11 Meilen. Hier wäre also von einer Sendung bis 1 Pfund in der Dritten Progressionsstufe (8-12 Meilen) auszugehen gewesen, was eine Mindestgewichtstaxe von 10 xr nach sich gezogen hätte.
    Hinzu käme für die Nachnahme eine Prokuragebühr von 1 xr je fl, mindestens jedoch 3 xr. Der Brief hätte somit als Fahrpostsendung mit 13 xr taxiert werden müssen. Dies ist jedoch nicht geschehen. Interessant ist es in diesem Zusammenhang, dass die Postablage die Sendungen untaxiert an die Expedition weiterzuleiten hatte und erst dort eine Taxierung erfolgte.
    Auf den Hinweis von HOS hin, dass das Wort über den 45 xr Nachnahme cessat, also gestrichen heißen könnte, wird zumindest die blaue Taxierung erklärbar. Auf dem Brief lastete keine Nachnahme mehr, es bestand an sich also keine Veranlassung, ihn per Fahrpost zu versenden. Die blaue 6 entspricht der Taxe für einen Portobrief bis 1 Loth in der ersten Entfernungsstufe (bis 12 Meilen).
    Die blaue 6 wurde allerdings mit rot gestrichen. Dann erfolgte eine neue Taxierung mittels einer roten 7(?). Hierfür habe ich bislang keine Deutung. Es erschließt sich mir auch nicht, ob der Brief letztendlich mit der Brief- oder mit der Fahrpost befördert wurde. Gibt es hierfür Erklärungsansätze?

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo kreuzer,

    dein Brief ist todsicher mit der Fahrpost befördert worden - das war zwingend Vorschrift. Die 6 sollten das Porto bzw. die Gebühr darstellen, wozu bei dem Empfänger noch ein Kreuzer augeschlagen wurde. Botenlohn?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo kreuzer,

    die Nachnahme wurde aber nicht gestrichen, der Brief gewogen (was sonst bei der Briefpost denkbar selten vorkam) und die Taxen/Manualziffern sprechen auch eindeutig für die Fahrpost. Zu den Taxen kann ich nichts sagen, aber es wäre möglich, dass Parteisachen Vergünstigungen genossen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo in die Runde

    ich hatte mir auch so meine Gedanken gemacht.
    Die erste Frage, was ist gestrichen worden. Hier schliesse ich mich erstmal kreuzer an, dass es sich auf die Nachnahme von 45 Kreuzer bezog. Weiterhin gehe ich auch davon aus, dass der Brief mit der Fahrpost befördert wurde.
    Da die Schriftfarbe des Wortes "cessat" weder der des Gewichtes noch sowie gleicht, würde passen, dass dies am Zielort angebracht wurde.
    Dazu passt auch, dass kein Gesamtbetrag inkl. Nachnahme notiert und somit die Nachnahme gestrichen wurde.

    Zur Taxierung hat kreuzer schon alles geschrieben, mehr fällt mir auch nicht ein...

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Jetzt nerve ich Euch mit meinem (momentan) letzten Postablagen-Fahrpostbeleg. Es handelt sich um einen Brief von der Sulzberg nach Augsburg vom 7.12.1869. Die zuständige Expedition Kempten hat am 9.12. ihren Zweizeiler als Aufgabestempel abgeschlagen.
    Die Entfernung beträgt nicht ganz 12 Meilen. Der Brief wog 2 5/10 Loth, was auf die Beilagen und 11 fl 7 1/2 xr zurückzuführen war. Außerdem wurde rechts am unteren Rand Auslage 3 xr notiert. Seit 1.1.1868 wurden steigerten sich die Progressionsstufen alle 5 Meilen, so dass es sich um einen Brief der 3. Progressionsstufe handelt. Die Taxe hierfür beträgt als Mindesttaxe 11 xr. Hinzu kommen 2 xr (1 3/4 xr wurden aufgerundet) Wertgebühr und die Auslagen.
    Damit wird deutlich, dass es sich bei der blauen "91" nicht um die Taxierung handeln kann, zumal dann wohl 1 fl 31 xr angeschrieben worden wäre. Die Lösung hierfür könnte im Auslieferungsprocedere liegen. Bei Briefen mit Wertangabe wurde in der Regel erst ein Auslieferungsschein zugestellt. Die Nummer des Scheines wurde in blau auf dem Brief notiert.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo Kreuzer

    dann werde ich Dir mal helfen. :)
    An hand der Declaration handelt es sich um einen Wertbrief.
    Die Taxierung ist dann ab 01.01.1868 folgendermaßen:
    7 Kreuzer bei über 5 Meilen bis 15 Meilen und
    1/2 Sgr = 2 Kreuzer Werttaxe (bis 15 Meilen und 87 1/2 Gulden)

    Damit haben wir 9 Kreuer zusammen und eventuell ist die "1" ein schlecht geschriebenes "x"....
    Die Notierung der Auslage kam sicherlich erst später dazu und hat/muß mit dem Beleg nichts zu tun haben.

    Fahrpostbriefe waren bis einschließlich 1/2 Pfund möglich.
    Für diese gab es folgende Taxierungen des Fahrposttarifes (ohne Wert- bzw. Procura-Gebühr):
    bis 5 Meilen 1 1/2 Sgr = 6 Kreuzer
    über 5 bis 15 Meilen 2 Sgr = 7 Kreuzer
    über 15 bis 25 Meilen 3 Sgr = 11 Kreuzer
    über 25 bis 50 Meilen 4 Sgr = 14 Kreuzer
    über 50 Meilen 5 Sgr = 18 Kreuzer

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ich bin eben erst auf die interessanten Fahrpostbriefe von kreuzer gestoßen.

    Magdeburger hat den Tarif richtig erläutert! Der Wertbrief kostete 9 xr.

    Es handelt sich um einen Franco-Brief, der vom Absender bezahlt wurde. Es wurde in der Regel der entrichtete Franco-Betrag auf den Briefen vermerkt. Meist in schwarzer Tinte oder Rotstift. Franco-Vermerke in blauer Farbe kommen in Bayern nur selten vor.

    Es dürfte sich wie bereits vorstehend erwähnt um die Nummer des Auslieferungsscheines handeln. Da die Wertbriefe zeitweise von der Bezettelung mit Fahrpostaufklebern befreit waren, dürfte es sich auch nicht um eine handschriftliche Aufgabenummer handeln.

    Die Zahl lautet 91. Für 9 Kreuzer wäre das Kreuzerzeichen schon sehr verunstaltet.

    Der Vermerk "Auslage 3 x" bezieht sich auf die Ortsbestellgebühr von 3 xr.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo kreuzer,

    den Brief aus post 94 hast du richtig beschrieben. Bei der blauen 2 dürfte es sich um eine weitere interne Aufgabenummer zusätzlich zum Paketnummernzettel handeln. Dies kommt hin und wieder vor. Diese Vorgehensweise ist mir speziell aus Unterfranken öfters bekannt. Solche Vermerke kommen meist bei der Entgegennahme durch Landpostboten vor. Diese händigten an den Absender einen Vormerkschein aus, der zur Postexpedition/Postablage verbracht wurde. Dort wurde dann der eigentliche Postaufgabeschein ausgefertigt und beim nächsten Botengang gegen Rückgabe des Vormerkscheins an den Absender ausgehändigt. Diese Vormerkscheine wurden ebenfalls handschriftlich, täglich beginnend mit Nr. 1 nummeriert.

    Um die Zustellgebühr kann es sich nicht handeln, die muss irgendwo auf dem Begleitbrief vermerkt sein; 3, 6 oder 9 xr. Ist keine vermerkt, wurde die Fahrpostsache bei der Postexpedition abgeholt und es fielen folglich keine Zustellgebühren an.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo kreuzer,

    hier die Beschreibung für den Brief aus post 100:

    Begleitbrief für Wertpaket mit Nachnahme.

    Wenn ich es richtig sehe bleibt der Tarif seit Nov. 1866 gleich, womit die Jahreseinschränkung passt.

    Paketgebühr bis 4 Pfd, Minimum von 7 xr
    Wertgebühr bis 175 fl, 4 xr
    Procura für Nachnahme, seit Nov. 1866 in Bayern auf 2 xr ermäßigt
    Zustellgebühr Ortszustellung , 3 xr

    ergibt zusammen 16 xr

    folglich Erhöhung des Nachnahmebetrages von 1 fl 25 1/2 auf 1 fl 41 1/2 xr

    Gruß
    bayernjäger