Bayerische Postablagen

  • Zitat

    dort findet sich immer interessantes Material, sofern man es zwischen dan tausenden Ladenhütern einiger Händler findet

    Na ja, es gibt auch Sammler, die Woche für Woche unbeirrt ihre unverkäuflichen Restanten auf den ebay-Markt werfen, an denen man sich längst satt gesehen hat.
    Wo bliebe außerdem die individuelle philatelistische Entdeckerfreude, wenn man nicht das Körnchen Gold zwischen dem toten Gestein finden könnte? Wie schnell würden wir Snobs, wenn jede Woche nur noch Hochkaräter und marktfrisches Material bei ebay erschienen (ganz abgesehen von den fatalen Folgen für unseren Geldbeutel)?

    Für mich ist wichtig, dass im Rundbrief unserer ArGe immer auch ein Logenplatz für die Pfennigzeit bereitsteht. Die Frage ist, wie wir ihn füllen können. Da hilft Lamentieren gar nichts, über Themen nachdenken und sich an die Tasten setzen schon. Für beides braucht man auch keine hoffentlich angepassten Katalogpreise in einem hoffentlich irgendwann einmal wieder aufgelegten Katalog. weite Welle geht in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel voran, auch im nächsten Rundbrief. Aber lasst euch überraschen ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Ich kann hier mal wieder einen Neuzugang vorstellen. Ein Brief aufgegeben bei der Postablage Michelfeld am 08.03.1869. Die Marke (Nr. 15) ist mit dem etwas selteneren Stempel in Normtype entwertet. Der Brief ging nach Bamberg und kam dort am Folgetag an.

    Interessant ist hier der Vermerk oben "Einliegendes werthloses Muster". Mit einliegendem Muster dürfte der Brief keine Portomoderation genossen haben, so dass das Geciht samt Muster maximal 1 Loth betragen haben dürfte. Hier wollte man durch die Deklaration wohl verhindern, dass der Brief an die Fahrpost übergeben wurde.

    Postablagebriefe mit Mustern sieht man nur alle Jubeljahre mal, von daher muss man bei der Qualität auch manchmal etwas Abstriche machen.

    Viele Grüße

    kreuzer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Hier möchte ich mal wieder einen Fahrpostbrief zeigen samt der Beschreibung, die mitgeliefert wurde, aber meiner Meinung nach nicht zutreffend ist. Es handelt sich um einen 1 1/10 Loth schweren Fahrpost-Wertbrief (Wert 350 fl) von Roth nach Nürnberg vom 20.12.1864. Der Brief lief als portofreie Regierungssachen, weshalb ich an die 27 xr nicht glaube. Was bedeutet aber dann der blaue Vermerk?

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo Jens,

    netter Beleg - m. E. eine Manualnummer, sicher kein Porto (portofrei laut R.S.).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Noch ein Neuzugang, bei dem ich mich mal an der Beschreibung versuche. Gerne bin ich hier für Ergänzungen und Korrekturen offen.

    Bei der Postablage Aschbach gab man einen Brief nach Hobard, Pensilvania auf. Der Brief wurde bei der zuständigen Expedition Burgwinheim aufgabegestempelt am 17.09. (wohl 1863). Dort taxierte man mit 2 Silbergroschen (entspr. 6 xr) vor, welche Bayern von Preußen ersetzt bekem.
    Über die Bahnlinie Mainz Cöln (siegelseitiger Stempel vom 18.09.) ging es nach Aachen. Dort schlug man am 19.09. den Vergütungsstempel 5 cts ab. Dies ist der Portoanteil, den Preußen von den USA für die bayerische Aufgabepost erhielt (5 cts bis 1 Loth Gewicht).
    Von dort ging es wohl weiter über Oostende und London nach Liverpool und dann wahrscheinlich mit dem Dampfer "Europa" der Cunard-Linie nach Boston. Die Ankunft dort war am 03.10. Der Portoanteil ist im Stempel mit 30 cents Silbergeld bzw. 41 cts in US-Notes ausgewiesen.

    Für Ergänzungen und Korekturen wäre ich dankbar.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo Jens,

    dein Brief stammt von 1863-67, wenn ich mir den Bostoner Stempel ansehen, der ja zeigt, dass die ehemals ausgehandelten 30 Cents zu 41 Cents kriegsbedingt inflationiert waren.

    Mit dem Datum vom 3.8.1863 habe ich so meine Probleme, weil der Brief bei dieser Fahrt schon am 19.09.1863 in Liverpool hätte gewesen sein müssen und das war er sicher nicht, weil er da gerade von der Bahnpost in Aachen abgestempelt wurde. In einem Tag Bearbeitung in Aachen, Transit via Belgien, Aufnahme auf das Schiff Richtung GB und Ablegen in Liverpool ist nicht technisch möglich (und wäre es heute fast nicht).

    Aber auch eine längere Suche brachte nicht einen Erfolg - vlt. weiß ein anderer mehr dazu, als ich mit meinen Unterlagen.

    In jedem Fall ein toller Brief, denn viele von Postablagen in die Staaten wird es schon damals nicht gegeben haben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ralph,

    vielen Dank für Deine Einschätzung! Mit dem 19.09. hatte ich auch so meine Probleme, aber es war auch nach meinen Unterlagen die einzige Verbindung die hier gepasst hatte. Hinzu kommt noch eine zusätzliche Überlegung: Ich habe einen Brief, der Anfang November 1863 in New York ankam. Dort ist der Stempel 30 cts bzw. 42 cts. in US-Notes abgeschlagen. Aufgrund des Sezessionskrieges herrschte ja Inflation, so dass das vielleicht schon hinkommen könnte, oder zumindest ein Indiz wäre.

    Briefe von Postablagen nach USA habe ich bislang sechs Stück registriert, davon sind fünf aus dieser Korrespondenz. Und dann gibt es auf jeden Fall noch einen mit der Quadratausgabe frankiert. Wie gesagt, nur die mir bekannten Briefe, hier mag es durchaus noch ein paar geben.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo Jens,

    es dürfte noch einige mehr geben - unsere Freunde jenseits des Kanals haben sicher nicht nur einen oder zwei - aber diese Briefe kommen kaum zum Vorschein und es gibt gewaltige Sammlungen dort von AD in die USA.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Weil wir grade beim Thema kaum mal zu Gesicht bekommen sind, darf ich gleich noch einen Neuzugang vorstellen.

    Es handelt sich um eine Abrechnungskarte, mit der der Inhaber der Postablage Hopferau mit dem Landbriefträger abrechnete. Die Karte datiert auf den 17.07.1862. Schön ist die Unterteilung bei den zu bestellenden Poststücken zwischen Correspondenz, Fahrpoststücke und Zeitungen und bei den zu überbringenden zwischen Correspondenz und Fahrpoststücke.
    An jenem Tag lieferte der Landbriefträger der frankierte Briefe bei der Postablage ab, an die Expedition hatte er keine Sendungen mitzunehmen.
    Interessant ist auch, dass es eine Zeile für die Abrechnung für abgesetzte Marken gibt. Auch die Bestellgebühren wurden gesondert ausgewiesen.

    Alles in allem ein interessantes Stück Postgeschichte wie ich finde.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo Jens,

    damals Massenware (gab es jeden Posttag), heute Raritäten - so eine Abrechnung sieht man alle Jubeljahre. Klasse, dass du so eine Bombe schnappen konntest.

    Dass mit dem Absatz der Marken war ganz natürlich - jeder Landbriefträger (LBT) musste ein Quantum Marken auf jedem seiner Gänge mit sich führen. Er musste sie also seinem Postexpeditor abkaufen und vertrieb sie im Lauf seines Ganges. Danach musste er abrechnen, denn er musste dann wieder die Lücke auffüllen.

    Dazu waren die Expeditoren ja auf Provision gestellt - d. h., sie bekamen die Marken mit einem Abschlag und verdienten so auch an den LBT, die fleißig Marken auf ihren Touren verkauften.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... habe ich mir schon gedacht und nicht geboten - der gehört in deine Sammlung (dafür habe ich, zeige ich später, eine Briefkarte bekommen, auf die man auch mal 10 Jahre warten darf, wenn man offene Augen und Ohren hat). :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.