Bayerische Postablagen

  • Hallo kreuzer,

    im Rahmen meines Studiums der Contraverntionen ist mir aufgefallen (was ich nie gedacht hätte), dass gerade bei Dienstbriefen im Lokalbezirk die Fehlerquote dramatisch hoch war. Ein Schuft, der böses dabei denkt ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo kreuzer,

    im Prinzip gab es nur 2 Möglichkeiten zu tun und zu lassen, was man wollte: Orts- und Lokalverkehr (wo kein Richter ... ) und bei Kartenschlußpoststellen, also Expedition A zu Expedition B (s. etliche Halbierungen) - hielten A und B zusammen, ging alles.

    Bei Poststücken vor Ort habe ich schon fast alles gesehen, was man sich in München besser nicht vorstellte. :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Beim Jahrestreffen der ARGE Bayern klassisch inn Aschaffenburg gab es wieder Nachschub für die Postablagensammlung (vielen Dank nochmal an Cameo und HOS). Bis die Seiten fertig sind, möchte ich die Briefe hier schonmal vorstellen.

    Den Anfang macht ein Brief aufgegeben bei der Postablage Urspringen nach Castell. Am 3.12.1877 stempelte die zuständige PE Rothenfels Aufgabe. Über Scheinfeld und Marktbibart lief der Brief nach Castell. Dort war jedoch der Stempel defekt oder nicht verfügbar, so dass mit dem Aushilsstempel (Typ 1.2 nach Winkler) gestempelt wurde.
    Es handelt sich um einen mit 20 Pfg frankierten Brief der 2. Gewichtsstufe (15 - 250g) im Fernverkehr.

    Viele Grüße

    kreuzer

    • Offizieller Beitrag

    Weiter gehts mit einem Brief oder genaer gesagt einer Drucksache aus der Pfalz in die Schweiz. Am 20. September 1887 war Anna Müller in Weingarten verstorben, was man mit einer gedruckten Todesanzeige mitteilte. Aufgegeben wurde diese bei der Postablage Weingarten, die PE Lustadt stempelte am 21.9. Aufgabe.
    In Weingarten gab es ab 11.10.1841 eine Postexpedition, die zum 1.7.1868 zur Postablage zurückgestuft und am 1.9.1895 wieder zur Postexpedition hochgestuft worden ist.

    Viele Grüße

    kreuzer

    • Offizieller Beitrag

    Und noch ein Beleg, der sich leider nicht exakt datieren lässt(26.9.18?). Bei der Postablage Neustadt an der Aisch gab das königliche Bezirksamt einen Brief mit2 Beilagen auf an den ledigen Georg Deininger in Reinhardshofen. Genau wie die Postablage gehörte auch dieser Ort zum Landzustellbereich der PE Neustadt an der Aisch.

    Die Portomarken waren gem. VO 27,160 vom 22.9.1862 nur für die Lokal-Korrespondenz zu verwenden.

    Es handelt sich um einen Brief der zweiten Gewichtsstufe. Die Verordnung sagt hier:

    "Die für solche Briefpostsendungen im Falle der unterbliebenen Frankierung statt der handschriftlichen Taxaufzeichnung zu verwendenen Porto-Marken tragen das Zeichen des für den Verkehr im Lokal- und Landpostbezirke geltenden einfachen Taxsatzes zu drei Kreuzer in schwarzem Druck auf weißem Paier mit quer durchgezogenem rothen Seidenfaden.
    Bei Sendungen, welche das Gewicht für den einfachen Taxsatz überschreiten, haben daher eben so viele Porto-Marken in Verwendung zu kommen, als nach dem Gewichte tarifmäßig Taxsätze zu berechnen sind."

    Diese Vorschrift hat man mit dem aufgeklebten Paar der P1 mustergültig erfüllt.

    Jetzt stellt sich allerdings die interessante Frage, wer denn überhaupt die Portomarken vorrätig hatte. Auch hier gibt die Verrodnung Auskunft:

    "Die Porto-Marken sind bei Briefen welche im Postorte aufgegeben werden, von der Expedition, bei Briefen, welche im Landpostbezirke den Postboten zur Bestellung übergeben werden, von den Postboten - an der Adreß-Seite gleich den Franko-Marken aufzukleben."

    Laut Attest von Frau Brettl geht der PA-Stempel teilweise auf die Marken über. Damit könnte sich damals folgendes Szenario abgespielt haben: Das Bezirksamt liefert bei der Postablage einen unfrankierten Dienstbrief (P.S.) ein. Der Postablageninhaber hat selbst keine Portomarken, aber der Landbriefträger, welcher den Brief bei ihm abholt. Obwohl der Brief dem Landbriefträger nicht zur Zustellung übergeben wurde (er wird ja nicht auf dem Bestellgang zugestellt, sondern bei der Postexpedition abgeliefert) hat der Landbriefträger die Portomarken geklebt. Anschließend erst hat wohl der Postablageninhaber seinen Stempel aufgesetzt und dabei auch die eine Portomarke mit "erwischt".

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo kreuzer,

    die Frage ist halt, wenn ein Landpostbote (LBT) Portomarken hätte verkleben sollen - woher hat er gewusst, wie schwer ein Brief war? Eine Waage dürfte er kaum dabei gehabt haben, im Briefkasten hing auch keine, also wo verwiegen?

    Dazu käme, dass er in einem solchen Fall den Brief mit seinem Ruralstempel bedruckt hätte - ein solcher Brief ist mir aber nicht geläufig, bzw. auch die Portomarke(n) hätte entwerten könnten mit seinem Ruralstempel - auch das habe ich noch nicht gesehen.

    In Anbetracht der Briefe, die ich gesehen habe und die sicher auf dem Bestellgang ohne Berührung der Expedition zugestellt wurden, deutet einiges darauf hin, dass man bar 3x kassierte (oder mehr, je nach vermutetem Gewicht) und seinem Expeditor ablieferte. Das sparte die mühevolle Portomarkenschlepperei und Abrechnerei und brachte dem Expeditor 3x "unversteuert" in die private Schatulle. Und ein Richter war auch nicht dabei ... ich hatte es ja an andere Stelle schon erwähnt, dass gerade im Orts- bzw. Lokalverkehr sehr, sehr viel krummes lief, weil es keine Kontrollmöglichkeiten gab, auch wenn die meisten Postbediensteten sicher keine Gangster waren ...

    Schöne Stücke hast du in AB erwerben können - Glückwunsch dazu! :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo kreuzer,

    im Beitrag + 506 hast du 3 mal Postexpedition geschrieben - soll aber wohl 2 Mal Expedition und ein Mal Postablage heißen.

    P. S. Dein Posteingang ist voll. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    ich sehe keinen Postablagestempel, welcher auf die Marke übergeht. Dieser hier ist eindeutig unter der Marke. Würde für Neustadt-Aisch auch Sinn machen, da dort der PA-Stempel fast zu 100% immer neben den Marken gestempelt wurde.
    Die Portomarken kamen dann folglich erst nach der Stempelung bei der PA auf den Brief.

    Gruß
    bayernjäger

    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch,

    vielen Dank! Muss natürlich beim zweiten mal heißen "Postablage", hab ich geändert.

    Könnte es im konkreten Fall nicht so gewesen sein, dass der Brief bei der Postablage war und vom Landbriefträger mitgenommen werden sollte und dort dann vom LBT die Marken aufgeklebt wurden? Eine Waage sollte ja bei der Postablage vorhanden gewesen sein. Sonst könnte ich mir nämlich nicht erklären, wie der Postablagestempel auf die Marken gekommen sein soll. Üblich und normal wäre ja gewesen, dass die PA stempelt, der LBT den Brief zur PE bringt und dort die Portomarken aufgeklebt werden.

    Viele Grüße

    kreuzer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Heute kann ich wieder einen schönen Neuzugang für die Postablagensammlung präsentieren: Eine Korrespondenzkarte nach Mainz vom 28.01.1873, frankiert mit einem Paar der Nr. 22 Yb (Tarif für eine Postkarte im Fernverkehr vom 01.01.1872-31.12.1875). Aufgegeben wurde die Karte bei der Postablage Damm. Die zuständige PE Aschaffenburg stempelte am 29.1. Aufgabe. Siegelseitig ist ein Ausgabestempel vom gleichen Tag vorhanden. Heutzutage kann man von solchen Postlaufzeiten nur träumen.

    Viele Grüße

    kreuze

  • Hallo kreuzer,

    ein Schmuckstück! :P:P

    Ist die Karte gefaltet?

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • ... gut aufgepasst! :thumbup:

    Karten mit Faltung sind wesentlich häufiger, als ungefaltete, weil sie unhandlich waren und die damals eher kleinen Leute auch nur kleine Taschen hatten, so dass 95% der mir bekannten Correspondenz- und Postkarten gefaltet wurden.

    Da ist es schön, mal eine nicht gefaltete zu sehen - und dann noch mit dem nicht häufigern PA Stempel von Damm in so guter Qualität, da kann man nicht meckern. Ich hoffe, ich darf das Original in Würzburg bewundern?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo kreuzer,

    falls das Mädel fehlen sollte, dann zeig doch einfach eine etwas verkleinerte Kopie der Rückseite und gehe etwas auf die Kostenstruktur 3x für den Brief und 2x für die räumlich begrenzte, offene Postkarte ein, das bringt auch Punkte; und dann noch ungefaltet - ich hoffe, der Platz reicht für den Text. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.