Bayerische Postablagen

  • Hallo kreuzer,

    ganz außergewöhnlich - kannte ich so zuvor noch nicht. Danke fürs zeigen. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo liebe Freunde,

    hier ein paar lose Neuzugänge für die bunte Bayernfarbenvielfalt :

    Postablagestempel von Sulzberg, 3 x Pfaffenberg, Vöhringen, Reichertshofen, Gars + Nandlstadt.

    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

    Bilder

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Diesen Fahrpostnachnahmebrief der Postablage Roth sah ich eigentlich als Beifang zu einem anderen Brief an, aber als ich den Brief in den Händen hielt, zeigte sich mal wieder, dass es sich durchaus lohnt, auch mal genauer hinzuschauen. Doch nun der Reihe nach:
    Das kgl. Landgericht Roth schickt einen Brief mit einer Nachnahme von 1 fl 5 xr nach Ellingen. Taxiert mit 1 fl 16 xr, neben dem Nachnahmebetrag Mindesgewichtsgebühr von 6 xr (bis 5 Meilen und 3 xr Prokura, sowie 2 xr wohl für die Zustellung.
    Wenn man den Brief nun umdreht, fällt sofort der Insinuationsvermerk auf. Der erste Postablagenbrief mit Insinuation, der mir untergekommen ist und noch dazu ein Fahrpostbrief!

    Viele Grüße

    kreuzer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Einen Fahrpostbrief aus der Pfennigzeit hatte ich ebenfalls noch nicht, was sich jetzt aber geändert hat. Dieser Brief lief von Regen nach Deggendorf. Leider lässt sich der Brief nicht zeitlich nher bestimmen, Inhalt ist keiner mehr vorhanden und der Ankunftsstempel nicht lesbar. Bei der Postexpedition Regen hatte man auch einen schlechten Tag und hatte nur die 10 für den Tag im Stempel... Die Postablage wurde 1877 eröffnet, wie lange diese existierte, ist nicht bekannt. Der einschlägige Fahrposttarif galt von 1876 bis 1919, also auch keine echte Hilfe. Aus dem Bauch heraus würde ich aber sagen Mitte der 1880er Jahre.
    Jedenfalls handelt es sich um einen Nachnahmebrief über 1 Mark 70 Pfg, als Taxe 170 Pfg angeschrieben. Hinzu kamen 30 Pfg (Brief bis 75 km 20 Pfg + 10 Pf weil unfrei) und 10 Pfg Prokura (1 Pfg. ja Mark Nachnahme, gerundet auf volle 5 Pfg, jedoch mindestens 10 Pfg), so dass sich insgesamt die angeschriebenen 210 Pfg ergeben. Auch der Rechenweg des Postlers ist schön nachvollziehbar.

    Viele Grüße

    kreuzer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    wegen des zuvor gezeigten Briefes und der unklaren Literaturangaben habe ich bezüglich der Postablage Regen noch etwas nachgeforscht. Leider habe ich in den Verordnungen nichts gefunden, bei den Briefmarkenfreunden Regen habe ich allerdings die Information gefunden, dass der Stempel sehr selten sein soll (entgegen dem, was der Katalogwert gleuben machen möchte), da die Postablage wohl bereits in der ersten Hälfte 1878 wieder aufgehoben wurde. Leider wird nicht angegeben, worauf sich diese Vermutung stützt. Dass entgegen der bisherigen Literaturangaben die Postablage mindestens seit dem 9.11.1877 bestanden haben muss, ist so ebenfalls nicht zutreffend. Bereits den Herren Stenger/Sauter war 1915 (Die Postablagen-, Landpostboten- und Posthilfstellen-Stempel von Bayern) ein Beleg vom 9.11. bekannt.

    Viele Grüße

    kreuzer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Grade war der Postbote da und hat für einen schönen Jahresausklang gesorgt. Im Gepäck hatte er einen Brief von Neualbenreuth nach Regensburg vom 21.11.18?. Leider ist kein Inhalt mehr vorhanden, anhand des Bestehens der Postblage kommen die Jahre 1877-1880 in Betracht.
    Es handelt sich um ein Einschreiben, es fielen 10 Pfg an für einen frankierten Brief bis 15 g im Fernverkehr und 20 Pfg für das Einschreiben. Einschreiben von Postablagen sind an sich schon nicht gerade häufig, der Brief hat jedoch noch ein paar kleine Besonderheiten. Der Postablageninhaber entwertete mit seinem Stempel nicht nur die Marken, sondern stempelte auch Aufgabe, was wer eigentlich gar nicht sollte/musste.
    Außer dem "frei" Vermerk findet sich keine Angaben des Absenders hinsichtlich der postalischen Behandlung. Wahrscheinlich wurde bei der Briefaufgabe die eingeschriebene Beförderung verlangt. Verwendet wurde ein mit handschriftlicher Nummer ergänzter Eingeschrieben-Klebezettel (dürfte Nr. 2 sein). Interessant daran ist, dass der Postablagenstempel auf den Klebezettel übergeht. Die Klebezettel müssen also bei der Postablage vorrätig gewesen sein. Stellt sich nur noch die Frage, ob die Nummer bereits bei der Postablage vergeben wurde, oder ob dies bei der PE Waldsassen nachgeholt worden ist.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo kreuzer,

    ein beneidenswerter Brief, den jeder gerne hätte.

    Die Nummer hatte der Postablageninhaber zu vergeben und zu notieren, da mit der Annahme der Sendung durch diesen die Sendung als der Post übergeben galt, mit allen rechtlichen und verpflichtenden Konsequenzen, die Einschreiben nach sich zogen.

    Wir kennen ja auch Postscheine (und du hast ja dergleichen) für Recobriefe bei Postablagen, die der Inhaber unterschrieb und die auch mit der Reconummer ausgefertigt wurden.

    Die vorgesetzte Postexpedition hatte ihr eigenes Manual und ihren eigenen Nummernkreis, so dass es allein schon daher nicht zu Verwechslungen kommen durfte.

    Bei Briefen unter Recommandation an das jeweilige Oberpostamt kann davon ausgegangen werden, dass die Poststelle selbst Absender war. Dann hatte man auch zu frankieren, wenn der Inhalt nicht rein staatlich war, bzw. wenn er staatlich war, die Sendung als R. S. oder Postsache abgehen zu lassen. Die Recommandation diente in diesen Fällen nur dazu, auf die Wichtigkeit des Inhaltes hinzuweisen und in der Regel wurde dafür auch keine Reconummer vergeben und logischerweise auch kein Postschein gezogen.

    Alternativ kennen wir solche Schreiben als Reclamation, wohl wegen verschwundener Poststücke bzw. anderer, schwerer Probleme, für deren Lösung man sich an die Mittelbehörde Oberpostamt zu wenden hatte (Dienstweg). So wäre es z. B. möglich, dass ein Absender am Ort der Postablage, nachdem ihm ein Laufzettel mit Verlustbestätigung seiner ursprünglichen Sendung zugegangen war, diesen an das OPA sandte, um den Versicherungsbetrag bzw. Wertbetrag einzufordern.

    Auf jeden Fall ist dein Brief eine außerordentliche Ansammlung von Besonderheiten, zumal der schöne Abschlag von Waldsassen ihn adelt.

    So kann man wahrlich gut ins Neue Jahr kommen ... :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo kreuzer,

    mit Rosinen wie diesen machst du dich locker anheischig, den 5. Rahmen auszuschmücken. Dann kommt der 6., dann der 7. usw.. Ich kenne das doch und du bist ja auf bestem Wege, auch wenn die Zugänge numerisch zurück gehen, geht die Qualität und Seltenheit im gleichen Maße nach oben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Nachdem ich eine kleine Zwischenkrise überwunden habe (wenn man bei zwei Belegen bei unterschiedlichen Auktionen trotz Kampfreis überboten wird und dann beide Belege bei einem Auktionator ausgerufen werden mit dem doppelten des letzten Zuschlags kann dass schon frustrierend sein ...) mal wieder was Neues.
    Hier gilt das Motto "nicht schön aber selten" und für ein paar € hab ich die Vorderseite eines Einschreibebriefes der Postablage Roth mitgenommen. Der Brief lief nach Bromberg, Provinz Posen, konnte dort aber nicht zugestellt werden und wurde deshalb zurück nach Roth geschickt.
    Nun eine Frage: Als "Platzhalter" mit ausstellen, bis was besseres kommt, oder die Seite erst dann ausstellen, wenn was besseres da ist?

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo kreuzer,

    wenn die Siegelseite noch vorhanden wäre, wäre das ein tolles Stück, das jeder gerne hätte. In dieser Qualität würde ich es nicht ausstellen, weil es den guten Eindruck deiner Sammlung trübt.

    Wenn du mal Papier gleicher Farbe findest, und so schwer sollte das gar nicht sein, dann würde ich damit die Ränder und Unebenheiten begradigen - dann könnten wir auch wieder über ein Aufziehen für die Ausstellungssammlung reden ... ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Nun streikt der Scanner auch noch - daher gibts von der Neuerwerbung leider nur ein Foto:

    Mal wieder ein ganz besonderer Beleg, der sich auch ohne Inhalt und Jahreszahl genau datieren lässt. Aber nun der Reihe nach:

    Bei der Postablage Friedenfels gab man einen Brief nach Windischeschenbach auf am 25.02. Frankiert wurde dieser als Brief im Lokalbereich mit einer Nr. 3. Da die Postablagen erst ab der ersten Jahreshälfte 1861 eingerichtet wurden und im Oktober 1862 schon die Marken-Nachfolgeausgabe an die Schalter gelangte, sind Postablagebriefe mit dieser Marke nicht häufig.
    Zuständige Postexpediton für Friedenfels war vom 1.7.1861 bis ca. 1864 Erbendorf. Dort entwertete man entgegen der Vorschrift die Marke nochmals mit dem gMR 111, so dass eine schöne Duplex-Entwertung entstand.
    Auch in Windischeschenbach bestand eine Postablage. Diese war von 1.7.1861 bis 1862 der Postexpedition Reuth, anschließend bis 1.3.1865 der Postexpedition Neustadt an der Waldnaab zugeordnet. Somit kann der Brief nur aus dem Jahre 1862 stammen, da nur im Februar diesen Jahres die Postexpedition Erbendorf für beide Postablagen zuständig war und der Brief so dem Landzustellbereich zugeordnet werden konnte.

    Viele Grüße

    kreuzer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Mit dieser Postkarte (Formular der deutschen Reichspost) von der Postablage Schweitenkirchen nach Degersheim in der Schweiz habe ich endlich ein Gegenstück zu meinem Postablagebrief in die Schweiz gefunden. Die Postexpedition Pfaffenhofen stempelte am 21.06.1886 Aufgabe und entwertete zusätzlich nochmals die Marke. Die Karte lief über Flawyl und kam in Degersheim bereits am 22.06.1886 an.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo kreuzer,
    an dieser Karte war ich auch interessiert, allerdings nicht wegen des Stempels. Sie wurde mir letzlich für meinen
    Zweck - eine Seite Sophy - zu teuer. Was mich daran fasziniert hatte: sie ist in Volapük geschrieben, einer erst
    wenige Jahr vorher durch einen deutschen katholischen Geistlichen erfundenen Kunstsprache, die in ihrer
    Anfangszeit recht erfolgreich war. Bei Wikipedia findet sich eine sehr aufschlußreicher Beitrag dazu.
    Auf jeden Fall Glückwunsch zu dem Stück, Postablagesendungen ins Ausland sind auch in dieser Zeit noch sehr
    selten, Schweitenkirchen gehört ohnehin zu den rareren PAs.
    Liebe Grüße von

    weite Welle

    • Offizieller Beitrag

    Hallo weite Welle,

    danke für die Glückwünsche! Volapük ist mir auch aufgefallen, da wollte ich später noch eine Kleinigkeit dazu schreiben. Habe die Karte dringend für die Fertigstellung einer Seite benötigt, daher war ich froh, dass sie verhältnismäßig günstig geblieben ist. Bei meinem Gebot war aber auch noch einige Luft nach oben.

    Viele Grüße

    kreuzer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Hier ein Brief von Roth (gestempelt mit dem Postablagenstempel in der späten Type) nach Neresheim in Württemberg. Neresheim war kurze Zeit (4 Jahre) bis 1810 auch mal vorübergehend bayrisch. Siegelseitig Durchgangsstempel von Bopfingen und Ankunftsstempel von Neresheim.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo kreuzer,

    `tschuldigung für eine - für einen fulminanten Postablageexperten wie Dir - evtl. dämliche Frage eines Linksrheinischen, wo es jene nicht so oft gibt. Warum verwendete man nicht einfach auch den EZ-Rundstempel Roth zur Entwertung der Marke ? ;(

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pälzer,

    die Marke war bei der Postexpedition zu entwerten, diese hatte nur ihren Postablagenstempel. Anschließend wurde der Brief zur übergeordneten Postexpedition gebracht, die dann den Aufgabestempel abschlug, hier den Einkreiser. Der Postablagestempel kam also zuerst auf den Brief, der Einkreiser erst später bei der Expedition. Festgelegt wurde dies mit Verordnung Nr 23,451 vom 6. November 1860 (dort Ziffer 10) und bis zum Ende der Postablagenzeit durchgehalten. Es gibt natürlich auch bei den Postablageninhabern Spezialisten, die Marke entwertet und Aufgabe gestempelt oder nur Aufgabe gestempelt und die Markenentwertung der zuständigen Postexpedition überlassen haben.
    Im ersten Halbjahr 1860 wurde die Postexpedition in Roth von der Innenstadt an den Bahnhof verlegt. Dafür wurde anschließend im Stadtzentrum die Postablage eingerichtet.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • ...aaaaalles klar, also innerhalb von Roth nochmal eine Unterteilung.

    Klasse Sache + Gruß !

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis