Bayerische Postablagen

  • Hallo bayern klassisch,

    die Briefe der PA Gädheim wurden meist an den Bahnpostwagen der an der Station Gädheim haltenden Züge übergeben und wurden nicht zu Fuß zur zuständigen PE Schonungen (lag auch an der Bahnlinie) befördert. Deshalb kommen Briefe ohne Aufgabestempel der PE häufig vor. Bahnpoststempel statt PE Schonungen sind auch öfters anzutreffen. Briefe mit PE Schonungen sind eigentlich schon ehr die Ausnhame.

    Contravention ist hier ehr nicht ganz zutreffend, da wohl aus Gründen der schnelleren Beförderung die Postablagen an Bahnstrecken in der Regel ihre Post direkt an die Bahnpost übergaben. Dies wurde zumindest auf der Streccke Bamberg - Würzburg so gehandhabt

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    ich bin glatt überfragt, ob bei der Aufgabe bei einer Postablage und Weitergabe an die Bahnpost auf direktem Wege diese auch hätte den BP - Halbkreisstempel hätte abschlagen müssen. ?(

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayernjäger,

    ein Traumstück!
    bayern klassisch wirft da eine gute Frage auf, aus den mir bekannten Verordnungen ist diese auch nicht zweifelsfrei zu beantworten. Auf jeden Fall habe ich schon Belege gesehen, die neben Postablagestempel statt dem Expeditionsstempel einen Bahnposthalbkreis tragen. Zeigen kann ich so ein Stück aber leider nicht. Ich glaube aber, dass die Postablage Obertheres beteiligt war.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo kreuzer,

    Obertheres liegt an der gleichen Bahnstrecke nur 8 km von Gädheim entfernt. Dort verhielt es sich mit der Stempelpraxis ebenso.

    Ich hatte hier schon einmal irgendwo über die Briefablage Gädheim (und drei weitere an der Bahnpoststrecke Bamberg-Frankfurt: Obertheres, Thüngersehim u.Wernfeld) geschrieben, die sich im Bahnhof Gädheim befand. Auch deren Post wurde direkt bei dan Bahnpostwagen abgegeben und trägt nur Bahnpoststempel. Diese Praxis wurde auch nach Eröffnung der Postablage beibehalten. Da der Bahnhof aber auch Anlaufstelle für den Landpostboten war nahm dieser hin und wieder Briefe mit nach Schonungen.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    Der Sammler sei gepriesen, der solche Sachverhalte anhand von Belegen in seiner Sammlung zeigen kann. :thumbup: :thumbup:

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Guten Morgen, Gemeinde,

    Eine Postablage, von der es ebenfalls so gut wie keine Belege mit Expeditionsstempel gibt , ist das schwäbische Nordendorf. Ist irgendjemandem bekannt, ob auch dort die Post im Regelfall gleich der Bahn übergeben wurde? Die Bahn ging seit 1844 durch Nordendorf oder, besser gesagt, tangierte Nordendorf, wenn man sich das heutige Satellitenbild bei google.maps anschaut. Ab 1849 war die Strecke von Augsburg bzw. München bis Nürnberg, an der Nordendorf liegt, durchgängig befahrbar, ab 1851 dann eine Bahnpost eingerichtet.

    Auf Eure Mitteilungen freut sich und grüßt recht herzlich

    maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo bayernjäger,

    ein wunderschöner, einfacher und klarer Brief, den man nicht einfach finden wird, weil er in seiner Schön- und Schlichtheit überzeugt. Gerade die Postablagenstempel sind sehr schwierig in guter Qualität zu finden und wenn dann einer so daher kommt, hat man die oberste Qualitätssprosse absolut erreicht.

    Die Contravention käme dann noch werterhöhend hinzu.

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayernjäger,

    wieder ein Ausnahmestück. Dennoch gehe ich davon aus, dass der Brief in diesem Fall über die zuständige PE lief. Die Postablagen hatten nach Vorschrift Briefe, die nicht vom Landbriefträger auf seinem Botengang zugestellt werden konnten nämlich ohne Taxansatz zu lassen. Dies erledigte erst die zuständige PE, dort wurde jedoch wahrscheinlich der Aufgabestempel vergessen.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Guten Abend zusammen,

    auch ich möchte einen kleinen Beitrag zum Thema Postablagen leisten und zwei Neuerwerbungen zeigen, sozusagen Brüderchen und Schwesterchen. Beide Briefen stammen aus der Postablage Aschbach, liefen über Burgwinheim und Aachen mit der Prussian Closed Mail nach Howard in Pensylvania. Der erste Brief ist vom 15.Juli 1865, der zweite lässt sich leider nicht datieren, dürfte aber einige wenige Jahre jünger sein. Briefe aus Postablagen nach den USA sind wohl nicht sehr häufig. Für weitere Tipps zum Beschreiben bin ich dankbar.

    Beste Grüße

    HOS

  • Lieber HOS,

    schöne und seltene Briefe - klasse!

    Beide Briefe wurden mit der PCM befördert, daher beides mal von Aachen der Vergütungsstempel 5 US Cents für den amerikanischen Inlandsanteil bis 1 Loth.

    Der erste Brief ist der frühere - woran man das erkennt? Am US - Stempel von New York. Dort steht 30 (Silber-) Cents im Zähler und 42 US - Banknoten - Cents ("Notes") im Nenner.

    Der zweite Brief zeigt jetzt schon die Inflation - 30 Silbercents waren dann schon 45 US - Cents in Banknoten wert, es ging also weiter abwärts (wie heute auch).

    Das präzise Datum könnte man eruieren, wenn man die Zahl unter "JUL" des amerikanischen Stempels sicher lesen könnte ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • P.S. Die Aufgabepost, also nicht die Postablage, die das nicht wissen konnte, taxierte beide Briefe korrekt in blau mit 2 Silbergroschen bis Aachen vor, die Bayern von Preußen mit 6x ersetzt bekam.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Nach über einem Monat ist es doch mal wieder an der Zeit, den Postablagensthread nach oben zu holen.

    Von Trebgast war hier im Thread schon die Rede - allerdings als Postexpedition. Bevor die Erhabung zur Postexpedition erfolgte, gab es in Trebgast allerdings eine Postablage. Auf folgenden Brief vom 31.03.1875 nach Himmelkron (auch dort gab es eine Postablage) hat sich der Postablageninhaber mit seinem Stempel verewigt. Die (zu dieser Zeit für beide Postablagen zuständige) Postexpedition Neuenmarkt stempelte Aufgabe am 4.4.

    Viele Grüße

    kreuzer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Nun wird es Zeit, dass auch hier im Thread mal wieder etwas passiert. Möchte einen interessanten Brief zeigen, der gut zu dem von bayern klassisch in post #64 gezeigten passt. Es handelt sich um eine portopflichtige Dienstsache von Bamberg nach Hausen bei Forchheim vom 3.4.1878.
    Die Postexpedition Forchheim stempelte siegelseitig am 4.4. Ankunft. Von dort ging es mit dem Landbriefträger zur Postablage Heroldsbach, die sich ebenfalls siegelseitig mit ihrem Stempel verewigte.
    Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Entweder mit dem LBT weiter nach Hausen (dann PA als "Transitstempel") oder Ankunftsstempel, weil der Brief bei der PA verblieb und dort abgeholt wurde. Wie sind hier die Meinungen?

    Viele Grüße

    kreuzer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Den nächsten schönen Brief habe ich bayern klassisch zu verdanken (herzlichen Dank nochmals). Die PA Dietenhofen schlug auf einem Dienstbrief vom 31.10.1875 ihren Stempel nicht wie vorgeschrieben in schwarz, sondern in einer braungrünlichen Mischfarbe ab. Die zuständige PE Rügland stempelte noch am gleichen Tag Aufgabe (korrekt in schwarz). Der Brief kam in Markt Erlbach am 2.11. an, wie der siegelseitige Ankunftsstempel zeigt. Der Brief hat einen traurigen aber interessanten Inhalt, den ich versuche wiederzugeben, soweit meine graphologischen Fähigkeiten reichen:

    Geschehen Dietenhofen den 31. Oktr. 1875

    In Gegenwart des Bürgermeisters Wirth dahier Erscheint heute auf geschehene Vorladung Nicolaus Pöhlmann Altsitzer dahier;
    Demselben wurde vorerst die landgerichtliche Verfügung vom 28. Oktr. l. Js. Curatel (?) über Ursula Barb. Pöhlmann von hier betr., vorgelesen, worauf derselbe erklärt:
    Das mütterliche Vermögen dieses Kindes, meiner Curandin (?), habe ich allerdings überkommen. Dieses Vermögen ist aber längst für Verpflegung dieses Kindes absorbirt worden, da seitens des Vaters keine Alimenten anfielen, weil derselbe auf einer Seereise ums Leben kam u. kein Vermögen hinterließ, ferner war von demselben seit 10 Jahren das Schulgeld für genanntes Kind zu entrichten und habe ich für Heilkosten desselben - es litt mehrere Jahre an einer Augenkrankheit - allein mehr Ausgaben zu bestreiten gehabt, als fragliches Vermögen ausweist, davon zu ? , daß auch für Kleider u. Schuh - den Aufwand hierfür, ... für deren Verpflegung und Erziehung keinen Kreuzer Entschädigung erhalten.

    L.U.

    XXX Handzeichen des Altsitzers Nicolaus Pöhlmann dahier
    Bestätigt Frühwald, ...

    Der Brief gibt doch einen tieferen Einblick in die damaligen Verhältnisse...

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo kreuzer,

    ... davon zu geschweigen ...

    ... Aufwand hierfür, sowie überhaupt ...

    Du hast alles richtig transkribiert - bemerkenswert! Viele können das nicht.

    Die Schiffsreise war wohl die Auswanderung - ein ganz schlimmes Schicksal.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    So und damit man sieht, wo der Brief seinen Platz gefunden hat, zeige ich mal eine vorläufige Seite - so wie es in etwa aussehen könnte (und die Seite vorher, denn da ist auf die Verordnung Bezug genommen). Kritik und Verbesserungsvorschläge sind jederzeit willkommen.

    Viele Grüße

    kreuzer