• Hallo zusammen,
    heute ist ein Brief bei mir angekommen, der meine Incoming-Mail nach Heidelberg "verstärken" soll:
    im Mai 1844 (undeutlich auf dem Heidelberger Ankunftstempel) ging dem Herrn Grafen Kuno ein Portobrief aus Lübeck zu, für den er die stolze Summe von 1 Gulden 33 Kr. zu bezahlen hatte.
    Wie war das: handelt es sich um einen Postvorschuss von 1 Gulden 17 Kr. plus 16 Kr. Porto oder waren es ausschließlich Portokosten?
    Wie immer hoffe ich auf euere bewährte Hilfe!
    Herzliche Grüße
    balf_de

  • Lieber balf_de,

    wenn der Brief deine tolle Heidelberg - Sammlung nicht verstärkt, welcher dann?

    Du hast damit den Vogel abgeschossen, denn es ist ein Brief, der mit der schnellen Briefpost auf seine lange Reise ins schöne Heidelberg ging.

    Der einfache Brief kostete 22x, dann wurde mit jeweils 50% für das nachfolgende Gewicht erweitert.

    22x + 11x + 11x + 11x + 11x + 11x = 77x oder 1 Florin 17x, wie es Frankfurt am Main (typische blaue Tinte aus der Zeit) geschrieben hatte.

    Auch für Baden war er in der 6. Gewichtsstufe:

    4x + 2x + 2x + 2x + 2x + 2x + 2x = 16x.

    Der Empfänger zahlte schlappe 1 Gulden 33x, das waren etwa 30 Mittagessen. Wohl bekomms! 8o

    Briefe dieser Gewichtsstufen findet man nur ab und zu einmal - aus Lübeck ist alles in die süddeutschen Staaten selten, dieser hier riecht am Unikat, jedenfalls für mich.
    Herzlichen Glückwunsch zu dieser Bombe, die zu allem Überfluss auch noch bildschön ist. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,
    eigentlich sollte ich sofort aufhören, Markenbriefe zu sammeln ...
    Wenn ich mir überlege, was für Schnäppchen man (sogar versehentlich) machen kann, wenn man bei der eBay-Suche auch „Vorphila“-Belege mit einbezieht. Eine so ungetrübte Freude kann man beim Erwerb eines „normalen“ Sammlungsbelegs angesichts der Auktionsrechnung sicher nur ganz selten erleben. Mir hat bei dem unauffälligen eBay-Angebot der hübsche Stempel und die adlige Adresse auf dem Brief nach Heidelberg gefallen – vom Porto hatte ich keine Ahnung ...

    ein Postvorschußbrief ist es jedenfalls nicht

    Das mit der Nachnahme schien mir auch nicht sehr wahrscheinlich, aber 1 Gulden 33 für Porto eben noch viel unwahrscheinlicher - danke, lieber Ulf für deine Hilfe!

    Herzlichen Glückwunsch zu dieser Bombe, die zu allem Überfluss auch noch bildschön ist

    Klar, lieber bayern klassisch, ich teile deine Meinung, was die Optik des Briefs anbetrifft: voller Stolz habe ich den Stempel des Lübecker TuT-Postamts gleich in die StampsX-Stempeldatenbank eingestellt - ganz klar, es ist der mit Abstand schönste Abschlag dort. (-> http://www.stampsx.com/ratgeber/stemp…empel_id=121150 )

    Deine sensationelle Beurteilung des Briefs hat mich natürlich neugierig gemacht – jetzt will ich auch das schlecht lesbare Datum verifizieren: „1844“ schrieb der Verkäufer in seiner Losbeschreibung, aber es ist nur am Heidelberger Ankunftstempel festzumachen (siehe unten).

    Zum Glück ist der Empfänger des Briefs nicht irgendwer: zu Graf Kuno zu Rantzau-Breitenburg findet sich einiges im Internet.
    (-> http://de.wikipedia.org/wiki/Kuno_zu_Rantzau-Breitenburg )

    Dass er mit seiner Familie zeitweise in Heidelberg lebte und hier schriftstellerisch und juristisch tätig war, ist nachzulesen. Aber meistens ist von den Jahren vor 1840 die Rede; sein Sohn wurde schon 1835 in Heidelberg geboren. Jedenfalls halte ich es durchaus für möglich, durch Recherchen zur Person des Grafen den Brief besser datieren zu können.

    Vielleicht ist es aber auch mit Hilfe des Heidelberger Stempels möglich – aber das gehört in einen anderen Thread. Es gibt schon ein Thema „vorphilatelistische Abstempelungen“ für Baden, da will ich noch etwas weiter machen.

    Viele Grüße
    balf_de