Aus/über Barcelona nach/über Genua

  • Herr Baron,

    ich habe Ihren liebenswürdigen Brief vom 3. dieses Monats erhalten, aber weil ich von zuhause abwesend war, konnte ich Ihnen nicht gleich antworten.
    Es besteht kein Zweifel, mein teurer Herr Baron, dass mein Souverän das Geschenk (cadeau d’usage = Geldgeschenk) mit seiner ganzen Großzügigkeit beantworten wird, und was mich angeht, werde ich mich für die Teilnahme erkenntlich zeigen, die Sie bezeugt haben.
    Mit den nächsten Boten werde ich Ihnen weitere Drucksachen zusenden, die sich auf unsere neue Organisation beziehen.
    Der Preis, den wir an Spanien vergüten, ist sechs Reales de vellón für den einfachen Brief, und zweiundzwanzigeinhalb für jede Unze schwerer Briefe, und in Genueser Währung werden diese Briefe mit L 1.18 für den einfachen, und 7.12 je Unze für die schweren taxiert.
    Spanien gibt bei einfachen Briefen lediglich deren Zahl an, und für die schweren gibt man die Menge des Gewichts in Unzen an, die beim Empfang bestätigt wird, das dabei benutzte Gewicht ist das genuesische.
    Was die Reise nach Spanien angeht, die Sie für mich erhofft haben, glaube ich, dass sie nicht stattfinden wird, sondern dass damit der neue Botschafter betraut wird, ein sehr kluger Mann, dem ich alle nötigen Hinweise geben werde.
    Empfangen Sie, mein Teurer, die Gefühle meiner vorzüglichsten Hochschätzung und meiner ehrlichen Zuneigung, die ich Ihnen geweiht habe, und mit denen ich die Ehre habe zu verbleiben,
    Herr Baron.

    Genua, den 30. Dezember 1818

    P.S. Ich schicke Ihnen inzwischen vier postalische Drucksachen.

    Ihr sehr bescheidener Diener
    und Freund
    M. Cervule (?)

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

    Einmal editiert, zuletzt von Erdinger (13. Dezember 2014 um 13:50) aus folgendem Grund: Briefdatum war falsch!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo die Runde

    Eine sehr interessante Quelle und mit wichtigen Inhalt.

    Danke für die Einstellung und Übersetzung.

    Kann man die Briefe vielleicht so deuten dass die Briefe nach genauen Gewicht taxiert waren?

    Viele Grüsse
    Nils

  • Ich Bedanke mich für die ausgezeichnete Übersetzung. Da habe ich mich doch nicht getäuscht, dass die Quelle wichtig ist, weil sie erstmals ganz konkret schildert, was gemacht wird und wie es abläuft.
    ICh werde darauf mit Briefen und LIsten bei Gelegenheit zurückkommen.
    Nochmals herzlchen Dank an Erdinger, den ich mit solchen Quellen wahrlich zupflastern könnte. Derlei hat sich ernorm angesammelt und bleibt mangels Französisch
    kenntnissen unbearbeitet.
    Liebe Grüße Achim

  • Der Preis, den wir an Spanien vergüten, ist sechs Reales de vellón für den einfachen Brief, und zweiundzwanzigeinhalb für jede Unze schwerer Briefe, und in Genueser Währung werden diese Briefe mit L 1.18 für den einfachen, und 7.12 je Unze für die schweren taxiert. Spanien gibt bei einfachen Briefen lediglich deren Zahl an, und für die schweren gibt man die Menge des Gewichts in Unzen an, die beim Empfang bestätigt wird, das dabei benutzte Gewicht ist das genuesische.

    Lieber Joachim, lieber Erdinger,

    sehr schöner Fund! Das heißt, dass einfache Briefe, die somit eine Viertelunze wiegen durften, pro Stück 1 Soldo und 18 Denare kosteten und eine Unze mit dem Vierfachen, also 7 Soldi und 12 Denare (1 Soldo = 20 Denare) angesetzt wurde. Entsprechende Taxierungen sind aus dem 18. und 19. Jahrhundert auf spanischer Post nach Genua bekannt, es konnte aber bisher noch kein entsprechender „Postvertrag“ oder eine ähnliche vertragliche Abmachung gefunden gemacht werden.

    Michael Amplatz hat übrigens auf der DASV-Seite bereits einiges Material hierzu zusammengetragen: Schiffspost Barcelona-Genua im 18. Jhd. und ich selbst beschäftige mich auch seit einiger Zeit mit dem Thema. Ich besitze einige Briefe mit entspr. Taxen, bin aber mangels spanischer Quellen bisher noch nicht sehr weit bei deren Interpretation gekommen. :(

  • Lieber buzones,

    müsste die Taxierung nicht auf Lire und Soldi statt auf Soldi und Denare lauten?
    Das Zeichen für die Währung im von johelbig gezeigten Brief ist das Lira-Zeichen (₤). Auch Herr Amplatz spricht von Lire.

    Das ist auf jeden Fall ein spannendes Thema, das einen über den eigenen Tellerrand hinausführt.


    Lieber johelbig,

    war mir ein Vergnügen - der Text, auf den es im Grunde ankam, war weder sehr umfangreich noch überaus anspruchsvoll. Vertragsfranzösisch ist da schon ein anderes Kaliber. Als Lösung für den angesammelten Berg an französischen Texten fiele mir höchstens eine Art Übersetzungspool hier im Forum ein, bei dem sich zum Beispiel ein "Übersetzer" und ein oder zwei "Gegenleser" zusammentun, die sich per PN abstimmen, bevor sie das Resultat öffentlich machen. Mein Französisch schätze ich als eingerostet ein, nicht nur was Tempora und den gefürchteten Subjonctif angeht.

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Lieber Erdinger,

    du hast natürlich völlig Recht: Lira und Soldi, nicht Soldi und Denari. Da hab' ich mich selber ausgetrickst - £ = Lira. *ascheaufmeinhauptstreu*

    johelbig: Was die Transkription/Übersetzung von frz. Texten angeht, könnte ich auch Hilfe anbieten, wenn es meine Zeit erlaubt. @Erdingers Idee mit dem „Übersetzungspool“ ist doch gut; sollten wir mal probieren.

  • war mir ein Vergnügen - der Text, auf den es im Grunde ankam, war weder sehr umfangreich noch überaus anspruchsvoll. Vertragsfranzösisch ist da schon ein anderes Kaliber. Als Lösung für den angesammelten Berg an französischen Texten fiele mir höchstens eine Art Übersetzungspool hier im Forum ein, bei dem sich zum Beispiel ein "Übersetzer" und ein oder zwei "Gegenleser" zusammentun, die sich per PN abstimmen, bevor sie das Resultat öffentlich machen. Mein Französisch schätze ich als eingerostet ein, nicht nur was Tempora und den gefürchteten Subjonctif angeht.

    Lieber Erdinger
    dein französisch kann nicht eingerostet sein. Du warst schneller mit deiner Übersetzung als ich. Der deutsche Text war zudem auch besser. Es geht (meine Meinung) nicht drum eine 100% Übersetzung hin zukriegen sonderen um das Verständnis des Inhaltes. Was ist da ein Tempora oder Subjonctif Fehler ..bof

    aber Absprache wenns Zweifel gibt - gute Idee

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Ich bin sehr froh über die letzten Beiträge hier, nehmen sie mir doch eine bedeutende Last ab.
    So ein Übersetzer pool wäre genau passend.

    Ich bin mir allerdings unsicher, wie ich bei scanns von Originaltexten verfahren soll, die möglicherweise urheberrechtlich belastet sind.
    Dem ungeachtet werde ich demnächst wieder etwas einstellen.
    Liebe Grüße an alle, die behilflich sind.Achim

  • Guten Abend, johelbig,

    hier käme mein Übersetzungsvorschlag für den ersten Brief. Es sind aber nur erste und letzte Seite, dazwischen fehlt Text.

    Madrid, den 26. Januar 1819

    Mein Fürst

    Ich habe erst am 15. dieses Monats die Depesche erhalten, welche die Geheime Hof- und Staatskanzlei mir die Ehre erwiesen hat, am 18. des vergangenen Monats bezüglich des zwischen Österreich und Spanien abzuschließenden Postvertrags an mich zu senden; ich habe mich unverzüglich gegenüber dem spanischen Ministerium der Aufträge entledigt, die diese Depesche enthielt. Bevor ich in dieser Hinsicht ins Detail gehe, möchte ich mir die Freiheit nehmen zu bemerken, das zwischen mir und Herrn de la Serna der Beitrag zu den außerordentlichen Aufwendungen für den Transport von Depeschen durch Frankreich und die Sardischen Staaten im Voraus nie ein Thema war. Dieser Beitrag betrifft nur die Kosten für den Transport über das Meer.
    „Bekanntlich ist der einzige Einwand“, heißt es in der oben genannten Depesche, „den uns das spanische Ministerium in Bezug auf den in der Madrider Redaktion vorgesehenen Fall im Artikel 6 des geplanten Vertrages genannt hat, infolge der durch Sardinien gerade eingegangenen förmlichen Verpflichtung entkräftet. Wollen Sie bitte, mein Herr, es zum Abschluss auffordern […]
    […] französisches Gebiet zu passieren; und dass gegenwärtig kein anderes Abkommen zwischen den betreffenden Behörden besteht.
    Der Geschäftsträger von Sardinien sagte mir, er wisse, dass seine Regierung sich anschicke, einen Postvertrag mit Spanien auszuhandeln, aber dass er bis zur Stunde keine diesbezügliche Anweisung erhalten hat. Wenn er das mir gegebene Versprechen hält, werde ich der Geheimen Hof- und Staatskanzlei alles zur Kenntnis bringen können, was die Interessen unserer Postbehörde in diesen Verhandlungen berührt.
    In der Annahme, alles getan zu haben, was unter den gegenwärtigen Gegebenheiten in meinen Kräften stand, bleibt mir nur, weitere Anweisungen abzuwarten.
    Ich bitte Eure Hoheit, die Versicherung meiner tiefsten Verehrung entgegenzunehmen.
    Provost

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Auch dieser Text ist nicht vollständig und bricht nach der ersten Seite ab:

    Herrn Graf von Brunetti
    Madrid

    Wien, den 6. Juni 1819

    Herr Graf,

    Ihr Bericht Nr. 10 vom 15. März legt den Stand dar, auf welchem sich unsere Postverhandlungen mit dem Hof von Madrid befinden, und teilt die Ergebnisse eines Gesprächs mit, das Sie zu diesem Thema mit Herrn de la Serna geführt haben.
    Wir stellen fest, das Spanien zum Abschluss des von uns vorgeschlagenen Postvertrages bereit ist, unter Weglassung des Artikels 6, wenn wir es wünschen; aber dass es keine Übereinkunft abschließen wird, wenn sie nicht wenigstens die postalischen Verbindungen mit den Ländern des Nordens garantiert, unabhängig vom Transit durch Frankreich, wenn diese Macht die Durchfahrt seines regelmäßigen Boten von und nach Italien verweigert; zu diesem Zweck hat der Madrider Hof das Vorhaben des geheimen Zusatzartikels zum Postvertrag entwickelt, der kein anderes Ziel hat als die Beteiligung an den gemeinsamen Gebühren und unter allen Umständen die Fortsetzung der direkten Briefbeziehungen; wenn uns der vorgeschlagene Ausweg überhaupt nicht zusagen sollte, überlässt uns Spanien die Wahl eines anderen, vorausgesetzt, dass man das ins Auge gefasste Ziel gleichermaßen erreicht und dass schon im Voraus irgendein Mittel vorgesehen ist, falls die regelmäßigen Kurierwege durch Frankreich unterbrochen sein sollten.
    Der geographischen Lage nach […]

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo Erdinger,

    Bei dem ersten Text war mir nicht bewusst, dass er unvollständig ist. Da hat wohl der Bearbeiter im Archiv am Scanner einen Fehler gemacht.
    Bezüglich meiner spanischen Quellenlage sieht die Sache nun so aus:
    Ich habe ungefähr 120 Scanns aus österreichischen Akten fast alle französisch und einige wenige in spanisch. Es geht darin, wie sie gemerkt haben um einen Postvertrag zwischen Österreich (Lombardei) und Spanien. Diese Akten sind wohl vor allem wegen der vielen Hintergründe über die Postverhältnisse um 1819 mit Frankreich und Spanien wichtig und interessant.
    Darüber hinaus finden sich natürlich auch viele andere Aktensplitter zu Spanien in anderen Konvoluten. So z.B. der von ihnen zuerst übersetzte Text des Sardischen Chefs Cerutti über die spanischen Gebühren.
    Wenn ich nun die 120 scanns hier einstelle geht das sicher zu weit. Andererseits sind viele Seiten davon nur mit kurzen Textinhalten, es befinden sich aber Konzepte unter diesen Quellen d.h. mit vielen Textausbesserungen und Darüberschreibereien. Die Lesbarkeit ist aber durchwegs ohne grössere Anstrengung gewährleistet.
    Ich kann mir nun vorstellen, diese scanns an Sie bzw . an buzones zu schicken, damit sie sich einen Überblick verschaffen können, was überhaupt relevant ist.
    So kann man auch bei anderen Bereichen verfahren, z.B. den äusserst wichtigen Akten zu den Postverhältnissen mit England im 18. und Anfang des 19. Jhs.
    Liebe Grüße H

  • Lieber johelbig,

    so schön diese Fingerübungen für mich auch sind, ist mir schon klar, dass ich im Grunde nicht alles übersetzen müsste, sondern nur die relevanten Passagen. Dazu müsste ich allerdings in der Tat wissen, welche das sind. Manchmal verbirgt sich aber auch im "allgemeinen" Text etwas, das für den ganzen Ablauf wichtig ist.
    Ich schlage Folgendes vor: Sie schicken buzones, wenn er einverstanden ist, die spanischen Texte. Ich nehme mir die französischen vor. Man müsste nicht einmal CDs verschicken, das geht mit WeTransfer bis 2 Gigabyte auch bequem per Internet.
    Vielleicht könnten wir beide uns im Vorfeld allerdings einmal zusammensetzen und das Material sichten? Wir sehen dann, worauf es Ihnen ankommt und wie schnell wir mit dieser Beurteilung vorankommen. Mein Büro ist in Heimstetten und damit nahe bei Ihnen.
    Den Rest könnten wir per PN abstimmen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Unter Briefdiskussion bei DSAV gibt es bei viele eine bekannte Seite:

    http://www.dasv-postgeschichte.de/briefdiskussion_1.asp

    Eingestellt habe ich auch die Fragen von Helbig in einen anderen Thread welche ich hierher verschoben habe.

    Ich denke nicht dass alle Fragen gefunden ist. Und vielleicht kann man irgendwie mit diesem Thread etwas helfen. Man kann es auf jeden Fall hoffen.

    In meine Sammlung befindet sich auch ein paar Briefe die ich auch gern zeigen will ohne dass es das Bild etwas ändern will. Auf jeden Fall nicht vorläufig, ob jemals.


    Ich fange mal an mit einem Brief aus Madrid der 29. Januar 1787 abgeschickt war und in Genua 24. Februar landete.
    Gnecco in Genua musste 4 Lira 10 Soldi. Ein Gebühr der offenbar nicht so häufig war.

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Filigrana

    Hier ist auf jeden Fall eine schöne Zusammenstellung von der Stempel, und das sieht man ja gern :)
    Den Text kann ich leider nicht lesen.

    Ob es hilft wegen die Taxierung weiss ich nicht, ist auch nicht so wichtig. Es hilft aber um eine Übersicht zu bekommen wenn es um einige Stempel geht. :)

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo,
    Welche Bedeutung hat der "Kreuz" oben, wiederholt sich auf mehreren Briefen.
    LG F

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt