• Hallo Freunde,

    diesmal von mir keine Marke oder einen Brief aus Bayern, sondern ein kleines Streifband aus Baden, zu dem ich doch einige Fragen habe:

    Die Marke - eine Mi.Nr. 17a - scheint in Ordnung zu sein. Das Streifband an sich besteht aus gebrauchtem Papier und macht keinen ganz frischen Eindruck mehr.

    Geöffnet ist das Streiband noch nicht. Nicht ganz klar ist mir, wo sich nun die Vorder- und die Rückseite befinden.

    Der Fünfringstempel von Lahr mit der Nummer 79 ist wohl keine Rarität. Auf der Rückseite befindet sich ein großer ovaler Ankunftsstempel von Rheinfelden. Handelt es sich dabei um einen besseren Stempel von Baden?

    Ein komplettes Datum hat das Streifband nicht. Kann man es evtl. anhand der Marke und der Stempel zeitlich eingrenzen?

    Einen Badenkatalog von Sem habe ich nicht. Vielleicht kann mir auch jemand aus dem Forum sagen, wie Sem in seinem Katalog eine 17a auf Streifband bewertet.

    Viele Grüße

    bayern-kreuzer

  • Hallo Bayern-Kreuzer, hallo zusammen,

    endlich ergibt sich wieder einmal eine Gelegenheit, wo ich mich hier beteiligen (und damit den guten bayern klassisch etwas entlasten) kann!

    Richtig: der Nummernstempel 79 von Lahr ist nicht selten. Im Baden Handbuch Band III (dem Stempelhanduch) ist er auf Belegen der Ausgabe C (Frankaturen mit MiNr. 17-22) mit 30 Punkten bewertet. Wesentlich seltener ist der hier als Ankunftstempel abgeschlagene Ortsstempel aus Rheinfelden zu finden: als Entwertungsstempel werden im Handbuch 700 Punkte genannt. Damit ist dieser Ovalstempel ganz sicher einer der „besseren Stempel von Baden“!

    Auch bei Sem (Baden-Handbuch 6. Auflage) sind Stempelbewertungen gelistet, allerdings auch nur als Entwerter. Hier werden für den Nummernstempel 79 aus Lahr 5 Euro genannt, für den Ovalstempel aus Rheinfelden immerhin 450 Euro.

    Sem bewertet die Einzelfrankatur der MiNr. 17 a auf Streifband mit 100 Euro.

    Was die zeitliche Eingrenzung anbetrifft, ist es wie so oft bei badischen Belegen schwierig, wenn sich das Jahr nicht anhand des Inhalts oder eventuell von Bahnpoststempeln mit Jahreszahl bestimmen lässt. Die Wahrscheinlichkeit einer relativ frühen Verwendung in den Jahren 1865 oder 1866 lässt sich aus den gegenüber den früheren Ausgaben höheren Bewertungen des Nummernstempels 79 bei den weitgezähnten Marken (MiNr. 17-22) – bei Sem 5 Euro Stempelzuschlag statt 0 Euro, im Handbuch 30 Punkte statt 25 - ableiten. Vermutlich verhielt es sich in Lahr ähnlich wie z.B. in Heidelberg, wo man nach dem Jahr 1865 kaum noch mit 5-Ring-Nummernstempel entwertete Frankaturen findet.

    Ein anderes Kriterium gibt es bei deinem Streifband noch: Sollte es schwerer als 1 Loth sein, dann ist es vermutlich deutlich jünger: erst ab dem 1.1.1868 durften bis 2 ½ Kreuzer schwere Drucksachen mit nur 1 Kreuzer frankiert werden. Davor kosteten sie pro Loth 1 Kreuzer.

    Herzliche Grüße

    Alfred (balf_de)

    Einmal editiert, zuletzt von balf_de (26. Juli 2020 um 15:29)

  • Lieber Alfred,

    vielen lieben Dank für deine umfangreiche Mitteilungen zu meiner kleinen Neuerwerbung. Ich hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass sich einer aus dem Forum meldete. Umso mehr habe ich mich über deinen Beitrag gefreut.

    Ich habe über Baden so gut wie keine Literatur (mein letzter Michel-Spezial ist aus dem Jahr 2001).

    Das Streifband hatte sich bei ebay im Bayern-Angebot versteckt. Nur so habe ich es zufällig gefunden und konnte es für ein paar Euros im Sofortkauf kaufen. Und als ich es dann auf dem Tisch hatte, da hatte ich dann doch die ein oder andere Frage, die du mir ja toll beantwortet hast.

    Ich habe gerade noch - bevor ich deinen Beitrag gelesen habe - das Bändchen in den Ursprungszustand zurück gefaltet - so passt alles besser. - siehe Scans.

    Also nochmal Dankeschön und

    viele Grüße

    Wolfgang (bayern-kreuzer)

  • Guten Morgen in die Runde!

    "Schwarzer Fleck im Rand beim 'R' von POSTVEREIN" - Für mich sieht das wie eine Druckzufälligkeit aus - oder ist das ein bekannter Plattenfehler?

    So behauptet es zumindest eine Bleistiftnotiz auf dem Brief, auf dem diese Marke klebt.

    Viele Grüße

    Peik

  • Hallo Peik,

    in der Abhandlung über Plattenfehler und Druckzufälligkeiten von Fluhrer, aus dem Jahre 1964, ist das wohl der unter Nr. 54 gelistete Fehler (ist auch abgebildet). Jedoch beschreibt Fluhrer hierzu, dass es sich wohl doch um eine Druckzufälligkeit handeln dürfte.

    Auch Druckzufälligkeiten können sich innerhalb einer Auflage mehrfach wiederholen.

    Beste Grüße

    Markus