• Liebe Freunde,

    damit eine der schönsten Bayernmarken auch zu ihrem guten Recht kommt, hier der Thread für diese Schönheiten. Den Anfang macht ein seltener Teilfrankobrief aus München vom 23.12.1868 nach Rom an die bekannte Adresse der Gebrüder Greder. 6 Kr. behielt Bayern und 6 Kr. wurden als Weiterfranko der österreichischen Post vergütet, die sie wieder an das Königreich Italien abführen durfte. Nur über Frankreich war zu dieser Zeit eine Ganzfrankatur möglich, nicht aber über Österreich und Italien.

    Daher war der Stempel P.P. für Porto Partielle, also teilfrankiert, zurecht abgeschlagen worden. Ab der Grenze des Kirchenstaates kamen 25 Centesimi (zuvor 5 Bajocchi, die gleich werteten) für den Empfänger bis Rom hinzu. Des Absendervermerks "Via Tirolo", also über Tirol, hätte es in diesem Fall nicht bedurft, da die Leitung immer über Österreich vorgenommen wurde, wenn nicht für einen alternativen Leitweg extra bezahlt (frankiert) wurde.

    Hier durfte der Brief auch 1 Loth wiegen, über Frankreich nur 7,5g, so dass wir hier eine Regelbeförderung vor uns haben.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

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    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,
    einen so interessanten Brief wie den von bayern klassisch gezeigten kann ich leider nicht bieten, sondern nur einen profanen Frankreich Brief:
    Von München am 6. Dez. 1867 nach Lyon (dort angekommen am 9. Dez.), frankiert mit 12 Kr. nach dem Postvertrag vom 1. Juli 1858. Interessant noch das akkurat in Rötel angebrachte "PD", das fast wie ein Stempelabschlag wirkt.

  • Hallo zusammen!

    Schöne Briefe, die ihr hier zeigt - da kann ich leider als kleiner Sammler nicht mithalten mangels Vorhandenseins! :(

    Hab mal (fast) meinen gesamten Bestand an losen Nr. 18 zusammengeführt und auf den Scanner geschmissen.

    Schöne Grüße

    Bayern-Nerv Volker

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    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Lieber mikrokern,

    handschriftliche P.D. - Vermerke sind selten, gerade in München hätte man wissen müssen, dass ein Frankobrief einen P.D. - Stempel haben musste.

    Nett auch der Grenzübergangsstempel AUTR. - STRASBOURG, der zwei Möglichkeiten offen lässt: Entweder der Brief geriet in das österreichische Paket über München nach Strasbourg, oder der Strasbourger Beamte hat den Stempel bei der Ankunft des Münchener Briefpaketes zum falschen Stempel gegriffen.

    Summa summarum - schön und mit 2 Besonderheiten; der steht meinem sicher in nichts nach. :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch und mikrokern

    Zwei wunderschöne Briefe :P :P :P
    Danke fürs Zeigen.

    Ob es die schönste Marke ist, da habe ich meine Zweifel, aber ich stimme gern zu dass diese Wappenserie die schönste ist. :)
    Leider habe ich kein Brief mit diese Marke. Vielleicht will ich meine Meinung ändern wenn ich einen habe ;)

    Viele Grüsse
    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

  • Hallo Nils,

    dein Lob sei mein Ansporn, einen weiteren zu zeigen: Am 3.8.1868 ging es für 12 Kr. von Fürth nach Mailand über Österreich. Je 6 Kr. erhielten davon Bayern und das Königreich Italien - Österreich ging leer aus. Nürnberg als Kartenschlußpoststelle Bayerns hatte den P.D. - Stempel vergessen, so dass dies die Österreicher mit ihrem kursivem Stempel nachholten.

    Wenn du auch einen oder mehrere Briefe mit dieser Marke hast, wirst du uns alte Hasen besser verstehen ... sie ist einfach schön, wie die Nr. 30 auch. :love:

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

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    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Bayern-Nerv,

    eben erst gesehen: die 2. von oben links hat einen mir bekannten Plattenfehler (ich habe die Nrn. 14-21 über 15 Jahre lang nach PF gesammelt).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    es gibt Briefe, deren Besonderheit sich erst auf den 2. oder 3. Blick erschließt, wenn überhaupt. Den hier musste ich haben, auch wenn er nicht besonders schön ist.

    Aber warum nur?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

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    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber bayern klassisch,

    da es sich eigentlich um einen "normalen" durchfrankierten Frankreich-Brief von Nürnberg nach Paris (12 Kr.) handelt, wirst Du ihn wohl wegen des Grenzübergangsstempels "Forbach" in blau erworben haben. Diese hier gezeigte Sondertype, die auch sonst vom üblichen roten "Baviere-Strasbourg", "Baviere-Forbach" etc abweicht, habe ich noch nicht gesehen!

    Was ist der postgeschichtliche Hintergrund dieses speziellen Stempels? Könnte es mit dem Kriegszustand zu tun haben, wo jetzt ein anderer Stempel zum Einsatz kam, da kein regulärer Postaustausch mit Frankreich mehr durchgeführt wurde?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    so ist es! Der Brief konnte nicht auf dem üblichen Wege mit Frankreich ausgetauscht werden, weil ab dem 19.7.1870 in Folge des zu erwartenden Krieges keine bayerischen Korrespondenzen an Frankreich direkt spediert wurden. Jeder Brief aus Bayern und der Pfalz musste der Hauptbriefpostexpedition München zugeleitet werden, welche ihn eingangsstempelte und in einem geschlossenen Paket über die neutrale Schweiz mit Frankreich austauschte.

    Dieser Brief wog einfach, wie die rote I aussagt, daher war er mit 12 Kr. korrekt frankiert worden. Der Stempel "Bavière Forbach 3" war demnach nicht der Stempel der französischen Bahnpost in Forbach (Kartenschluß Nürnberg - Forbach wie vor dem 19.7.1870), sondern der Ankunftsstempel von Paris, der dokumentierte, wann er dort eingegangen war und aus welcher Richtung er kam.

    Die Schweiz bekam für ihre Dienste eine Erstattung der beiden Postverwaltungen, die aber nicht von den Korrespondenten zu tragen war. Bayern erhielt ja für diesen Brief 4,8 Kr. und Frankreich 7,2 Kr. - es ist anzunehmen, dass auch die Transitpauschale hälftig, oder im Verhältnis 4 zu 6 geteilt wurde. Ohne die Schweizer Akten wird das nicht sicher zu beantworten sein.

    Die Farben rot und blau dieser Pariser Stempel richteten sich nach dem Zeitpunkt der Ankunft dort - blau am Vormittag und rot am Nachmittag.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Vielen Dank für die ausführliche Erläuterung, lieber bayern klassisch!

    Kannst Du vielleicht noch etwas zur Häufigkeit derartiger Belege mit dem Pariser Stempel sage? Und warum trägt der Stempel die Bezeichnung "Forbach", wenn doch der gesamte Postaustausch über die Schweiz (von München kommend) lief? Die Post hatte doch weder Forbach, noch Strassburg etc gesehen...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    ich kenne 4 Briefe von Bayern in der Kriegszeit über München und die Schweiz nach Frankreich (2 davon habe ich) und 5 Briefe aus Frankreich über die Schweiz und München nach Bayern (3 habe ich). Häufig ist also etwas anderes.

    Ich nehme an, ohne es zu wissen, dass München sie nach dem Transitstempeln in ihren Beutel zurück legte, so dass die Franzosen erkennen konnten, woher die Poststücke kamen (stand auf der Beutelfahne bzw. auf dem Klebeetikett des Briefpaketes). Entsprechend waren die Gebühren ja zu verrechnen. Österreich sandte ja auch seine Sendungen über Bayern und die Schweiz nach Frankreich (via Strasbourg, Forbach und Erquellines) und da gab es ja ganz andere Porti und Franki zu beachten (Baden, Württemberg und TT natürlich auch, wobei hier Baden und Württemberg nach dem badisch - französischen Vertrag, nur für die Provinz Starkenburg in Südessen = http://de.wikipedia.org/wiki/Starkenburg_(Provinz) war nicht dem Norddeutschen Postbezirk angeschlossen worden, so dass für derlei Briefe und noch der Altvertrag von TT mit Frankreich galt!).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber bayern klassish,

    aber wenn die Post aus München über die Schweiz nach Frankreich ging, war "Forbach" doch irrelevant, da es nichts mit dem Leitweg zu tun hatte.

    Nehme doch nicht an, dass die Schweiz über Forbach kartiert hat?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    über Forbach ging gar nichts mehr, weder von Bayern, noch von der Schweiz aus, das ist richtig. Aber Paris wollte und musste auch dokumentieren, wann der Brief ankam und wo er her kam bzw. hätte herkommen müssen.
    Nürnberger Briefe, wenn sie nicht ins Elsaß liefen, waren über Forbach auszutauschen (im Friedensfall). Hierfür gab es die Stempel "Bavière par Forbach 1" für die Tour und "Bavière par Forbach 2" für die Retour. Der Stempel 3 war der Ankunftsstempel von Paris und für die Briefe gedacht, die nicht von der franz. Bahnpost der Strecke Forbach - Paris bearbeitet werden konnten.

    Weil ab dem 19.7.1870 die Stempel Forbach 1 und Forbach 2 nicht mehr eingesetzt werden konnten, blieb für Paris nur der Stempel Forbach 3 zur Ankunftsstempelung übrig.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber bayern klassisch,

    also diente der "Forbach 3"-Stempel als "Lückenbüsser" für aus Bayern (jetzt über die Schweiz) eintreffende Post, die aber mit Forbach gar nichts zu tun hatte. Quasi in Ermangelung eines geeigneteren Stempels. Vermutlich hatte man zu der Zeit (Kriegszustand!) in Paris auch andere Sorgen...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    so ist es - vlt. kann der liebe 1870/71 auch etwas dazu beitragen, wenn er mit seinem Buckel - Volvo aus den Ardennen zurück gekehrt ist.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    nach telfrankierten und voll frankierten Briefen soll mal ein unterfrankierter gezeigt werden. Am Bahnhof in Nürnberg wurde er am 7.12.1869 am Schalter aufgegeben und nicht in den Briefkasten geworfen. Woher man das weiß? Weil er keinen "Boite" - Vermerk trägt und zuerst von der Aufgabepost als Frankobrief behandelt wurde. Daher erhielt er in der linken oberen Ecke die 1 für das 1. Gewicht bis 10g und den PD - Stempel Nürnbergs als Kartenschlußpostamt zu Forbach.

    Dort merkte man, dass der Brief schwerer als 10g gewesen sein musste. Man strich P.D. und notierte "Affranchissement insuffisant" für Freimachung ungenügend. Das Gewicht wurde mit 2 Ports überschrieben und der Brief mit 8 Decimes nachtaxiert. Wieso 8 Decimes? Weil er unterfrankiert war und es ein Grenzfranko nicht mehr gab, waren seine beiden Gewichtsstufen als unfrankiert anzunehmen. Ein frankierter Brief kostete 4 Decimes bzw. 12 Kr., ein unfrankierter aber 6 Decimes bzw. 18 Kr..

    Daher rechnete man: 2 Gewichtsstufen unfrankiert = 12 Decimes abzüglich des Wertes der Marke von 4 Decimes = 8 Decimes Nachporto.

    Auch die Briefkarte war zu korrigieren, denn Bayern bekam ursprünglich von den 12 Kr. nur 4,8 Kr. und Frankreich 7,2 Kr.. Nun waren diese Sätze zu verdoppeln.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber bayern klassisch,

    vielen Dank für die Beschreibung dieses sehr interessanten Briefes.

    Frage: also hat man bei der Einlieferung am Schalter nicht gleich gewogen und das Mehrgewicht festgestellt? Dann hätte der Absender ja sofort nachfrankieren können.

    Wurde also erst später (nochmals?) gewogen, und dann erst das Defizit festgestellt? Dann sollte es doch einige derartiger unterfrankierter Briefe geben, oder?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    jeder Brief nach Frankreich war am Schalter abzuwiegen. Hierfür hatte die bayer. Postverwaltung ab dem Juli 1858 sämmtliche Postexpeditionen mit 6/10 Lothgewichten ausgerüstet. 15,625g = 1 Zoll - Loth mit 6/10 mulitpliziert ergab 9,375g. Damit war man auch der sicheren Seite. Ging die Waage aber nach bzw. stand sie nicht völlig plan, dann konnte es auch mal etwas mehr sein. So wird es hier auch gewesen sein.

    Weil man falsch verwogen hatte, glaubte ja der Absender, mit 12 Kr. alles richtig gemacht zu haben bzw. klebte man ihm eine 12 Kr. Marke auf.

    Da Nürnberg Kartenschlußpostamt war, konnte es nur diesen einen Wiegevorgang in Bayern geben. Das Briefpaket lief geschlossen durch Baden und Preußen nach Frankreich, so dass man erst in Forbach nachwiegen konnte, was man auch tat.

    Die Abgabepost in Frankreich hätte nichts mehr korrigieren können, weil sie keine Verbindung mehr zu Bayern hatte und beim Eintreffen ausländischer Briefpakete mit P.D. gestempelten Briefen waren die vorherigen Verwiegentscheidungen zu akzeptieren.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Diese Briefe sind sehr selten - die große Masse wurde korrekt frankiert, es mögen auch ganz wenige überfrankierte dabei gewesen sein. Das Verhältnis korrekt frankiert oder taxiert zu unterfrankiert oder untertaxiert sehe ich bei ca. 400 bis 500 zu 1.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    ja, mein Fehler, Altersverwirrung...

    Habe die Zweitwägung in Forbach (Frankreich) nicht realisiert und iregndwie angenommen, man hätte in Nürnberg später nachgewogen, was Unsinn ist.

    Dann ist auch "Affranchissement insuffisant" , aus Frankreich stammend, schlüssig.

    Nochmals besten Dank!

    Beste Grüsse vom
    µkern