• Hallo Sylvain,

    I hope you know, that a three-formation as shown on your very attractive cover doesn`t fall from the trees like the cherries...and yea: It `s Härnösand and the other one is Sollefteå läger in the same swedish province Västernorrlands > http://sv.wikipedia.org/wiki/Sollefte%C3%A5_garnison. And the letter was send from Kirchweidach (Oberbayern) > http://de.wikipedia.org/wiki/Kirchweidach

    Best regards !

    Tim :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Sammlerfreunde,

    erfreut die z.Z. nordischste Bayern-Auslandsdestination der Sammlung vorstellen zu dürfen, sei zunächst auf die PO eingegangen, denn da gibt`s noch Lücken. Der im September 1864 in Ensheim (bayerische Pfalz / heute Saarland) nach Göteborg (Schweden) aufgegebene Portobrief müsste vom Grundsatz her nach dem seinerzeit gültigen Postvertrag Preussen - Schweden vom 01.02.1854 taxiert worden sein.

    Dieser konnt leider nicht ausfindig gemacht und als Gedächtnisstütze nur der Postvertrag Norddeutscher Bund - Schweden vom 03.04.1869 herangezogen werden. Klare Sache ist der Postvereinsanteil von 9 Kr = 3 Sgr - hübsch - in Blaustift vorne notiert. Als Gesamtporto sieht man vorne oben links in schwarzer Tinte 72 Öre und wenn man dann nach dem Postvertrag Norddeutscher Bund - Schweden vom 03.04.1869 geht, dann ergäbe das 45 Öre = 5 Sgr = 15 Kr für Schweden + 27 Öre = 3 Sgr = 9 Kr für den Postverein.

    Ob es nach dem Vertrag vom 01.02.1854 genauso war, kann an dieser Stelle nur spekultiert werden. Insofern wäre ich um Hilfe dankbar. Das betrifft auch die beiden Lübeck-Abschläge auf der Rückseite. Gehe davon aus, dass es der ganz rechts der Lübecker Stadtpoststempel war und der links daneben ??? P.A. Lübeck vielleicht ein Durchgangsstempel von Lübeck-Travemünde (?).

    Von dort aus bestand schon vor Beitritt der Freien Hansestadt Lübeck in den DÖPV am 01.01.1852 per Convention vom 16.05.1848 eine Seepostverbindung nach Norwegen und Schweden. Im Postvertrag von 1869 wird in Art.3 zu den Seepostverbindungen u.a. erwähnt

    Des Weiteren sollen die sonstigen in regelmäßiger Fahrt zwischen den Häfen der beiderseitigen Gebiete kursirenden Privat-Dampfschiffe, insbesondere diejenigen zwischen Lübeck und Malmoe soweit es für den Postverkehr vortheilhaft befunden wird, zur Beförderung von Postsendungen benutzt (...) werden.

    Mir stellt sich jetzt die Frage welche Route man dann im Jahre 1864 mit was für Schiffen nahm und die dann zuerst nach Malmö oder direkt nach Göteborg oder nur nach Malmö und dann evtl. auf dem Landweg nach Göteborg ?(

    Absender war die Pappmachéfabrik Gebrüder Adt in Ensheim > http://www.ensheim-saar.de/ehp_2718.htm, Empfänger die schon im Göterborger Adressbuch von 1857 erwähnte butik = das Modegeschäft Hasselblad & Åvall in der Hamngatan 32 > http://search.arkivnamnden.org/repository/adresskalender/1857.pdf. Vermutlich hat man hier Kleider- und Hutschachteln unterschiedlicher Größen der weltweit einst zum Marktführer gewachsenen Gebrauchsartikelfabrikation Gebrüder Adt bezogen, welche erst nach dem 2.WK aufgegeben werden musste.

  • Hallo Pälzer,

    ganz großes Kino - ich habe noch nie einen Pfalzbrief wie diesen gesehen. :P:P:P

    Den Vertrag zum 1.2.1854 hänge ich hier an - bitte die letzte Seite (vor allem aus Pfalzsicht) beachten. Ob und wann dieser Passus gestrichen wurde, weiß ich nicht. Der Karl kannte ihn wohl nicht ...

    Es könnte damit zusammen gehangen haben, dass die Pfalz historisch ihre Post nach den Nordischen Ländern an Taxis nach Frankfurt am Main zu kartieren hatte und sich zwischen Bayern, Preußen und Taxis kein gemeinsamer Nenner bis dahin hatte finden lassen, weil die in die Pfalz eingehende Post ja stets 9 Kr. für Preußen ODER Taxis nach sich gezogen hatte und auf die wollte natürlich keiner verzichten.

  • P.S. Hatte noch was vergessen: Es sollte hinten der DKOPA - Stempel von Dänemark sein, aber das bedarf noch der Verifizierung durch Kenner.

    Dänemark hatte in Lübeck vom 1.7.1852 bis zum 30.4.1868 ein eigenes Oberpostamt unterhalten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    ich glaube ich/wir sind da irgendwie in ein falsches Fahrwasser geraten. In dem von Dir gezeigten Postvertrag zwischen Preussen und Dänemark von 1854 geht es nur um Dänemark und die damals noch zum dänischen Staatsgebiet gehörigen Landesteile Island, Grönland und Faroer-Inseln. Ich vermute der richtige Vertrag ist jener hier zwischen Preussen und Schweden vom 05.04.1852:

    http://www.dasv-postgeschichte.de/pv/pv_download…_1852_Nr_27.pdf

    Auf Seite 294 finden wir die 3 Sgr für den Postverein und die 5 Sgr, nicht wie im 69er-Vertrag alleine Schweden zugeschlagen, sondern seinerzeit noch aufgeteilt in 2 1/2 Sgr für Schweden und 2 1/2 Sgr für ein preussisch-schwedisches Seepostporto, das je nach Abgangshafen auch ein dänisches sein konnte. Die rückseitig am Brief angebrachten Abschläge sind beide von Lübeck. Der schlechter lesbare der KD O.P.A Lübeck.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    der rückseitig mittig zu sehende Stempel stammt vom Kgl. Dänischen Ober-Post-Amt (K.D.O.P.A. LÜBECK), wie von @bk vermutet.
    Für die Typzuordnung wäre noch interessant, ob im Stempel unten eine Jahreszahl oder eine Uhrzeitangabe zu erkennen ist.

    Zwischen Preußen und Schweden wurde 1864 (Gültigkeit lt. Bruns ab 1.5.1865) ein neuer PV geschlossen.
    Gemäß diesem kosteten Portobriefe nur noch 63 Öre (7 Sgr.).

    Schönes Stück!

    Gruß
    Michael

  • Hallo Michael,

    Zwischen Preußen und Schweden wurde 1864 (Gültigkeit lt. Bruns ab 1.5.1865) ein neuer PV geschlossen.

    Gemäß diesem kosteten Portobriefe nur noch 63 Öre (7 Sgr.).


    da muss man der Vollständigkeit halber glaube ich auch dazu sagen, dass die 7 Sgr = 63 Öre nur für Aufgabeorte von Preussen nach Schweden galten (2 Sgr für Preussen + 5 Sgr für Schweden). Die 8 Sgr = 72 Öre Gesamtporto galten für außerhalb von Preussen aus dem Postverein über Preussen nach Schweden laufende Korrespondenz (3 Sgr wie hier notiert + 5 Sgr Schweden). Letzeres ist es ja auch noch im 69er Vertrag zwischen dem NDB und Schweden so geregelt.


    + Gruß !


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ...Danke Dir ! :thumbup:

    ...die Korrektur der Jahreszahl ist im Briefbeitrag durchgeführt...und was lehrt uns das:

    ...man soll eben besser keine Belege um 2 Uhr morgens posten ! :thumbup:

    Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Moin Pälzer,

    Mir stellt sich jetzt die Frage welche Route man dann im Jahre 1864 mit was für Schiffen nahm und die dann zuerst nach Malmö oder direkt nach Göteborg oder nur nach Malmö und dann evtl. auf dem Landweg nach Göteborg


    Da der Brief über das dänische Postamt in Lübeck lief, gibt es zwei Möglichkeiten der Weiterbeförderung:
    Er wurde mit der Schiffsverbindung Lübeck-Kopenhagen befördert, die erst im Februar 1864 eingerichtet wurde, weil die Hauptverkehrsroute über Kiel wegen des Deutsch-Dänischen Krieges blockiert war. Abhängig vom Wochentag liefen diese Schiffe direkt nach Kopenhagen, über Malmö nach Kopenhagen oder direkt nach Malmö. Da der Brief an einem Sonntag in Lübeck eintraf, wäre er direkt nach Malmö befördert wurden (wenn der Fahrplan vom April 1864 noch galt).
    Es gab aber zu dieser Zeit auch eine Schiffsverbindung nach Norwegen: zwischen Lübeck - über Kopenhagen und Göteborg - nach Christiania. Damit wäre also auch eine direkte Beförderung nach Göteborg möglich gewesen.

    Aufgrund fehlender weiterer (Transit-)Stempel kann man den Laufweg nicht zweifelsfrei beweisen, aber es legt auch die Vermutung nahe, dass der Brief direkt nach Göteborg lief. Jedenfalls ist unwahrscheinlich, dass er in Kopenhagen ausgeladen wurde, weil dort (i.d.R.) gestempelt wurde.

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo nordlicht,

    vielen Dank für die weiterführende Info ! Dass man nicht einmal in Göteborg Ankunft stempelte finde ich auch Schade. Man könnte zu der Postschiffahrt auf der Ostsee von Travemünde aus noch viele Fragen stellen, so z.B. wer diese Schiffe eigentlich betrieben hat. Waren es dänische Postschiffe oder waren es Handelsschiffe, die man mit der Postbeförderung beauftragte ?

    Konnten es von Travemünde aus auch schwedische Schiffe sein ? Konnte es sein, dass in Malmö schon ausgeladen und auf dem Landweg nach Göteborg weiter transportiert wurde ? Auch wenn man das jetzt nicht alles für den gezeigten Beleg klären kann, ein für sich alleine schon spannendes Themenfeld, um das man die Sammler im hohen Norden ja schon beneiden muss.


    Herzlichen Gruß !

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    anfänglich waren es private Schiffe, die u.a. auch Post beförderten. Aber der (dänische) Staat erkannte, welches Potenzial in der Postbeförderung auf diesem Wege lag, und gründete staatliche Schiffslinien. Wie schon geschrieben wurde der staatliche Betrieb jedoch mit dem Ausbruch des Deutsch-Dänischen Krieges zeitweise eingestellt. Stattdessen wurde der Schiffsverkehr über Lübeck umgeleitet und teilweise die Beförderung mit Privatschiffen wieder erlaubt.

    Noch interessanter wird dieses Themenfeld dadurch, dass der Schiffspostverkehr nicht nur durch kriegerische Ereignisse beeinträchtigt war, sondern bei harten Wintern (die damals noch eher üblich waren) auch wegen des Eises auf der Ostsee nicht stattfinden konnte. Dann musste sich die Post andere (Land-)Wege suchen.

    Dein Brief wurde entweder mit einem dänischen oder einem norwegischen Postdampfschiff befördert und - aufgrund des fehlenden Ankunftsstempel in Kopenhagen - entweder in Malmö ausgeladen und auf dem Landweg weitergeleietet oder direkt nach Göteborg geschickt.

    Wenn Du ein entsprechendes Speziallsammelgebiet anfangen möchtest, empfehle ich Dir, Dich nicht nur auf Briefe aus Bayern (oder gar nur der Pfalz) zu beschränken. Sonst wirst Du sehr lange suchen müssen ;)

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo nordlicht,

    na, da habe sich die laienhaften Fragen aus dem provinzialen Linksrheinischen ja doch noch gelohnt. Für den Fall dass in Malmö ausgeladen wurde, wie ging es dann nach Göteborg weiter ? Gab es 1864 schon eine Bahnstreckenverbindung zwischen diesen beiden Städten ? Ich komme da im www nicht so richtig weiter.

    Wenn Du ein entsprechendes Speziallsammelgebiet anfangen möchtest...


    ...oh oh, das werde ich wohl nicht mehr stemmen können, aber dass ich ja u.a. ein fan von den wunderschönen Werten Deines Sammelgebietes bin, das ist sicher !

    + Gruß !

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    Für den Fall dass in Malmö ausgeladen wurde, wie ging es dann nach Göteborg weiter ?


    Das kann ich nicht beantworten und leider gibt es auch viel zu wenige Briefe nach Schweden, um vielleicht Vergleiche herstellen zu können.
    Könnte auch sein, dass der Brief mit einem schwedischen (Versorgungs-)Schiff die Küste entlang weiterbefördert wurde ...

    Viele Grüße
    nordlicht

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pälzer

    Eine Bahnverbindung gab es zwischen Malmö und Göteborg - in 1864 fertig gestellt. Wenn in 1864 habe ich nicht herausgefunden. Es war aber kein direkten Lauf zwischen Malmö und Göteborg, sonder mit einem grossen Umweg via Katrineholm in Ost-Schweden möglich. Es ist somit möglich dass dein Brief mit dem Bahn gelaufen ist. Weiss aber nicht ob die Post die Strecke benutzt hatte.

    Wenn per Schiff von Lübeck aus nach Göteborg mit Norwegische Schiffe glaube ich nicht dass es so direkt möglich war. Ich habe die norwegische Postcircularie von 1864 durchgeblättert und finde keine direkten Ruten Lübeck-Göteborg. Die Briefe aus Lübeck nach Göteborg und Norwegen sind mit Schiff nach Kopenhagen gebracht, und dort an die norwegische Dampfschiffe gebracht.
    Was es aber in September gab von Lübeck aus war eine Rute über Fredrikshavn in Dänemark nach Norwegen. Und sicher gab es auch Postverbindungen zwischen Fredrikshavn und Göteborg so dass es auch diese Möglichkeit gibt.


    Um was fest zu stellen müssen wir leider andere Quellen haben als was ich zugänglich habe. Ich denke die schwedische Quellen die richtige sein sollte.

    Viele Grüsse
    Nils