• Hallo Sammlerfreunde,

    die Lösung naht.

    Abgesandt in München am 19. APR 1875. 1875 ergibt sich aus der Zahl "20".
    Leitwegangabe "via England", was eine Beförderung über Köln, Aachen, Ostende Belgien und Liverpool in England zur Folge hatte.
    Der Brief war mit 7 Kr. auf jeden Fall unterfrankiert.
    Vermerk "insuff" und "20" (links unten) mit Rötel angeschrieben, vermutlich schon vor Übergabe an die Reichspost.
    Die "20" neben der Marke wurde von anderer Hand vermutlich in Aachen vermerkt, denn dort wurde auch der Stempel "Unzureichend frankirt" angebracht.
    Die "20" ist das Weiterfranko in Markwährung, folglich 20 Pfennig, umgerechnet aus 7 Kr.
    Am 22.APR 1875 fuhr die City of Paris der Inman LIne in Liverpool los und traf am 5. MAY in New York ein.
    Dort wurde der Stempel New York DUE 10 US CURRENCY (= Notes) angbracht. Die Forderung in US-Cents (Notes) Banknote wurde aus einem Faktor (Wechselkurs) mit dem Golddollar errechnet.
    Für die 20 Pfennig/7 Kreuzer wurden 5 US-Cents Golddollar Weiterfranko in Ansatz gebracht.
    Der Brief an sich war als unfrankiert zu behandeln und kostete als solcher 14 US-Cents Golddollar, wovon die 5 US-Cents Weiterfranko in Abzug gebracht wurden. Die Forderung betrug also 9 Cents Golddollarwährung. Diese 9 Cents wurden nach dem Wechselkurs Golddollar-Banknote multipliziert, was letztlich 10 Cents ergab.
    Den Umrechnugskurs habe ich nicht genau parat, er lag aber von 1872-75 zwischen Faktor 1,06 und 1,20 (Beispielrechnung 9 x 1,11 = 9,99 Cents). Beträge geringfügig unter oder über dem Umrechnugskurs wurden auf volle Cents gerundet.

    Die Unterfrankatur hatte also für den Empfänger in USA 10 Cents Notes Nachporto zur Folge.

    Gruß
    bayernjäger

  • Leitwegangabe "via England", was eine Beförderung über Köln, Aachen, Ostende Belgien und Liverpool in England zur Folge hatte.
    Der Brief war mit 7 Kr. auf jeden Fall unterfrankiert.
    bayernjäger

    Hallo bayernjäger,

    aber um wieviel? 4 oder doch nur 3 Kr. ?

    In den Postverordnungen finde ich keine Berichtigung des Tarifes von 11 Kr. auf 10.
    Es kann aber immer interne Berichtigungen bzw. neue Tabellen für den Auslandsverkehr gegeben haben, die nicht in der Postverordnung veröffentlicht wurden.

    Deshalb ist Dein 9 Kr.-Brief bisher der einzig richtig frankierte Brief in diesem Thema mit der Wappenausgabe.
    Zudem war mit dieser Frankatur der Post klar, dass die Leitung über die Hansestädte erfolgen musste.

    Gibt es 11 Kr.-Frankatur-Briefe nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika aus Bayern - oder warum gab es hier noch keine zu sehen ?(

    Freundliche Grüße von Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Hallo Luitpold,

    für die Portoberechnung dieses Briefes war nur der Laufweg von Bedeutung (BY-PR-England).
    Denn es war für die US-Post für über England unfrankierte Briefe 14 Cents anzusetzen. Davon wurde das gezahlte Weiterfranko abgezogen.
    Diese Portoforderung nach dem Vertrag vom 01.10.1871 wurde meines Wissens nicht geändert.
    Frankobriefe kosteten nach diesem Vertrag für das Deutsche Reich 3 Sgr. / 10 Kr. Eine Änderung ist mir nicht bekannt.
    Briefe über Bremen und Hamburg kosteten nur 9 Kr. Für Briefe mit diesem Laufweg wurden auch nur 12 Cents Portoforderung angesetzt.

    Jetzt stellt sich die Frage was ist mit den 10 Kr-Frankaturen?
    Briefe waren entweder über den vom Absender angegebenen Laufweg zu verschicken oder es war der Laufweg zu nutzen, für den das Franko ausreichte. 10 Kr waren über England nicht zu wenig, reichten aber über auch HH/B. Meist wurde einfach der schnellere Weg speditiert.
    Im Vertrag von 1871 waren für Briefe aus dem Deutschen Reich 3 Sgr. oder 10 Kr. fällig. Umgerechnet/Übernommen wurden die in der bayerischen VO 11 Kr. Kann es sein, dass einfach nur die Umrechnung geändert wurde und so nur noch 10 Kr. fällig waren oder liegt einfach ein Schreibfehler vor?

    Gruß
    bayernjäger

    6 Mal editiert, zuletzt von bayernjäger (16. Oktober 2014 um 11:27)

  • Hallo Sammlerfreunde

    hier mal wieder ein unterfrankierter Brief nach USA.

    Frankiert mit 9 xr für einen einfachen Brief nach dem Tarif vom 1.10.1871 über Hamburg nach USA vom 23.3.1873.
    Festgestellt wurde aber die zweite Gewichtsstufe, links oben blauer Vermerk "2" und Stempel "Unzureichend frankirt".
    Der Verklebte Markenwert wurde in roter Farbe mit 2 1/2 Sgr unterhalb der Marken angeschrieben. Die in blau angeschriebenen 1 8/12 dürften wohl das Gewicht des Briefes sein. Der Brief war als unfrankiert unter Abzug des geklebten Markenwerts zu behandeln.

    In Hamburg erhielt der Brief den Zweizeiler "Unzureichend frankirt" und in New York den Taxziffer-Stempel "20" (U. S. NOTES) für die Höhe der Nachgebühr (auf die Marken gestempelt).

    Die Nachgebühr errechnet sich aus dem Porto für unzureichend frankierte Briefe der 2. Gew.-Stufe über Hamburg abzüglich der verklebten Frankatur. 2 x 12 Cents abzüglich 6 Cents (2½ Gr. = 6 C.) sind 18 Cents (links in rot angeschrieben), diese multipliziert mit 1,11 (dem Umrechnungsfaktor für Notes) ergeben 19,98 bzw. aufgerundet 20 Notes.

    Der Brief wurde am 26.3.73 in Hamburg gestempelt und wurde mit der Silesia der HAPAG nach New York befördert. Ankunftstempel von dort vom 9. APR.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo Leitwege,

    der Feuser-Katalog ist hier nur sehr allgemein.

    Hier findest du eine gute Abhandlung über dieses Thema: http://www.arge-deutsche-geschichte.de/start.htm

    Ich habe nur ein Schiff gefunden, welches nach dem 7.SEP. in Europa (Liverpool) abgefahren und am 19.SEP. in New York angekommen war, die China der Cunard Line 9.SEP.-19.SEP.

    Lediglich die Thuringia der HAPAG war von Hamburg aus am 19.SEP in New York angekommen. Allerdings war schon am 6.SEP. Abfahrt.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo Sammlerfreunde,

    care of = per Adresse Friedrich Zimmermann lief der nachstehende Beleg aus dem nordpfälzischen Örtchen Alsenz (im heutigen Donnersbergkreis) im Februar 1848 nach Columbus (Ohio). Es ist schwer lesbar, aber man kann vorderseitig oben rechts gerade noch so einen Grenzübergangsstempel Baviere Forbach vom 06.02.1848 ausmachen. Klarer erkennbar dann der Bureau Maritime Le Havre vom 08.02.1848 auf der Rückseite. Wie man dort auch unschwer erkennen kann, wurde er franco mit 18 Kr verschickt, d.h. den günstigen Weg über Frankreich bis zum Ausschiffungshafen.

    3 Kr bayerischer Taxanteil (vermutl. bei der Verrechnung mit Frankreich abgestrichen), 15 Kr Weiterfranco, davon 9 Kr für Frankreich und 6 Kr für den Seetransport, die US-Inlandsgebühr von 5 cent zahlte der Empfänger, wenn ich mich nicht irre. Unser guter @bk hat in seiner bekannten turbo-research-Weise schon das Schiff ausfindig gemacht, das dann am 20.03.1848 in New York anladete, es war die S.S. Cambria der Cunard Line (siehe link unten). Außer dem blauen Alsenz-Halbkreiser und dem nett grünen Umschlag gibt`s nicht viel mehr zu sagen, oder ?

    ...z.B. zu dem roten Stempelfragment "APR" rechts von "Columbus" ? ...und zur Wiederholung des Nachnamens des Adressaten ?

    + Gruß

    vom Pälzer...der demjenigem, der hinten die Falze trocken abgerissen hat, 20 mit der Neunschwänzigen wünscht  :evil:


    verwendete Quelle:
    http://www.google.de/imgres?imgurl=…ved=0CCoQrQMwAw

  • Hallo Pälzer,

    farblich ein Gedicht - mit dem farbigen Aufgabestempel und den ebenso farbigen Transit- und Ankunfsstempeln hat der alles, was er braucht. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Pälzer,

    noch eine Verständnisfrage: die 18x waren doch die Rate für Briefe aus der Pfalz nach USA mit franz.Handelsschiffen bis zum Ausschiffungshafen ab 1847. War es egal wenn dann mit einem britischen Dampfer versendet wurde?

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Leitwege,

    ich vermute, dass man das mit der 18 Kr Rate nicht auf einen ausschließlichen Transport mit franz. Handelsschiffen festnageln kann, wie das bspw. den Eindruck in dem einschlägigen Rundbriefbeitrag Nr. 54 der ARGE Bayern (Klassisch) vom März 2010 (Seite 3383) hinterlässt. Aber wenn man das bei dem o.a. Beleg nachweisen könnte, wäre es mir natürlich auch sehr Recht.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo,

    dieser Brief wurde zwar am 20.10.1854 im württembergischen Ellwangen geschrieben, da er zumindest auf dem Rückweg über Bayern lief, stelle ich ihn hier ein.
    Zunächst zum Laufweg entsprechend der abgeschlagenen Stempel:
    Abgesandt in Ellwangen am 20.10. - Badische Bahnpost 21.10. - Aachen 23.10. - Ab Liverpool am 1.11. mit der Atlantic der Collins-Line - Ankunft in New York am 12.11.
    Am 30.6.1855 aus Philadelphia zurück. Irgendwo muss der Brief liegengeblieben sein, da der nächste Stempel mit Datum der Halbkreiser von Nördlingen vom 1.11. ist. Zuvor wurde in Aachen "Am Bestimmungsort nicht abgefordert" gestempelt. Angekommen in Ellwangen am 2.11.1855. Warum im Ellwangen nochmals am 7.11. gestempelt wurde kann ich nicht sagen.
    Nun zum Porto:
    Normalerweise hätten in Ellwangen 2 Sgr. angeschrieben werden müssen. Ich kann diese jedoch nirgends erkennen. Das Gesamtporto in den USA lag bei 30 Ct.
    Die für mich erkennbaren Taxierungen dürften vom Rückweg stammen. Die rote 7 könnten 2 Ct. für Belgien und 5 Ct. für den Postverein sein. Pr 2 Sgr. in blau das zurückbelastete Vereinsporto.
    Was bedeutet der amerikanische Zweizeiler ADVR./1 Cts. und die links oben angeschriebenen 56 1/2 und 44?

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    ein wunderbarer Brief.

    ADVR = Advertised. Warum 1 C. dazu, weiß ich nicht, vlt. eine Art Ausstellungsgebühr in den Staaten.

    Wieso man auf die Beträge 44x und 56 1/2 kam, ist mir schleierhaft.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo liball

    Der Brief wurde am Ankunftsort nicht abgeholt. Daraufhin wurde er in der örtlichen Zeitung annonciert. Das kostete 1 Cent, die bei Abholung vom Adressaten zu entrichten waren. (Diese Gebühren konnten bei Rücksendung nach Europa nicht geltend gemacht werden.)

    Nachdem der Brief auch nach Annonce seinen Adressaten nicht fand wurde er nach Philadelphia geschickt und am 30.6.55 in die "DEAD-Letter" Abteilung für unanbringliche Briefe gesandt und bekam dort einen Eingangsstempel.
    Von dort wurde er nach frühestens einem viertel Jahr zusammen mit vielen anderen Briefen aus Deutschland gemeinsam im geschlossenen Postsack nach Aachen zurückgeschickt.
    Dort wurden 2 Sgr. für den vereinsländischen Anteil taxiert ( Es war nur der deutsche Taxanteil zu zahlen). In Württemberg waren das 6 Kreuzer zu denen zu dieser Zeit noch 1 Kreuzer Bestellgeld dazu kamen - also 7 Kreuzer.

    Die 44 und 56 1/2 könenn m.E. keine Porti sein. Der Brief war nach der Taxe der PCM mit 30 Cents bis zum Empfänger voll bezahlt + 1 Cent Advertising Gebühr. "Notes" gab es zu dieser Zeit noch nicht. Habe allerdings auch keine Idee, was es sonst bedeuten könnte.

    Die 2 Ankunftstempel von Ellwangen erklären sich daraus, das der Absender des Briefes nicht ersichtlich war, der Brief also nach Ankunft in Ellwangen noch einmal ins Kgl. Retouramt nach Stuttgart geschickt wurde. Dort wurde der Brief amtlich zur Absenderfeststellung geöffnet und der Absender mit violetter Tinte rückseitig vermerkt und der Brief erst am 7.11. gegen Gebühr von 7 Kreuzer zugestellt.

    Grüße MC

  • Lieber Cameo,

    vielen Dank für deine profunde Erklärung. Was mich aber wundert - wenn es ein Frankobrief gewesen war, wie du schreibst, warum dann der 30 Cents Portostempel von New York?

    Hätte er als Portobrief nicht mit 45x von Aachen rückbelastet werden müssen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Pfälzer

    Eine schöne Trouvaille:

    Mit den 18 Kreuzern war der Brief nur bis zum Auschiffungshafen (NY) bezahlt - und zwar mit franz. Segelbooten = Handelsschiffen, die nicht nach Fahrplan fuhren und auch deutlich langsamer (dafür billiger, statt 39 Kreuzer) waren als die Steamer der Cunard Linie.
    Der Brief ist nicht mit der CAmbria der Cunard sondern mit einem solchen langsamen Segler von Havre nach NY gekommen. Er hat schließlich fast 7 Wochen von Havre bis NY gebraucht(ca. 5.2. bis 26.3.).
    Der SHIP stempel zeigt schon, dass es sich nicht um ein Vertragsschiff (Packet) gehandelt hat,

    Die Gebühr in USA war 2 Cents Ship-fee plus 10 Cents für eine Entfernung über 300 Meilen in USA bis Columbus - also 12 Cents, die auch in dem Stempel stehen. Der Stempel müsste allerdings eigentlich in schwarz für eine Portotaxe abgeschlagen sein.

    Blöd nur: Ich sehe einen schwach abgeschlagenen PD Stempel (neben dem NY Ankunftstempel) und der NY Stempel ist rot, was nach meinem Wissen bedeutet: In NY wurde der Brief wohl wegen des PD -Stempels als bezahlt angesehen. Der US -Anteil von 12 CEnts müsste dann Frankreich in Rechnung gestellt worden sein, welches den PD Stempel fälschlich angebracht hatte. Für letzteres würde ich mich allerdings nicht verbürgen.

    Liebe Grüße
    CAmeo

  • Lieber Bayern-klassisch

    Du hast Recht. Es war natürlich ein Portobrief - die Taxe in den USA nach PCM war 30 Cents (man konnte die 30 Cents ja nicht in Ellwangen bezahlen :D )

    Alle Rückbriefe die ich kenne sind nicht mit 45 Kreuzer (oder 22 Kreuzer bei Bremen) zurückbelastet worden, sondern nur mit dem vereinsländischen Porto von 2 Sgr. bzw. 6 Kreuzer. Eine Verordnung hierzu kenne ich bislang nicht.