• Lieber Tim,

    ich denke, daß deine Erklärung absolut korrekt ist. Auch mir war die private Mitteilung aufgefallen, was ausdrücklich verboten war.

    Dazu habe ich in meiner Sammlung der Kleve-Stempel etliche Beispiele. Um 1900 war Kleve Bäder-Stadt mit vielen NL-Besuchern, die fleißig PKs verschickten. Das passierte oft durch Streichung des Wortes Postkarte und Hinzufügung des Wortes Drucksache/Drukwerk. Wenn man mehrere Karten verschickte, waren 5 statt 10 Pf Porto eine nette Ersparnis. Von den erlaubten Unterschriften gab es mitunter mehr als 5. Nachtaxierungen wegen fehlender 5 Pf findet man häufig.

    Solch ein nachtaxierter Leporello aus den USA ist da das Tüpfelchen auf dem i.

    Dieter

  • Hallo zusammen,

    wahrscheinlich wird der Beleg anbei vom 12. März (erst) am 16. März 1870 mit der SMS Bremen der Norddeutschen Lloyd Übersee gegangen sein, denn diese ist, so wie der rote PAID ALL in New York rückseitig ausweist, am 1. April dort angekommen. Nett anzusehen auch der STATION B Doppel-Ankunftsstempel von New York vom 2. April, das war wohl das für die adressierte Pitt Street zuständige Postlokal. Diese rote 18 oder 1/8 macht mir aber noch Schwierigkeiten, es kann eigentlich ja nur ein Weiterfranco sein. Gesehen haben wir das hier im thread schon ein paar mal, aber eine plausible Erklärung steht, wenn ich mich nicht irre, noch aus.

    Schönen Gruß

  • Morsche Tim,

    das sollte das Weiterfranko von 1 8/12 Silbergroschen sein, aber oft hat man aus Bequemlichkeit den Bruchstrich, und auch die Zwölftel weggelassen, so dass es sich wie "1 hoch 8" liest.

    Das Weiterfranko für Auslandsbriefe über Preußen/den NDB/das Dt. Reich war bis 31.12.1874 in Groschen anzugeben und das Franko für Bayern betrug hier 3 Kr., das Weiterfranko demnach 6 Kr. = 1 8/12 Groschen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    ich habe noch so einen 9 Kr Übersee-Beleg - gerade nicht greifbar - mit dem wohl gleichen Vermerk, da ist die 1 nicht so wie hier elegant mit der 8 verbunden, da steht dann:

    1 8

    ...also mit diesem Bruchstrich. Da jedesmal noch eine 12 drunter zu nudeln, ok, das kann ich verstehen, dass man sich das bei der Überseesache erspart hat, wo eigentlich ja immer keine Zeit zu verlieren war.

    LG

    Tim :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Guten Morgen in die Runde,

    nachfolgenden Brief möchte ich gerne zeigen:

    Einschreibebrief der 1. Gewichtsstufe mit Rückschein von Neustadt a/H am 21. FEB 1893 über New York, 6. März 1893 nach Chicago, Ankunft 8. März 1893.
    Der Brief konnte nicht zugestellt werden und wurde am 11. April über New York ((20. April) nach Neustadt zurückgesandt, wo er schließlich am 2. Mai 1893 wieder eintraf.

    Portorichtig frankiert:
    Briefgebühr 20 Pfg. + Einschreibegebühr 20 Pfg. + Rückscheingebühr 20 Pfg. = 60 Pfg.

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Ja eh, deshalb im Konjunktiv ...

    Da kann man (fast) den ganzen Weg verfolgen, in New York umgeschrieben mit neuem E-Zettel, in Chicago zweimal ausgehängt (oder in der Zeitung ausgeschrieben, müsste man ermitteln), dann nach Washington ins Dead Letter Office und von dort über NY retour. Immerhin hatte der Absender seinen Namen auf der Rückseite hinterlassen, sonst hätte die Rückbriefstelle tätig werden müssen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Ja sagt`s einmal !

    Jetz`zerren schon zwei Rechtsrheinische an einen Brief, der eigentlich zu den Linksrheinischen gehört. Soweit ist`s also schon gekommen ! =O ^^

    Spaß bei Seite, natürlich das absolute ein Mega-Teil :P

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Glückwunsch zu dieser Granate Schorsch - und 2 Monate Lagerung sind schon sehr wenig. Die Amis haben das wohl aus der Lameng gehändelt, wie lange sie lagern ließen, oder der Rückschein hat sie ihn schneller zurückschicken lassen, man weiß es nicht ... :P :P :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Congrats - ich würde es nie wagen zu fragen.................. ;)

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Und für den Pälzer noch einen zum Ausgleich der Herzrhythmusstörungen...
    ....sieht man in der Form zwar öfter, aber immer wieder schön anzuschauen:
    (Anmerkung: Also ich meine die Belege, nicht die Herzrhythmusstörungen :D )

    Postanweisung über den maximal möglichen Betrag von 100 USD von Rheinzabern am 4. März 1914 über Köln nach Chicago. (18. März 1914)
    Die Gebühr von 2,20 RM mit der kleinstmöglichen Anzahl von Briefmarken "optimal" verklebt.

    Für mich stellt sich nur die Frage:
    Wurde der Betrag dem Empfänger auf ein (Bank-)Konto gutgeschrieben (in solchen Fällen kenne ich eigentlich einen Einzeiler "Giro" o.ä., der rs. angebracht wurde) oder wurde in USA ein separates Formular zur Auszahlung verwendet, auf welchem der Empfänger quittierte?

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser



  • Hallo Schorsch,

    wie ausbezahlt wurde kann ich dir bei US nicht sagen, viel mehr würde mich er Laufweg interessieren.
    Aber leider schweigen die Stempel zwischen Köln und New York, gibt es jemanden der aus dieser Zeit Herr über die Schiffslisten ist?

    11 Tage zwischen Köln und New York, wie lief das Ding, und warum lag es zwei Tage in Köln?

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Postal Laws and Regulations of the United States of America, 1913:

    ab Seite 539, inländische Auszahlungsbestimmungen gelten auch für ausländische Money Orders

    ab Seite 575, weitere nähere Ausführungsbestimmungen

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • ... um auf #446 zurückzukommen: Zum Glück habe ich schon etwas Ähnliches, allerdings Jüngeres:

    Brief von Marktheidenfeld nach Columbus, Ohio, 15. Januar 1910. UPU-Auslandsfranko für den einfachen Brief 20 Pfennige, jeweils 20 Pfennige für Einschreiben und Rückschein frankiert, entsprechende handschriftliche Vermerke unter dem Absendereindruck, wiederholt von anderer Hand auf Französisch: Avis de Reception. Der dreizeilige rote Kastenstempel in drei Sprachen wurde vermutlich auf dem Weg von Hamburg oder Bremen in die USA bei der Bearbeitung im Schiffspostamt abgeschlagen. In New York kamen alle europäischen Einschreiben in verplombten Briefbeuteln an und wurden sofort an fünf regionale Distributionszentren (»interior post offices«) oder den New York zugewiesenen Distrikt weiterverteilt (Eingangsstempel der New York Registry Division vom 27. Januar). In den USA war der Einschreibdienst unabhängig von der gewöhnlichen Briefpost organisiert und obligatorisch mit der Ausstellung von Rückscheinen verbunden.

    Der Brief kam am 29. Januar 1910 in Columbus an, erwies sich unter der Adresse 954 New York Avenue allerdings als unzustellbar. Nachforschungen bzw. Ausschreibungen (Stempel »UNCLAIMED« bzw. »Second Notice/FEB 1 – 1910«, gestempelte bzw. handschriftliche Bearbeitungsvermerke 26529 und 30258) blieben ergebnislos. Diese Dokumentation sowie die rote Notiz Name not in city directory gehen auf die 1907 aktualisierte Section 948 der Postal Laws and Regulations von 1902 zurück. Auf jeder unbestellbaren eingeschriebenen Briefsendung sollte nach dreißig Tagen Aufbewahrung der Grund der Unzustellbarkeit vermerkt werden, ehe die Weiterleitung ins Dead Letter Office in Washington erfolgte. In gleicher Weise wurde der Rückschein behandelt, der nicht von der Sendung getrennt werden durfte. Am 28. Februar wurde der Brief in Columbus ans Dead Letter Office abgefertigt, wo er am 2. März 1910 unter der Nummer 63179 im Buch 39 des laufenden Verzeichnisses eingetragen wurde. Das Dead Letter Office bearbeitete täglich zehntausende Sendungen. Weil der Absender deutlich erkennbar war, wurde der Brief ohne Öffnung mehrfach mit dem Stempel »RETOUR« gekennzeichnet und nach Marktheidenfeld zurückgeleitet, wo er am 27. März 1910 wieder eintraf und offenbar zu den Akten genommen wurde.

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

    Einmal editiert, zuletzt von Admin-S (7. April 2024 um 13:08)

  • ... und noch so eine Granate mit perfekter Erklärung. So etwas hätte ich gerne mal aus der Kreuzerzeit gesehen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    für die Kreuzerzeit ist das Fenster für korrekt behandelte Briefe mit Rückschein sehr eng. Erst im 1868 wurde Gegenseitigkeit im Rückscheinverfahren zwischen dem Norddeutschen Bund und den USA vereinbart (im November 1868 in den USA bekanntgegeben). Davon haben auch Württemberg und Bayern profitiert, die ihre Post in die Vereinigten Staaten in der Regel der Post des Norddeutschen Bundes anvertrauten.

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!