Meine Spezialsammlung Sitzende Helvetia

  • Guten Abend an alle,

    nachdem ich euch schon einige Vorphila-Briefe zeigen konnte (noch längst nicht alle), möchte ich euch jetzt von meinem Spezialgebiet Sitzende Helvetia meine Briefesammlung vorstellen.
    Da ich erst 14 Jahre alt bin, habe ich noch keine Raritäten(wobei ein Brief sicherlich nicht häufig ist), aber ich finde, dass ich schon eine recht schöne Sammlung erstellt habe.

    Ich fange einfach mal an:


    Hierbei handelt es sich um einen Brief mit der 2 Rappen grau (Michelnummer 20a) als Einzelfrankatur.
    Briefe, die nur mit 2 Rappen frankiert wurden, sind nicht allzu häufig anzutreffen.
    Außerdem ist das Kontrollzeichen vorderseitig eingepresst, was auch nicht immer vorkommt.
    Der Brief ist in Herisau am 15.01.1870 abgestempelt worden und ist an den damaligen Statthalter Seb Jacob adressiert.
    Der rückseitige Ankuftsstempel dokumentiert die Ankuft am 16.01.1870.
    Hochinteressant ist der Inhalt wie ich finde, den ich für euch mal übersetzt habe:


    "Herisau, den 13.Januar 1870.

    Dit.!

    Der stetsfort andauernde Geldüberfluß unseres Bankinstitutes und die Schwierigkeit, mit welcher die Verwendung verfügbarer Geldmittel verbunden ist, nötigt uns, die Obligationen, die wir bisher zu 4/1/4% verzinst haben, auf die bedungene Frist von drei Monaten, demnach auf den 13.April 1870, auszukünden.
    Dabei bemerken wir Ihnen indessen, daß wir, sofern Sie sich zu dieser Herabsetzung des Zinsmaßes verstehen, bereit sind, Ihnen ihr Obligations-Guthaben vom 1.Januar 1870 an zu 4% zu verzinsen. Verlangen Sie nun ihr Guthaben auf den 13.April 1870 zurück, so erwarten wir von Ihnen, daß Sie uns innerhalb Monatsfrist, also bis zum 13.Februar, hiervon Kenntnis geben und uns gleichzeitig die Obligationen vorweisen, damit wir auf derselben die erfolgte Kündigung vormerken können. Unterlassen Sie diese Mitteilung, so nehmen wir an, daß Sie ohne weitere Anzeige mit der Festsetzung des Zinses von 4% vom 1.Januar 1870 an einverstanden seien.
    Um Missverständnissen vorzubeugen, müssen wir noch ausdrücklich bemerken, daß bei diesen 4/1/4%- prozentigen Obligationen diejenigen nicht gemeint sind, für welche früher ein Zins von 4/1/2% vergütet worden ist und die wir am 7.September 1869 auf die Frist von sechs Monaten ausgekündet als vom 1.Januar 1870 an als zu 4/1/4% verzinslich bezeichnet haben, so daß hier mit tiefem Preisschreiben nur diejenigen Obligationen verstanden sind, welche die Bank vorher, also vor dem 1.Januar 1870, mit 4/1/4% verzinset hat.

    Hochachtungsvoll zeichnet
    Namens der Bank für Kappenzell K.Rh:
    Die Direktion"

    Ich hoffe, dass der Inhalt weitestgehend richtig übersetzt ist :).

    MfG

    Kevin

  • Der nächste Brief, den ich euch zeigen möchte, ist frankiert mit Michelnummer 22a, 5 Rappen (dunkel)braun, dunkellilabraun.
    Aufgegeben wurde der Brief am 21.03.1878 in Genf und ist nach Mailand verschickt worden (Ankunftsdatum leider nicht erkennbar).
    Absender war Mademoiselle (?) und Empfänger Pia A. Manzoni.

    Zu diesem Brief kann ich nicht mehr Infos geben, außer dass dieser unterfrankiert ist  :( .

    MfG

    Kevin
    :D

  • Hallo Kevin,

    bei dem 1. Stück handelt es sich um eine interessante Drucksache (DS), bei der du aber aufpassen musst, dass der Einriß vorn nicht größer wird. Das kann man leicht reparieren.

    Den 2. Brief kann ich gar nicht erkennen, weil der Scan sehr klein ist. Kannst du das bitte ändern?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Der unten abgebildete Brief wurde in Aarau am 14.02.1867 aufgegeben und ist schon am gleichen Tag in Clarens, Enge angekommen, was der siegelseitige Stempel dokumentiert.
    Frankiert wurde der Brief mit Michelnummer 23 d, 10 Rappen lebhaftblau.
    Den Adressaten kann ich nicht entziffern, vielleicht könnt ihr mir helfen?
    Wenn ich den Inhalt noch zeigen soll, kann ich diesen gerne nachreichen  :) .

  • Hallo Kevin,

    bei dem 1. Stück handelt es sich um eine interessante Drucksache (DS), bei der du aber aufpassen musst, dass der Einriß vorn nicht größer wird. Das kann man leicht reparieren.

    Den 2. Brief kann ich gar nicht erkennen, weil der Scan sehr klein ist. Kannst du das bitte ändern?

    Hallo Ralph,

    vielen Dank für deine schnelle Antwort!
    Ich passe auf jeden Fall auf, dass der Riss nicht größer wird, danke für den Tipp :) .
    Den 2.Brief stelle ich morgen neu ein, da ich Fotos mache, kann ich nämlich ohne Tageslicht keine brauchbaren Fotos machen.

    MfG

    Kevin

  • Dieses Mal wurde der Brief mit Michelnummer 23a, 10 Rappen, dunkelblau, frankiert anstatt mit 23d, 10 Rappen, lebhaftblau.

    Aufgegeben wurde er am 16.08.1863 in Münchweiler und versendet nach Weinfelden, doch bis er dort ankam durchlief der Brief zwei weitere Stationen und ist trotz allem noch am selben Tag am Zielort angekommen.
    Er durchlief Winterthur und Wyl bis er schließlich Weinfelden erreichte.
    Zum Stempel: Es handelt sich um einen Fingerhutstempel  :) .
    Auch hier gilt, wenn ich die Inhalte noch zeigen soll, dann mache ich das gerne.

    MfG

    Kevin

  • Hallo Kevin,

    der Empfänger war: Friedrich Blumer, Schatzungspräsident.

    Danke für den 2. Brief. Ich weiß ja nicht, wann du Geburtstag hast, aber ich bin mir sicher, dass deine Eltern einem so talentierten Jungsammler wie dir ein paar Euro für einen guten Scanner rüberwachsen lassen, dann ist das viel einfacher, als mit einer Kamera.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Nun möchte ich euch meinen schönsten Beleg aus meiner Helvetia-Briefesammlung zeigen, der auf den ersten Blick unscheinbar wirkt, aber dann...
    Es handelt sich hierbei um Michelnummer 24b, 20 Rappen gelborange (1863).
    Aufgegeben wurde der Brief am 25.01.1864 in Montmirail und durchlief am selben Tag Neuchâtel bis er schließlich, ebenfalls am 25.01.1864, in Zürich ankam.
    Empfängerin war Emilie Finsler (Villa Windegg), die zu den höhergestellten Familien Zürichs gehörte.
    Bei dem Aufgabestempel handelt es sich um einen Fingerhutstempel (Gruppe 104).
    Doch nun zu dem interessantesten Teil des Briefes, nämlich der Aufgabeort Montmirail:

    Montmirail ist ein kleines Landgut, das zur Gemeinde Thielle-Wavre im Kanton Neuchâtel gehört. 1618 wurde es als kleines Schlösschen errichtet und gelangte 1722 in den Besitz der Familie Wattenwyl. Zusammen mit N.L. von Zinzendorf entwickelte Friedrich von Wattenwyl den Plan, Montmirail als Rückzugsort für hugenottische und waldensische Flüchtlinge auszubauen.

    1766 wurde Montmirail zu einem Internat für Mädchen umgewandelt und nannte sich nun «Institution de Montmirail». In den besten Zeiten lebten dort 150 Schülerinnen aus ganz Europa sowie Lehrkräfte des Hauses. Während des 2. Weltkriegs kamen schwere Zeiten auf die Institution zu, nicht zuletzt weil die Schülerzahl drastisch abnahm. 1988 schloss die «Institution de Montmirail» und die Communität Don Camillo übernahm den größten Teil um hier ein Gästehaus und das Zentrum der Communität aufzubauen.

    Thielle-Wavre ist der kleinste Ort im Kanton Neuenburg mit ca.680 Einwohnern, sodass man sich gut vorstellen kann, wie klein dann Montmirail (kleiner Weiler) sein wird.
    Ich behaupte, dass dieser Stempel also ziemlich selten vorkommt und mit diesem sehr klaren Stempelabdruck noch viel seltener ist. :)

    MfG

    Kevin

  • Guten Abend,
    hier passt diese Brief am besten, also mach ich hier mit meine Fragen weiter...

    Ich fasse erst mal die Möglichkeiten für mich zusammen.
    Mit 5 Rp sollten:
    a, Briefe in Lokalrayon
    b, Drucksachen in ganze Schweiz (bei Gewicht ab 15g)
    c, Briefe in Grenzrayon
    d, Drucksachen in Grenzrayon (?) taxiert werden.

    -falls ich falsch liege, bitte korrigieren.

    Hier höre ich auf selbst zum spekulieren und würde euch bitten mir mit die Bestimmung zum helfen.
    Danke F.

  • Hallo Filigrana,

    ich lese da in der Arztrechnung Vaduz! Der Brief wurde also erst mal über den Rhein gebracht und dann in Sevelen aufgegeben. Ob das nun häufiger vorkam oder eher selten, müssen andere beurteilen, mir fehlt das Wissen.

    Viele Grüße
    kantonal

  • Guten Abend.
    Danke BK und kantonal für die Antworten. Mir bieten sich seit Gestern zur diese Brief zwei Fragen,
    welche ich jetzt beantworten kann – danke Wissen welche in diese Forum veröffentlicht ist. ;)

    1.Warum wahr diese Brief nicht als DS akzeptiert?
    DS dürfte nicht versiegelt werden (diese Brief wahr versiegelt), und außer Adresse, Datum und Unterschrift durfte sie nichts handschriftliches beinhalten. (Eine DS hätte innerhalb ganzen Schweiz nur 2 Rp gekostet.)

    2.Warum wahr der Brief nicht gleich in Vaduz abgegeben?
    Das Porto zum sparen. Von Vaduz (Liechtenstein - Österreichische Post) wehre es für Absender um 5 Rp (?) teurerer gewesen.
    - hier bitte ich die Ersparnis Summe zum bestätigen.

    LG F

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

    Einmal editiert, zuletzt von Filigrana (3. Oktober 2014 um 20:32)

  • Hallo Filigrana,

    Vaduz gehörte damals noch zu Österreich - also hätte er als Grenzrayonbrief 5 Nkr. frankieren müssen.

    Weil die Orte nur 3 km von einander entfernt liegen, man aber vlt. mehrere Rechnungen für Schweizer Adressaten absenden musste, ging man den kurzen Weg über die Grenze und gab alles dort auf (was letztendlich günstiger gewesen sein dürfte).

    Zur Arztrechnung - ich wollte nicht, dass mein Arzt mir seine Rechnung "offen" verschickt. Viele Inhalte waren zwar ob ihrer Druckform zur Versendung als günstige DS geeignet, aber weil der Inhalt dies nicht zuließ, sandte man sie dann gesiegelt als Brief ab, denn ein Drucksachengeheimnis gab es nicht, nur ein Briefgeheimnis.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Tag,

    ich möchte euch heute den unten abgebildeten Beleg vorstellen:


    Verschickt wurde der Trauerbrief am 20.07.1868 (mein Geburtsdatum, nur ein paar Jährchen später) von Lausanne nach London via Pontarlier (Frankreich), wo er 2 Tage später, also am 22.07.1868 angekommen ist. Frankiert wurde der PD-Brief mit der Zumsteinnummer 43a, dunkelpurpurlila.

    50 Rappen ist in dem Fall eine korrekte Frankatur, da der Brief über Frankreich gelaufen ist, und nicht direkt über Deutschland, bis 15 g lag der Tarif bei Leitung über Frankreich bei 50 Rappen.

    MfG

    Kevin

  • Hallo zusammen,

    BK,
    Briefgeheimnis – das ist mir als Frau nicht angefallen... :rolleyes: Ich dachte mehr in die Richtung, warum gleich nicht 8 Rp sparen?

    Lieber Kevin,
    danke schön! Dein Trauerbrief gepfählt mir sehr, ich besitze keins.. :)

    Möchte dir zwei DS zeigen, die erste von Kaffee :love: und die zweite von Schokolade :love: Fabrik.
    Wenn Lust hast, werde ich mich über deine Beschreibung zur diesen Briefen freuen.
    LG F

  • Hallo Filigrana,

    Beide Belege wurden als Drucksache verschickt, daher die Frankatur mit 2 Rappen.
    Die Aufgabestempel sind relativ gewöhnlich, daher lohnt es nicht auf diese besonders einzugehen.
    Der erste Beleg ist mit einer Zumstein 37d gelblicholiv frankiert, Katalogwert 1.75 ChF.
    Der zweite Beleg ist entweder ebenfalls mit einer Zumstein 37d braunoliv frankiert oder mit einer Zumstein 37c hellgelblichbraun, welche 35ChF wertet.
    Anhand des Scans ist dies aber schwerlich zu beurteilen.

    MfG

    kevin