Russland - Italien unterfrankiert

  • Ich habe hier einen Faltbrief von Russland nach Italien vorliegen, der mir einige Fragen aufwirft.
    Aufgegeben wurde der Brief am 23. Februar 1871 in Odessa. Dort wurde er mit 3 Kopeken freigemacht. Dieses entsprach dem Porto für Drucksachen und Warenproben, was bei diesem Firmenbrief durchaus möglich war (über die Firma selbst ist mir nichts bekannt), jedoch fehlt jeglicher Vermerk. Der Brief lief dann über Österreich und Udine-Verona nach Rom, wo er am 15. März ankam. In Italien wurde der Taxvermerk "10" = 100 Centesimi sowie eine 1-Lira-Portomarke angebracht.
    Meine Fragen: Wie ist der weitere Laufweg und wer hat mitkassiert? Wie sind die Taxvermerke "15" und "30" einzuordnen?
    Wo wurde die Minderfrankatur beanstandet? Erst in Italien? Wenn schon eher, warum fehlt ein entsprechender Stempel?

  • Hallo Schlacki,

    nur aus der Hüfte - die vermeintliche DS wurde als solche nicht anerkannt und der Brief voll taxiert. Österreich notierte 15 Neukreuzer russisches Porto und mit dem österreichischen Transitporto von weiteren 15 Nkr. = 30 Neukreuzer bis zur ital. Grenze. Diese entsprachen 14 rheinischen Krenzer.

    1 Lira entsprach 28 rh. Kreuzern, so dass hier Italien gut an dem Brief verdient hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein ungewöhnlicher Brief von 1869 aus Odessa nach Cervo.

    Der Absender frankierte mit 10 Kop. nur das russische Inlandsporto. Die unvollständige Frankatur wurde schon in Russland mit dem roten Stempel reklamiert und in Italien bestätigt mit BOLLO INSUFE (kennt jemand den mittleren Stempel?). In Österreich wurde der fehlende Portoanteil von 15 Kr. notiert. Italien forderte vom Empfänger 6 Dec.
    Die rückseitig dokumentierte Leitung erfolgte über Wien - Venedig - Savona - Cervo.

    Der österreichisch-italienische PV vom 17.7.1867 legte für einen österreichisch-italienischen Portobrief 60 Centesimi fest. Die Teilfrankatur und die verklebte russische Marke wurden also anerkannt und nur das vereinbarte Porto für unfrankierte Briefe vereinnahmt.

    Gruß
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte