• Hallo kreuzer,

    nach einer für einen Aussteller so erfolgreichen Woche ist das alles entschuldigt. Nur würde ich den Brief umgruppieren, weil er porto lief.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    mit dem neuen Regulativ vom 1.1.1843 reduzierte Bayern sein kompliziertes Abrechnungswesen für innerbayerische Briefe deutlichst. Gab es nach dem Altregulativ vom 1.12.1810 noch zahllose Entfernungen und Gewichte, die Tausende Möglichkeiten offen ließen, so hatte man bemerkt, dass 6 Entfernungsstufen reichten, um dem Ärar das richtige zukommen zu lassen.

    Es waren dies bis 6 Meilen 3x, bis 12 Meilen 4x, bis 18 Meilen 6x, bis 24 Meilen 8x, bis 30 Meilen 10x und über 30 Meilen 12x. Dies galt jedoch nur für einfach, bis 1/2 Münchener Loth schwere Briefe (das war die Masse, weil 8,75g, wenn man die dicken Dienstbriefe dieser Zeit mal außen vor lässt, i. d. R. ausreichten für seine brieflichen Mitteilungen).

    Waren die Briefe jedoch schwerer, blieb der Alttarif vom 1.12.1810 in Kraft, der ja noch die Entfernungen bis 80 Meilen kannte.

    Darüber hinaus war zu unterscheiden, ob ein Brief die Pfalz tangierte, oder nicht. Briefe innerhalb der Pfalz kosteten nämlich 3x bis 6 Meilen, aber 6x über 6 Meilen. Im rechtsrheinischen Bayern hätten sie nur 4x gekostet - ein klarer Nachteil für die Pfalz!

    Des weiteren kosteten Briefe von der Pfalz nach dem rechtsrheinischen Bayern et vice versa über 18 Meilen 8x, über 24 Meilen 10x und über 30 Meilen 12x, wenn sie einfach waren. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass sie intern für den Transit über Baden, Taxis oder Baden und Württemberg Transitkosten verursachten, Bayern also weniger netto behielt, als bei rein innerbayerischen Briefen auf der rechten Rheinseite. Von daher war die Pfalz nun wieder leicht begünstigt.

    Hier zeige ich einen Brief aus Bamberg vom 20.8.1844 nach Wachenheim in der Pfalz, der in die letzte Kategorie fiel und korrekt mit 12x taxiert wurde.

    Interessant finde ich den Inhalt in jeder Hinsicht - zuerst den eigentlichen Briefinhalt und dann die Abrechnung Soll und Haben mit vielen, wie ich finde, interessanten Vermerken.

  • Liebe Freunde,

    zu jeder Zeit war es sinnvoll und richtig, bei einem Brief den Ort des Adressaten anzugeben. Nicht immer aber war der Absender so auskunftsfreudig!

    Und wenn dann die Post zwar richtig zu kassieren hatte, aber auch nicht bemerkte, welche Angabe fehlte, dann war der Sache nicht mehr zu helfen.

    Am 22.2.1837 im pfälzischen Burrweiler gab man einen Frankobrief an Herrn Pfarrer Kloib auf, für den man 8x frankierte, ohne den Zielort zu benennen. Offenbar wusste die Aufgabepost in Edenkoben, wohin er zu laufen hatte, den angekommen ist er gut und auf Grund der Höhe des Frankos war er auch sicher in einer Gemeinde der Pfalz ansässig - nur in welcher, konnte ich bisher noch nicht heraus finden ...

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    der lief mir in Landshut zu ...

    Chargé - Porto - Brief vom 23.4.1822 aus Würzburg nach Weisendorf "über Emskirchen" zu 4x (über 6 - 12 Meilen Entfernung bis 1/2 Loth).

    Der Absender notierte "gegen Empfangschein"- was war denn so wichtig, dass man 4x Chargégebühr und 12x für den Rückschein ausgab, seinen Bediensteten mit weiteren 4x belastete?

    Wegen Übergröße des Inhalts hier zusammen gefasst:

    "Ich fürchte beinahe, Sie haben unsere Briefe nicht erhalten, da meine Frau auf Ihr Schreiben vor dem Char - Samstage und ich a uf meine beiden Schreiben ohne Antwort bin, ich nebst dem auch keine Spargeln noch erhalten habe.
    Mit Sehnsucht erwarte ich augenblickliche Aufklärung und alle Spargeln, Gurken, Kohlraben, die wachsen.
    Ihr Ergebener
    Freiherr Ludwig von und zu Guttenberg".

    Ja, man kann sich das Leben in Würzburg als Baron ohne eigene Spargel, Gurken und Kohlrabi nicht lange aushalten, da gibt man gerne mal 20 Kreuzer aus, damit das endlich wieder klappt ...

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,
    lieber Ralph,

    meinen Brief von Herrn Guttenberg an seinen Adlatus Raab in Weisendorf habe ich sicherlich schon mal gezeigt.

    Am 25. Mai 1834 hatte Herr von Guttenberg aber wohl keinen rechten Appetit mehr auf Spargel.
    Er schrieb zum Schluss seines Briefes. " Schicken Sie mir keinen Spargel mehr, denn sie komen, wohl wegen der Hitze, verdorben an." :D

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Wolfgang,

    deiner ging ja auch nach München - das war schon weiter, als nach Würzburg - aber ein schönes thematische Pärchen wäre es doch ... ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich ein Rosinchen vom 24.7.1845 aus Neustadt an der Haardt nach Wachenheim, bei dem einiges zu beachten ist.

    Der großformatige Brief fällt in die Zeit ab dem 1.1.1843 bis 30.6.1849. Demnach war bei schweren Briefen (über 1/2 Loth) das Regulativ vom 1.12.1810 in Kraft, weswegen Briefe bis 6 Meilen einfach 3x, doppelt 4x und im 3. Gewicht wie hier 6x Porto kosteten. Ich habe bis dato noch keinen innerpfälzischen Brief der 3. Gewichtsstufe gesehen, schon gar nicht in dieser Gebührenperiode.

    Interessant ist der Vermerk "P.S." für Parthei - Sache, was auf einen portopflichtigen Dienstbrief hinweist. Jedoch ist keine Behörde vorn wie hinten zu erkennen - im Gegenteil, hinten ist ein (wunderschönes) Privatsiegel zu sehen.

    Zu welcher Postexpedition Wachenheim damals gehörte, weiß ich nicht und habe auch nichts gefunden in der Primärliteratur - ich würde Neustadt nicht mal ganz ausschließen. Letztlich wurden siegelseitig 6x Porto und 2x für den Kantonsboten (von wo?) notiert, die der Empfänger, das Bürgermeisteramt, zu zahlen hatte. Dabei wären Privatportobriefe an Behörden gar nicht aufgabefähig gewesen ...

    Für Kommentare und Anmerkungen hierzu bin ich sehr dankbar.

  • Liebe Sammlerfreunde,

    als Pendant zum letzten Beleg ein Brief aus Speyer vom 18.April 1845

    nach Feilbingert, gelegen in der nördlichen Pfalz. In der 2. Entfernungsstufe

    mit über 6 Meilen und mehr als 1/2 Loth Gewicht hätte dieser wohl

    nach dem Tarif vom 1.12.1810 taxiert werden sollen.

    Mit 9 xr. Porto und 3 xr. Zustellgebühr wurde Bürgermeister Günther

    zur Kasse gebeten.

    Mit besten Grüßen

    bayernalbi

    Kasse

  • ... was für ein hübscher Pfalz - VMZ - Brief! :P:P

    Hier lief der Kantonsbote für 3 Kr. zum Empfänger und der Postexpeditor machte die Rechnung auf. Schöner nicht möglich - guter Kauf und "schwere" Pfalzbriefe sind auch nicht so häufig, wie man denken könnte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    vielen Dank für deinen Kommentar, doch ist mir das Porto von 9 xr.

    noch unklar. Nach dem Tarif vom 1.12.1810 gab es im 2.Taxrayon von

    6-12 Meilen keine 9 xr. Gebühr, und der Tarif vom 1.1.1843 war nur für

    die erste Gewichtsstufe zutreffend.

    beste Grüße

    Albert

    Einmal editiert, zuletzt von Bayernalbi (10. August 2016 um 22:24)

  • Verehrte Freunde,

    ganz normale Parteisache von Beilngries nach Nürnberg – ja, wenn da nicht der gestrichene Beisatz neben dem Kürzel "PS" stünde: "ins. Aufschläger Wald".
    Der Ablauf sah also folgendermaßen aus: Der Landgerichtsbote von Beilngries stellt den Brief förmlich dem Aufschläger zu (zuständig für das Einheben indirekter Steuern z.B. auf Lebensmittel, meist kein Beamter).
    Der wiederum ist im Nebenberuf als Insinuationsmandatar für den Nürnberger Anwalt Gessel tätig, streicht den Insinuationsvermerk, notiert das Datum der Zustellung und leitet das am 1. April 1839 erhaltene Schreiben als Portobrief nach Nürnberg weiter (wo es am 5. April eintraf).

    Offene Kosten: 8 Kreuzer Porto für einen Brief der dritten Gewichts- und zweiten Entfernungsstufe über einem Loth und bis 12 Meilen.
    Versteckte Kosten: 4 Kreuzer für den Gerichtsboten, mindestens 12 Kreuzer für den Insinuationsmandatar.

    Viele Grüße aus Erding!

  • Hallo Freunde,

    den folgenden Brief habe ich schon mal in einem anderen Forum gezeigt.
    Ich zeige ihn hier nochmal, weil der Brief mir noch immer Rätsel aufgibt.

    Es handelt sich um einen Portobrief, der im April 1842 von Augsburg in Schwaben ins nahe Friedberg in Oberbayern gelaufen ist - Entfernung 0,85 Meilen.
    Absender war das Landgericht Friedberg und Empfänger die Administration der Klaukschen Stiftung in Augsburg.

    Vorderseitig ist eine Taxe von 2 Kreuzern vermerkt.
    Der Brief fällt unter den Generaltarif von Bayern, der ja von 1810 bis 1843/49 gültig war. Dieser Tarif beginnt ja mit 3 Kreuzern und sieht ein 2-Kreuzer-Porto / Franko nicht vor.
    Es scheint sich also bei diesem Tarif wohl um einen Lokaltarif zu handeln, der für die Strecke Friedberg bis Augsburg und umgekehrt gültig war.
    Ich weiss nicht, ob es noch weitere Tarife dieser Art in der Vorphilazeit gab. Aufgefgallen ist mir bisher jedenfalls keiner.

    Mich würde interessieren, ob es hier im Forum evtl. noch weitere 2-Kreuzer-Briefe gibt, die von Friedberg nach Augsburg oder aber von Augsburg nach Friedberg gelaufen sind.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Wolfgang,

    der Tarif vom 1.12.1810 regelte die Tarife der bayer. Staatspost. Tarife für Poststücke innerhalb einer Expedition oder einer Poststelle waren nicht mit ihm zu regeln, weil das alleinige Sache des Expeditors vor Ort war, wie viel er seinen Kunden abnehmen wollte.

    Da der Tarif in Bayern mit 3 Kr. anfing, war es den lokalen Korrespondenten nicht erklärlich zu machen, dass ein "Locobrief" genau so teuer sein sollte, wie einer, der immerhin bis zu 6 Meilen reichen durfte. Daher musste das Entgelt (eine Gebühr war es ja nicht, da nicht von der bayer. Staatspost festgesetzt!) geringer sein, als die günstigste Entfernungsstufe, mithin wie gut zu sehen also 2 Kr..

    Es gibt in der VMZ einige Beispiele von 2 Kr. Porti im Lokalbezirk; sie sind alle sehr selten und eine Zusammenstellung, welche Orte von welcher Expedition bedient wurden, mangelt in Bayern meines Wissens sehr. Immerhin musste dieser Dienst von dem Expeditor günstiger und sicherer sein, als von einem ortsansässigen Privaten, der einen Brief ja auch transportieren konnte (wenn er eine Konzession hatte legal, wenn nicht ... wo kein Richter ...).

    Schön zu sehen ist diese Vorgehensweise bei Auslandsbriefen in die Schweiz von Lindau aus, welches ja im Bodensee und damit fast auf der Grenze lag. Auch diese Briefe zeigen von Anbeginn an bis Okt. 1852 nur 2 Kr. Taxen (bis über den See) und nicht die Minimalgebühr von 3 Kr., wie sie Bayern eigentlich kannte.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar zu meinem Brief.

    Das von dir gezeigte Beispiel passt m.E. nicht so ganz. Lindau liegt/lag ja unmittelbar an der schweizer Grenze. Da passen die 2 Kreuzer schon besser. Mein Brief, den ich anhänge ist ja fast mit deinem identisch; auch hier wurden 2 Kreuzer vermerkt.

    Mich würden aber mal Briefe interessieren, bei denen 2 nahe beieinander liegende bayerische Orte auch nur 2 Kreuzer (oder evtl. nur einen Kreuzer) Porto oder Franko berechnet haben. So wie es je zwischen Friedberg und Augsburg praktiziert wurde (nur vorübergehend oder länger ?). Vielleicht hat jemand so etwas im Forum? (Vorphila?)

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Wolfgang,

    Mich würden aber mal Briefe interessieren, bei denen 2 nahe beieinander liegende bayerische Orte auch nur 2 Kreuzer (oder evtl. nur einen Kreuzer) Porto oder Franko berechnet haben. So wie es je zwischen Friedberg und Augsburg praktiziert wurde (nur vorübergehend oder länger ?)

    2 Poststellen hatten untereinander gar nichts zu berechnen, sondern mussten sich an den Generaltarif halten, in denen per Meilenzeiger die Gebühren fixiert waren.

    Nur innerhalb eines Bestellbezirkes einer Poststelle konnten diese 2 Kr. verlangt werden. Die Ausnahme war Au - München et vice versa in dieser Zeit.

    Da hast du aber einen schönen Brief aus Lindau - der würde mir auch gut stehen. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bayern-Kreuzer,

    wie in Abschnitt 116 beschrieben, ist es zwischen Bayern und Württemberg
    so, daß z.B. die bayerische Post bis zur ersten württembergischen Grenzpost-
    station bestellte. Auch in umgekehrter Richtung war dies so. So erklären sich
    diese 2 Kreuzer Taxierungen seit 1810 zwischen Bayern und Württemberg.

    So einen Brief, wie Dein Brief von Friedberg nach Augsburg (zwischen bayerischen
    nah beieinanderliegenden Postexpeditionen), mit 2 Kreuzer Taxierung, kann ich
    nach 1810 nicht zeigen. Konnte zumindest bis jetzt in meinen Beständen noch
    keinen Brief finden.

    Nur eine Drucksache zwischen Nürnberg und Behringersdorf:

    Drucksachen


    Beste Grüße von VorphilaBayern

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Bayern-Kreuzer

    Ich habe in mein Bestand gesucht und nichts gefunden. Habe ich ja nicht erwartet. Du fragst ja nach innenbayerische Briefe.

    Die einzige Parallelen ich finden kann, wenn man es so nennen darf was aber nicht ganz korrekt ist, ist die Botengebühr wie man es in Pfalz oder bei Briefe nach Uffenheim finden kann, oder auch nach Ering.
    Ob das der Fall hier ist, dann muss es auch mehrere Briefe geben zwischen Friedberg und Augsburg die auch die 2 Kreuzer Porto zeigt. Gegen dieser Hypothese spricht wenn es zwischen zwei Expeditionen gelaufen ist.

    Obwohl die gekannte Regelungen etwas dagegen spricht soll man die Hypothesen nicht zu schnell wegwerfen. Es taucht ja immer was auch was man vorher nicht kannte.

    Viele grüsse
    Nils

  • Hallo VorphilaBayern.
    hallo Bayern-Nils,

    vielen Dank für eure Kommentare zu meinem 2-Kreuzer-Brief von Friedberg nach Augsburg.

    Ja dann werde ich die Augen mal weiter offenhalten. Vielleicht läuft mir doch mal ein weiterer vergleichbarer Brief über den Weg.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer