Absenderstempel auf Franco-Marken

  • Hallo Sammlerfreunde,

    dieser Tage wurde in Bamberg ein Brief mit 3 Stück 1 xr rosa mit Absenderstempel versteigert. Der Hammer fiel bei 800,- (in Worten Achthundert) Euro. Wer benötigte dieses Stück unbedingt für seine Sammlung und war bereit diesen Preis zu zahlen?
    Zugegeben es ist ein wirklich schöner Brief, dieser Zuschlag hat mich jedoch umgehauen.

    Bamberg - Marktredwitz vom 29.5.1858
    Franco-Marken mit oMR 32 aus Bamberg entwertet
    Franco-Marken zusätzlich mit Absenderstempel "NICOLAUS KOPP BAMBERG"
    Ortsaufgabestempel BAMBERG 7 A 29/5

    Mit liegt noch ein weiterer Brief aus Bamberg vor, bei dem der Absenderstempel dieser Frima auf die Franco-Marke übergeht:

    Bamberg - Regensburg vom 19.31857
    Franco-Marke mit oMR 32 aus Bamberg entwertet
    Franco-Marke zusätzlich mit Absenderstempel "NICOLAUS KOPP BAMBERG"
    Ortsaufgabestempel BAMBERG I 19/3

    Was hat es mit diesen Stempeln auf sich? Warum wurden diese auf der Marke angebracht? Platzmangel kann es zumindest beim zweiten Brief nicht gewesen sein.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    meist wird das Argument gebracht, dass der Absender sicherheitshalber die Marken "vorentwertete", damit, wenn man Dritte mit der Postaufgabe betraute, diese nicht abnehmen konnte und sie für sich einsacken konnte.

    Diesem Argument steht die Tatsache gegenüber, dass wenn die Post solche Briefe angenommen hatte, sie auch die abgelösten Marken auf jedem anderen Brief akzeptiert hätte.

    In den VO der Kreuzerzeit ist mir ein Kommentar zu dergleichen Abstempelungen nicht bekannt, von daher war das "Problem" nicht virulent.

    Ob 800 Euro nun ein Liebhaberpreis sind, oder nicht, stelle ich mal dahin. Jedenfalls muss ja noch einer lange mitgesteigert haben, sonst wäre er ja günstiger geblieben. In einer Zeit, in der kaum einer dem Standard nach jagd, dafür Besonderheiten zu Recht gerne gesehen sind und gekauft werden, sind Ausschläge nach oben bei geringem Angebot nur folgerichtig.

    Wenn der Käufer mit anderen Briefen, die wir vlt. noch gar nicht kennen, eine "story" daraus macht, die plausibel erscheint, kann der gezahlte Preis sogar recht günstig gewesen sein.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    auf derselben Auktion wurde ein zweiter Brief mit Absenderstempel übergehend auf Marke für 600 Euro verkauft.

    In der Losbeschreibung: ....."Ergäbe zusammen mit dem Brief der 3 mal 1 Kr. Marke mit demselben Firmenstempel eine ideale Albumseite"

    Man kann davon ausgehen, dass beide Brief in derselben Sammlung gelandet sind.

    Gruss kilke

  • Lieber kilke,

    das ist natürlich ein Hammerteil - sträfliche Nichtentwertung durch eine Post- oder gar Hauptbriefpostexpedition, das kann weiß Gott nicht jeder zeigen.

    Wohl dem, der die beiden Schätzchen jetzt sein Eigen nennen kann.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    Ich gebe zu bedenken, dass der, der diese beiden Briefe erworben hat, falls sie denn tatsächlich in eine Hand gegangen sind, mehr als dreieinhalbtausend Mark bezahlt hat. Und wofür? Dafür, dass ein Privatmann verbotenerweise seine Briefe gleich selbst abgestempelt und ein Postler, aus welchen Gründen auch immer, dies verbotenerweise ignoriert hat. Selbst wenn von Bamberg eine ganze Anzahl von Marken bekannt sind, die am rechten Rand von einem Firmenstempel getroffen wurden, dann ist das doch in meinen Augen nicht mehr als eine Marotte der Absender, aus der diese beiden Briefe allerdings schon herausragen.

    Sollte aber nun tatsächlich irgendeine (in jedem Fall) verbotene Abmachung zwischen Absendern und Post hier dahinterstecken, welcher Art sollte die denn wohl gewesen sein? Die vom Vorbesitzer kolportierte Geschichte von Vorläufern von Firmenlochungen entbehrt jeglicher Logik, um nicht zu sagen, sie ist absurd. Da ist selbst bei noch soviel Phantasie kein Zusammenhang zu sehen. So kommt man in der Tat mit dem Verweis auf eine Art von Vorausentwertung der Sache wohl noch am nächsten. Dennoch bleibt die Frage nach dem Sinn des Ganzen und vor allem danach, wie bei einem großen Postamt wie Bamberg so etwas völlig Vorschriftswidriges genehmigt oder für gut geheißen hätte werden sollen. Auf der Habenseite bleibt nur die Tatsache der relativen Häufung derartiger Marken (solcher mit rechts von einem Firmenstempel berührten Rand) aus Bamberg. Das den einen der beiden Briefe begleitende Fotoattest spricht im übrigen von einer reinen Zufallsentwertung.

    Mein Fazit: Eine geschickte Verkaufstrategie, die von einem vor etwa 3 Jahren erschienenen Fachartikel des damaligen Besitzers eingeleitet und nun im Auktionskatalog nochmals auszugsweise nachgebetet wurde. Ein stichhaltiger Hintergrund wird sich nach 150 Jahren nicht mehr ergeben, eine plausible Geschichte sich schwer erfinden und niemals beweisen lassen. Daher nochmals meine anfangs gestellte Frage: Viel Geld - wofür?

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber mikrokern

    Schön, dass Du über einen Ewig-Gestrigen noch smilen kannst!!

    Liebe Grüße und ein Frohes Osterfest von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber maunzerle,
    Allenfalls Sesterzen wären "ewig gestrig", aber doch nicht Mark und Pfennig, genausowenig wie Gulden und Kreuzer....
    Frohe Ostern wünscht der
    Mikrokern

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo Sammlerfreunde,

    hier ein Brief, bei dem wohl vergessen wurde den Mühlradstempel auf die Marke zu setzen.

    München - Landau a.d. Isar vom 24. OCT. 1855, die Marke trägt nur einen Absenderstempel der Fa. Negrioli aus München.

    Zudem war der Brief noch unterfrankiert und wurde mit dem Vermerk "noch 6" versehen.

    Landau liegt von München in der 2. innerbayerischen Entfernungszone über 12 Meilen.

    Gruß
    bayernjäger

  • ... das ist schon ein kleines Sensationsstück - ohne Mühlrad, weil Absenderstempel auf Marke - wow, viele gibt es davon nicht! :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.