Reichspost - Frankreich vor 7.10.1802

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    Liebe Freunde,

    hier ein Brief vom Juli 1791 aus Barmen, Herzogtum Berg mit kaiserl. Reichspost, nach Nancy in Frankreich.

    Wenn ich die Absenderangabe f??? Treves richtig deute, war der Brief bis Trier freigemacht. Rückseitig finden sich Frankobeträge in Form einer kleinen 2 sowie eine große 8 (Stüber).
    Es gab damals einen Postkurs von Köln via Remagen-Andernach-Mayen-Kaisersesch-Lützerath-Wittlich-Hetzerath nach Trier.
    1791 war Trier noch deutsch, erst im Sommer 1794 wurde die Stadt von französischen Truppen besetzt.

    An französischem Porto fielen 9 Sols an.
    Laut dem französischen Tarif von 1759 fielen 9 Sols in folgenden Fällen an:
    - 60-80 lieues bei einem Brief mit Umschlag
    - 80-100 lieues
    Der vorliegende Brief hatte keinen Umschlag, daher müsste die 2. Angabe greifen. 1 lieue de poste entsprach meines Wissens ca. 4,29 km.
    Kann die von der französischen Post zugrunde gelegte Entfernung hier tatsächlich bei mind. 80 lieues liegen? (Die Luftlinienentfernung - die für die Portoberechnung keine Rolle spielte - Trier-Nancy liegt bei 164 km, entsprechend ca. 38 lieues.)

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    "franche Treves" soll das heißen, franco Trier.

    Zu den Gebühren kann ich nichts beitragen - vlt. bzw. sicher weiß Emmanuel mehr darüber.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    vielen Dank für eure Hilfe.

    Zitat

    "franche Treves" soll das heißen

    schlüssig, war ich nur nicht drauf gekommen.

    Zitat

    mir war als wäre das Porto ab Paris berechnet worden. Paris- Nancy käme hin

    Paris-Nancy käme hin. Dann fehlt aber das Porto bis Paris, nicht?
    Ich würde auch vermuten, dass der Absender den Umweg via Paris mit seiner Leitwegangabe vermeiden wollte.

    Viele Grüße
    Michael

  • Trinquier schreibt auf seiner Seite dass die Portoberechnung von 1759 sich wie folgt aufteilte:

    http://atrinquier.pagesperso-orange.fr/tarifs/bureau/t1759.html

    1. Paris – versus 923 Provinzen Inhaber eines Postbüros. Das Porto betrug in der Regel zwischen 4 bis 10 Sol für den einfachen Brief.

    2. Direkt Verkehr zwischen den Städten der Provinzen welche sich in 8 Stufen aufgliederten + der Tarif Lyon-Perpignan. Die Distanzen werden anhand der Zahl der Pferdepoststationen ermittelt. Eine Station entsprach 2 lieues

    --> Die Portostufe von 9 sols stimmt nicht überein mit der Distanz ab Grenze bis Nancy.

    3. Das System der doppelten Taxe für Briefe im Transit über Paris, Nantes, Rennes, La Rochelle, Bordeaux, Toulouse, Narbonne, Montpellier, Nîmes, Bagnols (sur Cèze) Valence, Avignon, Aix, Grenoble, Lyon, Dijon, Besançon, Rouen, Moulins, Limoges et Poitiers.

    --> Passt nicht zu deinem Brief.

    Auf unserer Webseite gibt es die Tabelle 1759 mit den Portosätzen inklusive Ausland . Aber die kommen nicht in Frage. Hier der Link ( bis nach unten scrollen)

    http://www.phila-dudelange.lu/index.php?opti…mid=119&lang=de

    Lulu

    Phila-Gruß

    Lulu

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Lulu,

    danke für deine Mühe. :)

    Zitat

    2. Direkt Verkehr zwischen den Städten der Provinzen welche sich in 8 Stufen aufgliederten + der Tarif Lyon-Perpignan. Die Distanzen werden anhand der Zahl der Pferdepoststationen ermittelt. Eine Station entsprach 2 lieues

    --> Die Portostufe von 9 sols stimmt nicht überein mit der Distanz ab Grenze bis Nancy.

    Gefühlsmäßig meine ich ja auch, dass die 9 Sols nicht passen. Kann es aber nicht sein, dass der Leitweg in Frankreich über irgendwelche regionalen Postämter lief und so dann doch eine große Strecke zusammen kam?
    Ist für mich im Moment noch die plausibelste Vermutung. Nur kenne ich mich leider im französischen Postsystem jener Zeit gar nicht aus ...

    Zitat

    Auf unserer Webseite gibt es die Tabelle 1759 mit den Portosätzen inklusive Ausland .

    Sehr interessante Auflistung, danke für den Link.

    Viele Grüße
    Michael

  • Ich habe noch in der Postgeschichte von Michele Chauvet nachgeschlagen. Band 2 mit den Portosätzen ist recht umfangreich was 1759 angeht. Jede Menge Portotabellen, aber leider bin ich keinen Deut klüger geworden. Hilfreich wäre wahrscheinlich das Werk von E. Vaillé. Selbst besitzte ich die Bücher aber nicht

    Phila-Gruß

    Lulu

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Ich habe dieser Brief der in Mannheim, Kurpfalz 16. Oktober 1788 geschrieben war. Der Brief ist mit Kaiserliche Reichspost nach Strasbourg gebracht wofür der Absender 2 1/2 Batzen bezahlt hat.

    Der Empfänger hat 20 Sols bezahlt. Hier brauche ich die Experten mit mehr Wissen und Verständnis als ich habe. Die französischen Taxen verstehe ich nicht, auch nicht mit Hilfe die gezeigte Tabellen (Links von Lulu).

    Viele Grüsse
    Nils

  • @ Bayern-Nils

    deine Briefe geben aber auch immer Rätsel auf. Glaube nicht dass ich wirklich helfen kann.

    Im Anhang die Gesamte Portotabelle von 1759 für Briefe aus dem Ausland nach Frankreich aus Michele Chauvets Postgeschichte. Wie genau die errechnet wurden wird natürlich nicht erklärt.

    Haute Allemange wird mit 12 sols angegeben. Ob dies der Tarif bis Paris war - weiss ich nicht. Ich vermute es denn zu dem Zeitpunkt war Paris maßgebend. Zusätzlich habe ich dir noch die Tabelle fürs Inland Porto Lyon - Paris gescannt welches mit 8 sols veranschlagt wird. 

    Somit ergäben Ausland-Paris 12s + Lyon-Paris 8s = 20 s

    Wie gesagt nur ein Gedanke.

    Ich treffe morgen den Sammlerkollegen mit dem Vaillé Werk. Ich werde ihn fragen ob Vaillé detaillierte Angaben in Bezug auf 1759 macht

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Lulu

    Besten Dank :) :)

    Ich hoffe du hast es richtig beantwortet. Sieht für mich so aus.
    Da ich nicht so viele Briefe aus dieser Zeit habe, habe ich auch nicht ein Vergleichsmateriale.

    Die Tabellen finde ich auch gut, und wenn man die so liest wie du es uns zeigst, mach es auch Sinn denke ich.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Lulu und Nils,

    Tatsächlich, berechnet sich das Porto Deines Briefes von "Haute Allemagne" von Deutschland bis zu Straßburg, dann von Straßburg bis zu Paris und von Paris zur Endbestimmung.
    Dazu auf dem Brief kann man der Vermerk " Fo Strasbourg " ( Franco Strasbourg) bemerken. Das Porto berechnet sich also von Straßburg.
    Einfacher Brief:
    Straßburg > Paris: 10 sols
    Paris > Lyon: 8 sols
    =>18 sols

    Brief mit Umschlag:
    Straßburg > Paris: 11 sols
    Paris > Lyon: 9 sols
    =>20 sols
    Ich denke also, daß es ein Brief mit Umschlag oder gleichwertig ist.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • @ Bayern-Nils @ Vals59

    vielen dank Emmanuel

    ich habe zwar jetzt die Erklärung von Vaillé aber die hilft nicht wirklich weiter. Ich kopiere jetzt auch nicht den Text hier in den Thread denn in französisch.

    Hier die Seite mit dem Porto Straßbourg - Paris 10 bzw 11 falls Umschlag wobei Umschlag auch manchmal einfach einer zweiten bzw einer doppel Seite gleichkommt. Ich habe das irgendwo einmal gelesen weiß aber nicht mehr wo.

    falls erwünscht kann ich alle Seiten vom Fr-Inland Tarif von 1759 einscannen und im Forum hochladen.

    liebe Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Emmanuel und Lulu

    Danke für eure Antworte. :)

    Ich weiss auch nicht ob ich es richtig verstehe. Aber wenn wir der Auslandstaxe nach Paris und Inlandtaxe Paris-Lyon wird es vielleicht richtig? Vorausgesetzt dass man von der Once geht.

    1 Once Strasbourg-Paris bei Auslandsbriefe ist 48 Sols
    1 Once Paris-Lyon ist 32 Sols
    Summe wird dann 80 Sols

    Wenn der Brief 1/4 Once ist ist dass 80 durch 4 macht 20 wie hier auf der Brief.

    Ich weiss nicht ob hier richtig denke, aber es ist mein Vorschlag vorläufig, vorausgesetzt dass .......

    Viele Grüsse
    Nils

  • Habe da Zweifel an deiner Rechnung
    Die erste Kolonne der Inland Tabelle 'lettre simple' ist eigentlich equivalent für einen Brief bis 1/4 Unze. Ich lese das Gesetz gerade noch einmal durch um den Hinweis auf eine proportional Rechnung zu finden den Emmanuel zitiert. Die Scann von Michele Chauvet erklären allerdings diese Praxis

    Die 4 Kolonne der Tabelle = das Porto für eine Unze Strassburg - Paris = 40 /4 = 10 . Paris - Lyon = 32/4= 8 also genau die Werte aus der Tabelle

    Mein Gedanke war wohl falsch was die Portotabelle Haute Allemagne - Strassburg angeht. Die genannten 12 sols sind das Auslandporto bis Strassburg also equivalent zu den schon gezahlten 2einhalb Batzen (?) . Was für Luxemburg galt, galt nicht unbedingt für die anderen Staaten

    eine Frage hätte ich: du schreibst dein Brief wäre kein Umschlagbrief. Ist es eine einzelne Seite oder eine Doppelseite ?


    Leider habe ich gar keinen Brief aus dieser Zeit.


    Phila-Gruß

    Lulu

    4 Mal editiert, zuletzt von Zockerpeppi (31. Mai 2015 um 22:30)

    • Offizieller Beitrag

    Die genannten 12 sols sind das Auslandporto bis Strassburg also equivalent zu den schon gezahlten 2einhalb Batzen (?)


    Hallo Lulu

    Ich glaube nicht dass es ein Auslandsporto bis Strasbourg gab, weil man Franco Strasbourg/Rheinhaussen schicken musste. Ich denke dass die unterschiedlichen Auslandsporti dargestelt sind weill Frankreich etwas an den Kaiserliche Reichspost vergütet hat (wie viel kann ich jetzt nicht erinnern). Deswegen war es wohl auch andere Portotaxen bei Auslandsbriefe als bei Inlandbriefe. Die 2 1/2 Batzen entspricht daher was der Absender bezahlt hat und hat nichts mit die Vergütung an Reichspost zu tun. Daher kann es sein dass ich nicht falsch liege. Kann sein gab es keine Vergütung bei Briefe aus Liege/Luxembourg?

    Der Brief ist wohl ein normaler Bogen die gefaltet ist so dass man auf vier Seiten schreiben kann. Das Paipier ist nicht dick.

    Viele Grüsse Nils

  • @ Nils

    Ich habe gestern das Gesetz noch mal durch gelesen. Es ist extrem schlecht beschrieben, denn es lässt Raum für Interpretation. Für Luxemburg gibt es kein Zweifel, es gab keinen Zwischenstop. Wir korrespondierten direkt mit Paris. Das Gebiet ist einfach zu klein. Soweit mir gekannt gab kein Francozwang bis zur Grenze. Dem war auch schon so bei dem Tarif von 1704. Da habe ich einen Beleg , zeige ich demnächst. Deshalb auch meine Annahme ich hätte falsch interpretiert


    Eine Frage hätte ich noch: wenn jeder sein Teil vom Porto bezahlt hat - der eine bis zur Grenze - der andere ab Grenze . Warum da noch eine Vergütung ?


    Phila-Gruß

    Lulu

    Einmal editiert, zuletzt von Zockerpeppi (1. Juni 2015 um 17:29)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Lulu

    Meine Quelle zu die Frankozwang ist Pietz in DASV Artikel letztes Jahr über die Post zwischen Frankreich und Süd-Deutschen Raum. Bis Vertrag in 1801 (1802) war es dieser Frankozwang, und so weit ich weiss war es bis 1802 mit 1 (einfach), 2 (doppel) und 3 Sols (Unze) vergütet geworden. Dies nach Vertrag von 1686. Ob die Vergütungen sich geändert hat, kenne ich nicht. Daher denke ich dass die Auslandsbriefe anders taxiert waren als Inlandbriefe.

    Aber du hast recht dass es kein allgemeine Franozwang für Briefe nach Frankreich war, weil Briefe aus zum Beispiel Norwegen immer nur franko Hamburg abgeschickt waren.

    Gennant im Artikel ist auch Post aus Pfalz-Zweibrücken die gegen eine Vergütung von 300 Gulden Rheinisch jährlich an T&T Porto abgeschickt war. Vielleicht gab es auch andere ähnliche Vertrage? Wie bei deinem Brief.

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    @ Nils

    Eine Frage hätte ich noch: wenn jeder sein Teil vom Porto bezahlt hat - der eine bis zur Grenze - der andere ab Grenze . Warum da noch eine Vergütung ?

    Hallo Lulu

    Diese Frage habe ich übersehen.

    Warum es zu Vergütungen kam ist wohl vieles. In diesem Fall hat glaube ich T&T die Verantwortung von Grenzpunkte bis Strasbourg genommen. Grenzpunkte war zum Beispiel Canstatt, Radstatt und Rheinhausen, also ein Bisschen von Strasbourg selbst entfernt. Jemand musste also den Arbeit machen und jemand musste es bezahlen.
    Warum Frankreich es so gewollt hat kenne ich nicht, aber wie ich es verstanden habe war es nach Frankreichs Wünsche. Die Details kenne ich überhaupt nicht.

    Viele Grüsse
    Nils