Frankreich - Bayern Postvertrag vom 1.7.1847

  • Liebe Freunde,

    der Fürst hat geantwortet - leider war es nicht die Antwort, die zu erhalten ich gehofft hatte:

    "Sehr geehrter Herr B.,

    bei der Gräfin (geb.Harriet Piggot Gräfin Salisbury) zu Sayn-Wittgenstein-Sayn handelt es sich um die Witwe des 1846 verstorbenen Grafen Gustav. Er war der letzte der gräflichen Linie Sayn-Wittgenstein-Sayn. Sie hat sich 1605 von den anderen heute bestehenden Linien abgespaltet. Deswegen haben wir auch kein diesbezügliches Archiv, in dem wir nach der Handschrift oder dem Siegel des Absenders forschen könnten. Beeindruckend ist, dass als Adressangabe damals „München“ reichte!

    Mit freundlichen Grüßen
    Ihr
    Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein
    Schlossstr.100
    D-56170 Bendorf-Sayn"

    Meine Antwort hierzu:

    "Sehr geehrter Fürst,

    haben Sie vielen Dank für Ihre prompte Antwort - die genealogischen Verhältnisse Ihres Fürstenhauses sind sehr vielfältig und für einen Posthistoriker wie mich nicht immer leicht zu durchschauen.
    Es ist schade, dass man dem Siegel keinen Absender zuordnen kann, aber vlt. lande ich noch einen Glückstreffer, denn es dürfte in diesem Zweig der Familie jemand im Januar 1858 gestorben sein und das heraus zu finden wird mein Ziel sein.
    Die Adressangabe "München" war noch bis in die 1860er Jahre üblich, ohne eine genaue Lokalität (Straße, Hausnummer, Stadtteil) angeben zu müssen, weil die Post ihre Residenten kannte. Bei einer solch prominenten Persönlichkeit wie der Gräfin hätte man noch Jahrzehnte später keine weitere Präzisierung benötigt, um die Briefe ungesäumt zugestellt zu bekommen.

    Herzliche Grüsse,
    Ralph B."

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ich habe gestern über dem Siegel ganz die Zeit vergessen. Noch am 0:55 habe ich gegoogelt und schlussendlich BK und auch mich selbst verflucht. Warum aber auch bin ich so neugierig ....

    1. der Schreiber selbst ( vom Umschlag) ist auf jedenfall kein Franzose sondern deutsch-stämmig. Franzosen schreiben anders
    2. das Siegel ist sehr ausgeprägt: der drapierte Umhang oben zur Krone stilisiert. Dann wie Filigrana bemerkt hat wichtig der Orden. Es gibt nicht so viele Adelshäuser die einen Orden eingebaut haben ( zum Beispiel Schaumburg-Lippe).
    3. die Mittelpartie ist wiederum sehr markant.

    Eine Suche rund um das Datum bringt glaube ich nicht den richtigen Erfolg. Es fragt sich wie lange haben die Edlen bei Sterbefall schwarz "gesiegelt"? Demnach erfolgte der Sterbefall vielleicht schon im Dezember 1857. BK muss meiner Meinung nach seine Suche beim Hochadel ansetzen. Den Adel ist nicht gleich Adel darauf deutet das Siegel hin! Also das Umfeld der Sayn Wittgensteins filtern und sich die Wappen der einzelnen Häuser einzeln ansehen.

    Das Original in Händen halten wäre jetzt hilfreich. Ich habe aber so das Gefühl Bayern Social hat eine zündende Idee

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Liebe Lulu,

    vielen Dank für deine Mühe und das Schreiben deiner Gedanken.

    Ich habe alles versucht - leider Fehlanzeige.

    Der Sterbefall kann natürlich weit vorher gelegen haben - wenn ein Familienmitglied in Rußland starb, kam die Post erst 4 Wochen später nach Marseille und dann könnte es auch Dez. 1857 gewesen sein, das ist richtig. Aber ich habe um dem Jan. 1858 leider gar nichts gefunden. Vlt. ist auch nur ein uns unbekannter Freund des Absenders gestorben, dann siegelte man auch (i. d. R. ein Vierteljahr lang) schwarz.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ich habe aber so das Gefühl Bayern Social hat eine zündende Idee


    Liebe Lulu, lieber Bayern Klassisch,

    gerne würde ich hier weiter helfen, aber erkältungsbedingt läuft bei uns hier alles nur auf "Notbesetzung" ;(:S

    Was ich aber als sehr schwierig erachte ist über den Trauerfall zum Absender zu finden, denn bei drei Monaten (der üblichen amtlichen Trauerzeit) und den typischen Verknüpfungen der damaligen Herrschaftshäuser können sehr schnell hunderte oder mehr Familienangehörige in Frage kommen und das wird sehr schwierig, es sei denn Glück kommt hinzu.

    Wenn es eine Stelle gäbe, die alle adligen Todesfälle archiviert hat sähe das natürlich anders aus, aber m.W, gibt es die nicht, oder weiss da jemand etwas mehr dazu.....?

    Aber das knobeln hat der Liebe @BK jetzt gratis zu dem tollen Stück noch hinzu bekommen, macht das nicht am meisten Spass.... :P:thumbup:

    PS: Und wie oft hat man sonst Grund zu fürstlicher Korrespondenz ;)^^

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Liebste Lulu,
    die Suche bring leider keine Ergebnisse. Zur wenig Anhalts Punkte, zur viele Möglichkeiten..
    Bei Wappen von der Hause Schaumburg-Lippe kann es um die Darstellung Lippische Rose gehen, und nicht nur Orden wie ich dachte...
    Schade...diese Frage bleibt vermutlich unbeantwortet..

    PS: Das so neugierig bist, ist was tolles..steht sogar in unseren Sternzeichen.. :P
    LG F

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • @ Filigrana

    ich habs gestern noch einmal mit dem Wappen probiert - vvvvvverflixt! Aber manchmal tut es ein Zufallstreffer und (schon) ist der Fall gelöst


    in Punkto Sternzeichen  :thumbup:

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Liebe Freunde,

    erneut ist es mir gelungen, in der französischen Markenzeit einen barfrankierten Brief nach Bayern aufzutreiben. Geschrieben in Nancy am 10.1.1850, lief er am 11.1.1850 über Strasbourg, um am 13.1.1850 in Augsburg einzulaufen, wohin er auch gehörte.

    Die Aufgabepost hatte zuvor 5 Decimes auf der Siegelseite kassiert und notiert, dies mit dem P.D. - Stempel in roter Farbe dokumentiert und mit 9g das Gewicht der 2. Gewichtsstufe notiert - aber dann hätte er 10 Decimes kosten müssen, weil Briefe in Frankreich nur bis 7,5g einfach waren. Oder bedeutete die 9 etwas anderes? Wenn ja, aber was?

  • Hallo Emmanuel,

    vielen Dank für deine Antwort - ich frage mich nur, warum man immer nur kleine Zahlen findet? Einstellige bis niedrig zweistellige, auch von größeren Postämtern. War das Briefaufkommen so gering dort? Es müsste doch auch mal eine 50 oder 100 auftauchen, aber so hohe Zahlen habe ich noch nie gesehen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Emmanuel,

    das ist ein Argument - höhere Zahlen als ca. 15 kenne ich nicht, aber ich werde mal aufpassen, wie hoch ich komme. ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    ich denke, daß folgende Briefhülle nach dem Postvertrag von 1847 ist. Absendeort kann ich nicht lesen. Der Brief ging nach Annweiler in der Pfalz mit Durchgangsstempel Zweibrücken. An Porto fielen für den Emfänger 6 Kreuzer an. Die Spezialisten werden weiteres dazu wissen.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    das ist der 4. Brief aus dieser Korrespondenz - und alle sehen gleich aus!

    OR = "Origine Rurale" = Der Brief kam also vom Landbereich, nicht der Stadt.

    Aufgabestempel: Sarreguemines = Saargemünd. Weil es kein Brief des lokalen Paketschlusses "Baviere - Sarreguemines" war (er lief ja nach Annweiler), musste er wie ein normaler Brief in die Pfalz geleitet werden.

    DEP. LIMIT. = Departement Limitrophe = Nachbarbezirk = portobegünstigt, daher nur 6 Kr. Gesamtporto für den Empfänger.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen frankierten Brief aus Strasbourg an die Firma Stocké in Ludwigshafen am Rhein, der eigentlich nichts besonderes ist. Nur muss man wissen, dass die meisten Strasbourger Firmen ihre Post nach Bayern und andere Postvereinsstaaten gerne im nahe gelegenen Kehl aufgaben, was ihnen regelmässig viel Geld sparte.

    Hier am 29.8.1857 war das nicht so - man frankierte mit 40 Centimes nach dem Postvertrag vom 1.7.1847 bis 30.6.1858. Aber halt - was kosteten denn Briefe damals von ganz Frankreich in die bayer. Pfalz? Richtig - 30 Centimes, nicht 40. Nicht nur, dass er sich so nichts sparte (Brief bis 7,5g), sondern er verschenkte noch 10 Centimes = 3 Kreuzer durch diese Überfrankatur.

    Bei einer Postaufgabe in Kehl hätte er als Frankobrief nur 6 Kreuzer bezahlen müssen (Postverein über 10 - 20 Meilen, Gewicht aber bis 15,625g).

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    der folgende Brief ist für mich nicht ganz schlüssig und ich erbitte mir hier ein wenig Hilfe. Danke dafür schon im voraus.

    Aufgegeben vom Bürgermeister ("maire") der Stadt Charlieu am 12.9.1851 an den Bürgermeister der Stadt Bayreuth. Als Zeichen der Portofreiheit als Dienstbrief schlug man vorn und hinten das Dienstsiegel des Bürgermeisters ab.

    Er lief über Lyon am 13.9. zur Bahnpost Basel - Strasbourg (14.9.), dann bei Kehl über die Grenze nach Baden und weiter über Frankfurt, Kassel, Erfurt, Halle, Leipzig, Zwickau, Plauen und Hof nach Bayreuth, wo er am 17.9. ankommt.

    Trotz französischem Stempels P.P. = Port Payé (Gebühr bezahlt, hier wohl eher für keine Gebühren von den Beteiligten zu bezahlen), notierte man siegelseitig, wenn ich es recht lese: "pesé 10 grammes ??? 60 c(entimes)" und vorn oben links auch 10g.

    Kann jemand das fehlende Wort lesen? Es müsste dann heißen: Gewicht 10 Gramm ??? 60 Centimes. Aber warum wog man den portofreien Brief und notierte 60 Centimes hinten, die Bayern gar nicht vergütete?

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,

    könnte es vielleicht percev(oir) (kassieren, vereinnahmen) heissen?

    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,

    danke für deine Lösung - das könnte so sein! Aber wenn sie etwas kassiert hätten, hätten sie es doch mit Marken kleben können, oder bar siegelseitig notieren müssen.

    Bei gewöhnlichen Frankobriefen war ja auch das Franko für Bayern zu vergüten - das fehlt hier auch (wenn es überhaupt entrichtet wurde, was ich nicht glaube). Es bleibt schon ein kleines Rätsel ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Ralph,

    Der genaue Satz ist " pesé 10 grammes perçu 60 c ". Hier, handelt es sich also einer (teil)Frankobrief (bis zur Grenze?).
    Im 1851 ist man noch am Anfang der Marke in Frankreich Man ist also nicht verpflichtet, sie zu benutzen. Man kann auch einen Brief bar frankieren.

    Viele Grüsse.

    Emmanuel.