Muster ohne Wert (MoW)

  • Hallo zusammen,

    interessante Stücke, die hier gezeigt werden. Da will ich mich gerne anschließen:

    "Muster ohne Wert" von Erfurt am 20. November 1817 nach Bozen.
    Wer kann mit dem Leitvermerk "franco Efferdingen" etwas anfangen ? Ein "Efferdingen" habe ich nicht gefunden, lediglich ein "Eferding" in der Nähe von Linz. Warum wurde gerade dieser Ort gewählt ? Auch komme ich mit der Taxierung nicht klar. Bis wohin hatte der Absender tatsächlich bezahlt und was musste der Empfänger noch berappen ?

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Lieber Altsax,

    ein tolles Stück - Traumbrief. Hat man innerhalb Sachsens die Moderationen, wie sie für den Postverein vorgesehen waren, 1 zu 1 umgesetzt?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hat man innerhalb Sachsens die Moderationen, wie sie für den Postverein vorgesehen waren, 1 zu 1 umgesetzt?

    Lieber bk,

    nach der Posttaxordnung von 1850, deren Struktur stark von den Regeln des Postvereinsvertrages beeinflußt war, galt für Mustersendungen bis 2 Loth incl. das einfache Briefporto. Für Sendungen mit höherem Gewicht wurde die Packereitaxe angesetzt, die mindestens der doppelten Brieftaxe entsprach.

    Liebe Grüße

    Altsax

  • Lieber Altsax,

    viele Dank für die Info - die Frage hatte den Hintergrund, weil ich mehr MoW - Briefe von Sachsen nach außerhalb gesehen habe, als Briefe mit MoW innerhalb Sachsens.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    die einfache Taxe beträgt 3 Ngr. für den 3. vereinsländischen Entfernungsbezirk zzgl. 2 Ngr. für den 2. dänischen.
    Die Progressionsstufen entsprechen den vereinsländischen, also Sprünge von 1 Loth für Briefe und solche von 2 Loth für Mustersendungen.

    Die Umsetzung einer Zusatzbestimmung des Vertrages, die in meiner Taxzusammenstellung leider nicht erläutert ist, würde mich noch interessieren:

    Mustersendungen mit Gewichten oberhalb von 3 Loth waren mit der Fahrpost zu befördern. Die gezeigte Vorderseite stammt von einer Mustersendung mit 3 1/2 Loth Gewicht, ist aber ausweislich der Markenfrankatur sächsischerseits als Briefsendung spediert worden. Eine Trennung von Brief und "Anhang", die dem Fahrpostablauf eigen war, kam insofern nicht in Betracht, weil keine Zuordnungskennzeichnung ersichtlich ist.

    Entweder ist diese Sendung also auch in Dänemark mit der Briefpost befördert worden, oder ist dort die Fahrpost anders organisiert gewesen.

    Vielleicht kann ein Kenner der Verhältnisse das noch erläutern?

    Beste Grüße

    Altsax

  • Lieber Altsax,

    auch wenn ich kein Kenner der sächsisch - preußisch - dänischen Postverhältnisse bin, möchte ich antworten.

    Dein Brief lief nach dem PV Dänemarks mit Preußen vom 19.12.1853, in Kraft ab dem 1.2.1854.

    Unter dem Punkt 7) wurden Waarenproben und Muster zusammengefasst:

    "Waarenproben und Muster dürfen nach Dänemark der Zollverhältnisse wegen nur bis zu dem Gewicht von 3 Loth mit der Briefpost befördert werden, und haben bis zu dem Gewichte von 2 Loth das einfache und über 2 Loth das doppelte Briefporto zu entrichten, wenn die Waarenproben etc. auf erkennbare Weise verpackt sind und der denselben beigefügte Brief das Gewicht von einem Loth nicht übersteigt."

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bk,

    der von Dir zitierte Text findet sich wörtlich auch in der sächsischen Postverordnung, die zu diesem Vertrag ergangen ist. Die Frage bleibt aber offen, wie die dänische Post mit einer Briefsendung verfuhr, die nach deren eigenen Bestimmungen eine Fahrpostsendung zu sein hatte.
    Wenn Fahrpostsendungen in Dänemark behandelt worden sind wie in Sachsen, also vom Empfänger unter Vorlage des Begleitbriefes abzuholen waren, dann hätte im vorliegenden Falle der Empfänger in andere Weise als mittels Begleitbriefes benachrichtigt worden sein müssen. Möglicherweise gab es dazu Verfahrensvorschriften - genau denen gilt mein Interesse.

    Liebe Grüße

    Altsax

  • Lieber Altsax,

    zunächst gilt es fest zu halten, dass die Aufgabepost sich nicht an die Vorschrift hielt - womöglich aus Unkenntnis des Vertrages. Dänemark hat seine 4 Ngr. Weiterfranko akzeptiert (Fahrpost war ja i. d. R. günstiger, als Briefpost). Die Zollvorschriften, die hier angesprochen wurden, scheinen dort restriktiv gehandelt worden zu sein, weil man wohl jede Sendung über 3 Loth als Wareneinfuhr ansah, für die Abgaben zu entrichten waren.

    Ich hoffe, der liebe Jörgen kann uns das damalige Procedere in seiner Heimat schildern. Eine PN hat er schon erhalten.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Altsax,

    wenn du den mal nicht mehr lieb hast, ich hätte ihn liebend gerne bei mir. :P

    Unterfrankierte MoW - Briefe sind fast so selten, wie unfrankierte. Von beidem hätte man gerne viele, aber es gibt sie leider nicht.

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    P.S. Das ist die Variante, die noch "relativ häufiger" vorkommt. Ich habe nur einen MoW - Brief bisher gesehen, bei dem das Gewicht von Brief und Muster zusammen gestimmt hatte, aber der Brief allein war über 1 Loth schwer, mit dem Muster aber noch immer unter 2 Loth, so dass die Sendung als unterfrankiert galt. Aber vlt. hast du so etwas ja auch, muss ja nicht nach Bayern sein (so schön das auch wäre). :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Altsax.

    Ein schönes Muster ohne Wert nach Dänemark.

    Ich habe versucht zu finden der dänische Porto aber leider kann ich nichts finden Portostufen für MoW. Der Porto für Brief war 16 Schillinge dän zwischen 3 ud 4 Loth und für Drucksachen 4 Schillinge dän bis 4 Loth. Hoffentlich dieser Dir ein bischen helfen. Ich habe versucht in das dänische Geselschaft für Postgeschichte, leider ohne Glück.

    Viele Grüße, Jørgen

  • Hallo Jörgen,

    vielen Dank für Deine Mühe. Wenn Du die Problematik im Hinterkopf behältst, ergibt sich vielleicht später eine Lösung.

    Nachfolgend noch ein Musterbrief ins Ausland. Bei Versand über Österreich nach Italien galten die gleichen Regeln wie innerhalb des Postvereins, also Beibehaltung der Brieftaxe bei Verdopplung der Gewichtsgrenzen jeder Progressionsstufe.

    Beste Grüße

    Altsax

  • Lieber Altsax,

    bei deinem tollen Brief scheint ja einiges in die Hose gegangen zu sein. Könntest du ihn bitte beschreiben?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber bk,

    "in die Hose gegangen" ist nicht allzu viel. Es wurde lediglich das Weiterfranco von 2 auf 1 1/10 Ngr. korrigiert. Den Vermerk "2f" lese ich als "zweifach", was allerdings mißverständlich ist, da die Frankatur einem "einfachen" Musterbrief entspricht.

    Die Taxe richtet sich nach dem zwischen Österreich und Modena im Jahre 1852 geschlossenen Vertrag und beträgt neben dem Postvereinsfranco von 3 Ngr. 3 Xr resp. 1 1/10 Ngr. Für Mustersendungen gilt der Progressionssprung von 2 Loth zu 2 Loth.

    Die Besonderheit dieses Briefes besteht darin, daß der Aufgeber rechnen konnte: Nach den sächsischen Bestimmungen waren Portospitzen von Pfennigen durch eine 3 Pfg. Marke darzustellen. Nahezu alle erhalten gebliebenen Modena-Briefe sind deshalb mit 4,3 Ngr frankiert. Durch die Kombination mit der 1/2 - Ngr. Marke war die exakte Frankaturdarstellung möglich.

    Liebe Grüße

    Altsax

    2 Mal editiert, zuletzt von Altsax (19. Februar 2012 um 11:59)

    • Offizieller Beitrag

    Muster ohne Wert" von Erfurt am 20. November 1817 nach Bozen.
    Wer kann mit dem Leitvermerk "franco Efferdingen" etwas anfangen ? Ein "Efferdingen" habe ich nicht gefunden, lediglich ein "Eferding" in der Nähe von Linz. Warum wurde gerade dieser Ort gewählt ? Auch komme ich mit der Taxierung nicht klar. Bis wohin hatte der Absender tatsächlich bezahlt und was musste der Empfänger noch berappen ?

    Hallo PK

    Der Brief habe ich hier beschrieben:

    Preußen - Österreich


    Zu der Muster ohne Wert. Eine Begünstigung für Muster Ohne Wert kam es in Österreich erst in 1842 nach meine Quellen.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo zusammen!

    Einen Brief der erst auf den zweiten Blick in diese Kategorie passt möchte ich euch hier vorstellen:

    Ein Brief aus Nürnberg (mit einem nicht allzu häufigen roten Einzeiler) an die Firma Weiß und Söhne in Langensalza, teilfrankiert bis Gotha aus dem Jahr 1786. Einen Mustervermerk trägt er nicht, allerdings befinden sich im inneren mehrere Stellen an welchen einmal Siegellack gehaftet hat. Auf einer dieser Stellen haftet noch eine kleine Stoffprobe.

    Ähnliche Briefe an die gleiche Adresse wurden schon in diesem Thema ab Beitrag 6 und hier gezeigt.

    Viele Grüße,

    Nacktnasenwombat

  • Hallo Nacktnasesnwombat,

    im Feuser ist dieser Stempel unter der Nr. 2547-2 mit 200 DM schwarz und 300 DM rot gelistet. In rot habe ich ihn noch nicht gesehen, daher halte ich die Differenz von 50 Euro für einen besseren Witz.

    Ganz seltenes Stück und - Respekt - du hast entweder ein gutes Auge oder ein feines Händchen, dass du das ertasten konntest. Oder vlt. doch beides? ;)

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.