Stempel Gebühr Bezahlt

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Ich will Heute einen Brief zeigen, der lokalpostgeschichtlich interessant ist. Herr Grasmann in Vilsbiburg hat es so beschrieben:

    Schönberg ist ein Ort,

    der sich heute in Oberbayern, nahe der Grenze ehemaliger Landkreis
    Vilsbiburg und Mühldorf/Oberbayern befindet. Postalisch wurde die
    Poststelle vor und kurze Zeit nach dem II. Welkrieg vom Postamt
    Vilsbiburg mit Postdenungen versorgt, was mit der der Überlandpost, den
    so geannten Landkraftwägen geschah. Es war auch beschränkte
    Personenbeförderung mit diesen Fahrzeugen möglich.



    Auf der Brief ist es 12 Pfennige mit Bleistift notiert geworden, und der Brief ist somit korrekt frankiert geworden.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    wenn ich Dir noch ein paar Informationen zu Deinem Beleg geben darf.....

    Es handelt sich um eine Barfrankatur, gekennzeichnet mit Gebührenstempel.
    Nach der Katalogisierung bei Michel handelt es sich um die Nr. B 1c.
    Die Gebührenstempelung mit Langstempel ohne Umrandung und abgekürztem Wort "Gebühr" ist etwas besser.

    Eines möchte ich aber noch wissen: Bist Du sicher, daß die Notation auf dem Brief "12 Pf" bedeuten soll ?
    Meine Vermutung geht eher in Richtung 12 oder 19 g für die Gewichtsangabe. Damit ist es ein einfacher Fernbrief.
    Der Sinn der Barfrankatur war doch gerade, weitere Notierungen entbehrlich zu machen.
    Oder liege ich da falsch ?

    Gruß
    KJ

    Beste Grüße

    Einmal editiert, zuletzt von Kontrollratjunkie (31. März 2015 um 15:58)

  • Hallo in die Runde,

    ich lese 19g. Vlt. hat man das Gewicht angemerkt, wenn es "eng" wurde (war die Gewichtsgrenze 20g?).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo kontrollratjunkie und bayern klassisch

    Ja, es kann durchaus sein dass es die Gewichtsangabe ist. Ich habe es wohl automatisch als die Portoangabe gesehen und das Schreiben gar nicht genauer studiert. 19 Gram war ja die Gewichtsgrenze für einen einfacher Fernbrief.

    Ich wusste übrigens nicht dass Michel die Stempeln bewertet habe. Hier muss es ein enormen Vielfalt geben.

    Danke für die Antworte :) :)

    Viele Grüsse
    Nils

  • Liebe Freunde,

    Nils war auf der richtigen Spur. Das Zeichen hinter der 12 ist das alte Zeichen für "Pfennige", siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Pfennig.

    Barfreimachung war laut Allgemeiner Dienstanweisung für Post und Telegraphie (ADA) von 1940 (V,2
    §6) nur vorgesehen, falls der Raum auf Sendungen oder Paketkarten zum Aufkleben von Freimarken nicht ausreichte und nur bei zwingendem Bedürfnis. Erstaunlich ist die doch recht einheitliche Handhabung nach dem Zusammenbruch, um die markenlose Zeit zu überbrücken.
    Es war nicht der Sinn der Barfreimachung, sich weitere Notationen wie die des bezahlten Frankos zu ersparen. Am Anfang folgte man der Vorschrift üblicherweise sehr genau, bis hin zum Beisetzen der Namensparaphe seitens des/der Ausführenden am Schalter. Das schliff sich erst mit Fortdauer der Notmaßnahmen ab, weil sonst ein geregelter Schalterbetrieb wohl nicht mehr möglich gewesen wäre.


    Viele Grüße aus Erding!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Erdinger

    Besten Dank für die Aufklärung hier.
    Dann waren meine Augen richtig eingestellt :)

    Und danke für den Link. Jetzt verstehe ich auch warum es ist wie es ist. Es ist kein PF sondern ein d wir sehen. Wie wir es auf die englische Briefmarken es sehen konnte.

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Der lieber Erdinger hat mich dieser Brief geschaffen, der mich sehr gut gefallen hat. :)

    Nicht nur zeigt es ein Stempel der ich noch nicht habe, dazu in eine Gebührenperiode wo ich bis jetzt lehr bin.
    Der Brief aus Dietelskirchen lief nach Vilsbiburg und von dort weiter nach Passau. Der Absender musste 20 Pfennige bezahlen. Für mich ist es erstaunlich dass es noch Markenmangel war. Mich hat es jetzt aber gefreut :)

    Viele Grüsse
    Nils

  • Verehrte Freunde,

    sehr viele erhaltene Gebühr-bezahlt-Belege sind Eduard Peschl aus Passau zu verdanken, der Stücke aus verschiedenen Geschäftsfeldern und -tätigkeiten (Brauerei, Infla-Prüfungen, Handwerkskammer) archivierte.
    Umso mehr freut es einen Bayern-lastigen Heimatsammler, wenn man Material bekommt, das nicht aus dieser Quelle stammt (im Jahr 2000 wurde Peschls Nachlass bei HBA versteigert).

    Der erste Brief ist ein Ortsbrief oder eine innerorts versandte Drucksache (die bezahlte Gebühr wurde vorschriftswidrig leider nicht vermerkt - die Todesanzeige für einen gegen Ende des Krieges gefallenen Geistlichen liegt noch ein, der Umschlag ist unverschlossen), also wurden 3 bzw. 8 Pfennige fällig. Aufgabedatum: erster Weihnachtsfeiertag!

    Der zweite Brief ist ein Ortseinschreiben, wie die diesmal vermerkte "38" (8 Pfennige für den Ortsbrief, 30 Pfennige für die Einschreibgebühr) belegt. Der R-Zettel stammt von einem Selbstbucher ("L"), lässt sich aber bisher keinem Unternehmen oder keiner Behörde sicher zuordnen, weil nach dem Krieg wahrscheinlich Aufbrauch durch die Post stattfand.

    Der dritte Brief ist ein Fernbrief der ersten Gewichtsstufe bis 20 g ("12"), der vierte einer der zweiten bis 100 g ("24").

    Viele Grüße aus Erding!

  • Lieber Nils,

    danke für die freundlichen Worte - solche Quartette kommen davon, wenn man eine Zeitlang alles mitnimmt, was man kriegen kann.
    Bisher kann ich nur einen weiteren Selbstbucher-R-Zettel mit einem kleinen "w" aus dem Jahr 1944 in Erding nachweisen.
    Ob die Kennungen von der Post nach Wunsch oder doch eher alphabetisch (nach Eingang der Anträge?) vergeben wurden, weiß ich (noch) nicht.
    Bei einem meiner nächsten Besuche in der Philatelistischen Bibliothek steht das Thema "R-Zettel" ganz oben.

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Lieber Nils,

    mein bisheriger Kenntnisstand, der sich im Wesentlichen auf das "Handwörterbuch des Postwesens" (1953) stützt:
    Ziel war, den Schalterdienst zu entlasten, indem man Großkunden der Post die Möglichkeit des Selbstbuchens eröffnete.
    Bei Einschreiben war dies seit 1902 möglich.
    Die Post stellte die bedruckten R-Zettel und ein Einlieferungsbuch zur Verfügung.
    Die R-Zettel wurden für jeden Einlieferer durch individuelle Unterscheidungsbuchstaben(-kombinationen) gekennzeichnet.
    Der Einlieferer war an ein bestimmtes Postamt gebunden, hier wurden dann die aufgelieferten Stücke mit dem Einlieferungsbuch verglichen und auf den Weg gebracht.

    Wie die Vergabe der Unterscheidungsbuchstaben (alphabetisch?) genau gehandhabt wurde, weiß ich leider noch nicht.
    Bei Paketzetteln war für Selbstbucher sogar der Eindruck von Firmennamen möglich.

    Ich hoffe, das hilft uns schon ein bisschen weiter.

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

    • Offizieller Beitrag

    Ich hoffe, das hilft uns schon ein bisschen weiter.

    Hallo Erdinger

    Ja, es hilft - eine grosse Menge :) :)

    Aber Frage habe ich noch dazu. Wer konnte Entscheiden ob ein Absender die Selbsteinschreibung benutzen dürften oder nicht?
    Kennt man überhaupt wie umfassend dieser Praxis war?

    Viele Grüsse
    Nils

  • Lieber Nils,

    ein potentieller Selbstbucher konnte einen Antrag stellen. Hielt ihn die Post für vertrauenswürdig, wurde von ihr die Genehmigung erteilt.
    Beide Seiten konnten die Teilnahme jederzeit aufkündigen.

    Noch ein paar Hinweise gibt es hier, wenn auch nicht konkret zu R-Zetteln.
    http://www.bdph.de/forum/showthread.php?11304-Selbstbucher


    In welchem Umfang das Verfahren wahrgenommen wurde, weiß ich leider nicht. Für größere Unternehmen war es auf jeden Fall interessant.
    Ab 1951 versuchte die Post, Selbstbucher zu werben, indem sie eine Vergütung von 3 Pfennigen je aufgeliefertem Stück gewährte, weil die Arbeitsersparnis am Schalter doch erheblich war.

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!